Jehovas Zeugen – Wie ein Kind gezwungen wurde, der Gemeinschaft beizutreten

Warnung: Der Bericht enthält erlebte Schilderungen über körperliche und sexuelle Gewalt. Ein Lebensbericht von *Nadine aus Nordrhein-Westfalen, Deutschland, eingesandt und zur Veröffentlichung freigegeben am 24. Oktober 2020; die Namen wurden aus Datenschutzgründen geändert.

Wie alles anfing

Als Kleinkind ist man selten unglücklich. Besonders bevor man in den Kindergarten geht oder auch zur Schule.

Ich war ein fröhliches Kind. Hab gerne gebastelt und war schon von klein an sicher, wenn ich mal groß bin, werde ich Mama. Leider hat sich letzteres nie erfüllt. Es gab viele schöne Dinge. Ich wurde geliebt und gelobt. Man hat mich durchaus wertgeschätzt. Ich hatte Träume und Wünsche wie jedes Kind. Einen kleinen Bruder, den ich über alles geliebt habe. Eine große Familie mit Cousins und Cousinen, die ich auch geliebt habe. Wir haben gespielt und gelacht. Eine typische Kindheit nüchtern und von außen betrachtet. Doch es gab auch eine dunkle Seite in meiner Kindheit. Ja, ich sage wirklich dunkle Seite. Vor allem im Nachhinein wird mir klar wie traumatisierend es eigentlich war. Ich leide bis heute unter den Folgen. Es ähnelt tatsächlich dem Einfluss der Religionen im Mittelalter.

Eltern werden Zeugen Jehova

Meine Eltern haben sich in den späten 80ern kennen gelernt und Anfang der 90er geheiratet. Beide sind Zeugen Jehovas. 1992 wurde ich geboren. Ich wurde also von Geburt an mit den Zeugen Jehovas konfrontiert. Bewusst wahr genommen hab ich dies bereits im Kindergarten. Ich kam erst mit fünf Jahren in den Kindergarten und war dort auch nur ein Jahr. In den ersten fünf Jahren hatte ich also nur mit Familienmitgliedern und anderen Zeugen Jehovas zu tun. Im Kindergarten waren mein Bruder und ich jedoch die einzigen Kinder von Zeugen Jehovas. Dies wurde mir so richtig bewusst, als Geburtstage zur Sprache kamen. Bis dato waren mir Geburtstage fremd und deren Bedeutung auch unbekannt. Ein Geburtstag im Kindergarten war etwas besonderes. Jeden Morgen und Mittag gab es Stuhlkreise. Wenn es ein Geburtstagskind gab, haben die Erzieher Pudding verteilt und es wurde gesungen. Voller Begeisterung hab ich dies zu Hause erzählt. Die Folge war ein Gespräch mit meinen Erziehern. Es wurde ihnen klar gemacht das wir keinen Geburtstag feiern und natürlich auch warum nicht. Mein Vater wollte, dass wir in solchen Situationen nicht anwesend sind und erwartete tatsächlich von meiner Oma, dass sie uns immer wenn ein anderes Kind Geburtstag hatte abholt. Sie verneinte das, da sie dies für vollends bescheuert hielt und diese verschrobene Ansicht auch nicht unterstützen wollte. Danach durften wir tatsächlich den Pudding nicht mehr essen, wenn er anlässlich eines Geburtstages war. Außerhalb von Feiertagen und Geburtstagen dürften wir jeden Pudding essen, solange er natürlich kein Blut enthält.

Meine Schulzeit

In den ersten Schuljahren mussten meine Lehrer mir, für Aufgaben wie Steckbriefe, meinen Geburtstag sagen weil ich ihn selbst nicht wusste.

Weihnachten war tatsächlich erst in der dritten Klasse Thema. Der Grund dafür war ein Disput mit meinen Klassenkameraden. Das mit dem Christkind hab ich nicht ganz verstanden aber ich wusste was ein Weihnachtsmann ist. Eine rote, Opa ähnliche, runde Figur, mit weißem Bart, Schlitten mit Rentieren von Coca Cola erfunden. Ausgedacht. Dumm. Kein Zauber. Eine Lüge die man Kindern erzählt damit sie sich benehmen. Die einzige Waffe die weltliche Eltern haben um ihre Kinder zu kontrollieren. Ja, genau das wurde mir erklärt. Leider habe ich genau das meinen Klassenkameraden gesagt. In der dritten Klasse. Das haben sie nicht so gut aufgenommen. Im Gegenteil. Ich erinnere mich genau, dass ausgerechnet der Junge in den ich verliebt war, mich für total bescheuert erklärt hat. Den Weihnachtsmann gibt es. Ohne Zweifel. Er hatte sogar den Beweis schlechthin. An der Gardine im Bad hat der Weihnachtsmann Schokoladenflecken hinterlassen. Wenn es den gar nicht gäbe, müsste seine Mama diese Schokoladenflecken selbst an die Gardine gemacht haben.

Und so was würde sie niemals machen, denn das muss sie ja dann waschen. Ein Totschlagargument, vor allem für die anderen Schüler. Nach dieser Aussage haben alle Kinder, auch meine Freunde, ihre Etuis und Bücher so aufgestellt, dass ich völlig eingekesselt saß. Ich begann zu schluchzen und zu weinen, was natürlich nicht unbemerkt blieb und kommentiert wurde, auch mit Beleidigungen. Das mag nun harmlos klingen. Das ist es aber für ein achtjähriges Kind nicht. Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen. Selbst meine Freunde haben sich abgewannt, obwohl ich ihnen nur die Wahrheit sagte. Zumal ich doch gelernt habe, ich solle ihnen die Wahrheit sagen und aus der Bibel predigen, denn wenn ich ihnen nicht predige, kommen sie nicht ins Paradies. Das bedeutet deren endgültigen Tod und dann klebt deren Blut an meinen Händen. Dann würde ich auch nicht ins Paradies kommen. Ich meinte es nur gut und wollte sie retten. Das habe ich nicht verstanden. Sie sollten doch dankbar sein, dass ich sie aufgeklärt habe. Doch genau wie ich, glaubten sie daran, dass ihre Eltern ihnen nichts falsches erzählen würden. Das war das erste Mal in meinem Leben an dem ich mir wünschte nie geboren worden zu sein. Ich war auf einmal die Außenseiterin. Die Komische. Die, die anders war. Die anderen haben eine Zeit lang nicht mit mir geredet. Ich war alleine auf dem Schulhof und keiner wollte mit mir spielen.

Dies hielt zwar nicht länger als ein paar Wochen an, aber es wiederholte sich immer wieder. Jedes mal wenn ich eine Einladung zum Geburtstag bekam, war ich wieder die Außenseiterin. Jeder der ein mal erlebt hat wie es ist ein Außenseiter zu sein, kann dieses furchtbare, Markdurchdringende, eklige Gefühl nachvollziehen. Man fühlt sich allein und Wertlos. Und das bereits als Kind. Viel schlimmer jedoch, so empfand ich das damals schon, ist, wenn der Grund warum man ein Außenseiter ist, nicht eine außergewöhnliche Eigenschaft oder Gewohnheit war, sondern der Glaube meiner Eltern. Etwas wofür ich nicht mal was konnte. Ich war so unglücklich. Unglücklich über die Entscheidung die meine Eltern für mich getroffen haben ohne mich zu fragen. Eine Erziehung in einem Glauben dem ich gezwungen wurde mich hinzugeben. Jeder Zeuge würde jetzt an dieser Stelle behaupten es sei kein Zwang. Doch das ist es. Denn ich durfte das andere Leben nicht ausprobieren und selbst entscheiden. Ich musste genau das machen was meine Eltern sagten. Ob ich wollte oder nicht. Ich musste sagen, dass wir keines der Feste feiern. Egal wie sehr ich es auch wollte. Ich durfte nicht. Meiner Meinung nach ist dies Zwang. Ich rede hier nicht von einem Schokoriegel an der Kasse der mir verweigert wurde. Sondern von einem kulturellen Entwicklungsschritt. Etwas das jedes Kind in Deutschland kennen lernt und feiert.

Tatsächlich durfte ich ein Ehepaar kennen lernen, das der Meinung war die Kinder sollten selbst entscheiden. Ein tolles Paar. Vorbildliche Zeugen Jehovas. Er ein Ältester und sie eine Pionierin, das sogar noch in der Schwangerschaft und darüber hinaus. Jedes Mädchen wollte so sein wie sie und einen Mann finden wie ihn. Sie waren die Vorbilder schlechthin. Sie haben drei wunderschöne Mädchen bekommen. Auch ihre Kinder wurden irgendwann mit Geburtstagen konfrontiert. Die Mutter brachte eine ihrer Töchter zu McDonalds. Sie war auf einem Geburtstag eingeladen und die Mutter brachte sie hin. Dies bedeutete den Ausschluss, also die Exkommunikation. Genau so kam es. Weil sie ihre Tochter selbst entscheiden lassen wollte welches Leben sie führen will, wurde sie ausgeschlossen. So etwas muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Eine Mutter die nicht über den Lebensweg des eigenen Kindes entscheiden will, sondern ihm selbst die Entscheidung überlassen will, wird ausgeschlossen aus der Gemeinschaft. Genau das war auch das Argument ihres Mannes gegenüber der Ältestenschaft. Wenn man seine Frau ausschließe weil sie möchte das ihre Kinder ein freies Leben führen können und selbst entscheiden sollen, dann müsse man ihn ebenfalls ausschließen. Denn er steht zu der Entscheidung seiner Frau und wenn die Gemeinschaft dies nicht akzeptier, dann möchte er auch kein Teil mehr dieser sein. Nun soll mir noch mal einer erklären, dass Kinder von Zeugen Jehovas nicht gezwungen werden.

Weihnachten

Es ist als Kind wirklich hart wenn du nach den Weihnachtsferien in der Schule von jedem einzelnen Klassenkameraden hörst wie sie Weihnachten gefeiert haben. Dabei waren oft nicht mal die Geschenke das interessante. Klar, man wollte so etwas auch haben aber wir sind nicht ohne Geschenke bei den Zeugen aufgewachsen. Nur eben nicht anlässlich eines Geburtstages oder eben Weihnachten. Es ging viel mehr um das Drumherum, also die Atmosphäre. Die Dekorationen, Farben und Lichter, das Weihnachtsessen, das Beisammensein der Familie und vieles mehr. Wir hatten durchaus auch Familientreffen aber die waren eben so wie Familientreffen eben sind. Man trifft sich, die Erwachsenen unterhalten sich und die Kinder spielen. Also nichts Weltbewegendes sondern genau das was auch jede andere Familie macht. Weihnachten klang für mich als Kind aber eben ganz anders. Es klang für mich nach Magie. Ich stellte mir das mit bunten Lichtern, tollen Gerüchen wie Marzipan und Zimt, fröhliche Musik aber auch Menschen die beisammen sind und sich lieben und gemeinsam lachen. Sich über jedes Geschenk freuen, egal wie blöd es zu sein scheint. All das wollte ich auch haben. Jedes Weihnachten der selbe Gedanke. Warum? Warum durfte ich das nicht? Warum musste ich in eine Familie geboren werden die einer Sekte angehört? Warum musste ich überhaupt geboren werden?

Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ich wollte oft einfach niemals existiert haben. Es war so. Und das alles noch als Kind. Das hier war nur Weihnachten. Es war nicht besser, dass alle paar Wochen ein Kind in der Klasse Geburtstag hatte.

Ich durfte nicht einmal zu diesen Themen etwas basteln oder malen. Während andere im Werkunterricht Weihnachtsmänner und Weihnachtsbäume bastelten, durfte ich maximal eine Tanne basteln, die keinerlei schmuck haben durfte. Ich durfte sie lediglich grün anmalen.

Als ich in der fünften Klasse war, wollte meine Oma uns eine Freude bereiten und hat unsere Schuhe mit Süßigkeiten und einem Geschenk befüllt. Ich erinnere mich noch an einen Schokonikolaus und ein Freundebuch. Stolz habe ich das Buch in der Schule gezeigt. Meine Freunde und meine Lehrer trugen sich ein. Ich weiß nicht mehr wie meine Eltern erfahren haben, dass wir von unseren Großeltern etwas zu Nikolaus bekommen haben. Was ich noch weiß, ist, ich wurde von meinem Vater angeschrien und geschlagen weil ich das Geschenk angenommen habe. Er verlangte, dass wir das nächste Mal die Geschenke von Oma und Opa anlässlich zu Geburtstagen, Weihnachten, Ostern oder Nikolaus vor ihren Augen in den Müll schmeißen. Immer wieder musste ich mir anhören, dass meine Großeltern von Satan dem Teufel geleitet werden um uns in Versuchung zu führen. Ja, er machte uns wirklich damit Angst, dass unsere Großeltern unter Einfluss des Teufels stehen würden. Aber nicht nur die beiden, nein, auch jeder andere Weltliche steht unter dem Einfluss des Teufels. Dies ist eine Abschreckungstaktik, damit uns die ganze Außenwelt furchteinflößend und böse erscheint. Es wird eine Angst geschürt, damit erst gar kein Interesse an der Außenwelt und ihr schillerndes Inneres entsteht. Blöd nur, dass genau das es erst interessant gemacht hat. Ich beobachtete Mitschüler und Lehrer, Familienmitglieder die keine Zeugen waren und auch Nachbarn. Keiner von ihnen wirkte in irgendeiner Hinsicht böse oder gar unter dem Einfluss eines Teufels. Kurz nach Nikolaus, wurde in der Schule gewichtelt. Meine Oma fand es genau wie ich doof, dass ich da nicht mitmachen durfte. Deswegen gingen wir zwei heimlich los um ein Wichtelgeschenk zu kaufen, welches sie auch bezahlte. Natürlich unter der Voraussetzung dies meinen Eltern nicht zu verraten. Ich besprach dies auch mit meinen jeweiligen Klassenlehrern, die wiederum die Klasse einweihten. So konnte ich wenigstens ein bisschen an Weihnachten teilnehmen. Ein geplanter Komplott gegen meine Eltern.

Da ist auch noch Ostern. Keine Eier färben, so wie andere Familien das machten. Kein Karneval, bei dem sich alle verkleiden, schminken und lustig gelaunt sind.

Teenager

In der Realschule gab es ein mal im Jahr eine Karnevalsfeier. Alle verkleideten sich und trafen sich in der Aula. Es gab ein Bühnenprogramm, Essen und trinken. Es wurde Musik gespielt und dazu getanzt. Da war bestimmt noch mehr. Das war aber das einzige, dass ich sehen konnte da ich einmal durch die Aula musste weil ich einen Kühlakku holen sollte, da sich ein anderer Schüler gestoßen hatte. Ansonsten durfte ich nicht mal anwesend sein bei den Festivitäten. Ich wurde mit anderen Kindern aus anderen Klassen, die das gleiche Schicksal teilten, separiert. Wir waren sogar in einem anderen Gebäude.

Schon wieder war ich die eine, die anders war. Die nicht mal dabei sein durfte.

Das mag nun alles banal klingen, ist es aber nicht. Die Probleme eines Kindes sind für Erwachsene oft keine echten Probleme, jedoch sind diese Probleme für Kinder real und zutiefst verletzend. Diese Probleme wiederholten sich Monat für Monat und Jahr für Jahr. Im prägenden Kindesalter ist es eine andauernde Qual. Eine Folter der man nicht entfliehen kann. Man ist ja nur ein Kind. Was sollte man denn machen? Ich hatte überlegt zur Polizei zu gehen. Da meine Mutter vor der Zeit als Zeugin Polizistin war und Jura studierte, hatten wir Gesetzesbücher zuhause. Ich bin die Inhaltsverzeichnisse durchgegangen. Ich habe leider nichts passendes gefunden. Nicht nur weil ich nicht alles verstanden habe, sondern auch weil es da nichts gibt. Selbst wenn mal was passen könnte, steht man vor dem Problem der Religionsfreiheit. Im Grundgesetz verankert. Und Eltern haben das Recht ihre Kinder so zu erziehen wie sie es für richtig halten, das heißt auch, dass sie ihre Werte vermitteln dürfen, egal wie bescheuert sie zu sein scheinen. Es gibt aber auch Kinderrechte. Zum Beispiel ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Selbst das Recht hatte ich nicht. Im Bibelbuch der Sprüche bei den Zeugen Jehovas gibt es folgende Texte: Kapitel 23 Vers 13 und 14: Halte dich nicht zurück, ein Kind zu erziehen.Wenn du es mit der Rute schlägst, wird es nicht sterben. Du solltest es mit der Rute schlagen, um es vom Grab zu befreien.

Kapitel 13 Vers 24: Wer seine Rute zurückhält, hasst seinen Sohn, doch wer ihn liebt, erzieht ihn mit Sorgfalt.

Kapitel 29 Vers 15: Die Rute und Zurechtweisung vermitteln Weisheit, doch ein Kind, das alles darf, macht seiner Mutter Schande. Diese Bibeltexte erlauben Eltern ihre Kinder zu schlagen. Auch mit Hilfsmittel wie die Rute impliziert. Ich habe Eltern kennen gelernt die diese Verse sinnbildlich sahen und meinten es sei keine Erlaubnis ihre Kinder zu Schlagen. Doch wie alles bei den Zeugen Jehovas, ist es mal wieder nur eine Frage der Interpretation. Denn es gab genauso viele Eltern die es als Einladung sahen, ihre Kinder zu schlagen. So hab auch ich es erlebt. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater Südländer ist. Er hat ebenfalls eine Erziehung genossen, in der man ihn mit Schlägen bestraft hat. Ich möchte ihn damit nicht in Schutz nehmen. Im Gegenteil. Diese Tatsache aber, hat es nur noch schlimmer gemacht. Manchmal hat es gereicht wenn er einen schlechten Tag hatte. Dann hat auch nur ein falscher Ton oder ein Krümel gereicht um Strafe in Form von Schlägen zu bekommen. Manchmal knallte stumm er den Holzlöffel neben sich auf den Tisch, dann wussten wir, ein falscher Ton und er setzt ihn ein. Im Grunde waren das nur Ausreden um seine Wut an uns Kindern auszulassen, genau wie er es von seinem Vater gelernt hat. Einmal habe ich ihm gesagt, dass Gott es bestimmt nicht gut findet, wenn man seine Kinder in Gewalt erzieht. Sein Argument waren dann tatsächlich die zuvor genannten Bibeltexte. Er predigte uns immer wieder Gott bzw Jehova sei der Gott der Liebe. Als ich diese Bibeltexte das erste Mal sah, fragte ich mich wie es einen liebenden Gott geben kann, der Eltern nicht nur erlaubt sondern auffordert deren Kinder mit einer Rute schlagen und das dann noch Erziehung nennt. Dort wurde mir das erste Mal wirklich bewusst, dass die Bibel von Menschen geschrieben wurde. So etwas kann ein Gott nicht erlauben, so dachte ich. Mein Vater ist bis heute der Meinung, er habe uns nie geschlagen, es waren nur mal ein Klaps auf den Po. In Wahrheit zog er an meinen Haaren und bei meinem Bruder an den Ohren wenn ihm was nicht passte. Das auch in der Öffentlichkeit. Meine Oma, mütterlicherseits und nie eine Zeugin Jehovas, erzählte mir, dass sie häufig beobachtete wie mein Vater immer wieder an meinen Haaren zog und mich an meinem Arm hinter sich her zog. Sie sprach ihn zwar darauf an, doch seine Antwort war lediglich, dass sie sich nicht in seine christliche Erziehung einmischen solle.

Dies war nicht das einzig unchristliche, aus meiner Sicht.

Sexueller Missbrauch durch meinen Vater

Als wir jünger waren sind wir oft im Sommer in die Heimat meines Vaters gefahren. Nachdem wir am Strand waren, hat mein Vater darauf bestanden, uns Kinder zu waschen. Erstmal nichts ungewöhnliches. Kleine Kinder waschen sich selten vernünftig den Sand vom Körper. Jedoch fand ich es schon als Kind merkwürdig, dass er mich sowohl anal als auch vaginal sehr intensiv wusch und auch eindrang. Er sagte mir jedes Mal, er müsse dies machen, damit ich auch richtig sauber werde.

Auch so fasste er mir immer wieder an mein Gesäß und sagte auch noch, dass man da gerne drauf haut.

Und dieser Mann soll ein treuer und anständiger Christ sein?! Nun werden sich viele fragen, warum ich so etwas nie gemeldet hab.

Die Erfahrung zeigt, dass das nichts gebracht hätte. Warum? Bei den Zeugen Jehovas gilt die Zwei Zeugen Regel. Dies bedeutet, wenn ein Zeuge einer Sünde beschuldigt wird, muss es zwei (Augen)Zeugen geben, die die Sünde gesehen haben. Heißt also, wenn nur das Opfer die Beschuldigung vorbringen kann und es kein anderer gesehen hat, gibt es keine Sünde. Die Ältesten erwidern dann lediglich, dass sie ohne Zeugen nicht urteilen können und Gott früher oder später urteilen wird. Interessanterweise weiß nach so einer Beschuldigung, trotz Schweigepflicht, jeder in der Versammlung, wer wen beschuldigt hat. Da es aber zu keinem Ausschluss kam oder anderen Maßnahmen für den Täter, verliert das Opfer seinen Ruf und steht als Lügner da. Genau deswegen konnte ich nichts melden. Ich hatte weder Beweise noch Augenzeugen. Dann lernt man solche Erfahrungen zu schlucken. Durch diese Erlebnisse, war mir bereits mit ca. 12 Jahren klar, wenn ich 18 bin, hau ich hier ab. Mir war klar, dass ich vorher nicht aus meiner persönlichen Hölle frei kam. So lernte ich unter Zeugen Jehovas mich zu benehmen wie eine von ihnen und außerhalb war ich einfach ich.

Begin meines Doppelleben

Also führte ich ein Doppelleben. Das war bei weitem nicht einfach. Auf einem Zeugen Jehovas liegt ein enormer Druck. Man muss Gott gefallen, ihm treu und seinen Gesetzen Untertan sein. Wer das mit voller Überzeugung machen kann, fällt dies vielleicht leichter. Jemand der nicht daran glaubt hat es da doch deutlich schwerer.

Zeugen Jehovas sind liebevoll und zuverlässig. Wenn man Probleme oder Sorgen hat sind sie immer für einen da. Sie unterstützen sich gegenseitig wo sie nur können. Aber wehe du machst einen Fehler. Egal wie gut man mit den anderen befreundet ist. Es ist auch egal ob deine Eltern oder Geschwister oder sogar deine eigenen Kinder. Machst du einen Fehler, rennen sie alle sofort zu den Ältesten und petzen. Ja, ich nenne es petzen. Anders kann man es nicht beschreiben.

Damit genau das nicht passiert, musste ich besonders vorsichtig sein.

Umso älter ich wurde, desto häufiger kam die Frage warum ich denn im Glauben keine Fortschritte machen würde. Gerade bei Veranstaltungen wie den Kreiskongress kam diese Fragen häufiger. Kongresse sind Tagungen bei denen sich mehrere Versammlungen in einem wirklich großen Saal zusammen finden und 2-3 Tage hintereinander Stunden lang Vorträgen zuhören. Das war jedes Mal sehr anstrengend. Dem wollte ich entfliehen. Ich hatte schon früher Interesse an Erster Hilfe. An Kongressen gab es einen extra Raum genau dafür und eine Still- und Wickelecke. Es war toll. Dort wurden nicht nur Verletzte versorgt, sondern während des Programms haben sich die Diensthabenden Ersthelfer dort unterhalten. Ein Traum. Genau das wollte ich.

Um an Kongressen bei der Ersten Hilfe zu sein statt im Hauptsaal und allen in der Versammlung vorzuspielen wirklich an einen Gott Namens Jehova zu glauben, wurde ich mit ungefähr 14 Jahren eine ungetaufte Verkünderin. Das war Voraussetzung um an der Ersten Hilfe teilzunehmen. Dies ist die Vorstufe eines getauften Zeugen Jehovas. Das bedeutete, dass ich jeden Monat einen Bericht darüber abgeben musste wie viele Stunden ich im Predigtdienst war und wie viele Zeitschriften und Bücher ich abgegeben habe uvm. Blöd nur, dass direkt danach in allen Versammlungen verkündet wurde, dass man für den Dienst bei der Ersten Hilfe und in der Still- und Wickelecke mindestens 16 Jahre alt sein musste. Das war ernüchternd. Als ich dann 16 Jahre alt war, musste man mindestens 16 und getauft sein. Na toll, ich musste also immer noch beim Kongress die stundenlang im Hauptsaal sitzen, mir die Vorträge anhören. In der Zeit kam erneut die Frage auf warum ich denn keine Fortschritte im Glauben machen würde. Ich begann langsam einen schlechten Ruf zu bekommen. Ich war immerhin schon 16 und noch nicht getauft, also konnte ich nur schlechter Umgang sein. Gleichaltrige wollten immer weniger mit mir zu tun haben. Wenn ich mich taufen lassen würde, hätte ich wenigstens wieder Freunde und könnte an der ersten Hilfe teilnehmen.

Taufe

Leider habe ich dann eine folgenschwere Entscheidung getroffen. Ich habe mich dann taufen lassen. Ja wirklich, ich weiß, es war dumm. Der Grund meiner Taufe war weil ich bei der Ersten Hilfe sitzen wollte und nicht mehr gefragt werden wollte, wann ich mich denn endlich taufen lassen würde. Mein Ruf war wiederhergestellt und man akzeptierte mich. Ich habe aber auch ein wenig geglaubt, wenn ich erst mal getauft bin, kann ich vielleicht doch noch einen Glauben entwickeln. Mir war da schon klar, wenn ich irgendwann doch keine Zeugin sein will verliere ich alle Freunde und auch meine Familie. Meine Mutter, meinen Bruder, meine Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten. Aber vielleicht würde sich alles zum Guten wenden und irgendwie klappen. Dem war nicht so. Ich habe natürlich keinen Glauben entwickelt. Zur Ersten Hilfe durfte ich auch nicht, denn als Frau sollte ich zur Still- und Wickelecke. Meine Freunde waren auch nur solange Freunde wie ich keine Fehler machte. Dies wurde mir in folgender Situation erst richtig klar.

Weiterer Sexueller Missbrauch durch einen Zeugen Jehovas

In der Heimat meines Vaters gab es einen verheirateten Zeugen Jehovas, der mich wiederholt küsste, mir unter den Rock, zwischen die Beine fasste und auch an die Brust. Das war kurz nach meiner Taufe. Ich war also gerade erst 17 Jahre alt. Ich erzählte dies meiner Freundin Sofia. Sie sagte mir ich solle das keinem sagen, man würde es mir eh nicht glauben oder alles verdrehen. Sie hat es selbst schon durchgemacht. Wochen später, noch immer psychisch verletzt, erzählte ich das meinem damals besten Freund, der Bruder meiner Freundin Sofia. Ich erzählte ihm alles, unter Tränen. Als er mir dann sagte, er gäbe mir genau eine Woche Zeit zu den Ältesten zu gehen und mich selbst der Sünde anzuklagen, war ich Fassungslos. Auf die Frage warum welche Sünde ich denn begangen habe, antwortete er tatsächlich mit: „Frauen müssen dafür sorgen, dass die Männer nicht in Versuchung gebracht werden. Wenn sich ein treuer Bruder dieser Sünde hingibt, dann hat die Frau ihn versucht, genau wie Eva Adam dazu verleitet hat von der verbotenen Frucht zu essen.“

Sofia hatte Recht. Man würde es mir anlasten. Ich habe meinen bis dahin besten Freund überzeugt, dass ich ihn nur testen wollte. Ich wollte nur wissen ob er vor Gott richtig handeln würde wenn man ihm so eine Geschichte erzählt. Er könne stolz auf sich sein, denn er hätte alles richtig gemacht und auch sein Argument von Eva und der verbotenen Frucht hätte er absolut richtig angewandt. Voll Stolz über dieses Lob, vergaß er diese Geschichte scheinbar schnell, denn kein Ältester hat mich jemals auf „meine Sünde“ angesprochen.

Veränderung

Da fasste ich den Entschluss mein Versprechen das ich mir mit 12 gegeben hatte, wahr zu machen. Ich wollte kein Teil mehr von dieser scheinheiligen Sekte sein, die Eltern auffordert ihre Kinder zu schlagen und Pädophile schützt, Frauen und Kinder unterdrückt. In der es keine echte Freundschaft oder gar eine echte Familie gibt. Nun musste ich wirklich nur meine restliche Zeit absitzen bis der passende Moment gekommen war und auszutreten. In der Zeit fingierte ich jeden einzelnen Predigtdienstbericht. Ich war zwar zwischendurch im Dienst von Tür zur Tür, aber die meisten Stunden, so log ich, machte ich in der Schule, bei denen ich meinen Mitschülern predigte. Was das betraf, konnte es ja keiner kontrollieren. Ab und zu hab ich eine Zeitschrift angefragt und so getan, als hätte ich sie meinen Mitschülern gegeben. Zugegeben, ich habe gepredigt. Allerdings bestand meine Predigt aus Warnungen vor den Zeugen Jehovas und Erzählungen, wie sehr mich das alles stresst.

Auch das eigene Bibelstudium war nicht was ich vorgab. Da die Themen sich immer wiederholten, reichte es die einzelnen Themen und Fragen durchzulesen. Den Rest konnte man sich zusammen reimen. Das war es dann auch schon. Meine Freunde suchte ich mir nicht mehr in den Versammlungen sondern in der Schule. Alles was bei den Zeugen war, war von meiner Seite aus absolut oberflächlich und mehr Schein als sein.

Die Zeugen Jehovas distanzieren sich von der Außenwelt und nennen, wie auch schon zuvor erwähnt, alle Menschen die keine Zeugen Jehovas sind Weltliche. Damit machen sie die Menschen in der Außenwelt nicht nur schlecht, sondern fühlen sich erhaben, als wären sie etwas besseres. Fast wie Halbgötter, denn sie haben etwas was die Weltlichen nicht haben. Nur sie haben die Wahrheit. Ausgeschlossene, die die exkommuniziert wurden oder freiwillig gegangen sind, werden ignoriert. Naja, ignorieren klingt harmlos. Man wird gemieden und eher als Aussätziger gesehen. Das auch von der eigenen Familie. Ich kannte mehrere Jugendliche die ausgeschlossen wurden, die zu hause nicht mal mehr mit der Familie gemeinsam essen durften. Dementsprechend durften sie auch an keine anderen Familienaktivitäten teilnehmen. Junge Erwachsene mussten ausziehen wenn sie noch bei den Eltern wohnten aber keine Zeugen mehr sein wollten.

Über den Tellerrand

Eine evangelische Pfarrerin aus Bielefeld sagte in ihrer Neujahrspredigt 2020 in der Dresdner Frauenkirche dazu ganz passend:

Wer den christlichen Glauben dazu benutzt sich selbstgewiss auf die Schulter zu klopfen und zu sagen „Ich habe was, was du nicht hast“, verrät den Glauben. Wer den christlichen Glauben dazu missbraucht sich von anderen abzugrenzen und eine Trennlinie zu markieren zu den Ungläubigen, ist nicht wirklich in der Spur Christi unterwegs. Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab auf dass alle die an ihn glauben nicht verloren werden sondern das ewige Leben haben. Dieser Satz aus dem Johannesevangelium spricht von der unbegreiflichen Liebe Gottes von dem barmherzigen Blick mit dem er auch auf unseren Glauben schaut. […]

Niemand, niemand darf hier Bedingungen konstruieren, niemand hat das Recht die weit geöffnete Tür der Liebe Gottes in eine enge Pforte zu verwandeln an der Glaubensprüfungen stattfinden und der Einlass nur ganz Auserwählten gewährt wird. Unglaube kommt übrigens bisweilen gut getarnt daher. Verkleidet sich gern als stolzer Besitz von Wahrheiten, wiederholt richtige Sätze möglichst laut, duldet keine Diskussionen vorsichtshalber, es ist schließlich riskant in Glaubensdingen Fragen zuzulassen und Antworten schuldig zu bleiben. […]

Wie passend doch diese Worte sind. Denn genauso verhalten sich die Zeugen Jehovas.

Mir sind schon früh Ungereimtheiten aufgefallen. Im März 2004 wurde die Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Moskau verboten. Dies wurde in der Zusammenkunft bekannt gegeben mit den Worten, es sei der Beweis dafür das sie die einzig wahre Religion sind, denn wie Jesus schon sagte, so wie sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Das auch andere Religionen unter Verfolgung und Verbot stehen, lassen wir jetzt mal außer acht.

Nur ein Jahr später, im März 2005, wurden die Zeugen Jehovas in Berlin als Religionsgemeinschaft anerkannt. Auch die wurde in einer Zusammenkunft bekannt gegeben. Diesmal hieß es jedoch, dass dies der Beweis dafür ist das sie die einzig wahre Religion ist. Die Welt erkennt dies nun auch, deshalb würden sie nun anerkannt. Diese Sätze wurden nun nicht offiziell von den Zeugen Jehovas publiziert sondern wurden während der Bekanntgabe von dem Bruder gemacht, der auf der Bühne war. Es zeigt jedoch wie stumpf Zeugen Jehovas denken. Denn scheinbar ist niemandem außer mir in dem Moment aufgefallen, dass es sich hier um ein Widerspruch handelt. Ich weiß noch, wie ich mich umgesehen habe, ob noch jemand bemerkt hat, dass doch vor einem Jahr noch das Gegenteil gesagt wurde. Aber nein. Keiner schaute skeptisch. Im Gegenteil. Es wurde zufrieden genickt und einige säuselten ein kleines „Ja, genau, so ist es“. Dass sie das alle so hinnahmen und keiner bemerkte, dass nur ein Jahr zuvor genau das Gegenteil gesagt wurde, schockierte mich.

Hinterfragen

Danach fing ich immer mehr an Sachen in Frage zu stellen. Vor allem wenn mir Mitschüler oder auch meine Großeltern Fragen stellten. Zu Hause fragte ich dann nach. Anfangs stellten mich die Antworten meiner Eltern zufrieden. Doch irgendwann fiel mir auf, dass die Antworten gar nicht zur Frage passten.

Zeugen Jehovas lenken ein Gespräch um, sodass sie eine Antwort haben. Selten beantworten sie aber die gestellte Frage, dafür aber die Gegenfrage die sie selbst gestellt haben. Daraufhin hatte ich meist noch mehr Fragen und dabei war meine Ursprungsfrage nicht ein mal beantwortet.

Sehr häufig werden Veranschaulichungen verwendet um ihre Ideologie verständlich zu machen. Hier zwei Beispiele:

Zeugen Jehovas enthalten sich vom Blut weil dies so im alten Testament steht. Nun war es so, dass in der damaligen Zeit noch keine Bluttransfusionen möglich waren. Also ging es hier um Speis und Trank. Das Blut war demnach ein Genussmittel. Anders war es nicht zu verwenden. Außer vielleicht bei einem Ritual. Jedoch konnte es zu der Zeit nie als lebensrettende Maßnahme verwendet werden. Um aber zu veranschaulichen das man sich auch von Transfusionen enthalten muss, wird im Buch „Was lehrt die Bibel wirklich?“ ein Bild gezeigt, auf dem sich ein Mann seinen Whiskey intravenös, also über die Vene, verabreicht. Dazu der Satz „Wenn der Arzt sagen würde, dass wir auf Alkohol verzichten müssen, würden wir uns dann Alkohol über die Adern zuführen lassen?“ Für jeden Zeugen Jehovas ist dies die perfekte und nicht zu widerlegende Veranschaulichung. Meiner Meinung nach ergibt dies nur bedingt Sinn. Ich meine, wir reden hier von einem medizinischen Notfall. Eine Bluttransfusion die das Leben retten kann. Alkohol ist aber ein Genussmittel. Demnach kann ich nachvollziehen wenn eine Glaubensrichtung gewisse Lebens- oder Genussmittel verbietet. Also wenn es zur damaligen Zeit heißt „enthaltet euch vom Blut“, heißt dies für mich, man soll es nicht essen oder trinken. Wenn es aber um Leben und Tod geht, steht dies in keinem Verhältnis. Kann man die Verweigerung von Bluttransfusionen denn dann nicht als eine Form von Mord oder Selbstmord sehen? Das Leben wird doch dann entehrt wenn man nicht alles zu deren Rettung unter nimmt.

Ein weiteres Beispiel sind Geburtstage. Diese werden nicht gefeiert weil in der Bibel nur von zwei Geburtstagen die Rede ist. Und beide waren keine Diener Jehovas. Einmal wird der Geburtstag von einem König in Ägypten erwähnt, der an seinem Geburtstag einen Mann köpfen und anschließend aufhängen ließ, damit die Vögel ihn fressen. Der andere Geburtstag war von König Herodes Antipas, der viel Schlechtes getan haben soll. Z.B. nahm er sich die Frau (Herodias) seines eigenen Bruders. Nachdem Johannes der Täufer ihn darauf hinwies, dass man so etwas nicht mache, sperrte er ihn ins Gefängnis. Am Tag von Herodes Geburtstag, tanzte Herodias Tochter vor allen Gästen auf der Feier. Das gefiel ihm so gut, dass er ihr einen Wunsch gewährte. Sie fragte ihre Mutter was sie sich wünschen solle, diese antwortete sie solle sich den Kopf von Johannes dem Täufer auf einer Platte wünschen. Genau das trat dann, laut Bibel, ein. Es werden in den Passagen zwar Geburtstage erwähnt, aber nicht das sie deswegen nicht gefeiert werden sollten. Des weiteren steht in der Bibel nicht das Jesus Geburtstag gefeiert hat. Das heißt aber auch nicht das er sie nicht gefeiert hat. Vielleicht hat er Geburtstage gefeiert aber es ist dort nichts außergewöhnliches passiert. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage, vielleicht war er auf Geburtstagen aber keiner der Bibelschreiber war jemals eingeladen und es wurde deshalb nicht von den Feiern berichtet. Wenn Aussagen wie „du sollst nicht töten“ oder „du sollst nicht stehlen“ (usw.) klipp und klar in der Bibel stehen können, warum dann nicht auch so was wie „du sollst keinen Geburtstag feiern“?

Auf diese und andere Fragen bekam ich bis heute keine richtigen Antworten. Mein Vater hatte irgendwann keine Lust mehr mir solche Fragen zu beantworten, zumal er merkte das manche Fragen nicht von mir sondern eher von meinen Großeltern kamen und mich zweifeln ließen. Ich sollte auch nicht mehr fragen denn man stellt Gott nicht in Frage. Wir sind unvollkommen und haben nicht das Recht ihn der vollkommen ist zu hinterfragen. Wenn meinem Vater die Antworten ausgingen und er nicht mehr weiter wusste, drohte er mir mit Schlägen. Ich wolle ihn ja nur auf den Arm nehmen und ich solle respektvoll sein. Wenn ich Schwestern Fragen stellte und sie nicht weiter wussten, verwiesen sie mich an die Ältesten. Wenn diese nicht weiter wussten, kam oft die Antwort ich müsse auf sie hören da sie ja Älteste seien. Vielleicht müsse man mit meinem Vater sprechen und ihn sagen er solle mir noch mal erklären was Respekt sei. Mein Vater sagte mir dann wenn ich noch mal so respektlos mit den Brüdern und Schwestern in der Versammlung umgehen würde, wären seine Antworten nur noch Schläge. Durch mein Verhalten würde er seinen Ruf verlieren. Das waren wirklich die Antworten die ich bekam.

Mein Freund

Mit 18 lernte ich während meiner Ausbildung meinen jetzigen Mann kennen. Nach kürzester Zeit war mir klar, dass er der Mann ist mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Eigentlich wollte ich ihn vor diesem ganzen Mist schützen und ihn nach nur zwei Monaten verlassen. Doch es kam ganz anders. Ich traf mich immer heimlich mit ihm und sagte meinen Eltern ich sei bei meiner besten Freundin Maria (Name geändert). Sie ist keine Zeugin Jehovas. Wir gingen zusammen zur Schule und sind bis heute beste Freunde. Da meine Eltern davon ausgingen, dass ich ihr immer predige und mit ihr die Bibel studiere, sahen sie da kein Problem.

Mein Martyrium

Eines Abends steckten wir mit dem Auto im Schlamm fest, als mein Mann mich nach Hause bringen wollte. Da ich keinen anderen Ausweg sah, rief ich meine Eltern an, damit sie uns helfen. Als meine Eltern ankamen, verprügelte mein Vater erst meinen Mann. Dann half mein Vater ihm das Auto aus dem Schlamm zu ziehen und nahm mich mit nach Hause. Auf dem Weg weinte meine Mutter bitterlich und wimmerte: „Mein Kind wird sterben, mein Kind kommt nicht ins Paradies.“ Mein Vater machte sich um seinen Ruf in der Versammlung sorgen. Er hatte ein Dienstamt innerhalb der Versammlung namens Dienstamtgehilfe. Er schrie während der Fahrt: „Wegen dir verliere ich mein Amt!“

Ich hatte panische Angst denn ich wusste was vor mir lag. Mein Vater sagte uns als Kinder oft, wenn wir mal richtig Mist bauen, würde er uns seine Hand so fest ins Gesicht stempeln, dass ein klarer Abdruck jedes einzelnen Fingers zu sehen wäre. Nun sollte es war werden.

Zu Hause angekommen schlug mein Vater mir ins Gesicht. So stark das ich fiel. Als ich aufstand, schlug er erneut zu. Ich fiel erneut zu Boden. Das immer und immer wieder. Mein Versuch mich in meinem Zimmer einzusperren scheiterte. Durch die starken Schläge in mein Gesicht, konnte ich nicht schnell genug laufen. Ich lief die Treppe hinauf und mein Vater hinterher. Er packte mich an meinem Arm, so fest, dass ich auch davon Tage später noch blaue Flecken hatte. Danach riss er mir meine Hose runter und schlug mich mehrfach auf meinem nackten Gesäß. Meine Mutter weinte nur im Hintergrund. Sie hat alles mitbekommen und nichts dagegen gemacht. Sie wiederholte nur immer wieder: „Mein Kind wird sterben.“

Nachdem er seine ganze Wut an mir ausgelassen hatte, musste ich meinen zu der Zeit noch Nichtehemann anrufen und ihm sagen, dass wir kein Paar mehr sind und er ein großer Fehler war. Dann durfte ich in mein Bett. Ich rief meinen Mann nachts heimlich an und sagte ihm das es mir Leid tut und ich ihn nicht verlieren möchte. Auch er wollte mich nicht verlieren. In der Nacht überlegte ich genau was ich tun werde. Ich wollte meinem Vater genau einen Tag Zeit geben um sich bei mir zu entschuldigen und zu akzeptieren was passiert war. Sollte er sich tatsächlich entschuldigen, würde ich ihm sagen, dass er damit leben muss, das ich keine Zeugin mehr sein möchte. Das war mein Plan. Ab dem Zeitpunkt stand für mich fest, jetzt wird sich alles ändern.

Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Bus zur Schule. Keiner traute sich mit mir zu reden. Ich hatte Tränen in den Augen. Noch im Bus bekam ich einen Anruf meines Vaters. Er weinte und bat mich nach der Schule bitte nach Hause zu kommen um über alles zu reden. Er wusste ganz genau, dass er einen großen Fehler gemacht hat. Ich versprach ihm, nach Hause zu kommen und hatte die Hoffnung, dass mein Plan aufgeht. In der Schule sahen mich meine Freundinnen und waren geschockt. Der erste Satz der fiel war: „Scheiße, es ist passiert.“ Wir gingen ins Bad und sie begutachteten mich. Mein Körper war komplett von blauen Flecken überseht, der Handabdruck noch deutlich in meinem Gesicht zu sehen. Nur für alle Fälle machten sie Fotos von meinen Verletzungen. Auch meinen Lehrern fiel es auf aber ihnen wollte ich mich noch nicht anvertrauen.

Zu Hause wieder angekommen, durfte ich mir nur Vorwürfe anhören. Aus irgendeinem Grund empfand mein Vater sich selbst als Opfer. Er sagte immer wieder, dass wir ihn hintergangen hätten mit unserer heimlichen Beziehung. Bis heute habe ich es nicht verstanden. Unter anderem wollte er wissen warum ich nicht schon viel früher erzählt habe, dass ich mich für einen Weltlichen interessiere. Dann hätte man das Problem früher in Angriff nehmen können und es wäre erst gar nicht dazu gekommen. Gewagt erwiderte ich, dass ich es nicht verhindern wollte. Immer wieder schwiegen wir. Auf dem Weg ins Bett begegnete mir mein Bruder der mir eiskalt ins Gesicht sagte: „Du bist nicht mehr meine Schwester!“ Das tat weh. Mein Bruder war immer mein Ein und Alles. Wir haben uns schon als Kinder nur selten gestritten, immer zusammen gehalten, uns gegenseitig beschützt. Wir waren ein Herz und eine Seele. Man beneidete uns oft für unsere Geschwisterliebe. Und nun das. Von ihm hatte ich das irgendwie nicht erwartet. Als ich zu Bett ging hatte ich noch immer keine Entschuldigung zu hören bekommen. Mein Vater machte mir klar das er das Opfer sei und gab mir das Gefühl die Sünde in Person zu sein. Nun musste ich gehen. Ich konnte nicht mehr bleiben. Noch in der Nacht packte ich all meine Schulsachen und Wechselkleidung ein. Mein Schulrucksack war noch nie so voll und schwer. Am darauffolgenden Tag bat ich eine Freundin mich zur Polizei zu begleiten und sie willigte ein. Bei der Polizei angekommen, beschuldigte ich meinen Vater der Körperverletzung. Sie nahmen eine Anzeige auf und machten Fotos meiner Verletzungen und baten meine Begleitung die Fotos vom Vortag einzureichen. Ich machte dem Polizisten klar, dass ich nicht mehr nach Hause zurückkehren möchte.

Der Polizist kontaktierte umgehend das örtliche Frauenhaus und informierte sie über die Situation. Sie vereinbarten einen Treffpunkt an dem ich vor Ort von den Frauen abgeholt werden sollte. Der Polizist sagte mir, dass ich meinen Eltern Bescheid geben müsse. Wenn ich nicht mehr nach Hause komme und sie nicht Bescheid wissen, könnten sie eine Vermisstenanzeige aufgeben. Davor hatte ich zu viel angst also rief ich meine Großeltern an und erzählte ihnen erstmals was passiert war. Sie willigten ein meine Eltern zu informieren damit ich es nicht machen muss. Kurz darauf bekam ich einen Anruf nach dem anderen von meinem Vater, doch ich ignorierte es. In der Schule angekommen, erklärten wir unserer Lehrerin das wir bei der Polizei waren um eine Anzeige zu machen. Kurz darauf kam die Sekretärin ins Klassenzimmer und bat mich mit zu kommen da mein Vater am Telefon sei und sie verbal „zusammen gefaltet“ hat. Meine Freundinnen neben mir nahmen meine Hände und hielten sie fest. Auch sie hatten nun Angst. Ich sah meine Lehrerin panisch an, meine Augen begannen zu tränen und ich sagte: „Ich will das nicht, nein, ich will nicht mit meinem Vater reden!“. Meine Lehrerin verstand sofort das die Anzeige bei der Polizei mit diesem Anruf meines Vaters zusammen hing. Sie ging mit mir und der Sekretärin vor die Tür und ich klärte beide über die Situation auf. Der ganze Vorfall und auch gegen wen die Anzeige bei der Polizei ging. In der Zeit erklärten meine Freundinnen dem Rest der Klasse was passiert war, da die Verwirrung beim Rest der Klasse groß war.

Meine Lehrerin bat mich in die Klasse zu gehen und ruhig zu bleiben, sie kümmere sich nun um meinen Vater. Als sie wiederkam, sagte sie: „Ich habe Ihrem Vater gesagt das er nun akzeptieren müsse, dass Sie nicht mit ihm reden wollen und er die Schule nicht mehr belästigen soll da wir sonst die Polizei kontaktieren. Meine Angst war größer denn je. Es ist das eine wenn du weißt was passiert. Aber wenn du nicht weißt was vor dir liegt, dann wird dir ganz anders. Bei dem was mein Vater schon gemacht hatte, bekam ich Todesangst. Nicht nur mir ging es so, auch die Klasse fürchtete um mein Leben. In jeder Pause hatte ich immer eine Gruppe von Mitschülern um mich herum. Abwechselnd hielt immer einer meine Hand damit ich ja nicht verloren gehe. Auch auf dem Weg zum Frauenhaus war ich nicht alleine. Ich war die Erste im Frauenhaus die dort war wegen häuslicher Gewalt vom Vater. Tagelang versuchte mein Vater anzurufen, doch ich erwiderte nicht einen. Meine Angst vor dem was mich erwarten würde, war einfach zu groß.

Noch während meines Aufenthalts im Frauenhaus verfasste ich einen Brief an die Ältestenschaft der Versammlung und schrieb alles was passiert war. Ich spezifizierte auch was mein Vater mir und meinem Mann angetan hatte doch es passierte nichts. Er behielt sein Amt und bekam nicht eine Strafe dafür, dass er mich und meinen Mann verprügelte. Es wurde einfach unter den Tisch gekehrt. Ich verbrachte zwei Monate im Frauenhaus. Danach zog ich zu meiner neuen Familie, zu meinem jetzigen Mann und seinen Eltern. Wir hatten so einige Startschwierigkeiten aufgrund meiner Vergangenheit. Aber wir haben uns zusammen gerauft. Mein Ausstieg war ohne meinen Mann, seiner Familie, meinen Freunden in der Schule während der Ausbildung, meiner besten Freundin Maria, die mich auch unterstützt hat, und meinen Großeltern nicht möglich.

Trauma

Bis heute leide ich noch unter den Folgen meiner Vergangenheit. Immer wieder hatte ich Kontaktabbrüche zu meinen Eltern. Oft gingen diese von mir aus, da ich nicht jedes Mal wenn wir miteinander sprachen eine Belehrung hören wollte. Bei jeder sich ihnen bietenden Gelegenheit predigten sie mir. Mein Bruder redet bis heute nur mit mir wenn er es muss. Er ignoriert meine Anrufe und Nachrichten. Ab und zu gelingt es mir durch Zufall mit ihm zu reden. Aber nur dann wenn er nicht weiß das ich anrufe oder vor Ort bin. Der Rest meiner Familie ignoriert mich vollends bis auf einen Cousin der nun auch seit einigen Jahren sich hat ausschließen lassen. Meine restlichen Cousins und Cousinen sehe ich nur auf Beerdigungen. Es gibt tatsächlich noch ein paar Cousins und Cousinen zu denen ich nun wieder etwas Kontakt habe. Auch sie sind keine Zeugen Jehovas aber haben mich gemieden. Der Grund hierfür wurde mir erst vor einiger Zeit bekannt. Einer unserer Onkel, der Zeuge ist, haben besagten Cousins und Cousinen erzählt ich sei eine Hure und wäre drogenabhängig.

Das machte ihnen so sehr Angst, dass sie nicht mal mit mir redeten. Als ich davon erfuhr, erklärte ich ihnen was er damit meinte. Ich sei in seinen Augen eine Hure da ich mit einem Mann zusammen lebte und unehelichen Sex hatte. Drogenabhängig sei ich weil ich Zigaretten konsumierte. Sie waren fassungslos über die verzerrte Sichtweise unseres Onkels. Das waren Sachen die sie selbst machten. Sie wollten wissen warum er so etwas, aus ihrer Sicht harmloses, so drastisch darstellte. Das werden sich nun auch alle die fragen, die das hier lesen. Nun, die Zeugen Jehovas brechen jeglichen Kontakt zu Aussteigern ab, auch die Familien. Selbst wenn sie sich auf der Straße begegnen, werden Aussteiger ignoriert. Diese Art Liebesentzug soll Aussteiger dazu bewegen wieder zurück zu kommen. Damit ich keinen Kontakt zu Nichtzeugenfamilienmitgliedern habe und auch die mich meiden, hat mein Onkel diese Formulierungen gewählt. Aus der Sicht eines Zeugen Jehovas ist diese vollkommen richtig obwohl auch jeder einzelne weiß das dies nur eine Masche ist um andere zu schocken. Immer wieder höre ich Gerüchte über mich. Das ich noch niemanden umgebracht haben soll wundert mich ehrlich gesagt. Inzwischen kann ich drüber lachen. Ich habe nun eine neue Familie und meine Freunde. Auch meine Großeltern sind noch immer für mich da.

Familienfeiern

Nach meinem Ausschluss, kam es immer wieder zu Problemen. Meine Großeltern hatten zu ihrem 55. Hochzeitstag geladen. Nun war ich in der Familie mütterlicherseits die einzige Ausgeschlossene. Für meine Großeltern war dies kein Problem, da sie ja selbst nie Zeugen Jehovas waren. Aber für den Rest war es offensichtlich ein Problem. Mein Opa kam auf mich zu und sagte, dass es vielleicht besser sei wenn ich nicht erscheine, da er kein Stress haben möchte. Meine Oma war damit nicht ganz einverstanden. Ich erklärte ihm, dass dies den Zeugen Jehovas in die Karten spielt und er sie damit bestärkt. Die Rechnung bekam er kurz darauf, als er der Familie eröffnete, dass ich nicht erscheinen würde. Mein Cousin sagte ihm darauf, dass er froh sei denn wie Opa ja wisse, kann, darf und möchte er nicht mit mir an einem Tisch sitzen. Es sei nicht mit seinem Glauben zu vereinbaren. Mein Opa war über diese Aussage erbost und machte meinem Cousin klar, dass dies rein gar nichts mit seinem Glauben zu tun habe.

2017 habe ich geheiratet. Es war eine schöne Hochzeit in sehr kleinem Kreis. Ich wollte keine große Hochzeitsfeier. Eigentlich wollte ich gar keine Feier, da ich wusste wenn meine Eltern nicht erscheinen, wird dies wieder Thema des Abends sein. Die Familie meines Mannes hatte sich aber eine Feier gewünscht, was völlig verständlich ist. Wir haben ihnen den Wunsch gerne erfüllt, uns aber auf einen kleinen Kreis geeinigt. Es würde sonst ziemlich blöd aussehen wenn ich nur meine fünf Gäste bestehend aus meinen Großeltern, meiner besten Freundin und meinem Cousin mit seiner Lebensgefährtin als Gäste hätte, mein Mann dagegen mit seinen Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten einen halben Saal füllen kann. Jeder seiner Gäste würde mich dann ständig fragen warum auf meiner Seite nur so wenig erschienen wären und jedem einzelnen müsste ich dann on Detail erklären warum. Das ist anstrengend. Das war es schon damals in der Schule mit den Feiertagen. An meinem Hochzeitstag wollte ich nicht ständig daran denken müssen. Also waren wir nur 15 Personen inklusive zwei kleiner Kinder. Wir hatten eine Standesamtliche Trauung und dann ein wunderschönes und leckeres Essen in einem Sternerestaurant. Und trotzdem kam im Laufe des Tages dieses Thema auf. Ich hatte ehrlich gesagt weniger ein Problem damit, dass meine Eltern nicht da waren. Wir hatten sie ja nicht einmal eingeladen. Hochzeiten mit Zeugen Jehovas und nicht-Zeugen Jehovas sind anstrengend, da immer mindestens einer von den Zeugen Jehovas den nicht-Zeugen Jehovas predigte. Meistens war dies mein Vater. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Darauf hatte ich wirklich keine Lust wenn sie denn gekommen wären. Allein deswegen gab es schon meinerseits keine Einladung. Außerdem wollte ich niemanden da haben der seine Glaubensrichtung über sein eigen Fleisch und Blut stellt. Und genau das versteht eben keiner. Vor allem nicht meine Schwiegermutter. Sie würde wirklich alles für ihre Kinder und Enkel geben. Auch ihr eigenes Leben. Seit dem wir uns kennen ist dies Thema. Wie kann man nur sein Kind so im Stich lassen. Blut ist doch dicker als Wasser. Nur nicht bei den Zeugen Jehovas.

Familienfeste dieser Art sind nie von diesem Thema verschont, weswegen ich immer mit Freude aber auch leichten Bauchschmerzen zu solchen Festen gehe.

Ein Jahr später heiratete mein Bruder. Er hatte mich nicht eingeladen aber den Anstand mich anzurufen und zu sagen: „ Bitte hab Verständnis, ich hätte dich gerne dabei aber dann würde kaum ein anderer kommen. Das haben mir die anderen Gäste bereits gesagt. Und meine Frau wünscht sich eine große Hochzeit, die will ich ihr auch bieten“

Unter den Umständen wollte ich auch gar nicht zur Hochzeit. Ich hätte mich nur geärgert. Einige Zeit später postete Sofia die Hochzeitsbilder ihres Bruders auf Facebook. Sofia hatte sich inzwischen selbst auch ausgeschlossen und ist nun sogar katholisch getauft. Allerdings war sie auf dieser Hochzeit. Auf den Bildern waren aber auch meine Tante und meine Cousinen zu sehen. Das fand ich merkwürdig. Warum hatten sie kein Problem damit, dass Sofia auf der Hochzeit ist aber keiner würde zur einer Hochzeit kommen wenn ich anwesend wäre. Als ich mit meinen Vater darauf ansprach, schrie er mich an. Wenn ich zur Hochzeit käme würde nicht mal er kommen. Mein Bruder wäre nur höflich gewesen als er sagte, dass er mich gerne dabei hätte. In Wahrheit wolle er selbst auch nicht das ich komme. Ein gutes Verhältnis zu Gott sei wichtiger. Ich entgegnete, dass es hirnrissig sei eine Beziehung zu jemandem aufbauen zu wollen, der einem seine Existenz nie kund getan hat und diese dann auch noch einem Menschen aus Fleisch und Blut vorzieht. Er schrie weiter: „Hör auf jetzt! Du weißt genau was die Wahrheit ist und das Jehova der einzig wahre Gott ist. Du glaubst selber daran…“ Ich unterbrach ihn: „Nein, das glaube ich nicht, im Gegenteil. Ich glaube nicht mal an einen Gott. Die Bibel widerspricht sich mehrfach und einen Beweis für einen Gott gibt es auch nicht. Jede Religion beruht auf Glauben und blindem Folgen von seinen Anhängern!“ Die Diskussion ging weiter. Ob ich nun glaube, die Bibel sich widerspricht und ob es Beweise für einen Gott gibt oder eben nicht. Mir wurde das allmählich zu blöd. Ich sage so etwas doch nicht um jemanden zu ärgern sondern weil es meine persönliche Meinung ist. Da er das aber nicht einsehen wollte und der felsenfesten Überzeugung ist, dass mir das von meinen Großeltern und Schwiegereltern eingeredet wurde, habe ich einfach aufgelegt. Das denkt er übrigens bis heute noch.

Trigger die mich bis heute quälen

Ich leide aber noch unter weiteren Folgen. Sogenannte Trigger. Wenn ich auf Familienfesten seitens der Zeugen Jehovas Familie nicht eingeladen werde, interessiert es mich wenig. Mit Menschen die mich für tot erklären nur weil ich deren Ansichten nicht teile, muss ich auch nichts feiern. Anders jedoch ist es wenn ich auf Familienfesten der Familie meines Mannes bin. Weihnachten habe ich inzwischen gemeistert. Es war mir bis 2018 unangenehm Weihnachten zu feiern. Doch das Jahr darauf war ich auf eigenen Wunsch die Gastgeberin. Ich habe das Weihnachtsfest bei uns zu Hause genau so gemacht wie ich es mir als Kind immer vorgestellt habe. Das war das erste Mal das es mir nicht unangenehm war Weihnachten zu feiern. Im Gegenteil. Ich habe es genossen und hatte auch schon in der Vorweihnachtszeit Spaß. Zum Missfallen meines Mannes, da er ziemlich schnell festgestellt hat, dass ich zumindest von der Menge an Dekorationen 27 Weihnachten nachzuholen hatte. Trotzdem hatten wir ein wunderschönes Weihnachtsfest.

Geburtstage sind noch immer eine Herausforderung. Sie lösen ein Unwohlsein aus, ja, schon fast eine Übelkeit wie bei einer Magendarmgrippe. Geburtstagslieder kann ich nicht mitsingen. Nicht nur weil meine Singstimme an Körperverletzung grenzt. Ich bekomme keinen einzigen Ton raus. Ich fühle mich dann fehl am Platz. Wie damals im Kindergarten. Als dürfte ich nicht da sein. Ich hasse es Geschenke zu meinem Geburtstag zu bekommen. Immer wieder schießt der Gedanke ein „du darfst das doch gar nicht annehmen“. Ich will mich nicht so fühlen. Ich will mich wie meine kleinen Neffen über Geschenke freuen können. Stattdessen immer dieses Gefühl man dürfe so etwas nicht. Und das noch nach 9 Jahren. Umgekehrt beschenke ich andere gerne. Ich finde es toll wenn sich die Beschenkten freuen. Ich gebe mir immer wieder die größte Mühe ein schönes Geschenk zu finden oder auch zu basteln. Allerdings habe ich ein Problem damit es ihnen selbst zu überreichen. Das lasse ich meinen Mann machen. Denn auch da kommt immer wieder der Gedanke „das darfst du nicht“. Die Beschenkten wissen oft gar nicht wie sehr ich mir den Kopf zerbreche und wie viel Zeit ich dafür gebraucht habe. Auch nicht was ich mir für eine Mühe gebe das Richtige zu finden. Sie sehen nur meinen Mann der ihnen das Geschenk überreicht und das obwohl er meist nicht einen Gedanken daran verschwendet hat. Seit dem wir uns kennen, suche ich zwar die Geschenke aus, aber er überreicht sie. Versteht mich nicht falsch. Es geht mir nicht darum das jeder weiß, dass das Geschenk von mir ausgesucht wurde. Ich möchte nur dieses eklige Gefühl loswerden. Es geht auch nicht weg wenn mein Mann die Geschenke übergibt. Aber es gibt mir innerlich die Möglichkeit mich zu verstecken. Nun stellt euch das mal vor, das passiert nur beim beschenken an Geburtstagen. Das ist ein Trigger von Vielen. Es gibt immer wieder Dinge im Alltag die mich triggern. Die kleinsten Kleinigkeiten über die ein normaler Mensch keinen bewussten Gedanken verschwendet, löst in mir Übelkeit oder auch Angst aus. Bis heute bekomme ich Herzrasen wenn es gewittert. Als Kind dachte ich dann immer Harmageddon kommt.

Folgen meiner Schmalspur-Ausbildung

Eine weitere Folge ist meine Karriere. Als Kind legten meine Eltern wenig Wert auf Hausaufgaben. Es war wichtiger das ich die Bibel und den Wachtturm lese. Meine Eltern haben mich nicht dazu angehalten keine Hausaufgaben zu machen aber sie legten eben auch keinen Wert drauf das ich sie mache. Das ist für ein Kind natürlich toll. Also hab ich einfach keine Hausaufgaben gemacht. Leider führte dies zu schlechten Noten und dann auch zu einem schlechten Schulabschluss. Ich habe meinen Realschulabschluss mit einem Schnitt von 4,0 gemacht. Dementsprechend habe ich auch nur eine zweijährige Helferausbildung die mir oft nur den Mindestlohn bringt und auch nur selten unbefristete Arbeitsverträge. Wenn meine Eltern sich wie andere Eltern wirklich um meine Schulbildung gekümmert hätten, hätte ich eine bessere Ausbildung machen können. Ich bin noch jung und habe mich nun um eine neue Ausbildung beworben. Ob ich die bekomme ist jedoch ungewiss denn ich musste auch mein Abschlusszeugnis vorzeigen. Das hatte keinen guten Eindruck hinterlassen.

Im Großen und Ganzen gelingt es mir immer besser das Leben ohne Zeugen Jehovas und meine Familie zu meistern. Es ist dennoch erstaunlich wie lange das Verarbeiten dauert. Eine Sache die mir hilft, ist jede Entscheidung die ich treffe und jedes Gefühl zu hinterfragen. Wie es nun genau dazu kommt und was der Auslöser ist. Wenn ich mir darüber im Klaren bin ist es einfacher dies zu verarbeiten.

Mein Resümier

Abschließend möchte ich noch einmal klar stellen warum Zeugen Jehovas für mich eine Sekte sind. Sie selbst sagen, dass sie Gott mit ganzen Herzen, ganzer Seele und ganzem Sinn dienen so wie es in der Bibel steht. Tatsächlich dienen sie eine kleinen Gruppe von Menschen die ihnen die Regeln vorgibt ähnlich wie der Papst in der katholischen Kirche. Diese Gruppe nennt sich die leitende Körperschaft und sie erfinden immer wieder neue Sachen um ihre Mitglieder zu drangsalieren. Ich empfand es zumindest immer so.

Eine Sekte ist der Definition von Google nach eine Gemeinschaft, die radikal und einseitig eigene Ideologien oder religionsähnliche Grundsätze vertritt, die nicht immer ethischen Grundwerten der Gesellschaft entsprechen. Genau das ist der Fall bei den Zeugen Jehovas. Es wird absolute Treue vorausgesetzt und das ohne wenn und aber. Man darf keine vorgegeben Regeln hinterfragen und keine Entscheidung der leitenden Körperschaft oder der Ältestenschaft in Frage stellen. Dies kann eine Exkommunikation zu Folge haben. Eigene Nachforschungen sind nur erlaubt wenn diese mit der Literatur der Zeugen selbst erfolgt. Weltliche Sichtweisen werden nicht geduldet. Auch die absolute Hingabe ist meiner Meinung nach in Symptom für Sekten. Versteht mich nicht falsch, es geht hier nicht darum den Zeugen sein ganzes Geld oder alle Besitztümer zu überschreiben. Es geht um die psychische Kontrolle und Abhängigkeit. Zeugen Jehovas beobachten sich gegenseitig haarscharf und auch sich selbst. Sie werden so erzogen, dass sie sich selbst für jede Sünde anklagen müssen. Auch die die andere gar nicht sehen weil sie zum Beispiel nur im Kopf stattfinden. Heißt also wenn sie auch nur einen falschen Gedanken haben, gehen sie zu den Ältesten und bitten um Hilfe. Es gibt noch viel mehr Aspekte. Aber ich denke die meisten werden mir bei diesen Aspekten bereits zustimmen. Es sind teilweise Zustände wie im Mittelalter und das mitten in unserer Gesellschaft. Ich wünschte ich könnte jeden vor dieser Sekte warnen. Das mir das nie gelingen wird ist mir klar. Wenn ich jedoch auch nur einem Menschen in irgendeiner Art und Weise mit meiner Geschichte helfen kann, ist das schon viel wert.

von |November 23rd, 2020|2020|1 Kommentar

Jehovas Zeugen – Die Instrumentalisierung der Lüge

Auf der Suche nach der Wahrheit befindet sich jedes Individuum in einem Prozess aus Lernen und Glauben. In der Fülle der Informationen, die heute auf uns hereinströmen mögen, ist es schwierig den Überblick über all dessen zu bewahren und den „roten Faden“ zu sehen. Welche Orientierungspunkte bedienen wir uns, um die richtigen Fragen zu stellen, kritische Zweifel umzusetzen sowie zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden?

JW.ORG, ManipulationDas wohl größte Drama auf diesem Planten ist, dass hochgradig manipulierte Menschen ihre Manipulierer verteidigen, weil sie selber die Wahrheit für Manipulation halten.

Alles, was der Mensch lernt, hat dieser im Laufe seines Lebens meist ungeprüft von Dritten aufgenommen. Jede dieser Erkenntnisse sind damit oftmals eine Zusammenlegung von Glauben, Vorurteilen und der Überzeugung von Dritten.

Es ist schwierig alle Erkenntnisse, die uns als Mensch sowie unserer Überzeugung ausmachen, vollständig zu hinterfragen. Wahrscheinlich würden wir auch an einem Punkt angelangen, in der wir diesen Zustand des geglaubten Wissens als Faktum ansehen müssen, obwohl es dafür eigentlich keine wirklichen Belege gibt. Wir stellen fest, dass alles, was „die Welt im innersten Zusammenhält“ auf eine Überzeugung aufbaut, die von bloßer Annahme, von Glauben, geprägt ist, nicht von Wissen und Faktum.

In dem wir uns selbst eine „Wohlfühlbasis“ ausbauen, zum Schutze unserer Selbst und der eigenen Psyche, vermag es als eine Zerreißprobe bis auf das tiefste Mark zu erscheinen, alles zu Hinterfragen und mit dem nötigen, gesunden Zweifelsauge zu betrachten.

Dennoch sollte dieser Weg als lohnenswert angesehen werden, sofern wir die innere Stärke bekunden und für uns selbst behaupten zu wollen, wir haben alles geprüft und lieben die Wahrheit, deren Weg wir mit unseren Fußstapfen folgen und eine Spur für unsere Nachwelt hinterlassen. Insbesondere ist diese Lebenseinstellung wichtig, wenn es um religiös motivierte Menschen geht, die es als Hoheitsaufgabe betrachten, ihrer Überzeugung Ausdruck zu verleihen, da auch ihr persönliches Gottesbild und deren „Wahrheit“ der Gegenstand gegenwärtiger Versuchung ist und auch dieses an die erste Stelle ihres Lebens zu stellen.

Durch das interne Leben als Zeuge Jehovas, der sich in einer Organisation befindet, die selbst von sich behauptet „das Werkzeug Gottes“ zu sein, sie ja selbst in internen Publikationen sogar als „Mutter“ eines jeden „wahren Christen“ bezeichnet wurde, ist es um so wichtiger, die Lehren auf einen Prüfstand zu stellen. Doch woran kann man „wahre Lehre“ von „falscher Lehre“ unterscheiden? Welches Fundament setzen wir als Maßstab ein? Der Interpretationsspielraum mag weit gemessen sein, deshalb ist es gut, bei elementaren Dingen anzufangen, Dinge die jeder selbst, egal welchen Glaubens- oder Wissensstandes, prüfen kann.

Eine Lehre, die sich selbst – ohne ein menschliches Dazutun – entkräftet, ist in jeder Hinsicht elementar, für sich stehend und bezeugt ihre eigene Falschheit. So könnten viele Lehren sicherlich angeführt werden, die diese Eigenschaften aufweisen, insbesondere in den Publikationen von Jehovas Zeugen.

Doch wenn das Glaubens-Fundament, dass auf alles aufbaut, sich selbst als unwahr kristallisiert, gibt es keinen Interpretationsspielraum mehr für alle weiteren Lehren, die ebenfalls auf eben dieses aufbauen.

1914, falsche Lehre, GenerationAfter drawing attention to the many things that have marked the period from 1914 onward, Jesus said: „This generation will by no means pass away until all these things (including the end of this system) occur.“ (Matthew 24:34, 14) Wich generation did Jesus mean? He meant the generation of people who were living in 1914. Those persons yet remaining of that generation are now very old. However, some of them will still be alive to see the end of this wicked system. so of this we can be certain: Shortly now there will be a sudden end to all wickedness and wicked people at Armageddon.(You can live forever in Paradise on Earth, edited by Jehovah’s Witnesses)

Übersetzung aus dem Englischen:

„Nachdem Jesus auf die vielen Dinge aufmerksam gemacht hatte, die die Zeit ab 1914 geprägt haben, sagte er: „Diese Generation wird auf keinen Fall vergehen, bis all diese Dinge (einschließlich des Endes dieses Systems) geschehen.“ (Matthäus 24:34, 14) Welche Generation meinte Jesus? Er meinte die Generation von Menschen, die 1914 lebten. Diejenigen, die noch von dieser Generation übrig sind, sind jetzt sehr alt. Einige von ihnen werden jedoch noch am Leben sein, um das Ende dieses bösen Systems zu sehen. Daher können wir sicher sein: In Kürze wird es ein plötzliches Ende aller Bosheit und aller Bosheiten durch Harmagedon geben.(Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, herausgegeben von Jehovas Zeugen)

Die Schlussfolgerung:

Eine Lüge ist eine Lüge. Wenn man über 100 Jahre eine Lüge lehrt, die zu 100% nicht eingetroffen ist, ist sie eine Irrlehre. Alle Menschen, die 1914 erlebt haben, sind seit Jahren tot. Auch wenn man versucht die Geschichte auszuradieren, indem man diese Irrlehre in der Neuzeit anders verkaufen will, ist und bleibt sie eine Lüge. Jehovas Zeugen sind eine Lüge, ihre Lehren sind eine Lüge, ihr Glaube ist eine Lüge.

Die Wachtturm-Organisation selbst schreibt:

„Wovon kann man sich auf der Suche nach der richtigen Religion leiten lassen? Die Encyclopædia Universalis hebt zu Recht die Wichtigkeit der Wahrheit hervor. Eine Religion, die Lügen lehrt, kann unmöglich wahr sein. Der größte Prophet, der sich jemals auf der Erde befand, sagte: „Gott ist ein GEIST, und die ihn anbeten, müssen ihn mit Geist und Wahrheit anbeten (Johannes 4:24).“ (Der Wachtturm, 01.12.1991, „Ist es gleich, welcher Religion man angehört?“)

So bleibt einem wahrheitssuchenden Menschen keine andere Wahl, als einem organisationstreuen Zeugen Jehovas zu Antworten: „Du hast nicht die Wahrheit. Du bist nicht der glücklichste Mensch auf Erden. Du wirst nicht ewig in einem irdischen Paradies leben. Du hilfst nicht mit diesen Lehren anderen Menschen. Du hast keine Liebe zu der Wahrheit, außer der Irrlehre, die man Dich „Wahrheit“ gelehrt hat.“

Doch wie sieht es mit den vielen Menschen aus, die bereits sich von falschen Lehren, Lügen und der Instrumentalisierung durch Dritte befreit haben?

Einem Zeugen Jehovas wird folgende Wahl gelassen: „Entweder du glaubst, was WIR glauben – oder du gehörst nicht mehr zur Familie!“. So sieht die „Religionsfreiheit“ von Jehovas Zeugen im Alltag aus. Millionen Menschen, die sich weltweit an dieser Ächtung und Isolation halten, zum Gunsten der Lüge und der Manipulation durch die Organisation, aufgrund der egozentrischen Belohnungslehre des ewigen Lebens die niemals eintreffen wird, zerstören sie das Leben von sich selbst und anderen.

Die Idiotie von Sekten und Kulten, insbesondere der von Jehovas Zeugen – dieser von Kindesalter instrumentalisierte Intelligenzdefekt schwersten Grades, der im 21. Jahrhundert immer noch praktiziert wird und traurige Realität ist-, wird zum geistigen Gefängnis für Millionen von Menschen!

Zusammenfassung:

Jehovas Zeugen sind das Produkt aus Glauben (Nicht-Wissen) und der Instrumentalisierung Dritter. Alle darin sind Opfer, jedes Kult-Mitglied behindert die wahre Erkenntnis des Anderen. Es wird sich gegenseitig in der religiösen Filterblase blind und ignorant gehalten. Selbst die jetzigen Führer, der selbsternannte „treue und verständige Sklave“, hat „klein“ als Sektenmitglied angefangen und wurde innerhalb der Organisation erzogen, so zu denken und die Herde zu führen. Die Organisation hat sich zu einer selbstagierenden, dritten Person entwickelt, die über alle Maßen erhaben sei und über Gott stehe. Die wahre Furcht für diese autarkischen Prozesse sind die Aussteiger, die den selbstzerstörerischen Weg beendet haben und nicht mehr Teil dieses Systems sind.

Jehovas Zeugen – Lebensbericht: „In der Sekte hatte ich Angst vor Gott!“

Markus aus Zürich wuchs als Zeuge Jehovas auf. Im Gespräch erzählt er von seinem Alltag in der Sekte, dem Gefühl ständig unter Druck und Beobachtung zu stehen und seinem Ausstieg.

Vor zwei Jahren begann für den 26-jährigen Zürcher Markus ein neues Leben – er verließ die Zeugen Jehovas. Eine Glaubensgemeinschaft, die den Alltag all ihrer Mitglieder streng kontrolliere und bewusst lenke, wie wir erfahren. «Ich bin in dieser Sekte aufgewachsen und stand entsprechend unter ihrem Einfluss. Für mich war es normal, ich kannte es nicht anders», erinnert er sich.

Die Bibelstunden waren richtig öde

Trotzdem hat er schon früh bemerkt, dass seine Familie nicht so war, wie die seiner Mitschüler. «Wir haben zum Beispiel nie Geburtstag oder Weihnachten gefeiert. Die anderen Kinder haben oft gefragt, warum ich anders bin – ich wusste es aber selbst nicht.» Anstelle von Kindergeburtstagen gab es Zusammenkünfte im Versammlungszentrum der Zeugen, dem «Königreichssaal». Dreimal die Woche.

Hier wurden Bibelpassagen studiert, von den «Ältesten» Reden über das «richtige» Leben gehalten und neue Erkenntnisse aus dem «Wachtturm» – der sekteninternen Zeitschrift – weitergegeben. Immer und immer wieder. «Natürlich war das richtig öde für uns Kinder. Wir haben immer nur darauf gewartet, dass es endlich vorbei ist und wir miteinander spielen können.»

Die frohe Botschaft vom Weltuntergang

Freundschaften oder gar Beziehungen mit «Weltlichen», wie die Zeugen alle Nicht-Angehörigen nennen, sind zwar nicht explizit verboten aber offen verpönt. Der Kontakt soll auf ein nötiges Minimum beschränkt werden, um sich vor schlechten Einflüssen zu schützen. «Die Zeugen leben in einer eigenen Blase. Alles, was da nicht reinpasst, ist satanisch. Sie haben einfach diese starke Schwarz-Weiss-Denkweise.»

Allein beim Missionieren sei es sogar erwünscht, sich nach aussen zu öffnen. So musste auch Markus von Tür zu Tür gehen, um vollkommen fremden Menschen die frohe Botschaft zu verkünden. «Die frohe Botschaft ist, dass die Welt untergeht», grinst der Sachbearbeiter. «Beziehungsweise, dass sie untergeht und man gerettet werden kann, wenn man sich den Zeugen Jehovas anschliesst.»

Harry Potter und Selbstbefriedigung sind dämonisch

Erste Zweifel an der Lehre der Sekte kamen ihm schon in früher Jugend. «Harry Potter war dämonisch, genau wie viele Filme und Musiker, Sex vor der Ehe, Selbstbefriedigung sowieso. Sogar die falschen Klamotten oder Frisuren können schon ein Affront sein. Man steht ständig unter Druck, wird genau beobachtet», sagt der Aussteiger.

«Sobald jemand das Gefühl hat, dass du auch nur ansatzweise vom Weg abkommen könntest, wirst du mit Gott konfrontiert. Sie fragen dich, ob du ihn traurig machen willst. Das willst du natürlich nicht.» Der Psychoterror war subtil, aber allgegenwärtig. «Ich war immer beschämt, wollte nie etwas falsch machen. Hatte fast schon Angst vor Gott und betete immer um Vergebung.»

Schon bei kleinen Vergehen, wie das Tragen einer «unangemessenen» Hose, müsse man mit öffentlicher Bloßstellung und Standpauken rechnen. Auch der Verlust von Privilegien wie Missionsarbeit sei eine häufige Strafe für falschen Lebenswandel.

Ein hoher Preis für ein freies Leben

Obwohl er sich schon sehr lange unwohl gefühlt habe, war es nicht einfach, sich aus der Gemeinschaft zu lösen. Ihm war immer klar, dass ein Ausstieg bedeuten würde, sein gesamtes bisheriges Leben zurückzulassen und ganz neu zu beginnen. Soziale Kontakte zu Aussteigern – «Abtrünnigen» – sind den Zeugen Jehovas untersagt. Trotzdem hat Markus den Schritt gewagt. Er hat sich quasi über Nacht und ohne grosse Worte aus der Gemeinde zurückgezogen.

Zu seinen Eltern hat er heute noch Kontakt – entgegen dem Drängen aus den Reihen der Gemeinschaft sind sie nicht bereit, ihren Sohn zu verstoßen. Alle anderen Beziehungen, teils auch jahrelange gute Freundschaften, sind von einem Moment auf den anderen in die Brüche gegangen. «Manche Leute fehlen mir sehr. Es tut auch weh, wenn ich ihnen auf der Strasse begegne und sie gehen an mir vorbei, als würden sie mich nicht kennen.»

Seine Entscheidung für ein neues Leben bereue er aber ganz und gar nicht. «Meinen Glauben habe ich verloren. Dafür habe ich jetzt den Raum und die Freiheit, meine Persönlichkeit zu entfalten und endlich ich selbst zu sein.»

Quelle: tilllate.com | Benjamin Quirico

Illustris

Wenn Aphorismen entstehen würden um einen anderen zu überzeugen, hätten sie ihren Zweck verfehlt. Meist dienen sie dazu, mich selbst zu erkennen.

Ich wurde gesegnet, ich wurde verflucht, vergöttert und verdammt. Über mein Leben erzählten sie Wahrheiten, der Rest war im Ersinnen von Lügen sehr einfallsreich. Einige nahmen mich wie die Heiligen auf, andere nahmen Abstand und behandelten mich wie einen Aussätzigen – trotz allem bin ich Gott immer treu geblieben und ich werde es auch noch weiterhin sein, bis in alle Ewigkeit! Amen!

Ich bin da angelangt wo ich eins immer stehen wollte: Göttliche Absolution meiner Sünden, freies Denken entfernt vom Zeitgeist, der so viele beherrscht, und die öffentliche Aussprache dessen, ohne Parteilichkeit für eine Seite zu beziehen!

Wenn ich in meinem Leben zurückblicke, dann bereue ich keine einzige meiner Taten, sondern ich bereue nur, für wen ich sie aus Liebe getan habe!

Gott hat selbst gesprochen, dass er uns „Leben und Tod“ vorgelebt hat, Segen und Fluch. An manchen Tagen frage ich mich, warum ich das Leben wählen soll, wenn der Tod um so viel mehr lukrativer erscheint – die Anziehungskraft des Nichts ist weitaus stärker als ein Leben voller Schmerz.

Mein freier Geist – davon bin ich überzeugt – ist wichtig in dieser Endzeit, in der jedes Individuum meine, es kenne die Antwort auf Fragen. Sich all zu sehr von einer Denkweise und einem Zeitgeist fortziehen zu lassen, würde meine eigene Objektivität auslöschen und das klare Verständnis auf anderen Gebieten beeinflussen.

Was ist der Sinn des Lebens? Eine Frage, über die so viele keine Antwort gefunden haben – anders als ich. Jetzt, wo ich mich nicht mehr mit derartig primitiven Fragen auseinander setzen muss, besteht eine weitaus wichtigere Frage: Was ist Gottes Sinn des Lebens? Kann Vater einen Sinn in seinem Leben sehen, wenn er schon immer existiert hat und existieren wird, oder galt diese Frage nur den Individuen, die Teil seiner Schöpfermacht geworden sind?

Die Erde ist das eiskalte Gefängnis in dem ich mich befinde, mein sündiger Leib die rostigen Gitterstäbe, die die Räumlichkeit von anderen Individuen trennt. Die kargen Wände nur ein Teil meines Unterbewusstseins, das mich allgegenwärtig mit quälenden Paradoxien konfrontiert, auf denen Antworten sich weiterhin suchen lassen. Stumme Schreie als semiotische Phänomene, das Glaube und Zweifel eins sind, der Beginn und das Ende einer nie endenden, autarkischen Bestrebung nach Unabhängigkeit. Der Seelenspiegel, in den ich täglich hinein zu blicken gedenke, ist Gottes heiliges Wort, um die Nichtigkeit meiner jetzigen, wertlosen Existenz vor Augen führen zu können. Das Fenster, aus dem ich unaufhörlich in die Ferne sehe, die zukünftige Hoffnung, die Hoffnung das primitive Menschsein und deren stofflichen Grenzen durch den adamischen Tod bald verlassen zu können um in das wahre Leben überzugehen.

Ich wünschte mir, die Welt könne mit meinen Augen sehen, dann würde sie deutlich erkennen, dass sie bis dahin nackt und blind gewesen war!

Stets bat ich den Vater um einen steinigen Weg voller Prüfungen; und was soll ich sagen, während ich mich auf diesen schweren Weg noch immer befinde, außer Danke für die Vollendung meines Glaubens?

Mein Weg zu Gott, ist der unmittelbar Direkte und nicht der über unvollkommene Menschen!

Das ist alles was ich über das göttliche Gericht weiß; Milliarden müssen sterben und nichts wird wieder so sein, wie es einmal war – die Wahrheit, die meine Existenz auflöst und mein Herz aufschreien lässt, denn auch von meinem Richterstab wird unendliches Blut fließen müssen!

Jeder meiner gewonnenen Glaubenskämpfe ist eine Erprobung für die kommende Schlacht.

Feigheit schweigt, Wahrheit spricht!

Es ist komisch – oft begreife ich nicht das Glück was ich bekommen habe, dir begegnet zu sein, meistens schätze ich es nicht. Es ist schade, denn ich habe das Gefühl als hätte ich nur geschlafen, doch jetzt ist wenigstens dieser kostbare Moment, wo ich erkenne und wertschätzen kann.

Ich bin von dieser widerwärtig krankhaften, stets mich umgebenden und allgegenwärtig eingeschränkten sowie primitiv elementar belehrenden Sichtweise, dass man einer Gehirnwäsche unterzogen wäre, von anderen beeinflusst ist und somit dem Zeitgeist erlegen sei, mehr als gesättigt. Dies ist das allumfassende Gesetz der metaphysikalischen Realität: Der Mensch ist sich selbst eigenes Sein, das Individuum, dass autarkisch Existent ist – es geht, steht und fällt ganz von allein, denn den Weg, den es gehen muss mit dazugehörigem, immer ubiquitären und omnipräsent Lebenskämpfen, kann es nur alleine gehen, entgegentreten, durchleben; Niemand anderes sonst!

Ich bin es mir leid, den Kopf 1000fach darüber zu zerbrechen, was andere aus meinem Handeln denken könnten – vor allem bin ich Individuum, eigenständiges Wesen und benötige nicht andere Meinungen um Entscheidungen zu treffen und dabei das Richtige zutun!

Ich denke realistisch und positiv, nur spricht das Leben seine eigene Sprache.

Wenn ich in meinem Leben zurückblicke, dann gibt es nur eine einzige Sache, die ich aus tiefsten Herzen bereue: Nicht meine gesamte Zeit für das Königreich Gottes genutzt zu haben!

„Gott möge meiner armen Seele gnädig sein“, ich kann es nicht mehr hören. Es ist eine bitterliche Wahrheit erkennen zu müssen, dass Religion stets den eigenen Egoismus fördert. Es dreht sich zu selten um Gott, sondern ausschließlich darum, dass wir ihn erachten, damit er unsere Wunden heilt; der Weg nach Erlösung, den Sinn unserer Existenz und ein Leben in Ewigkeit ist das große Ziel. Sie alle benötigen diese Himmelspolizei um ein „guter“ Mensch zu sein, dabei wissen doch alle, dass es dabei nur um Angst vor Strafe und Auslöschung geht – wer es benötigt. Doch die bitterste Erkenntnis von allem ist die, dass nur wer ein Egoist ist, auch die Kraft besitzt, weiterhin für seinen Glauben zu kämpfen – die Belohnung gibt uns Ausharren, das Ausharren gibt Hoffnung!

Ich vertraue keinem Menschen, ich vertraue nur Gott – ein einfacher Glaubensgrundsatz!

Nur wenige erkennen die Mannigfaltigkeit der Sichtweisen. Vor ihren Augen sehen sie immer nur ein Quadrat – ihre eigene Sichtweise – doch die Philosophie, besonders die Metaphysik, ist ein Hilfsmittel dessen ich mich bediene und mir zu eigen gemacht habe, das mir verhilft, nicht nur das Quadrat zu sehen, sondern das, aus was dieses ist: Ein Würfel, der aus sechs Quadraten als Sein analysiert und definiert wird, mit Beziehungen zu weiteren Mehrebenen, die Teil eines ewigen Kontinuums sind. Nur wenige erkennen den wahren Sinn hinter dieser kindhaften Veranschaulichung, nur wenige erkennen den daraus gewonnenen Nutzen, nur wenige erkennen, wie blind sie tatsächlich sind – bedauerlich!

Das Leben hat mich verändert, es hat uns alle verändert – doch Dank sei Gott, durch Christus Jesus unseren Herrn, der mir das wirklich Leben gezeigt hat, um es fest ergreifen zu können.

Mit dieser Welt habe ich nichts zu tun – ist meine Hoffnung vollendet, wird sie nicht mehr sein.

Wenn der Teufel mich nicht mehr prüft, dann sitze ich mit Freuden auf seinem Thron und gestalte dieses Vorrecht nach belieben; nur der schwerste Weg ist das wahre Licht und Heiland für meinen steinigen Pfad, um auch weiterhin auf ewig das stigmatisierte Mysterium in mir sättigen zu können!

Die Menschheit war noch nie bereit für die absolute Bewusstseinsveränderung, für die Revolution im Geiste, auch heute ist sie es nicht, doch wenn ich nicht damit anfange, wer soll es dann tun?

Alles was ich über den Menschen weiß ist, dass sein Glaube in völligem Anthropomorphismus verfällt! Solange er nicht verstehen lernt, was dies für seinen Glauben bedeutet, so hat er zugleich auch niemals Gott kennen gelernt!

Es gibt im Endeffekt nur zwei Arten von aufrichtigen Dienern Gottes: Die, die blinden Gehorsam zeigen und die, die gehorsam sind, aber nicht blind! Ich zähle mich zur letzteren Kategorie.

Ich habe nur einen wahren Vater, der Himmlische und ich habe nur eine wahre Mutter, das neue Jerusalem; beide blicken voller Stolz auf mich herab.

Christus hat 30 Jahre gebraucht, um sein Schicksal zu verstehen und zu akzeptieren; ich liege gut in der Zeit!

Alles ist richtig und gut, alles ist böse und falsch – willkommen in der letzten Odyssee meines Verstandes!

Ich weiß das Dummheit leider nicht wehtut, aber mir tut es weh, andauernd Dummheiten lesen zu müssen!

Ich sollte mich endlich damit abfinden, dass Nostalgie ein Teil meines Lebens geworden ist!

Die Wahrheit ist ein schmaler Grad – Pfade die sich als richtig hinstellen ließen, waren Irrwege meiner Vergangenheit!

Ich glaube die Menschen haben diesen Respekt vor mir, weil sie nicht einschätzen können, was ich wirklich bin – heilig oder abtrünnig. Wahrscheinlich von allem etwas!

Nun habe ich das Geheimnis kennen gelernt, was es bedeutet schwachvoll und doch in Macht zu sein – ja ich kann es durch das Gelebte sagen; die Unsichtbaren klar zu erkennen und ihnen stand zu halten. Wir werden gehasst, und doch lieben wir, verflucht und doch aktiv friedensstiftend. In Angst, doch voll Hoffnung, Tod und doch voller Leben gebend. Nein, ich bin nicht einer von denen, die zurückweichen und so halte ich nach Geißelung meiner Rechten nicht meine Linke denen vor, die Gefallen sind. Den Lauf vollendend, den mein Herr hinterlassen hat – die machtvolle Waffe gelenkt von seiner starken Hand! Amen!

Ein guter, wundervoller Mensch, der mich eins geliebt hat, kann mir nie mehr genommen werden; er lässt eine Spur in meinem Leben zurück gleich jenen erloschenen Sternen, deren Licht noch nach Jahrhunderten den tiefschwarzen Nachthimmel erhellen. Darum will ich nicht weinen, weil es vorbei ist, sondern lächeln, für die Zeit, die Sie mein Leben lebenswert gemacht hat.

Selbstreferentialität war mein ewiges Laster, ubiquitär konträr in der Ausübung des wahren Glaubens!

Andere zu erkennen ist weise, sich selbst zu erkennen ist Erleuchtung, denn sich selbst zu erkennen bedeutet, zuvor vom Allmächtigen erkannt worden zu sein, so erkennen die, die er erkannt hat auch ihn und wurden zu Gotteskindern.

Kehre ich der Sonne den Rücken zu, folge ich den Strahlen ihres Glanzes, erhellt sie meinen Pfad, ist ein Licht für meinen Weg; schaue ich ihr ins Angesicht, blendet sie mich – ein willkommenes Paradoxon, so wird es zu einer Frage der Sichtweise, ob ich Segen oder Fluch erben werde.

Kennst du das? Der Teufel flieht von dir, weil du ihn immer mit aller Härte und Geist widerstanden hast, doch das willst du nicht! Du willst noch nicht diesen Sieg erringen. Also läufst du hinterher, suchst und findest ihn zusammengebrochen, fällst mit Tränen selbst zu Boden und bittest um weitere Prüfungen, du bettelst und flehst bei Gott für weitere Steine auf dem Wahrheitsweg, doch er will einfach nicht mehr, er hat keine Kraft. Mit Wut, Hass und Zorn, wegen seiner widerwärtigen Schwäche, verlässt du ihn enttäuscht, läufst blind umher, auf der Suche nach dieser einen kostbaren Begierde, die nur er dir geben konnte, dieser Wunderbaren, die nur er in dir zu stillen im Begriff war – Nein, dieses Gefühl kennst du nicht!

Wenn ich das Leben und die Menschen um mich herum betrachte, meine Brüder und Schwestern, könnte ich oft verzweifeln, und oft tue ich es! Doch wenn ich dann die Zuneigung, die Liebe, die Loyalität und Verspieltheit meines Haustieres sehe, weiß ich, wie Gott wirklich ist, denn Tiere haben schon immer eine Immunität gegenüber dem Geist der Welt bewiesen und mir zu verstehen gegeben, welche wunderbaren Eigenschaften mich zu meinem Schöpfer und Vater verbinden.

Ich weiß, es kostet Kraft zu sein und bestand zu haben in einer Welt, der es egal ist was mit dir geschieht – der Beginn des Seins ist auch der Beginn der Sklaverei. Während wir dieses Leben führen, der eine Gott entfremdet, der andere ihm verbunden, denken wir an das war einmal war, an die Zukunft, wer wir einst waren und im selben Augenblick an das was kommen mag. In all diesen Überlegungen unseres Menschseins vergessen wir das Eigentliche: Den Augenblick, den Moment, das hier und jetzt. Wir können die Gegenwart nicht leben, denn wenn wir sie leben ist sie im selben Moment auch schon wieder vergangen, wie Sand das uns durchgehend aus den Händen fließt. Hören wir auf darüber nachzudenken wie andere uns sehen, was wir anders getan hätten müssten, was wir nicht schafften, seien wir uns vielmehr der geistigen Bedürfnisse bewusst, betrachten wir die anderen mit ihren Wünschen und Gefühlen höher und wertvoller als uns selbst und Leben wir für den, der für uns starb – wir werden glücklich sein. Das Geheimnis ist, dass der Mensch erst in dem Moment glücklich ist indem er sich dessen auch bewusst wird. Fügen wir deshalb nichts unseren Wünschen hinzu, sondern entziehen wir uns dessen und seihen wir mit dem Zufrieden, was wir sind – Wahrhaftig ich sage es, nichts wird uns mehr unmöglich sein…

Ich habe viel und oft um Weisheit, Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen gebetet, mehr dabei bekommen, als ich es jemals mir in den Sinn rufen hätte können. Doch wohin hat all das geführt? Oft bin ich desolatiert wegen den nun sich gegebenen Umständen und Realitäten die auf noch tiefgründiger, mannigfaltigere Wahrheit aufbauen, ihren Anfang finden und ich kann nichts dagegen tun um diesem entgegen zu wirken! Willkommen tiefer Trübsinn, willkommen Melancholie, willkommen Verzweiflung, willkommen Klageschrei, willkommen tiefschwarze Nacht die ihr meine Seele auf bittere Weise von hinten erfasst! Bin ich etwa undankbar? Bin ich nicht loyal? Habe ich es nicht kommen sehen? Gott lässt sich nicht spotten, denn was der Mensch sät, dass wird er auch ernten! Der Mensch sollte nicht um die Erkenntnis der Wahrheit beten, vielmehr um die Erkenntnis um mit dieser Wahrheit umgehen zu können!

Ungeachtet allem anderen, mich hungert es auch weiterhin nach echter, unverfälschter Wahrheit und mich dürstet es auch weiterhin nach echter, unverfälschter Wahrheit, und nicht nach menschlicher! So mancher gibt mit dem Mund zu bekennen, dass er Gott liebt, doch sein Herz ist weit entfernt davon. So mancher bekennt öffentlich Gott zu kennen, doch durch seine Werke verleugnet er ihn!

Hat uns die Wahrheit wirklich zu Feinden gemacht? Ich bevorzuge Christusnachfolge und keine menschliche Ambitionen!

Ich rede von Salbung, Auserwählung, Berufung, Gotteskindschaft, Heiligung und Schicksal, du von einer Geisteskrankheit; es ist erstaunlich, wie die Sichtweise der Realität sich spaltet, wenn in jemanden nicht Gottes Geist wohnend teilhaftig ist.

Oft stehen wir in unserem Leben vor einer Weggabelung. Die meisten von uns sind dann stets den leichten, bequemen, voll von Glück und dem für sie am Besten Weg gegangen, anders als ich. Meine Wahl war stets der, der nicht leicht war, unbequem, von so mancherleich Schmerzen durchsiebt und auch nicht immer das Beste für mich, wohl mehr für Gott, den der war, ist und sein wird und uns alles gab. Ich weiß, für euch ist dieses Leben, euer Menschsein, diese Realität, einfach alles, doch für mich ist sie nur ein Staubkorn, nur ein sehr geringes Gefüge von etwas weitaus besserem als diese Welt. Darum gehört dieses Leben auch nicht mehr mir, sondern gehört dem, der für mich starb, in Ewigkeit. Amen!

Ich würde mich niemals als einen „guten“ Christen bezeichnen, vielleicht nicht einmal christlich, dank meiner Unvollkommenheit und verräterischem Herz – ich weiß, zum Entsetzen vieler – denn nur einer ist gut, unser Vater in den Himmeln und nur einer war vollkommen christlich, Christus Jesus. Erst am Gerichtstag wird entschieden werden, ob ich auf Erden vergebens gewesen bin, was ich stets versucht habe mit allen Kräften zu sein: Ein Diener YHWHs und somit Nachfolger Christi.

Ich bin nur das Produkt durch Studium, Gebet, Hingabe und Geist!

Du fragst mich welcher Konfession ich angehöre? Es gibt nur eine wahre Konfession: Die absolute Wahrheit!

Die Egomanie des menschlichen Seins wird besonders dann ersichtlich, wenn eine neue Beziehung angefangen wird, um von der ersten Liebe hinwegzukommen; ich habe dir verziehen.

Ein auserwählter König kann fallen, wenn der Schmerz auf seinem Dornenthron unerträglich ist. Doch wisse: Erneut wird er sich erheben, um in einem nie zuvor gesehenem Licht neu zu erstrahlen, mitten in der Finsternis, mitten unter seinen Feinden.

Ich benötige nicht deine Akzeptanz, um Gott zu lieben und von ihm geliebt zu werden!

Ich sage dir die Wahrheit – das was ich als Wahrheit glaube zu wissen, hier und jetzt. Doch ich weiß, dass dies nicht die absolute Wahrheit sein kann, weil es subjektiv ist, aber es ist alles, was ich jemals geben kann. Die Tatsache, das ich so offen es sage, ist Beweis allein, dass dieser Teilaspekt Wahrheit ist!

Noch immer ist mein Leib voller Narben, von weiteren Kratzspuren gemartert, weil der Teufel immer noch versucht, mich von Gottes Liebe zu trennen, in der ich weiterhin verbleibe – bis in alle Ewigkeit!

Von Babylon geächtet und geschmäht zu sein, ist für jeden wahren Nachfolger Christi die größte Ehre. Auch wenn diese sich hinter Gottes Namen verstecken, glauben ihr Handeln hätte keine Konsequenz, bist du weiterhin den geraden und steinigen Weg gegangen, ganz gleich, was sie auch tun, um dich zu diffamieren und auszulöschen!

Aus eigenen Erfahrungen weiß ich, dass Glück durch die folgenden Zustände gewährleistet wird: Ein gutes Verhältnis zum Schöpfer, ein gesunder Ausgleich von Körper und Geist, die Gesundheit achten und bewahren, eine sinnvolle Aufgabe und ein Ziel im Leben, die Vergangenheit abschließen und ihr nicht nachtrauern, ganz gleich wie viel Ungerechtigkeit dir widerfahren ist, keinem Menschen hinterherlaufen, der deine Liebe nicht verdient hat, sich niemals von einer primitive Denkweise und Weltanschauung ungeprüft beeinflussen lassen. Lebe die Wahrheit, gebe niemals dein eigenständiges Denken auf sondern Erkenne, Glaube, Liebe, tue Gutes, aber sei dabei niemals fanatisch blind!

Schwäche gebärt Schwäche, deswegen entschloss ich mich nie wieder schwach zu sein; so wurde ich zu dem, was ich heute bin: Furchtlos! Nur dem, der ohne Angst denkt, handelt und lebt, ist die Gabe gegeben, alles zu erreichen.

Im Grunde gibt es nur zwei Arten von Menschen; auch bei mir kam der Zeitpunkt, wo ich wählen musste: Egoist oder Altruist. Auf das Letztere fiel die Entscheidung, und es war meine beste Wahl. Eine selbstlose Einstellung, die fortwährend das Gute sucht, weil sie menschenliebend ist – dieser Weg muss niemals bereut werden!

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da wusste ich nicht, was mir das Wichtigste war: Gott oder die Wahrheit. Diese Komponenten mussten voneinander getrennt betrachtet werden, weil ich anerkennen musste, dass auch der Schöpfer nur ein Individuum ist, und wo es Individuen gibt, da auch unterschiedliche Maßstäbe und Sichtweisen von der absoluten Wahrheit; auch Gottes Denk- und Handlungsweise ist niemals neutral, frei vom Keim seines eigenen Seins. Ja, es gab eine Zeit, wo mir die Wahrheit wichtiger war als Gott – ich hätte mich stets für die Wahrheit entschieden, falls der Weg zu Gott woanders hingeführt hätte, mit allen Konsequenzen, mit Verdammung, Qual, der Verlust des ewigen Lebens und die Entthronung aus dem Königreich. Ja, es gab diese Zeit in meinem Leben, und sie ist nicht lange her …

Mein ganzes Leben habe ich mich meinem Vater und Christus gewidmet, selbst bei einer weltlichen Arbeit war mein Geist gespalten; ein ewiger Dienst in Gedanken nach der Wahrheit. Wenn ich zurück blicke, so gab es doch keinen Tag, wo ich das Talent meines Herrn verleugnet, es nicht auf irgend einer Art und Weise vermehrte, gut angelegt habe – ich weiß, dass es das Richtige war!

Nach Antworten suchen, die Menschen nicht finden wollen und die Fragen stellen, die Andere aufgehört haben zu stellen, aber niemals dabei vergessend: Die Wahrheit ist stets mehr als die Worte, die ich wähle, um sie zu beschreiben.

Du kommst mit Widerstand, Anfeindungen, Gerüchten und Lügen, ich im Namen YHWH’s! Wenn Gott mit mir ist, wer wird gegen mich sein?

Selbst wenn ich Gott verlassen wollte, würde es niemals passieren. Wir sind miteinander eins, miteinander verbunden durch seinen Namen, mit heiligen Geist, mit der Salbung, und durch die göttliche Berufung, hat er auf ewig für mich gebürgt; der Allmächtige kann nicht lügen, niemand kann ihn daran hindern, sein Wille und Vorsatz allein geschehen immer!

Bereits als Kind hatte ich verstanden, dass ich anders war als andere; ewig während dieser Hunger nach echter Wahrheit. Fortwährend habe ich Gott darum gebeten, mir täglich tiefere Wahrheit zu zeigen, eine Wahrheit, die der menschlichen – dass was in den Religionen der Menschen vorzufinden ist – weit übertrifft. Auch wenn es in meinem Leben immer ein festes Fundament gab, worauf ich meinen Glauben baute, so war ich nie blind geworden für Dogmen, die auf eine Lüge basieren und des Unvollkommenheit einziger Quell waren. Viele Menschen, mit denen ich damals eins denselben Lebensweg betrat, fragten mich immer, warum ich darum bete, die Wahrheit zu erkennen, da die Glaubensgemeinschaft doch „die Wahrheit“ lehren würde. Ich sah in ihren Augen immer diese Angst und zeitgleich auch den Hass, wenn ich ihnen erwiderte, dass einzelne Teilwahrheiten vorhanden wären, doch die gesamte Wahrheit weiterhin aus bliebe!

Ich folge Christus allein, keiner irdischen Führerschaft, die sich selbst dazu ernannt hat; der Geist lehrt mich, nicht Menschen. Die Wahrheit bleibt die Wahrheit, egal von wem sie ausgesprochen wird; die Wahrheit aus Satans Mund geäußert, ist ebenso wahr, wie die Wahrheit von Gott verkündet. Es spielt keine Rolle wer oder was die Wahrheit äußert, wichtig ist, dass sie es ist!

Raster der Zeit – Ich blicke zurück

Man kommt mit Nichts auf diese Welt und muss sie mit nichts wieder verlassen. In diesem Zwischenraum versucht man sein Bestmöglichstes zu tun um diese Lücke so gut wie es nur geht auszufüllen. Viel Zeit haben wir nicht, dennoch vergolden wir das Verbliebene für viele wertlose Dinge, wie zum Beispiel diesem Text – es mag unfair klingen. Ja, es ist zum Heulen und Lachen, und dennoch können wir nichts anderes tun als in Ketten alles zu geben. Wir sind gefangen und frei, suchen doch haben wir nie gefunden, wir leben und vielleicht doch lebendig tot! Um diesem wertlosen Lauf nicht zu erliegen formen wir das Wort Glück, der Mensch weiß nicht genau wo es anfängt und wo es endet, doch alle suchen es und versuchen es zu binden. Doch was ist Glück? Ein Lachen? Tiefe Zufriedenheit? Erkenntnis über das Eigentliche? Manche Dinge müssen nicht verstanden werden, sondern nur akzeptiert, doch auch wenn wir akzeptieren können wer ist nicht in derselben, misslichen Lage wie wir selbst und beginnt dort, wo wir auch begonnen haben? Auf unserem Weg, während wir mit dem Füllen unseres Lebens beschäftigt sind, treffen wir viele Weggefährten, die auch fühlen, denken, glauben, einfach so wie wir sind – mit anderen hat man meist wenig Kontakt. Selbst wenn diese nicht einmal mit uns in dem einem oder anderem Punkt völlig gleich sind, sind dennoch Gemeinsamkeiten schnell gefunden und wir können uns mit ihnen identifizieren, das gibt Kraft und das Gefühl, dass richtige getan zu haben, auf dass wir uns am Ende unseres Lebens nicht schuldig fühlen müssten. Vielleicht ist das ja der Zeitpunkt wo wir allmählich vergessen, dass aller Anfang auch ein weiteres Ende ist!

Unvollkommene Wurzeln in der verfälschten Nächstenliebe

Der Sohn Gottes fasste einmal einer der größten und einzig wahren Gebote in wenigen Worten zusammen: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Wahrhaftig! Doch zu meinem Bedauern stelle ich leider fest, dass die Welt wirklich ihren Nächsten liebt wie sich selbst: Sie tun den Menschen das an, was sie sich selbst angetan haben – Propaganda, Lüge und Selbstbetrug. Sie hassen andere, indem sie sich selbst hassen und ihr Leben und das der anderen nicht wertschätzen und zerstören – Profitgier das Mittel zum Antrieb für weitere Abscheulichkeiten. Sie sind tolerant gegenüber anderen, weil sie sich selbst am Tolerantesten sind inbezug auf Wahrheit, Glauben und Moral – Wie ihr Schöpfer es sieht, interessiert sie nicht. Sie vergeben anderen, weil sie egoistischer Weise selbst Vergebung von Gott bekommen wollen – Angst vor der Vernichtung ist der einzige, tiefgründige Beweggrund in ihrem widerwärtigen Handeln. Nicht in der Selbstliebe, sondern im Selbsthass und Egoismus wurzeln die wahren Übel, die diese Welt zu schaffen machen!

Die perfekte Spielweise: Symbiose des „Kassandra-Effekts“ und des „Marschall-Schwindels“ 

Der endlose Wunsch nach Wissen und Wahrheit führte mich bereits als Kind konsultativ in die Umsetzung dieses einen Plans: Wäre es möglich als Mensch den Teufel selbst zu manipulieren? Wenn ja, wie sollte ich dies umsetzen? Wissend, das ich gegen etwas kämpfe, das mehr über mich weiß, mich besser kennt, als ich selbst, wusste ich ebenfalls, dass dies nur möglich sei durch die Verleugnung über Jahre hinweg meiner selbst, für diesen einen höheren Zweck; ebenso wusste ich, das ich dem Denken weit überlegen sein musste, dem Denken eines Wesens, das meinem Denken überlegen ist – gerade dieses Individuum in seinem trügerischen Glauben bis zum Ende auch im Wissen verharren zu lassen. Der „Kassandra Effekt“, kombiniert mit einem Element aus dem Schachspielzug, bekannt als „Marshall-Schwindel“, veranlasste mich dazu diesen Plan in die Tat umzusetzen: Die aggressive Spielweise, seine wertvollste Spielfigur, die Dame, frühzeitig zu opfern, führt dem Gegenspieler zu dem trügerischen Bewusstsein, des sicheren Gewinnens. Kombiniert man diese Schachweise durch den „Kassandra Effekt“ spielt man in dem wissen, dass jeder auch noch so gedachte Verlust, welchen man schmerzvoll erleidet, jedoch kommen sieht, im Wissen handelt, der Gegner wisse nichts davon, den letzten Zuge als Vorteil selbst zu nutzen. Am Ende des Spielzuges, in dem der Gegner glaube, er hätte einen vollkommen Bezwungen, ebenso in allen anderen Zügen des Spiels, ist es die schwächste Figur die ihn in seinem letzten Angriff Schachmatt setzt. Die eigene Kraft des Angriffs als letztlichen endgültigen Gegenschlag zu nutzen, eine Art Symbiose aller Kräfte, die durch den Verlust in dieser Spielweise entstand, ist die wahre Genialität dieses perfekten Spielverlaufs. Es war nicht schwierig diese „Odyssee“ an Strategie, verbunden mit dem Wissen den Gegner aus seiner Konzentration, aus seiner einstudierten Spielweise herauszureißen, in seiner falsch gedachten Überlegenheit und dem Gefühl des absoluten Sieges verharren zu lassen, im täglichen Leben, über viele Jahre hinweg, anzuwenden. Dem Positionsschach diametral entgegengesetzt, mussten einzelne Ereignisse natürlich auch im persönlichen Leben stattfinden: Die Opferung der Dame, seiner wichtigsten Spielfigur, war das zu verlieren was einem im Leben das größte Fundament immer gab und einen am Leben erhielt. Jeder weitere Verlust einer imaginären Spielfigur, der übertragende Verlust oder Schmerz eines Lebensereignisses, geplante Ziele, die man offenkundig zum Schein verwirklichen wollte, jedoch nie wirkliches Ziel und Beweggrund waren, das Schauspiel einer bezwungener Psyche mit ihren gesamten Folgen, als auch die Folgen des einzelnen Scheiterns – die Zerstörung von „Wahrheit“, die jedoch niemals in einem war, dennoch man sie äußerte um das eigene Bild, das man bewusst nach außen weitergab, das der Teufel über einen hatte, zu gestalten, um Handlungen und Schritte diesbezüglich seiner Selbst zu studieren und vorhersehen zu können; überdies wissend jedoch, dass im wirklichen Leben die eigene verlorene Spielfigur nicht einfach vom Spielbrett genommen wird, sondern, bedauerlicherweise, vom Teufel selbst durchgehend gegen einen selbst verwendet werden wird. Am Ende des Spielzuges, dann wenn der Teufel glaubte, der finale Schritt, der absolute Handlungsraum sei das gegenwärtige Ende, war die schwächste und letzte Opferung einer Spielfigur letztendlich auch das Ende seines Zuges und bedeutete, der nicht vorhersehende Schachmatt gegen ihn. Am Ende jenes gewonnen Spiels wusste ich: Es war nicht schwierig, den Teufel über Jahre hinweg zu manipulieren, einzustudieren, gegen ihn zu gewinnen, ihn für eigene Zwecke zu missbrauchen. Ich verstehe den Hass, nachdem er selbst zum Schauspiel seines Dämonenherres, zum Narren gekürt wurde, nachdem ein unterlegender Mensch gegen ihn selbst gewonnen hatte, eines Menschen, der jeden seiner Schachzüge schon immer kannte, und von Anfang an alles unter Kontrolle behielt, während die trügerische Macht in ihm war, als Teufel und Herrscher dieser Welt selbst, diese Kontrolle zu haben und perfekt im Geheimen gegen einen zu gebrauchen. Überdies, diese Spielweise war nicht etwas völlig Neues, einige Auserwählte früherer Zeiten gingen ähnlich vor, alles was ich tat war die Genialität, die Gottes Geist ihnen gab, weiter durch Geist zu perfektionieren. Und so wie ich vom Vater her so viel lernen konnte, der den „Kassandra Effekt“ noch immer gebraucht, um gegen den Teufel bekannte Prophezeiungen wahr werden zu lassen, ihn zu Taten zu zwingen, die ihn glauben machen er könne siegen, während der letzte Zug ihn selbst zerstört, wurden mir diese Gaben gegeben, um das jetzige Leben, der alles übertreffenden, bald kommenden Herrlichkeit, zu überwinden, das nur eine Vorschattung ist, für das Kommende, wahr werdende, und der Taten, die an diesem einen, meinem individuellen Schicksal geknüpft sind. Ubiquitär, ja allgegenwärtig hindurch, stellen sich mir immer noch die Fragen: Nach meinem Sieg, nach seiner Niederlage, den unvorhergesehenen Schachmatt, wird welche Wahrheit zum wahren Gesicht hinter der Wahrheit? Ist denn nur alles nichts als ein Spiel zweier Mächte gewesen, in dem David über Goliath durch Gott einen tödlichen Sieg errang, und Menschen gebraucht worden sind, um für einen höheren Zwecke zu dienen, der wiederum so primitiv ist? Wenn der Teufel so leicht zu manipulieren und zu bezwingen ist, wäre mir was noch alles möglich, wenn die Grenzen meiner wahren Fähigkeiten wirklich erreicht sind? Und so ist sicher: Auch diese Aphoristik gehört nur einer weiteren Spielweise an, einer einfachen Taktik, die der genannten Überlegen ist, und ihren Zweck zu meiner Zeit mehr als Erfüllen wird.

von |Januar 6th, 2017|Kommentare deaktiviert für Illustris

Glaube oder Werke — was führt wirklich zum Leben?

Glaube oder Werke — was führt wirklich zum Leben?

Beweistexte für die Rettung durch Glaube allein:

  • „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben.“ (Johannes 6:47)
  • „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer auf mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben, und er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod zum Leben hinübergegangen.“ (Johannes 5:24)
  • „Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in seinem eigenen Fall. Wer nicht an Gott glaubt, hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das gegebene Zeugnis glaubt, das Gott als Zeugnis über seinen Sohn gegeben hat. Und darin besteht das gegebene Zeugnis, daß Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat dieses [ewige] Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat dieses Leben nicht.“ (1. Johannes 5:10-12)
  • „Ich schreibe euch diese Dinge, damit ihr wißt, daß ihr ewiges Leben habt, ihr, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt.“ (1. Johannes 5:13)
  • „Diese aber sind niedergeschrieben worden, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr, weil ihr glaubt, durch seinen Namen [ewiges] Leben habt.“ (Johannes 20:31)
  • „…und die wissen, daß ein Mensch nicht zufolge von Gesetzeswerken gerechtgesprochen wird, sondern nur durch Glauben gegenüber Christus Jesus, auch wir glauben an Christus Jesus, damit wir aus Glauben gegenüber Christus und nicht zufolge von Gesetzeswerken gerechtgesprochen werden, denn zufolge von Gesetzeswerken wird kein Fleisch gerechtgesprochen werden.“ (Galater 2:16)
  • „Denn alle die, die sich auf Gesetzeswerke verlassen, sind unter einem Fluch; denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der nicht bei allen Dingen bleibt, die in der Buchrolle des GESETZES geschrieben sind, um sie zu tun.“ Daß übrigens durch Gesetz niemand bei Gott gerechtgesprochen wird, ist offenkundig, denn „der Gerechte wird zufolge des Glaubens leben.““ (Galater 3:10, 11)
  • „Folglich ist das GESETZ unser Erzieher geworden, der zu Christus führt, damit wir zufolge des Glaubens gerechtgesprochen werden könnten.“ (Galater 3:24)
  • „…und daß [ihr] von allen Dingen, von denen ihr durch das Gesetz Mose nicht schuldlos gesprochen werden konntet, jeder, der glaubt, durch diesen[Jesus Christus] schuldlos gesprochen werdet.“ (Apostelgeschichte 13:39)
  • „Durch diese unverdiente Güte seid ihr tatsächlich durch Glauben gerettet worden; und dies habt ihr nicht euch zu verdanken, es ist Gottes Gabe. Nein, es ist nicht Werken zu verdanken, damit kein Mensch Grund zum Rühmen habe.“ (Epheser 2:8, 9)
  • „Was aber den Gerechten betrifft, durch seinen treuen Glauben wird er am Leben bleiben.“ (Habakuk 2:4)
  • „Ein Gerechter aber wird zufolge des Glaubens leben“. (Hebräer 10:38)
  • „Denn ich schäme mich der guten Botschaft nicht; sie ist tatsächlich Gottes Kraft zur Rettung für jeden, der Glauben hat, für den Juden zuerst und auch für den Griechen; denn in ihr wird Gottes Gerechtigkeit aufgrund des Glaubens und zum Glauben geoffenbart, so wie geschrieben steht: „Der Gerechte aber — durch Glauben wird er leben.““ (Römer 1:16, 17)
  • „Daher wird durch Gesetzeswerke kein Fleisch vor ihm gerechtgesprochen werden, denn durch Gesetz kommt die genaue Erkenntnis der Sünde.“ (Römer 3:20)
  • „…um so seine eigene Gerechtigkeit in der jetzigen Zeitperiode an den Tag zu legen, damit er gerecht sei, auch wenn er den Menschen gerechtspricht, der an Jesus glaubt.“ (Römer 3:26)
  • „So hat sich nun auch in der gegenwärtigen Zeitperiode ein Überrest gemäß einer Auserwählung zufolge unverdienter Güte gezeigt. Wenn es nun durch unverdiente Güte ist, ist es nicht mehr zufolge von Werken; sonst erweist sich die unverdiente Güte nicht mehr als unverdiente Güte.“ (Römer 11:5, 6)
  • „Dem nun, der Werke verrichtet, wird der Lohn nicht als unverdiente Güte angerechnet, sondern als Schuld. Dem dagegen, der keine Werke verrichtet, aber an den glaubt, der den Gottlosen gerechtspricht, wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet. So, wie David auch von dem Glück des Menschen spricht, dem Gott Gerechtigkeit ohne Werke anrechnet.“ (Römer 4:4-6)
  • „Darum laßt uns, da wir nun zufolge des Glaubens gerechtgesprochen worden sind, uns des Friedens mit Gott erfreuen durch unseren Herrn Jesus Christus.“ (Römer 5:1)
  • „Er hat uns gerettet und uns mit einer heiligen Berufung berufen, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und unverdienter Güte.“ (2. Timotheus 1:9)
  • „Als jedoch die Güte und die Liebe zum Menschen auf seiten unseres Retters, Gottes, offenbar wurde, rettete er uns, nicht zufolge von Werken, die wir in Gerechtigkeit vollbracht hätten, sondern gemäß seiner Barmherzigkeit durch das Bad, das uns zum Leben brachte, und durch unsere Erneuerung durch heiligen Geist.“ (Titus 3:4, 5)
  • „Wo ist also das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Das der Werke? Nein, in der Tat, sondern durch das Gesetz des Glaubens. Denn wir halten dafür, daß ein Mensch ohne Gesetzeswerke durch Glauben gerechtgesprochen wird. Oder ist er nur der Gott der Juden? Nicht auch der Menschen der Nationen? Doch, auch der Menschen der Nationen, wenn Gott wirklich e i n e r ist, der Beschnittene zufolge des Glaubens und Unbeschnittene durch ihren Glauben gerechtsprechen wird. Heben wir denn durch unseren Glauben das Gesetz auf? Das geschehe nie! Im Gegenteil, wir richten das Gesetz auf.“ (Römer 3:27-31)

Schlussfolgerung: Glaube allein kann Rettung bewirken!

Beweistexte für die Rettung durch Werke allein:

  • „Von welchem Nutzen ist es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, hat aber keine Werke? Dieser Glaube kann ihn doch nicht etwa retten?“ (Jakobus 2:14)
  • „Ebenso ist der Glaube, wenn er keine Werke hat, in sich selbst tot. Aber es könnte jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken.“ (Jakobus 2:17-18)
  • „Du glaubst, daß es einen einzigen Gott gibt, nicht wahr? Du tust sehr wohl. Doch glauben auch die Dämọnen und schaudern. Möchtest du aber wissen, du leerer Mensch, daß der Glaube ohne Werke untätig ist? Wurde nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerechtgesprochen, nachdem er Ịsa·ak, seinen Sohn, auf dem Altar dargebracht hatte? Da siehst du, dass der Glaube zusammengewirkt hat mit seinen Werken, und durch die Werke ist der Glaube vollkommen geworden.“ (Jakobus 2:19-22)
  • „So ist die Schrift erfüllt, die da spricht (1. Mose 15,6): „Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden“, und er wurde „ein Freund Gottes“ genannt (Jesaja 41,8).“ (Jakobus 2:23)
  • „Ihr seht, daß ein Mensch durch Werke gerechtgesprochen wird und nicht durch Glauben allein.“ (Jakobus 2:24)
  • „Ja, wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.“ (Jakobus 2:26)
  • „Jeder Baum[Mensch], der nicht vortreffliche Frucht[Werke] hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer[ewige Vernichtung] geworfen.“ (Matthäus 7:19)
  • „Ich[Jesus] bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jeden Zweig[Christ] an mir, der nicht Frucht[Werke] trägt, nimmt er weg[ewige Vernichtung], und jeden, der Frucht trägt[Werke], reinigt er, damit er mehr Frucht trage[weitere Werke; ewiges Leben].“ (Johannes 15:1, 2)
  • „Geht[Werke] ein durch das enge Tor; denn breit und geräumig ist der Weg, der in die Vernichtung führt, und viele sind es, die auf ihm hineingehen; doch eng ist das Tor und eingeengt der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden[Werke].“ (Matthäus 7:13, 14)
  • „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen[Werke] über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus.“ (Johannes 17:3)
  • „Denn nicht die Hörer des Gesetzes sind die vor Gott Gerechten, sondern die Täter[Werke] des Gesetzes werden gerechtgesprochen werden.“ (Römer 2:13)

Schlussfolgerung: Werke allein kann Rettung bewirken!

Bedenke:

Die Bibel macht bei dem Wort „Werke“ keinen Unterschied; es gibt keine Glaubenswerke und Gesetzeswerke. Bis zu 174 Mal wird in den griechischen Schriften das Wurzelwort „ergon(ἔργων)“ mit „Werke“ übersetzt wiedergegeben (Quelle).

Fazit:

Es lässt sich ein klarer Widerspruch belegen: Entweder kann Glaube allein retten und die Werke (ἔργων) sind unbedeutend, da durch unverdiente Güte der Mensch gerechtgesprochen wird, nicht durch seine Taten. Oder es sind die Werke allein, die den Glauben lebendig gestalten und zur Rettung führen. Beide Aussagen jedoch – die in der Heiligen Schrift als richtig und zutreffend angesehen werden – ergeben zusammen eine Anomalie des biblischen Glaubens, ein Paradoxon!

von |Januar 3rd, 2017|Kommentare deaktiviert für Glaube oder Werke — was führt wirklich zum Leben?

Jehovas Zeugen – Das Leben danach

Jehovas Zeugen werben täglich dafür eine christliche Religionsgemeinschaft zu sein. Die Liebe wird offiziell in ihren Reihen groß geschrieben. Doch wie ergeht es Menschen, die die Gemeinschaft von Jehovas Zeugen verlassen haben? Wie ist das Leben danach? Wie wirkt sich die jahrelange Isolation, Fremdsteuerung des Glaubens, und dogmatische Lebenseinstellung auf einen Gläubigen aus, wenn er beginnt ein normales Leben ohne die Gruppe zu führen? Eine Aussteigerin berichtet, wie sie selbstständig zu denken begann, von Grund auf alles neu erlernen musste, und wie sich die Lebensqualität nachweisbar gesteigert hat.

Aussteiger berichtet: „Es war, als gäbe ich mein Hirn ab“

Die renommierte Schweizer Zeitschrift “ Beobachter“ blickt unvoreingenommen hinter die Fassade der Zeugen Jehovas und lässt einen Aussteiger zu Wort kommen. Interessant ist die Aussage der Pressestelle in Selters. Mir kommt es vor, als wisse die linke Hand nicht was die Rechte gerade so tut. Ist es wirklich so schwer, Aussagen der aktuellen Literatur geistig präsent zu haben? Wie ist es zu erklären, dass die Pressestelle folgendes übersehen hat?

Auszug aus dem Buch „Bewahrt euch in Gottes Liebe“ Seite 207 Veröffentlicht 2008: „Wer Jehova treu sein möchte, sucht nicht nach Vorwänden für Kontakte mit einem ausgeschlossenen Verwandten, der eine eigene Wohnung hat. Aus Herzenstreue gegenüber Jehova und seiner Organisation wird er die biblische Regelung des Gemeinschaftsentzugs nicht unterlaufen.

Über 20 Jahre lang war Rino Zumerle bei den Zeugen Jehovas. Schliesslich stieg er aus – und verlor Frau und Freunde.

Wer sind die Zeugen Jehovas?

Rino Zumerle schlägt ein Restaurant für das Gespräch vor, zu Hause sei nicht aufgeräumt. Wir gehen dann doch in seine Dreizimmerwohnung – sie ist alles andere als unordentlich. Der 63-Jährige lebt allein in Biel. Pflanzen machen das Wohnzimmer gemütlich, eine Buddhafigur sitzt vor dem Fenster, die Wohnwand mit Büchern zeugt von Belesenheit.

Zumerle spricht überlegt, leise. Er fuchtelt nicht mit den Händen, seine Augen suchen stets den Kontakt zum Gesprächspartner. Man könnte versucht sein, ihn einem sozialen Beruf zuzuordnen. Ganz falsch: Zumerle ist seit 1978 IT-Angestellter.

Und der Buddha? «Er strahlt Gelassenheit aus. Aber ich bin Atheist», sagt er bestimmt. «Es gibt kein Leben nach dem Tod. Aber es gibt ein Leben davor, und was wir daraus machen, liegt an uns.» Eine klare Antwort auf eine grosse Frage. Das ist Rino Zumerle: Er sucht Antworten auf solche Fragen. Er interessiert sich für Übersinnliches, für Philosophie. Heute diskutiert er solche Themen im Vorstand des Café Philo Solothurn. Der Verein veranstaltet Diskussionen mit Denkern, dabei philosophiert der Vorstand auch selbst. Zumerle liebt das.

Eine Agenda voller «Zeugen»-Termine

Vor 30 Jahren fand er bei den Zeugen Jehovas Antworten auf seine Fragen. Seine Schwägerin war von zwei «Zeugen» angesprochen worden. Sie erzählte ihrer Schwester davon, die beiden trafen sich mit «Zeugen» zu Bibelgesprächen. «Meine Frau war damals mehr an Gott interessiert als ich», sagt Zumerle. Sie war protestantisch, er katholisch, beide gingen selten in die Kirche. Mit 24 heirateten sie kirchlich, ein Jahr später kam die erste Tochter zur Welt, zwei Jahre darauf die zweite. Zehn Jahre später folgte ein Sohn.

Für die Kinder hatten die «Zeugen» eine bebilderte Bibel dabei, das gefiel den Zumerles. Erst wollte Zumerle seine Frau vom Beitritt abhalten. Doch je mehr er sich mit der Gruppierung beschäftigte, umso mehr überzeugte ihn deren Glauben: «Werte wie Zusammenhalt, Familie oder Gemeinschaft sind ihnen wichtig. Das gefiel mir. Und der Glaube an ein Leben nach dem Tod.»

Aufgewachsen ist Zumerle in Grenchen. Er machte eine Lehre als Maschinenzeichner und bildete sich im Abendstudium zum Maschinenbauingenieur weiter. Schon während des Studiums interessierte er sich für Informatik und fand eine Stelle in der IT-Abteilung eines Uhrenherstellers. Bald bauten die Zumerles ein Haus in der Region. Sein liebstes Hobby war Schach. Als Teenie hatte er es bei den Solothurner Meisterschaften in die vorderen Ränge geschafft.

Schach lag nicht mehr drin, nachdem man den «Zeugen» beigetreten war. Am Dienstag traf man sich privat mit drei, vier Familien zum Bibelstudium. Am Donnerstag versammelte man sich, um Internes aus der Welt der «Zeugen» zu erfahren oder im Missionieren geschult zu werden. Und am Wochenende gab es Treffen für die Öffentlichkeit mit einem Vortrag zu einer Bibelstelle und Betrachtungen zu Artikeln aus der Zeitschrift «Wachtturm». Zudem gings auf Mission von Tür zu Tür. «Die wenigsten tun das gern. Man läuft Gefahr, auf Bekannte zu stossen oder angefeindet zu werden», erzählt Zumerle. Die Kinder waren bei all diesen Aktivitäten immer dabei. Rückblickend sagt er: «Wir steckten in einem Hamsterrad, merkten es aber nicht.»

Die Töchter treten als Erste aus

Nicht nur das Schachspielen hatte er aufgegeben. Alte Freunde waren nicht mehr wichtig, selbst seine Eltern und Geschwister traf Zumerle kaum mehr. Sein Leben spielte sich unter Zeugen Jehovas ab. Bald galt er als Vorbild, man wählte ihn zum Dienstamtgehilfen, dann zum Ältesten. Die «Zeugen» sind hierarchisch strukturiert. Mehrere Älteste leiten eine Versammlung. «Zum Ältesten wird, wer eine intakte Familie hat und als vernünftig, gerecht und eifrig angesehen wird», sagt Zumerle. Als Ältester vermittelte er den Glauben, lehrte, wie man missioniert, und half bei Problemen.

Anfang des Jahrtausends brauchte Zumerle selber Hilfe. Er war in eine Midlife-Crisis geraten und fragte sich: «Was habe ich im Leben erreicht?» Als Zeuge Jehovas verzichtete er auf vieles. Er begann, auch ausserhalb der «Zeugen» nach Antworten zu suchen. 2003 folgte die nächste Krise: Die jüngere Tochter verliess die «Zeugen». «Sie hat lange mit sich gerungen, uns aber nichts davon erzählt.» Zumerle hintersann sich: «Was bin ich für ein Vater, dass mir meine Tochter nichts von ihren Sorgen erzählt?»

Zurückhalten wollte er sie nicht. Kurz darauf trat auch die ältere Tochter aus. Sie hatte mit 18 geheiratet, früh ein Kind geboren, aber die Ehe hielt nicht. Mit der Beziehung starb ihr Glaube. Sie haderte etwa mit dem Gedanken, wie es möglich sei, dass Eltern Gott mehr lieben als ihre Kinder. Das schmerzte. Zumerle sah sich im Dilemma: Zeugen Jehovas sollten den Kontakt zu Ausgetretenen – auch zu engsten Familienmitgliedern – aufs Minimum beschränken. Dazu war er nicht bereit: «Ich sagte zu meinen Töchtern: ‹Ich werde euch nie verstossen.›» Rino Zumerle: «Die meisten Zeugen sind sich nicht bewusst, wie tief sie die Psyche derer verletzen, die sie isolieren.»

Sein Weltbild beginnt zu wanken

Zumerle sah sich nicht mehr in der Lage, der Gemeinschaft als Ältester zu dienen, und gab das Amt ab. Er brauchte Erklärungen für das Verhalten seiner Töchter. Über diese Zeit sagt er: «Erst verharrte ich wie betäubt in einer Starre, war ohne Lebensfreude. Dann wollte ich mich rechtfertigen und forschte in der Literatur der Zeugen Jehovas. Ich begann, die Dinge von verschiedenen Seiten zu betrachten. Mein Weltbild wankte.»

Bei seinen Nachforschungen stiess er auf Widersprüche in den Schriften. Ein Beispiel: Wie alle «Zeugen» glaubte Zumerle an die Auferstehung, daran, dass er zu den Auserwählten gehören würde, die den nahenden Weltuntergang überleben. Seine Kinder waren 2003 ausgetreten. Er fragte sich: «Wenn der Untergang 2002 stattgefunden hätte, wären meine Kinder gerettet. Fände er aber erst 2004 statt, sind sie dann verloren?» «Wir steckten in einem Hamsterrad, merkten es aber nicht.»

Rino Zumerle, ehemaliges Mitglied der Zeugen Jehovas

Er begann, sich vermehrt für das «weltliche» Leben zu interessieren, nahm seltener an den Versammlungen teil, schwänzte den Missionsdienst. Stattdessen erklomm er mit dem Mountainbike die Berge des Jura und lernte, Billard zu spielen. Doch es dauerte bis 2010, ehe er seinen langen Austrittsbrief schrieb. Darin hinterfragte er etwa die Haltung der Wachtturm-Gesellschaft zu Organtransplantationen. Einmal hiess es, solche Eingriffe seien für Zeugen Jehovas verboten, dann wieder waren sie zugelassen. Für Zumerle ging das nicht auf: «Es kann doch nicht sein, dass acht Millionen Menschen von einem Tag auf den anderen plötzlich ihren biblisch fundierten Glauben um 180 Grad ändern. Es war, als gäbe ich mein Hirn an der Tür zum Versammlungslokal ab.»

Ein Grund für Zumerles Zaudern war die Angst, verstossen zu werden: Strenggläubige «Zeugen» ignorieren Abtrünnige. Würden ihn die Grenchner «Zeugen», mit denen er 20 Jahre lang das Leben geteilt hatte, wirklich verstossen? Er hatte kaum mehr andere Freunde.

Vor allem beschäftigte Zumerle die Frage: Wie würde seine Frau reagieren? «Wir hatten es immer gut, es gab kaum heftigen Streit. Wir wollten zusammen alt werden.» Das änderte sich mit seinem Zweifeln. Die beiden stritten jetzt viel: «Ich war oft sehr impulsiv», sagt Zumerle. Wer den besonnenen Mann vor sich sieht, kann das kaum glauben. Seine Frau war für seine kritischen Gedanken nicht zugänglich. «Es gab keine vernünftigen Gespräche mehr – auch ich selber war nicht mehr kritikfähig.»

Heute geniesst er seine Freiheit

Seinen Austrittsbrief schloss Zumerle so: «Ich werde die Zeugen Jehovas als Menschen weiterhin respektieren. Dasselbe erbitte ich von euch.» Es half nichts. Er wurde gemieden. Einige Wochen später war ihm klar, dass er unmöglich weiter mit seiner Frau zusammenbleiben konnte. «Ich sagte ihr: ‹Wenn ich sehe, wie diese Leute mit dir geselligen Umgang pflegen, während sie mich nicht einmal grüssen, ist das für mich unerträglich.›»

Die Zumerles trennten sich. «Meine Frau war betroffen, fand aber, die Zeugen Jehovas seien ein Teil ihres Lebens, den sie nicht aufgeben wolle. Auch nicht mir zuliebe.» Zumerle zog aus, später verkauften die beiden ihr Haus und liessen sich scheiden. Dann entfremdete sich auch der Sohn von den Zeugen Jehovas und trat aus. Das war vor etwa fünf Jahren. Seither sieht Zumerle seine Frau kaum noch. Nach einer langen Krisenzeit geniesst er seine neue Freiheit, pflegt neue Freundschaften und holt vieles nach. Er reist, fliegt Gleitschirm, malt, formt Steinskulpturen. Und er spielt sogar wieder Schach.

Und warum erzählt er das alles öffentlich? «Mir geht es um Aufklärung. Ich finde es persönlich beleidigend, wie menschenverachtend und -unwürdig diese Gruppierung mit mir und anderen Andersdenkenden umgeht und uns sozial isoliert. Und das aus Liebe, wie sie sagt.»

Quelle: beobachter.ch

von |Februar 22nd, 2016|2016|0 Kommentare

An die leitende Körperschaft

Wahrheiten jetzt! ist dankbar dafür, dass die Wachtturm-Gesellschaft der Website so viel Aufmerksamkeit gibt. Die Themen auf dieser Website müssen die Wachtturm-Gesellschaft so sehr stören, dass sie alles daran setzen den Betreiber in Gerichtsprozesse zu ziehen um ihm hohe Geldstrafen (bis zu 250.000€) oder ersatzweise 6 Monate Haft anzudrohen. Liebe leitende Körperschaft, D. H. Splane, A. Morris III., D. M. Sanderson, G. W. Jackson, M. S. Lett. S. F. Herd, G. Lösch und G. H. Pierce:

Die Wahrheit steht von alleine aufrecht, nur die Lüge braucht Gesetzesschutz!

Erwartet Gott und Jesus das von euch? Hätte Jesus so gehandelt? Ihr sagt von euch selbst das ihr vom "Geist geleitet" seid. Ihr sagt selbst das ihr geistgesalbte Christen seid. Ihr sagt selbst das die Bibel über allem steht. Warum macht ihr euch dann selbst, durch Gerichtsprozesse lächerlich? Warum versucht ihr erneut zu richten? Warum wollt ihr nicht in die Fußstapfen Jesu treten, der so mild gesinnt war?

"Nun hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petrus: Steck das Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gegeben hat?" (Johannes 18:10, 11)

Da ihr euch offensichtlich auf dem Weg der Finsternis befindet, wünscht euch Wahrheiten jetzt! sehr baldig, Jesus anzuerkennen und ihm nachzufolgen, um dem Willen des Vaters zu tun!