Die Lügen des David Splane, Mitglied der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas, anlässlich seiner Ansprache zu 50.000 Zeugen in Portugal
Als sich Geoffrey Jackson in Australien vor der Royal Commission bis auf die Knochen blamierte dachten viele Zeugen Jehovas, das Ende der Peinlichkeiten wäre erstmal erreicht, aber weit gefehlt. David Splane, ebenfalls ein Mitglied der leitenden Körperschaft und, wie auch seine Gesinnungsgenossen, in direktem Dialog mit dem heiligen Geist setzte noch einen drauf. Anlässlich einer der regelmäßigen Visiten des US-Vorstands der Zeugen Jehovas, eröffnete er seine Ansprache mit einer für sie sehr unangenehmen Nachricht: REDUZIERUNG der Mitarbeiter.
Das allerdings wissen Jehovas Zeugen seit geraumer Zeit. Nichts Neues unter der Sonne also? Dann sollte sich der geneigte Leser einmal David Splane`s Auslassungen zum Thema Kindesmissbrauch in Portugal zu Gemüte führen. Reportage überschattet den Besuch des portugiesischen Zweigs.
David Splane, Mitglied der leitenden Körperschaft, besuchte Anfang November das Bethel in Portugal. Der Zweck dieser regelmäßigen Besuche ist, Informationen zu sammeln und sicherzustellen, dass der Zweig entsprechend der Anweisungen der leitenden Körperschaft handelt.
David Splane gab auch strukturelle Änderungen bekannt. Er bestätigte die Gerüchte über Einschnitte bei der Anzahl an Bethelmitarbeitern und die Abschaffung von Sonderpionieren – beides betrifft Portugal und die portugiesischsprachigen Länder.
Die Anzahl der Freigestellten – entlassen oder überflüssig geworden – als Ergebnis der Einsparungsmaßnahmen ist erheblich. Ungefähr 30% der Bethelmitarbeiter werden die Bethelfamilie verlassen und in ihren vorherigen Versammlungen dienen. Gleichfalls werden viele Sonderpioniere, die in Portugal und auf den Inseln verstreut sind, überflüssig. Die Inseln schließen Madeira, die Azoren, Kap Verde, São Tomé und Príncipe ein. Es muss entmutigend sein, einen lebenslangen, sicheren Arbeitsplatz zu verlieren welchen man ergriffen hat um das Königreich an erste Stelle zu setzen. Kein Zweifel, viele fühlten sich unter den Flügeln der Organisation sicher, welche jetzt unter JW.ORG firmiert.
David Splane machte die Ankündigung am Sonntag, den 1. November 2015 (per Internetstream aus dem Bethel in Carnaxide), zu rund 50.000 Zeugen Jehovas im gesamten portugiesischen Territorium und afrikanischen Ländern in denen Portugiesisch die Amtssprache ist.
Der Besuch Splane’s in Portugal und den dazugehörigen Ländern fiel mit der bedeutenden Reportage „Im Schatten der Sünde“ zusammen, welcher im portugiesischen Sender TVI ausgestrahlt wurde und von der Enthüllungsjournalistin Ana Leal produziert wurde.
Die Dokumentation welche am 18. Oktober 2015 gezeigt wurde, zeigte das erste Mal im portugiesischen Fernsehen – die gefährliche Auswirkungen der Regeln bei Umgang mit Kindesmissbrauch unter Zeugen Jehovas, deren Umgang mit häuslicher Gewalt und andere schädliche Verfahrensweisen.
Diese Reportage führte zu vielen Anfragen von Zeugen Jehovas im Bethel, welche diese Reportage gesehen hatten. Ihnen wurde durch das Zweigbüro mitgeteilt, dass es sich um Lügen von Ausgeschlossenen handelt. Schon am Anfang der Ansprache von Splane erwähnte er Berichte in denen schlecht über Zeugen Jehovas geredet wird. Klar war der Zweck dieser Warnung zu erkennen, welche die Ängste der Zuhörer beruhigen sollte, welche durch die Reportage zur besten Sendezeit aufgeschreckt waren.
In dem Bemühen, von den Fehlern bei Kindesmissbrauch und anderen Fehlern welche erwähnt wurden abzulenken, deutete David Splane an, dass es schlechter Journalismus sei, wenn nur eine Seite zu Wort kommt. Sein Kommentar war ein direkter Hinweis auf die TVI Dokumentation und die Enthüllungsjournalistin Ana Leal. Splane sagte, „schließlich, es gibt immer zwei Seiten bei einem Bericht, und ein Journalist der sich nicht nach Fakten erkundigt und nur eine Seite anhört, arbeitet unprofessionell. Ein Journalist der so handelt, sucht nur nach einer Sensationsgeschichte, und dadurch wird es nur zu einem schlechten Bericht und nicht zu einem Tatsachenbericht.“
Es stimmt, guter Journalismus und auch ethische Ansprüche erfordern, das die Ansichten beider Seiten wiedergegeben werden, damit sich der Leser, Zuschauer oder der verwunderte Beobachter seine eigene Meinung bilden kann.
Was David Splane den 50.000 Zeugen Jehovas nicht erzählte, dass …
- für die Reportage die bekannte und mit Preisen ausgezeichnete Journalistin Ana Leal verantwortlich war,
- die Journalistin um Unterstützung durch die Zeugen bat, indem sie sich an das Bethel wandte, damit es eine Stellungnahme zu dem gesamten Bericht geben konnte,
- sie die Videos und Aufzeichnungen vor der Veröffentlichung zum Kommentieren zur Verfügung stellte,
- sie verschiedene Versammlungen gebeten hatte, an der Dokumentation teilzunehmen,
- sie bereit war, positive Erfahrungen über das Leben als Zeuge Jehovas zu erwähnen.
Die Ansprache von Splane war der arglistige Versuch Zweifel an der Glaubhaftigkeit der Journalistin zu wecken. Seine Intentionen wurden in der Aussage deutlich: „ … und so lassen wir Dinge üblicher Weise wie sie sind und den Bericht sterben.“
Das Bethel in Portugal veröffentlichte keine Stellungnahme, oder äußerte sich zustimmend oder ablehnend zu der Reportage. Alle angefragten Zeugen lehnten es ab, mitzuwirken oder zu sprechen. Dies wurde zum Schluss durch die Kommentatorin Judith de Sousa deutlich betont: „TVI versuchte mit der Organisation der Zeugen Jehovas über die Vorwürfe zu reden, aber sie lehnten ab.“
Die Journalistin Ana Leal war über die schäbige Aussage von David Splane, welche ihre journalistische Integrität angriff, unzufrieden. Nachdem sie die Ansprache von Splane hörte, sagte sie: „Es ist beeindruckend zu erkennen, wie Zeugen Jehovas durch ihre Anführer manipuliert werden.Splane versucht offensichtlich, jeden Bericht als unvollständig und voreingenommen darzustellen, welcher nicht beide Seiten einer Geschichte wiedergibt.“
Nachdem sie die Ansprache von Splane und die Kommentare bezüglich ihres Reports gehört hatte, ging sie erneut zum Bethel um mit einer Filmcrew eine Gegendarstellung aufzunehmen. Sie wollte klar beweisen, dass das Bethel ein Interview ablehnte. Ana Leal filmte außerhalb des Bethels und bat um eine Antwort. Sie wurde ins Bethel eingeladen und wartete 30 Minuten auf eine Stellungnahme.
Letztlich kam der Vorsitzende des Zweigkomitees, Pedro Candeias, und sagte: „Wir haben nichts hinzuzufügen.“ Der Journalistin Ana Leal und dem Team ist jetzt absolut klar, warum die Führung versucht ihre Glaubwürdigkeit zu untergraben. Die Taktik der leitenden Körperschaft ist klar: Sie wollen die Dokumentation „sterben“ lassen. Aber diese Taktik wurde bereits im portugiesischen Fernsehen erwähnt.
Jetzt steht die Dokumentation mit englischen Untertiteln zur Verfügung und kann so viel weiter verbreitet werden. Die leitende Körperschaft muss sich neue Strategien überlegen um Missbrauchsopfer und Journalisten die Fehler aufzeigen, zum Schweigen zu bringen.