Jehovas Zeugen – Wie ein Kind gezwungen wurde, der Gemeinschaft beizutreten

Warnung: Der Bericht enthält erlebte Schilderungen über körperliche und sexuelle Gewalt. Ein Lebensbericht von *Nadine aus Nordrhein-Westfalen, Deutschland, eingesandt und zur Veröffentlichung freigegeben am 24. Oktober 2020; die Namen wurden aus Datenschutzgründen geändert.

Wie alles anfing

Als Kleinkind ist man selten unglücklich. Besonders bevor man in den Kindergarten geht oder auch zur Schule.

Ich war ein fröhliches Kind. Hab gerne gebastelt und war schon von klein an sicher, wenn ich mal groß bin, werde ich Mama. Leider hat sich letzteres nie erfüllt. Es gab viele schöne Dinge. Ich wurde geliebt und gelobt. Man hat mich durchaus wertgeschätzt. Ich hatte Träume und Wünsche wie jedes Kind. Einen kleinen Bruder, den ich über alles geliebt habe. Eine große Familie mit Cousins und Cousinen, die ich auch geliebt habe. Wir haben gespielt und gelacht. Eine typische Kindheit nüchtern und von außen betrachtet. Doch es gab auch eine dunkle Seite in meiner Kindheit. Ja, ich sage wirklich dunkle Seite. Vor allem im Nachhinein wird mir klar wie traumatisierend es eigentlich war. Ich leide bis heute unter den Folgen. Es ähnelt tatsächlich dem Einfluss der Religionen im Mittelalter.

Eltern werden Zeugen Jehova

Meine Eltern haben sich in den späten 80ern kennen gelernt und Anfang der 90er geheiratet. Beide sind Zeugen Jehovas. 1992 wurde ich geboren. Ich wurde also von Geburt an mit den Zeugen Jehovas konfrontiert. Bewusst wahr genommen hab ich dies bereits im Kindergarten. Ich kam erst mit fünf Jahren in den Kindergarten und war dort auch nur ein Jahr. In den ersten fünf Jahren hatte ich also nur mit Familienmitgliedern und anderen Zeugen Jehovas zu tun. Im Kindergarten waren mein Bruder und ich jedoch die einzigen Kinder von Zeugen Jehovas. Dies wurde mir so richtig bewusst, als Geburtstage zur Sprache kamen. Bis dato waren mir Geburtstage fremd und deren Bedeutung auch unbekannt. Ein Geburtstag im Kindergarten war etwas besonderes. Jeden Morgen und Mittag gab es Stuhlkreise. Wenn es ein Geburtstagskind gab, haben die Erzieher Pudding verteilt und es wurde gesungen. Voller Begeisterung hab ich dies zu Hause erzählt. Die Folge war ein Gespräch mit meinen Erziehern. Es wurde ihnen klar gemacht das wir keinen Geburtstag feiern und natürlich auch warum nicht. Mein Vater wollte, dass wir in solchen Situationen nicht anwesend sind und erwartete tatsächlich von meiner Oma, dass sie uns immer wenn ein anderes Kind Geburtstag hatte abholt. Sie verneinte das, da sie dies für vollends bescheuert hielt und diese verschrobene Ansicht auch nicht unterstützen wollte. Danach durften wir tatsächlich den Pudding nicht mehr essen, wenn er anlässlich eines Geburtstages war. Außerhalb von Feiertagen und Geburtstagen dürften wir jeden Pudding essen, solange er natürlich kein Blut enthält.

Meine Schulzeit

In den ersten Schuljahren mussten meine Lehrer mir, für Aufgaben wie Steckbriefe, meinen Geburtstag sagen weil ich ihn selbst nicht wusste.

Weihnachten war tatsächlich erst in der dritten Klasse Thema. Der Grund dafür war ein Disput mit meinen Klassenkameraden. Das mit dem Christkind hab ich nicht ganz verstanden aber ich wusste was ein Weihnachtsmann ist. Eine rote, Opa ähnliche, runde Figur, mit weißem Bart, Schlitten mit Rentieren von Coca Cola erfunden. Ausgedacht. Dumm. Kein Zauber. Eine Lüge die man Kindern erzählt damit sie sich benehmen. Die einzige Waffe die weltliche Eltern haben um ihre Kinder zu kontrollieren. Ja, genau das wurde mir erklärt. Leider habe ich genau das meinen Klassenkameraden gesagt. In der dritten Klasse. Das haben sie nicht so gut aufgenommen. Im Gegenteil. Ich erinnere mich genau, dass ausgerechnet der Junge in den ich verliebt war, mich für total bescheuert erklärt hat. Den Weihnachtsmann gibt es. Ohne Zweifel. Er hatte sogar den Beweis schlechthin. An der Gardine im Bad hat der Weihnachtsmann Schokoladenflecken hinterlassen. Wenn es den gar nicht gäbe, müsste seine Mama diese Schokoladenflecken selbst an die Gardine gemacht haben.

Und so was würde sie niemals machen, denn das muss sie ja dann waschen. Ein Totschlagargument, vor allem für die anderen Schüler. Nach dieser Aussage haben alle Kinder, auch meine Freunde, ihre Etuis und Bücher so aufgestellt, dass ich völlig eingekesselt saß. Ich begann zu schluchzen und zu weinen, was natürlich nicht unbemerkt blieb und kommentiert wurde, auch mit Beleidigungen. Das mag nun harmlos klingen. Das ist es aber für ein achtjähriges Kind nicht. Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen. Selbst meine Freunde haben sich abgewannt, obwohl ich ihnen nur die Wahrheit sagte. Zumal ich doch gelernt habe, ich solle ihnen die Wahrheit sagen und aus der Bibel predigen, denn wenn ich ihnen nicht predige, kommen sie nicht ins Paradies. Das bedeutet deren endgültigen Tod und dann klebt deren Blut an meinen Händen. Dann würde ich auch nicht ins Paradies kommen. Ich meinte es nur gut und wollte sie retten. Das habe ich nicht verstanden. Sie sollten doch dankbar sein, dass ich sie aufgeklärt habe. Doch genau wie ich, glaubten sie daran, dass ihre Eltern ihnen nichts falsches erzählen würden. Das war das erste Mal in meinem Leben an dem ich mir wünschte nie geboren worden zu sein. Ich war auf einmal die Außenseiterin. Die Komische. Die, die anders war. Die anderen haben eine Zeit lang nicht mit mir geredet. Ich war alleine auf dem Schulhof und keiner wollte mit mir spielen.

Dies hielt zwar nicht länger als ein paar Wochen an, aber es wiederholte sich immer wieder. Jedes mal wenn ich eine Einladung zum Geburtstag bekam, war ich wieder die Außenseiterin. Jeder der ein mal erlebt hat wie es ist ein Außenseiter zu sein, kann dieses furchtbare, Markdurchdringende, eklige Gefühl nachvollziehen. Man fühlt sich allein und Wertlos. Und das bereits als Kind. Viel schlimmer jedoch, so empfand ich das damals schon, ist, wenn der Grund warum man ein Außenseiter ist, nicht eine außergewöhnliche Eigenschaft oder Gewohnheit war, sondern der Glaube meiner Eltern. Etwas wofür ich nicht mal was konnte. Ich war so unglücklich. Unglücklich über die Entscheidung die meine Eltern für mich getroffen haben ohne mich zu fragen. Eine Erziehung in einem Glauben dem ich gezwungen wurde mich hinzugeben. Jeder Zeuge würde jetzt an dieser Stelle behaupten es sei kein Zwang. Doch das ist es. Denn ich durfte das andere Leben nicht ausprobieren und selbst entscheiden. Ich musste genau das machen was meine Eltern sagten. Ob ich wollte oder nicht. Ich musste sagen, dass wir keines der Feste feiern. Egal wie sehr ich es auch wollte. Ich durfte nicht. Meiner Meinung nach ist dies Zwang. Ich rede hier nicht von einem Schokoriegel an der Kasse der mir verweigert wurde. Sondern von einem kulturellen Entwicklungsschritt. Etwas das jedes Kind in Deutschland kennen lernt und feiert.

Tatsächlich durfte ich ein Ehepaar kennen lernen, das der Meinung war die Kinder sollten selbst entscheiden. Ein tolles Paar. Vorbildliche Zeugen Jehovas. Er ein Ältester und sie eine Pionierin, das sogar noch in der Schwangerschaft und darüber hinaus. Jedes Mädchen wollte so sein wie sie und einen Mann finden wie ihn. Sie waren die Vorbilder schlechthin. Sie haben drei wunderschöne Mädchen bekommen. Auch ihre Kinder wurden irgendwann mit Geburtstagen konfrontiert. Die Mutter brachte eine ihrer Töchter zu McDonalds. Sie war auf einem Geburtstag eingeladen und die Mutter brachte sie hin. Dies bedeutete den Ausschluss, also die Exkommunikation. Genau so kam es. Weil sie ihre Tochter selbst entscheiden lassen wollte welches Leben sie führen will, wurde sie ausgeschlossen. So etwas muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Eine Mutter die nicht über den Lebensweg des eigenen Kindes entscheiden will, sondern ihm selbst die Entscheidung überlassen will, wird ausgeschlossen aus der Gemeinschaft. Genau das war auch das Argument ihres Mannes gegenüber der Ältestenschaft. Wenn man seine Frau ausschließe weil sie möchte das ihre Kinder ein freies Leben führen können und selbst entscheiden sollen, dann müsse man ihn ebenfalls ausschließen. Denn er steht zu der Entscheidung seiner Frau und wenn die Gemeinschaft dies nicht akzeptier, dann möchte er auch kein Teil mehr dieser sein. Nun soll mir noch mal einer erklären, dass Kinder von Zeugen Jehovas nicht gezwungen werden.

Weihnachten

Es ist als Kind wirklich hart wenn du nach den Weihnachtsferien in der Schule von jedem einzelnen Klassenkameraden hörst wie sie Weihnachten gefeiert haben. Dabei waren oft nicht mal die Geschenke das interessante. Klar, man wollte so etwas auch haben aber wir sind nicht ohne Geschenke bei den Zeugen aufgewachsen. Nur eben nicht anlässlich eines Geburtstages oder eben Weihnachten. Es ging viel mehr um das Drumherum, also die Atmosphäre. Die Dekorationen, Farben und Lichter, das Weihnachtsessen, das Beisammensein der Familie und vieles mehr. Wir hatten durchaus auch Familientreffen aber die waren eben so wie Familientreffen eben sind. Man trifft sich, die Erwachsenen unterhalten sich und die Kinder spielen. Also nichts Weltbewegendes sondern genau das was auch jede andere Familie macht. Weihnachten klang für mich als Kind aber eben ganz anders. Es klang für mich nach Magie. Ich stellte mir das mit bunten Lichtern, tollen Gerüchen wie Marzipan und Zimt, fröhliche Musik aber auch Menschen die beisammen sind und sich lieben und gemeinsam lachen. Sich über jedes Geschenk freuen, egal wie blöd es zu sein scheint. All das wollte ich auch haben. Jedes Weihnachten der selbe Gedanke. Warum? Warum durfte ich das nicht? Warum musste ich in eine Familie geboren werden die einer Sekte angehört? Warum musste ich überhaupt geboren werden?

Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ich wollte oft einfach niemals existiert haben. Es war so. Und das alles noch als Kind. Das hier war nur Weihnachten. Es war nicht besser, dass alle paar Wochen ein Kind in der Klasse Geburtstag hatte.

Ich durfte nicht einmal zu diesen Themen etwas basteln oder malen. Während andere im Werkunterricht Weihnachtsmänner und Weihnachtsbäume bastelten, durfte ich maximal eine Tanne basteln, die keinerlei schmuck haben durfte. Ich durfte sie lediglich grün anmalen.

Als ich in der fünften Klasse war, wollte meine Oma uns eine Freude bereiten und hat unsere Schuhe mit Süßigkeiten und einem Geschenk befüllt. Ich erinnere mich noch an einen Schokonikolaus und ein Freundebuch. Stolz habe ich das Buch in der Schule gezeigt. Meine Freunde und meine Lehrer trugen sich ein. Ich weiß nicht mehr wie meine Eltern erfahren haben, dass wir von unseren Großeltern etwas zu Nikolaus bekommen haben. Was ich noch weiß, ist, ich wurde von meinem Vater angeschrien und geschlagen weil ich das Geschenk angenommen habe. Er verlangte, dass wir das nächste Mal die Geschenke von Oma und Opa anlässlich zu Geburtstagen, Weihnachten, Ostern oder Nikolaus vor ihren Augen in den Müll schmeißen. Immer wieder musste ich mir anhören, dass meine Großeltern von Satan dem Teufel geleitet werden um uns in Versuchung zu führen. Ja, er machte uns wirklich damit Angst, dass unsere Großeltern unter Einfluss des Teufels stehen würden. Aber nicht nur die beiden, nein, auch jeder andere Weltliche steht unter dem Einfluss des Teufels. Dies ist eine Abschreckungstaktik, damit uns die ganze Außenwelt furchteinflößend und böse erscheint. Es wird eine Angst geschürt, damit erst gar kein Interesse an der Außenwelt und ihr schillerndes Inneres entsteht. Blöd nur, dass genau das es erst interessant gemacht hat. Ich beobachtete Mitschüler und Lehrer, Familienmitglieder die keine Zeugen waren und auch Nachbarn. Keiner von ihnen wirkte in irgendeiner Hinsicht böse oder gar unter dem Einfluss eines Teufels. Kurz nach Nikolaus, wurde in der Schule gewichtelt. Meine Oma fand es genau wie ich doof, dass ich da nicht mitmachen durfte. Deswegen gingen wir zwei heimlich los um ein Wichtelgeschenk zu kaufen, welches sie auch bezahlte. Natürlich unter der Voraussetzung dies meinen Eltern nicht zu verraten. Ich besprach dies auch mit meinen jeweiligen Klassenlehrern, die wiederum die Klasse einweihten. So konnte ich wenigstens ein bisschen an Weihnachten teilnehmen. Ein geplanter Komplott gegen meine Eltern.

Da ist auch noch Ostern. Keine Eier färben, so wie andere Familien das machten. Kein Karneval, bei dem sich alle verkleiden, schminken und lustig gelaunt sind.

Teenager

In der Realschule gab es ein mal im Jahr eine Karnevalsfeier. Alle verkleideten sich und trafen sich in der Aula. Es gab ein Bühnenprogramm, Essen und trinken. Es wurde Musik gespielt und dazu getanzt. Da war bestimmt noch mehr. Das war aber das einzige, dass ich sehen konnte da ich einmal durch die Aula musste weil ich einen Kühlakku holen sollte, da sich ein anderer Schüler gestoßen hatte. Ansonsten durfte ich nicht mal anwesend sein bei den Festivitäten. Ich wurde mit anderen Kindern aus anderen Klassen, die das gleiche Schicksal teilten, separiert. Wir waren sogar in einem anderen Gebäude.

Schon wieder war ich die eine, die anders war. Die nicht mal dabei sein durfte.

Das mag nun alles banal klingen, ist es aber nicht. Die Probleme eines Kindes sind für Erwachsene oft keine echten Probleme, jedoch sind diese Probleme für Kinder real und zutiefst verletzend. Diese Probleme wiederholten sich Monat für Monat und Jahr für Jahr. Im prägenden Kindesalter ist es eine andauernde Qual. Eine Folter der man nicht entfliehen kann. Man ist ja nur ein Kind. Was sollte man denn machen? Ich hatte überlegt zur Polizei zu gehen. Da meine Mutter vor der Zeit als Zeugin Polizistin war und Jura studierte, hatten wir Gesetzesbücher zuhause. Ich bin die Inhaltsverzeichnisse durchgegangen. Ich habe leider nichts passendes gefunden. Nicht nur weil ich nicht alles verstanden habe, sondern auch weil es da nichts gibt. Selbst wenn mal was passen könnte, steht man vor dem Problem der Religionsfreiheit. Im Grundgesetz verankert. Und Eltern haben das Recht ihre Kinder so zu erziehen wie sie es für richtig halten, das heißt auch, dass sie ihre Werte vermitteln dürfen, egal wie bescheuert sie zu sein scheinen. Es gibt aber auch Kinderrechte. Zum Beispiel ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Selbst das Recht hatte ich nicht. Im Bibelbuch der Sprüche bei den Zeugen Jehovas gibt es folgende Texte: Kapitel 23 Vers 13 und 14: Halte dich nicht zurück, ein Kind zu erziehen.Wenn du es mit der Rute schlägst, wird es nicht sterben. Du solltest es mit der Rute schlagen, um es vom Grab zu befreien.

Kapitel 13 Vers 24: Wer seine Rute zurückhält, hasst seinen Sohn, doch wer ihn liebt, erzieht ihn mit Sorgfalt.

Kapitel 29 Vers 15: Die Rute und Zurechtweisung vermitteln Weisheit, doch ein Kind, das alles darf, macht seiner Mutter Schande. Diese Bibeltexte erlauben Eltern ihre Kinder zu schlagen. Auch mit Hilfsmittel wie die Rute impliziert. Ich habe Eltern kennen gelernt die diese Verse sinnbildlich sahen und meinten es sei keine Erlaubnis ihre Kinder zu Schlagen. Doch wie alles bei den Zeugen Jehovas, ist es mal wieder nur eine Frage der Interpretation. Denn es gab genauso viele Eltern die es als Einladung sahen, ihre Kinder zu schlagen. So hab auch ich es erlebt. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater Südländer ist. Er hat ebenfalls eine Erziehung genossen, in der man ihn mit Schlägen bestraft hat. Ich möchte ihn damit nicht in Schutz nehmen. Im Gegenteil. Diese Tatsache aber, hat es nur noch schlimmer gemacht. Manchmal hat es gereicht wenn er einen schlechten Tag hatte. Dann hat auch nur ein falscher Ton oder ein Krümel gereicht um Strafe in Form von Schlägen zu bekommen. Manchmal knallte stumm er den Holzlöffel neben sich auf den Tisch, dann wussten wir, ein falscher Ton und er setzt ihn ein. Im Grunde waren das nur Ausreden um seine Wut an uns Kindern auszulassen, genau wie er es von seinem Vater gelernt hat. Einmal habe ich ihm gesagt, dass Gott es bestimmt nicht gut findet, wenn man seine Kinder in Gewalt erzieht. Sein Argument waren dann tatsächlich die zuvor genannten Bibeltexte. Er predigte uns immer wieder Gott bzw Jehova sei der Gott der Liebe. Als ich diese Bibeltexte das erste Mal sah, fragte ich mich wie es einen liebenden Gott geben kann, der Eltern nicht nur erlaubt sondern auffordert deren Kinder mit einer Rute schlagen und das dann noch Erziehung nennt. Dort wurde mir das erste Mal wirklich bewusst, dass die Bibel von Menschen geschrieben wurde. So etwas kann ein Gott nicht erlauben, so dachte ich. Mein Vater ist bis heute der Meinung, er habe uns nie geschlagen, es waren nur mal ein Klaps auf den Po. In Wahrheit zog er an meinen Haaren und bei meinem Bruder an den Ohren wenn ihm was nicht passte. Das auch in der Öffentlichkeit. Meine Oma, mütterlicherseits und nie eine Zeugin Jehovas, erzählte mir, dass sie häufig beobachtete wie mein Vater immer wieder an meinen Haaren zog und mich an meinem Arm hinter sich her zog. Sie sprach ihn zwar darauf an, doch seine Antwort war lediglich, dass sie sich nicht in seine christliche Erziehung einmischen solle.

Dies war nicht das einzig unchristliche, aus meiner Sicht.

Sexueller Missbrauch durch meinen Vater

Als wir jünger waren sind wir oft im Sommer in die Heimat meines Vaters gefahren. Nachdem wir am Strand waren, hat mein Vater darauf bestanden, uns Kinder zu waschen. Erstmal nichts ungewöhnliches. Kleine Kinder waschen sich selten vernünftig den Sand vom Körper. Jedoch fand ich es schon als Kind merkwürdig, dass er mich sowohl anal als auch vaginal sehr intensiv wusch und auch eindrang. Er sagte mir jedes Mal, er müsse dies machen, damit ich auch richtig sauber werde.

Auch so fasste er mir immer wieder an mein Gesäß und sagte auch noch, dass man da gerne drauf haut.

Und dieser Mann soll ein treuer und anständiger Christ sein?! Nun werden sich viele fragen, warum ich so etwas nie gemeldet hab.

Die Erfahrung zeigt, dass das nichts gebracht hätte. Warum? Bei den Zeugen Jehovas gilt die Zwei Zeugen Regel. Dies bedeutet, wenn ein Zeuge einer Sünde beschuldigt wird, muss es zwei (Augen)Zeugen geben, die die Sünde gesehen haben. Heißt also, wenn nur das Opfer die Beschuldigung vorbringen kann und es kein anderer gesehen hat, gibt es keine Sünde. Die Ältesten erwidern dann lediglich, dass sie ohne Zeugen nicht urteilen können und Gott früher oder später urteilen wird. Interessanterweise weiß nach so einer Beschuldigung, trotz Schweigepflicht, jeder in der Versammlung, wer wen beschuldigt hat. Da es aber zu keinem Ausschluss kam oder anderen Maßnahmen für den Täter, verliert das Opfer seinen Ruf und steht als Lügner da. Genau deswegen konnte ich nichts melden. Ich hatte weder Beweise noch Augenzeugen. Dann lernt man solche Erfahrungen zu schlucken. Durch diese Erlebnisse, war mir bereits mit ca. 12 Jahren klar, wenn ich 18 bin, hau ich hier ab. Mir war klar, dass ich vorher nicht aus meiner persönlichen Hölle frei kam. So lernte ich unter Zeugen Jehovas mich zu benehmen wie eine von ihnen und außerhalb war ich einfach ich.

Begin meines Doppelleben

Also führte ich ein Doppelleben. Das war bei weitem nicht einfach. Auf einem Zeugen Jehovas liegt ein enormer Druck. Man muss Gott gefallen, ihm treu und seinen Gesetzen Untertan sein. Wer das mit voller Überzeugung machen kann, fällt dies vielleicht leichter. Jemand der nicht daran glaubt hat es da doch deutlich schwerer.

Zeugen Jehovas sind liebevoll und zuverlässig. Wenn man Probleme oder Sorgen hat sind sie immer für einen da. Sie unterstützen sich gegenseitig wo sie nur können. Aber wehe du machst einen Fehler. Egal wie gut man mit den anderen befreundet ist. Es ist auch egal ob deine Eltern oder Geschwister oder sogar deine eigenen Kinder. Machst du einen Fehler, rennen sie alle sofort zu den Ältesten und petzen. Ja, ich nenne es petzen. Anders kann man es nicht beschreiben.

Damit genau das nicht passiert, musste ich besonders vorsichtig sein.

Umso älter ich wurde, desto häufiger kam die Frage warum ich denn im Glauben keine Fortschritte machen würde. Gerade bei Veranstaltungen wie den Kreiskongress kam diese Fragen häufiger. Kongresse sind Tagungen bei denen sich mehrere Versammlungen in einem wirklich großen Saal zusammen finden und 2-3 Tage hintereinander Stunden lang Vorträgen zuhören. Das war jedes Mal sehr anstrengend. Dem wollte ich entfliehen. Ich hatte schon früher Interesse an Erster Hilfe. An Kongressen gab es einen extra Raum genau dafür und eine Still- und Wickelecke. Es war toll. Dort wurden nicht nur Verletzte versorgt, sondern während des Programms haben sich die Diensthabenden Ersthelfer dort unterhalten. Ein Traum. Genau das wollte ich.

Um an Kongressen bei der Ersten Hilfe zu sein statt im Hauptsaal und allen in der Versammlung vorzuspielen wirklich an einen Gott Namens Jehova zu glauben, wurde ich mit ungefähr 14 Jahren eine ungetaufte Verkünderin. Das war Voraussetzung um an der Ersten Hilfe teilzunehmen. Dies ist die Vorstufe eines getauften Zeugen Jehovas. Das bedeutete, dass ich jeden Monat einen Bericht darüber abgeben musste wie viele Stunden ich im Predigtdienst war und wie viele Zeitschriften und Bücher ich abgegeben habe uvm. Blöd nur, dass direkt danach in allen Versammlungen verkündet wurde, dass man für den Dienst bei der Ersten Hilfe und in der Still- und Wickelecke mindestens 16 Jahre alt sein musste. Das war ernüchternd. Als ich dann 16 Jahre alt war, musste man mindestens 16 und getauft sein. Na toll, ich musste also immer noch beim Kongress die stundenlang im Hauptsaal sitzen, mir die Vorträge anhören. In der Zeit kam erneut die Frage auf warum ich denn keine Fortschritte im Glauben machen würde. Ich begann langsam einen schlechten Ruf zu bekommen. Ich war immerhin schon 16 und noch nicht getauft, also konnte ich nur schlechter Umgang sein. Gleichaltrige wollten immer weniger mit mir zu tun haben. Wenn ich mich taufen lassen würde, hätte ich wenigstens wieder Freunde und könnte an der ersten Hilfe teilnehmen.

Taufe

Leider habe ich dann eine folgenschwere Entscheidung getroffen. Ich habe mich dann taufen lassen. Ja wirklich, ich weiß, es war dumm. Der Grund meiner Taufe war weil ich bei der Ersten Hilfe sitzen wollte und nicht mehr gefragt werden wollte, wann ich mich denn endlich taufen lassen würde. Mein Ruf war wiederhergestellt und man akzeptierte mich. Ich habe aber auch ein wenig geglaubt, wenn ich erst mal getauft bin, kann ich vielleicht doch noch einen Glauben entwickeln. Mir war da schon klar, wenn ich irgendwann doch keine Zeugin sein will verliere ich alle Freunde und auch meine Familie. Meine Mutter, meinen Bruder, meine Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten. Aber vielleicht würde sich alles zum Guten wenden und irgendwie klappen. Dem war nicht so. Ich habe natürlich keinen Glauben entwickelt. Zur Ersten Hilfe durfte ich auch nicht, denn als Frau sollte ich zur Still- und Wickelecke. Meine Freunde waren auch nur solange Freunde wie ich keine Fehler machte. Dies wurde mir in folgender Situation erst richtig klar.

Weiterer Sexueller Missbrauch durch einen Zeugen Jehovas

In der Heimat meines Vaters gab es einen verheirateten Zeugen Jehovas, der mich wiederholt küsste, mir unter den Rock, zwischen die Beine fasste und auch an die Brust. Das war kurz nach meiner Taufe. Ich war also gerade erst 17 Jahre alt. Ich erzählte dies meiner Freundin Sofia. Sie sagte mir ich solle das keinem sagen, man würde es mir eh nicht glauben oder alles verdrehen. Sie hat es selbst schon durchgemacht. Wochen später, noch immer psychisch verletzt, erzählte ich das meinem damals besten Freund, der Bruder meiner Freundin Sofia. Ich erzählte ihm alles, unter Tränen. Als er mir dann sagte, er gäbe mir genau eine Woche Zeit zu den Ältesten zu gehen und mich selbst der Sünde anzuklagen, war ich Fassungslos. Auf die Frage warum welche Sünde ich denn begangen habe, antwortete er tatsächlich mit: „Frauen müssen dafür sorgen, dass die Männer nicht in Versuchung gebracht werden. Wenn sich ein treuer Bruder dieser Sünde hingibt, dann hat die Frau ihn versucht, genau wie Eva Adam dazu verleitet hat von der verbotenen Frucht zu essen.“

Sofia hatte Recht. Man würde es mir anlasten. Ich habe meinen bis dahin besten Freund überzeugt, dass ich ihn nur testen wollte. Ich wollte nur wissen ob er vor Gott richtig handeln würde wenn man ihm so eine Geschichte erzählt. Er könne stolz auf sich sein, denn er hätte alles richtig gemacht und auch sein Argument von Eva und der verbotenen Frucht hätte er absolut richtig angewandt. Voll Stolz über dieses Lob, vergaß er diese Geschichte scheinbar schnell, denn kein Ältester hat mich jemals auf „meine Sünde“ angesprochen.

Veränderung

Da fasste ich den Entschluss mein Versprechen das ich mir mit 12 gegeben hatte, wahr zu machen. Ich wollte kein Teil mehr von dieser scheinheiligen Sekte sein, die Eltern auffordert ihre Kinder zu schlagen und Pädophile schützt, Frauen und Kinder unterdrückt. In der es keine echte Freundschaft oder gar eine echte Familie gibt. Nun musste ich wirklich nur meine restliche Zeit absitzen bis der passende Moment gekommen war und auszutreten. In der Zeit fingierte ich jeden einzelnen Predigtdienstbericht. Ich war zwar zwischendurch im Dienst von Tür zur Tür, aber die meisten Stunden, so log ich, machte ich in der Schule, bei denen ich meinen Mitschülern predigte. Was das betraf, konnte es ja keiner kontrollieren. Ab und zu hab ich eine Zeitschrift angefragt und so getan, als hätte ich sie meinen Mitschülern gegeben. Zugegeben, ich habe gepredigt. Allerdings bestand meine Predigt aus Warnungen vor den Zeugen Jehovas und Erzählungen, wie sehr mich das alles stresst.

Auch das eigene Bibelstudium war nicht was ich vorgab. Da die Themen sich immer wiederholten, reichte es die einzelnen Themen und Fragen durchzulesen. Den Rest konnte man sich zusammen reimen. Das war es dann auch schon. Meine Freunde suchte ich mir nicht mehr in den Versammlungen sondern in der Schule. Alles was bei den Zeugen war, war von meiner Seite aus absolut oberflächlich und mehr Schein als sein.

Die Zeugen Jehovas distanzieren sich von der Außenwelt und nennen, wie auch schon zuvor erwähnt, alle Menschen die keine Zeugen Jehovas sind Weltliche. Damit machen sie die Menschen in der Außenwelt nicht nur schlecht, sondern fühlen sich erhaben, als wären sie etwas besseres. Fast wie Halbgötter, denn sie haben etwas was die Weltlichen nicht haben. Nur sie haben die Wahrheit. Ausgeschlossene, die die exkommuniziert wurden oder freiwillig gegangen sind, werden ignoriert. Naja, ignorieren klingt harmlos. Man wird gemieden und eher als Aussätziger gesehen. Das auch von der eigenen Familie. Ich kannte mehrere Jugendliche die ausgeschlossen wurden, die zu hause nicht mal mehr mit der Familie gemeinsam essen durften. Dementsprechend durften sie auch an keine anderen Familienaktivitäten teilnehmen. Junge Erwachsene mussten ausziehen wenn sie noch bei den Eltern wohnten aber keine Zeugen mehr sein wollten.

Über den Tellerrand

Eine evangelische Pfarrerin aus Bielefeld sagte in ihrer Neujahrspredigt 2020 in der Dresdner Frauenkirche dazu ganz passend:

Wer den christlichen Glauben dazu benutzt sich selbstgewiss auf die Schulter zu klopfen und zu sagen „Ich habe was, was du nicht hast“, verrät den Glauben. Wer den christlichen Glauben dazu missbraucht sich von anderen abzugrenzen und eine Trennlinie zu markieren zu den Ungläubigen, ist nicht wirklich in der Spur Christi unterwegs. Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab auf dass alle die an ihn glauben nicht verloren werden sondern das ewige Leben haben. Dieser Satz aus dem Johannesevangelium spricht von der unbegreiflichen Liebe Gottes von dem barmherzigen Blick mit dem er auch auf unseren Glauben schaut. […]

Niemand, niemand darf hier Bedingungen konstruieren, niemand hat das Recht die weit geöffnete Tür der Liebe Gottes in eine enge Pforte zu verwandeln an der Glaubensprüfungen stattfinden und der Einlass nur ganz Auserwählten gewährt wird. Unglaube kommt übrigens bisweilen gut getarnt daher. Verkleidet sich gern als stolzer Besitz von Wahrheiten, wiederholt richtige Sätze möglichst laut, duldet keine Diskussionen vorsichtshalber, es ist schließlich riskant in Glaubensdingen Fragen zuzulassen und Antworten schuldig zu bleiben. […]

Wie passend doch diese Worte sind. Denn genauso verhalten sich die Zeugen Jehovas.

Mir sind schon früh Ungereimtheiten aufgefallen. Im März 2004 wurde die Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Moskau verboten. Dies wurde in der Zusammenkunft bekannt gegeben mit den Worten, es sei der Beweis dafür das sie die einzig wahre Religion sind, denn wie Jesus schon sagte, so wie sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Das auch andere Religionen unter Verfolgung und Verbot stehen, lassen wir jetzt mal außer acht.

Nur ein Jahr später, im März 2005, wurden die Zeugen Jehovas in Berlin als Religionsgemeinschaft anerkannt. Auch die wurde in einer Zusammenkunft bekannt gegeben. Diesmal hieß es jedoch, dass dies der Beweis dafür ist das sie die einzig wahre Religion ist. Die Welt erkennt dies nun auch, deshalb würden sie nun anerkannt. Diese Sätze wurden nun nicht offiziell von den Zeugen Jehovas publiziert sondern wurden während der Bekanntgabe von dem Bruder gemacht, der auf der Bühne war. Es zeigt jedoch wie stumpf Zeugen Jehovas denken. Denn scheinbar ist niemandem außer mir in dem Moment aufgefallen, dass es sich hier um ein Widerspruch handelt. Ich weiß noch, wie ich mich umgesehen habe, ob noch jemand bemerkt hat, dass doch vor einem Jahr noch das Gegenteil gesagt wurde. Aber nein. Keiner schaute skeptisch. Im Gegenteil. Es wurde zufrieden genickt und einige säuselten ein kleines „Ja, genau, so ist es“. Dass sie das alle so hinnahmen und keiner bemerkte, dass nur ein Jahr zuvor genau das Gegenteil gesagt wurde, schockierte mich.

Hinterfragen

Danach fing ich immer mehr an Sachen in Frage zu stellen. Vor allem wenn mir Mitschüler oder auch meine Großeltern Fragen stellten. Zu Hause fragte ich dann nach. Anfangs stellten mich die Antworten meiner Eltern zufrieden. Doch irgendwann fiel mir auf, dass die Antworten gar nicht zur Frage passten.

Zeugen Jehovas lenken ein Gespräch um, sodass sie eine Antwort haben. Selten beantworten sie aber die gestellte Frage, dafür aber die Gegenfrage die sie selbst gestellt haben. Daraufhin hatte ich meist noch mehr Fragen und dabei war meine Ursprungsfrage nicht ein mal beantwortet.

Sehr häufig werden Veranschaulichungen verwendet um ihre Ideologie verständlich zu machen. Hier zwei Beispiele:

Zeugen Jehovas enthalten sich vom Blut weil dies so im alten Testament steht. Nun war es so, dass in der damaligen Zeit noch keine Bluttransfusionen möglich waren. Also ging es hier um Speis und Trank. Das Blut war demnach ein Genussmittel. Anders war es nicht zu verwenden. Außer vielleicht bei einem Ritual. Jedoch konnte es zu der Zeit nie als lebensrettende Maßnahme verwendet werden. Um aber zu veranschaulichen das man sich auch von Transfusionen enthalten muss, wird im Buch „Was lehrt die Bibel wirklich?“ ein Bild gezeigt, auf dem sich ein Mann seinen Whiskey intravenös, also über die Vene, verabreicht. Dazu der Satz „Wenn der Arzt sagen würde, dass wir auf Alkohol verzichten müssen, würden wir uns dann Alkohol über die Adern zuführen lassen?“ Für jeden Zeugen Jehovas ist dies die perfekte und nicht zu widerlegende Veranschaulichung. Meiner Meinung nach ergibt dies nur bedingt Sinn. Ich meine, wir reden hier von einem medizinischen Notfall. Eine Bluttransfusion die das Leben retten kann. Alkohol ist aber ein Genussmittel. Demnach kann ich nachvollziehen wenn eine Glaubensrichtung gewisse Lebens- oder Genussmittel verbietet. Also wenn es zur damaligen Zeit heißt „enthaltet euch vom Blut“, heißt dies für mich, man soll es nicht essen oder trinken. Wenn es aber um Leben und Tod geht, steht dies in keinem Verhältnis. Kann man die Verweigerung von Bluttransfusionen denn dann nicht als eine Form von Mord oder Selbstmord sehen? Das Leben wird doch dann entehrt wenn man nicht alles zu deren Rettung unter nimmt.

Ein weiteres Beispiel sind Geburtstage. Diese werden nicht gefeiert weil in der Bibel nur von zwei Geburtstagen die Rede ist. Und beide waren keine Diener Jehovas. Einmal wird der Geburtstag von einem König in Ägypten erwähnt, der an seinem Geburtstag einen Mann köpfen und anschließend aufhängen ließ, damit die Vögel ihn fressen. Der andere Geburtstag war von König Herodes Antipas, der viel Schlechtes getan haben soll. Z.B. nahm er sich die Frau (Herodias) seines eigenen Bruders. Nachdem Johannes der Täufer ihn darauf hinwies, dass man so etwas nicht mache, sperrte er ihn ins Gefängnis. Am Tag von Herodes Geburtstag, tanzte Herodias Tochter vor allen Gästen auf der Feier. Das gefiel ihm so gut, dass er ihr einen Wunsch gewährte. Sie fragte ihre Mutter was sie sich wünschen solle, diese antwortete sie solle sich den Kopf von Johannes dem Täufer auf einer Platte wünschen. Genau das trat dann, laut Bibel, ein. Es werden in den Passagen zwar Geburtstage erwähnt, aber nicht das sie deswegen nicht gefeiert werden sollten. Des weiteren steht in der Bibel nicht das Jesus Geburtstag gefeiert hat. Das heißt aber auch nicht das er sie nicht gefeiert hat. Vielleicht hat er Geburtstage gefeiert aber es ist dort nichts außergewöhnliches passiert. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage, vielleicht war er auf Geburtstagen aber keiner der Bibelschreiber war jemals eingeladen und es wurde deshalb nicht von den Feiern berichtet. Wenn Aussagen wie „du sollst nicht töten“ oder „du sollst nicht stehlen“ (usw.) klipp und klar in der Bibel stehen können, warum dann nicht auch so was wie „du sollst keinen Geburtstag feiern“?

Auf diese und andere Fragen bekam ich bis heute keine richtigen Antworten. Mein Vater hatte irgendwann keine Lust mehr mir solche Fragen zu beantworten, zumal er merkte das manche Fragen nicht von mir sondern eher von meinen Großeltern kamen und mich zweifeln ließen. Ich sollte auch nicht mehr fragen denn man stellt Gott nicht in Frage. Wir sind unvollkommen und haben nicht das Recht ihn der vollkommen ist zu hinterfragen. Wenn meinem Vater die Antworten ausgingen und er nicht mehr weiter wusste, drohte er mir mit Schlägen. Ich wolle ihn ja nur auf den Arm nehmen und ich solle respektvoll sein. Wenn ich Schwestern Fragen stellte und sie nicht weiter wussten, verwiesen sie mich an die Ältesten. Wenn diese nicht weiter wussten, kam oft die Antwort ich müsse auf sie hören da sie ja Älteste seien. Vielleicht müsse man mit meinem Vater sprechen und ihn sagen er solle mir noch mal erklären was Respekt sei. Mein Vater sagte mir dann wenn ich noch mal so respektlos mit den Brüdern und Schwestern in der Versammlung umgehen würde, wären seine Antworten nur noch Schläge. Durch mein Verhalten würde er seinen Ruf verlieren. Das waren wirklich die Antworten die ich bekam.

Mein Freund

Mit 18 lernte ich während meiner Ausbildung meinen jetzigen Mann kennen. Nach kürzester Zeit war mir klar, dass er der Mann ist mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Eigentlich wollte ich ihn vor diesem ganzen Mist schützen und ihn nach nur zwei Monaten verlassen. Doch es kam ganz anders. Ich traf mich immer heimlich mit ihm und sagte meinen Eltern ich sei bei meiner besten Freundin Maria (Name geändert). Sie ist keine Zeugin Jehovas. Wir gingen zusammen zur Schule und sind bis heute beste Freunde. Da meine Eltern davon ausgingen, dass ich ihr immer predige und mit ihr die Bibel studiere, sahen sie da kein Problem.

Mein Martyrium

Eines Abends steckten wir mit dem Auto im Schlamm fest, als mein Mann mich nach Hause bringen wollte. Da ich keinen anderen Ausweg sah, rief ich meine Eltern an, damit sie uns helfen. Als meine Eltern ankamen, verprügelte mein Vater erst meinen Mann. Dann half mein Vater ihm das Auto aus dem Schlamm zu ziehen und nahm mich mit nach Hause. Auf dem Weg weinte meine Mutter bitterlich und wimmerte: „Mein Kind wird sterben, mein Kind kommt nicht ins Paradies.“ Mein Vater machte sich um seinen Ruf in der Versammlung sorgen. Er hatte ein Dienstamt innerhalb der Versammlung namens Dienstamtgehilfe. Er schrie während der Fahrt: „Wegen dir verliere ich mein Amt!“

Ich hatte panische Angst denn ich wusste was vor mir lag. Mein Vater sagte uns als Kinder oft, wenn wir mal richtig Mist bauen, würde er uns seine Hand so fest ins Gesicht stempeln, dass ein klarer Abdruck jedes einzelnen Fingers zu sehen wäre. Nun sollte es war werden.

Zu Hause angekommen schlug mein Vater mir ins Gesicht. So stark das ich fiel. Als ich aufstand, schlug er erneut zu. Ich fiel erneut zu Boden. Das immer und immer wieder. Mein Versuch mich in meinem Zimmer einzusperren scheiterte. Durch die starken Schläge in mein Gesicht, konnte ich nicht schnell genug laufen. Ich lief die Treppe hinauf und mein Vater hinterher. Er packte mich an meinem Arm, so fest, dass ich auch davon Tage später noch blaue Flecken hatte. Danach riss er mir meine Hose runter und schlug mich mehrfach auf meinem nackten Gesäß. Meine Mutter weinte nur im Hintergrund. Sie hat alles mitbekommen und nichts dagegen gemacht. Sie wiederholte nur immer wieder: „Mein Kind wird sterben.“

Nachdem er seine ganze Wut an mir ausgelassen hatte, musste ich meinen zu der Zeit noch Nichtehemann anrufen und ihm sagen, dass wir kein Paar mehr sind und er ein großer Fehler war. Dann durfte ich in mein Bett. Ich rief meinen Mann nachts heimlich an und sagte ihm das es mir Leid tut und ich ihn nicht verlieren möchte. Auch er wollte mich nicht verlieren. In der Nacht überlegte ich genau was ich tun werde. Ich wollte meinem Vater genau einen Tag Zeit geben um sich bei mir zu entschuldigen und zu akzeptieren was passiert war. Sollte er sich tatsächlich entschuldigen, würde ich ihm sagen, dass er damit leben muss, das ich keine Zeugin mehr sein möchte. Das war mein Plan. Ab dem Zeitpunkt stand für mich fest, jetzt wird sich alles ändern.

Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Bus zur Schule. Keiner traute sich mit mir zu reden. Ich hatte Tränen in den Augen. Noch im Bus bekam ich einen Anruf meines Vaters. Er weinte und bat mich nach der Schule bitte nach Hause zu kommen um über alles zu reden. Er wusste ganz genau, dass er einen großen Fehler gemacht hat. Ich versprach ihm, nach Hause zu kommen und hatte die Hoffnung, dass mein Plan aufgeht. In der Schule sahen mich meine Freundinnen und waren geschockt. Der erste Satz der fiel war: „Scheiße, es ist passiert.“ Wir gingen ins Bad und sie begutachteten mich. Mein Körper war komplett von blauen Flecken überseht, der Handabdruck noch deutlich in meinem Gesicht zu sehen. Nur für alle Fälle machten sie Fotos von meinen Verletzungen. Auch meinen Lehrern fiel es auf aber ihnen wollte ich mich noch nicht anvertrauen.

Zu Hause wieder angekommen, durfte ich mir nur Vorwürfe anhören. Aus irgendeinem Grund empfand mein Vater sich selbst als Opfer. Er sagte immer wieder, dass wir ihn hintergangen hätten mit unserer heimlichen Beziehung. Bis heute habe ich es nicht verstanden. Unter anderem wollte er wissen warum ich nicht schon viel früher erzählt habe, dass ich mich für einen Weltlichen interessiere. Dann hätte man das Problem früher in Angriff nehmen können und es wäre erst gar nicht dazu gekommen. Gewagt erwiderte ich, dass ich es nicht verhindern wollte. Immer wieder schwiegen wir. Auf dem Weg ins Bett begegnete mir mein Bruder der mir eiskalt ins Gesicht sagte: „Du bist nicht mehr meine Schwester!“ Das tat weh. Mein Bruder war immer mein Ein und Alles. Wir haben uns schon als Kinder nur selten gestritten, immer zusammen gehalten, uns gegenseitig beschützt. Wir waren ein Herz und eine Seele. Man beneidete uns oft für unsere Geschwisterliebe. Und nun das. Von ihm hatte ich das irgendwie nicht erwartet. Als ich zu Bett ging hatte ich noch immer keine Entschuldigung zu hören bekommen. Mein Vater machte mir klar das er das Opfer sei und gab mir das Gefühl die Sünde in Person zu sein. Nun musste ich gehen. Ich konnte nicht mehr bleiben. Noch in der Nacht packte ich all meine Schulsachen und Wechselkleidung ein. Mein Schulrucksack war noch nie so voll und schwer. Am darauffolgenden Tag bat ich eine Freundin mich zur Polizei zu begleiten und sie willigte ein. Bei der Polizei angekommen, beschuldigte ich meinen Vater der Körperverletzung. Sie nahmen eine Anzeige auf und machten Fotos meiner Verletzungen und baten meine Begleitung die Fotos vom Vortag einzureichen. Ich machte dem Polizisten klar, dass ich nicht mehr nach Hause zurückkehren möchte.

Der Polizist kontaktierte umgehend das örtliche Frauenhaus und informierte sie über die Situation. Sie vereinbarten einen Treffpunkt an dem ich vor Ort von den Frauen abgeholt werden sollte. Der Polizist sagte mir, dass ich meinen Eltern Bescheid geben müsse. Wenn ich nicht mehr nach Hause komme und sie nicht Bescheid wissen, könnten sie eine Vermisstenanzeige aufgeben. Davor hatte ich zu viel angst also rief ich meine Großeltern an und erzählte ihnen erstmals was passiert war. Sie willigten ein meine Eltern zu informieren damit ich es nicht machen muss. Kurz darauf bekam ich einen Anruf nach dem anderen von meinem Vater, doch ich ignorierte es. In der Schule angekommen, erklärten wir unserer Lehrerin das wir bei der Polizei waren um eine Anzeige zu machen. Kurz darauf kam die Sekretärin ins Klassenzimmer und bat mich mit zu kommen da mein Vater am Telefon sei und sie verbal „zusammen gefaltet“ hat. Meine Freundinnen neben mir nahmen meine Hände und hielten sie fest. Auch sie hatten nun Angst. Ich sah meine Lehrerin panisch an, meine Augen begannen zu tränen und ich sagte: „Ich will das nicht, nein, ich will nicht mit meinem Vater reden!“. Meine Lehrerin verstand sofort das die Anzeige bei der Polizei mit diesem Anruf meines Vaters zusammen hing. Sie ging mit mir und der Sekretärin vor die Tür und ich klärte beide über die Situation auf. Der ganze Vorfall und auch gegen wen die Anzeige bei der Polizei ging. In der Zeit erklärten meine Freundinnen dem Rest der Klasse was passiert war, da die Verwirrung beim Rest der Klasse groß war.

Meine Lehrerin bat mich in die Klasse zu gehen und ruhig zu bleiben, sie kümmere sich nun um meinen Vater. Als sie wiederkam, sagte sie: „Ich habe Ihrem Vater gesagt das er nun akzeptieren müsse, dass Sie nicht mit ihm reden wollen und er die Schule nicht mehr belästigen soll da wir sonst die Polizei kontaktieren. Meine Angst war größer denn je. Es ist das eine wenn du weißt was passiert. Aber wenn du nicht weißt was vor dir liegt, dann wird dir ganz anders. Bei dem was mein Vater schon gemacht hatte, bekam ich Todesangst. Nicht nur mir ging es so, auch die Klasse fürchtete um mein Leben. In jeder Pause hatte ich immer eine Gruppe von Mitschülern um mich herum. Abwechselnd hielt immer einer meine Hand damit ich ja nicht verloren gehe. Auch auf dem Weg zum Frauenhaus war ich nicht alleine. Ich war die Erste im Frauenhaus die dort war wegen häuslicher Gewalt vom Vater. Tagelang versuchte mein Vater anzurufen, doch ich erwiderte nicht einen. Meine Angst vor dem was mich erwarten würde, war einfach zu groß.

Noch während meines Aufenthalts im Frauenhaus verfasste ich einen Brief an die Ältestenschaft der Versammlung und schrieb alles was passiert war. Ich spezifizierte auch was mein Vater mir und meinem Mann angetan hatte doch es passierte nichts. Er behielt sein Amt und bekam nicht eine Strafe dafür, dass er mich und meinen Mann verprügelte. Es wurde einfach unter den Tisch gekehrt. Ich verbrachte zwei Monate im Frauenhaus. Danach zog ich zu meiner neuen Familie, zu meinem jetzigen Mann und seinen Eltern. Wir hatten so einige Startschwierigkeiten aufgrund meiner Vergangenheit. Aber wir haben uns zusammen gerauft. Mein Ausstieg war ohne meinen Mann, seiner Familie, meinen Freunden in der Schule während der Ausbildung, meiner besten Freundin Maria, die mich auch unterstützt hat, und meinen Großeltern nicht möglich.

Trauma

Bis heute leide ich noch unter den Folgen meiner Vergangenheit. Immer wieder hatte ich Kontaktabbrüche zu meinen Eltern. Oft gingen diese von mir aus, da ich nicht jedes Mal wenn wir miteinander sprachen eine Belehrung hören wollte. Bei jeder sich ihnen bietenden Gelegenheit predigten sie mir. Mein Bruder redet bis heute nur mit mir wenn er es muss. Er ignoriert meine Anrufe und Nachrichten. Ab und zu gelingt es mir durch Zufall mit ihm zu reden. Aber nur dann wenn er nicht weiß das ich anrufe oder vor Ort bin. Der Rest meiner Familie ignoriert mich vollends bis auf einen Cousin der nun auch seit einigen Jahren sich hat ausschließen lassen. Meine restlichen Cousins und Cousinen sehe ich nur auf Beerdigungen. Es gibt tatsächlich noch ein paar Cousins und Cousinen zu denen ich nun wieder etwas Kontakt habe. Auch sie sind keine Zeugen Jehovas aber haben mich gemieden. Der Grund hierfür wurde mir erst vor einiger Zeit bekannt. Einer unserer Onkel, der Zeuge ist, haben besagten Cousins und Cousinen erzählt ich sei eine Hure und wäre drogenabhängig.

Das machte ihnen so sehr Angst, dass sie nicht mal mit mir redeten. Als ich davon erfuhr, erklärte ich ihnen was er damit meinte. Ich sei in seinen Augen eine Hure da ich mit einem Mann zusammen lebte und unehelichen Sex hatte. Drogenabhängig sei ich weil ich Zigaretten konsumierte. Sie waren fassungslos über die verzerrte Sichtweise unseres Onkels. Das waren Sachen die sie selbst machten. Sie wollten wissen warum er so etwas, aus ihrer Sicht harmloses, so drastisch darstellte. Das werden sich nun auch alle die fragen, die das hier lesen. Nun, die Zeugen Jehovas brechen jeglichen Kontakt zu Aussteigern ab, auch die Familien. Selbst wenn sie sich auf der Straße begegnen, werden Aussteiger ignoriert. Diese Art Liebesentzug soll Aussteiger dazu bewegen wieder zurück zu kommen. Damit ich keinen Kontakt zu Nichtzeugenfamilienmitgliedern habe und auch die mich meiden, hat mein Onkel diese Formulierungen gewählt. Aus der Sicht eines Zeugen Jehovas ist diese vollkommen richtig obwohl auch jeder einzelne weiß das dies nur eine Masche ist um andere zu schocken. Immer wieder höre ich Gerüchte über mich. Das ich noch niemanden umgebracht haben soll wundert mich ehrlich gesagt. Inzwischen kann ich drüber lachen. Ich habe nun eine neue Familie und meine Freunde. Auch meine Großeltern sind noch immer für mich da.

Familienfeiern

Nach meinem Ausschluss, kam es immer wieder zu Problemen. Meine Großeltern hatten zu ihrem 55. Hochzeitstag geladen. Nun war ich in der Familie mütterlicherseits die einzige Ausgeschlossene. Für meine Großeltern war dies kein Problem, da sie ja selbst nie Zeugen Jehovas waren. Aber für den Rest war es offensichtlich ein Problem. Mein Opa kam auf mich zu und sagte, dass es vielleicht besser sei wenn ich nicht erscheine, da er kein Stress haben möchte. Meine Oma war damit nicht ganz einverstanden. Ich erklärte ihm, dass dies den Zeugen Jehovas in die Karten spielt und er sie damit bestärkt. Die Rechnung bekam er kurz darauf, als er der Familie eröffnete, dass ich nicht erscheinen würde. Mein Cousin sagte ihm darauf, dass er froh sei denn wie Opa ja wisse, kann, darf und möchte er nicht mit mir an einem Tisch sitzen. Es sei nicht mit seinem Glauben zu vereinbaren. Mein Opa war über diese Aussage erbost und machte meinem Cousin klar, dass dies rein gar nichts mit seinem Glauben zu tun habe.

2017 habe ich geheiratet. Es war eine schöne Hochzeit in sehr kleinem Kreis. Ich wollte keine große Hochzeitsfeier. Eigentlich wollte ich gar keine Feier, da ich wusste wenn meine Eltern nicht erscheinen, wird dies wieder Thema des Abends sein. Die Familie meines Mannes hatte sich aber eine Feier gewünscht, was völlig verständlich ist. Wir haben ihnen den Wunsch gerne erfüllt, uns aber auf einen kleinen Kreis geeinigt. Es würde sonst ziemlich blöd aussehen wenn ich nur meine fünf Gäste bestehend aus meinen Großeltern, meiner besten Freundin und meinem Cousin mit seiner Lebensgefährtin als Gäste hätte, mein Mann dagegen mit seinen Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten einen halben Saal füllen kann. Jeder seiner Gäste würde mich dann ständig fragen warum auf meiner Seite nur so wenig erschienen wären und jedem einzelnen müsste ich dann on Detail erklären warum. Das ist anstrengend. Das war es schon damals in der Schule mit den Feiertagen. An meinem Hochzeitstag wollte ich nicht ständig daran denken müssen. Also waren wir nur 15 Personen inklusive zwei kleiner Kinder. Wir hatten eine Standesamtliche Trauung und dann ein wunderschönes und leckeres Essen in einem Sternerestaurant. Und trotzdem kam im Laufe des Tages dieses Thema auf. Ich hatte ehrlich gesagt weniger ein Problem damit, dass meine Eltern nicht da waren. Wir hatten sie ja nicht einmal eingeladen. Hochzeiten mit Zeugen Jehovas und nicht-Zeugen Jehovas sind anstrengend, da immer mindestens einer von den Zeugen Jehovas den nicht-Zeugen Jehovas predigte. Meistens war dies mein Vater. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Darauf hatte ich wirklich keine Lust wenn sie denn gekommen wären. Allein deswegen gab es schon meinerseits keine Einladung. Außerdem wollte ich niemanden da haben der seine Glaubensrichtung über sein eigen Fleisch und Blut stellt. Und genau das versteht eben keiner. Vor allem nicht meine Schwiegermutter. Sie würde wirklich alles für ihre Kinder und Enkel geben. Auch ihr eigenes Leben. Seit dem wir uns kennen ist dies Thema. Wie kann man nur sein Kind so im Stich lassen. Blut ist doch dicker als Wasser. Nur nicht bei den Zeugen Jehovas.

Familienfeste dieser Art sind nie von diesem Thema verschont, weswegen ich immer mit Freude aber auch leichten Bauchschmerzen zu solchen Festen gehe.

Ein Jahr später heiratete mein Bruder. Er hatte mich nicht eingeladen aber den Anstand mich anzurufen und zu sagen: „ Bitte hab Verständnis, ich hätte dich gerne dabei aber dann würde kaum ein anderer kommen. Das haben mir die anderen Gäste bereits gesagt. Und meine Frau wünscht sich eine große Hochzeit, die will ich ihr auch bieten“

Unter den Umständen wollte ich auch gar nicht zur Hochzeit. Ich hätte mich nur geärgert. Einige Zeit später postete Sofia die Hochzeitsbilder ihres Bruders auf Facebook. Sofia hatte sich inzwischen selbst auch ausgeschlossen und ist nun sogar katholisch getauft. Allerdings war sie auf dieser Hochzeit. Auf den Bildern waren aber auch meine Tante und meine Cousinen zu sehen. Das fand ich merkwürdig. Warum hatten sie kein Problem damit, dass Sofia auf der Hochzeit ist aber keiner würde zur einer Hochzeit kommen wenn ich anwesend wäre. Als ich mit meinen Vater darauf ansprach, schrie er mich an. Wenn ich zur Hochzeit käme würde nicht mal er kommen. Mein Bruder wäre nur höflich gewesen als er sagte, dass er mich gerne dabei hätte. In Wahrheit wolle er selbst auch nicht das ich komme. Ein gutes Verhältnis zu Gott sei wichtiger. Ich entgegnete, dass es hirnrissig sei eine Beziehung zu jemandem aufbauen zu wollen, der einem seine Existenz nie kund getan hat und diese dann auch noch einem Menschen aus Fleisch und Blut vorzieht. Er schrie weiter: „Hör auf jetzt! Du weißt genau was die Wahrheit ist und das Jehova der einzig wahre Gott ist. Du glaubst selber daran…“ Ich unterbrach ihn: „Nein, das glaube ich nicht, im Gegenteil. Ich glaube nicht mal an einen Gott. Die Bibel widerspricht sich mehrfach und einen Beweis für einen Gott gibt es auch nicht. Jede Religion beruht auf Glauben und blindem Folgen von seinen Anhängern!“ Die Diskussion ging weiter. Ob ich nun glaube, die Bibel sich widerspricht und ob es Beweise für einen Gott gibt oder eben nicht. Mir wurde das allmählich zu blöd. Ich sage so etwas doch nicht um jemanden zu ärgern sondern weil es meine persönliche Meinung ist. Da er das aber nicht einsehen wollte und der felsenfesten Überzeugung ist, dass mir das von meinen Großeltern und Schwiegereltern eingeredet wurde, habe ich einfach aufgelegt. Das denkt er übrigens bis heute noch.

Trigger die mich bis heute quälen

Ich leide aber noch unter weiteren Folgen. Sogenannte Trigger. Wenn ich auf Familienfesten seitens der Zeugen Jehovas Familie nicht eingeladen werde, interessiert es mich wenig. Mit Menschen die mich für tot erklären nur weil ich deren Ansichten nicht teile, muss ich auch nichts feiern. Anders jedoch ist es wenn ich auf Familienfesten der Familie meines Mannes bin. Weihnachten habe ich inzwischen gemeistert. Es war mir bis 2018 unangenehm Weihnachten zu feiern. Doch das Jahr darauf war ich auf eigenen Wunsch die Gastgeberin. Ich habe das Weihnachtsfest bei uns zu Hause genau so gemacht wie ich es mir als Kind immer vorgestellt habe. Das war das erste Mal das es mir nicht unangenehm war Weihnachten zu feiern. Im Gegenteil. Ich habe es genossen und hatte auch schon in der Vorweihnachtszeit Spaß. Zum Missfallen meines Mannes, da er ziemlich schnell festgestellt hat, dass ich zumindest von der Menge an Dekorationen 27 Weihnachten nachzuholen hatte. Trotzdem hatten wir ein wunderschönes Weihnachtsfest.

Geburtstage sind noch immer eine Herausforderung. Sie lösen ein Unwohlsein aus, ja, schon fast eine Übelkeit wie bei einer Magendarmgrippe. Geburtstagslieder kann ich nicht mitsingen. Nicht nur weil meine Singstimme an Körperverletzung grenzt. Ich bekomme keinen einzigen Ton raus. Ich fühle mich dann fehl am Platz. Wie damals im Kindergarten. Als dürfte ich nicht da sein. Ich hasse es Geschenke zu meinem Geburtstag zu bekommen. Immer wieder schießt der Gedanke ein „du darfst das doch gar nicht annehmen“. Ich will mich nicht so fühlen. Ich will mich wie meine kleinen Neffen über Geschenke freuen können. Stattdessen immer dieses Gefühl man dürfe so etwas nicht. Und das noch nach 9 Jahren. Umgekehrt beschenke ich andere gerne. Ich finde es toll wenn sich die Beschenkten freuen. Ich gebe mir immer wieder die größte Mühe ein schönes Geschenk zu finden oder auch zu basteln. Allerdings habe ich ein Problem damit es ihnen selbst zu überreichen. Das lasse ich meinen Mann machen. Denn auch da kommt immer wieder der Gedanke „das darfst du nicht“. Die Beschenkten wissen oft gar nicht wie sehr ich mir den Kopf zerbreche und wie viel Zeit ich dafür gebraucht habe. Auch nicht was ich mir für eine Mühe gebe das Richtige zu finden. Sie sehen nur meinen Mann der ihnen das Geschenk überreicht und das obwohl er meist nicht einen Gedanken daran verschwendet hat. Seit dem wir uns kennen, suche ich zwar die Geschenke aus, aber er überreicht sie. Versteht mich nicht falsch. Es geht mir nicht darum das jeder weiß, dass das Geschenk von mir ausgesucht wurde. Ich möchte nur dieses eklige Gefühl loswerden. Es geht auch nicht weg wenn mein Mann die Geschenke übergibt. Aber es gibt mir innerlich die Möglichkeit mich zu verstecken. Nun stellt euch das mal vor, das passiert nur beim beschenken an Geburtstagen. Das ist ein Trigger von Vielen. Es gibt immer wieder Dinge im Alltag die mich triggern. Die kleinsten Kleinigkeiten über die ein normaler Mensch keinen bewussten Gedanken verschwendet, löst in mir Übelkeit oder auch Angst aus. Bis heute bekomme ich Herzrasen wenn es gewittert. Als Kind dachte ich dann immer Harmageddon kommt.

Folgen meiner Schmalspur-Ausbildung

Eine weitere Folge ist meine Karriere. Als Kind legten meine Eltern wenig Wert auf Hausaufgaben. Es war wichtiger das ich die Bibel und den Wachtturm lese. Meine Eltern haben mich nicht dazu angehalten keine Hausaufgaben zu machen aber sie legten eben auch keinen Wert drauf das ich sie mache. Das ist für ein Kind natürlich toll. Also hab ich einfach keine Hausaufgaben gemacht. Leider führte dies zu schlechten Noten und dann auch zu einem schlechten Schulabschluss. Ich habe meinen Realschulabschluss mit einem Schnitt von 4,0 gemacht. Dementsprechend habe ich auch nur eine zweijährige Helferausbildung die mir oft nur den Mindestlohn bringt und auch nur selten unbefristete Arbeitsverträge. Wenn meine Eltern sich wie andere Eltern wirklich um meine Schulbildung gekümmert hätten, hätte ich eine bessere Ausbildung machen können. Ich bin noch jung und habe mich nun um eine neue Ausbildung beworben. Ob ich die bekomme ist jedoch ungewiss denn ich musste auch mein Abschlusszeugnis vorzeigen. Das hatte keinen guten Eindruck hinterlassen.

Im Großen und Ganzen gelingt es mir immer besser das Leben ohne Zeugen Jehovas und meine Familie zu meistern. Es ist dennoch erstaunlich wie lange das Verarbeiten dauert. Eine Sache die mir hilft, ist jede Entscheidung die ich treffe und jedes Gefühl zu hinterfragen. Wie es nun genau dazu kommt und was der Auslöser ist. Wenn ich mir darüber im Klaren bin ist es einfacher dies zu verarbeiten.

Mein Resümier

Abschließend möchte ich noch einmal klar stellen warum Zeugen Jehovas für mich eine Sekte sind. Sie selbst sagen, dass sie Gott mit ganzen Herzen, ganzer Seele und ganzem Sinn dienen so wie es in der Bibel steht. Tatsächlich dienen sie eine kleinen Gruppe von Menschen die ihnen die Regeln vorgibt ähnlich wie der Papst in der katholischen Kirche. Diese Gruppe nennt sich die leitende Körperschaft und sie erfinden immer wieder neue Sachen um ihre Mitglieder zu drangsalieren. Ich empfand es zumindest immer so.

Eine Sekte ist der Definition von Google nach eine Gemeinschaft, die radikal und einseitig eigene Ideologien oder religionsähnliche Grundsätze vertritt, die nicht immer ethischen Grundwerten der Gesellschaft entsprechen. Genau das ist der Fall bei den Zeugen Jehovas. Es wird absolute Treue vorausgesetzt und das ohne wenn und aber. Man darf keine vorgegeben Regeln hinterfragen und keine Entscheidung der leitenden Körperschaft oder der Ältestenschaft in Frage stellen. Dies kann eine Exkommunikation zu Folge haben. Eigene Nachforschungen sind nur erlaubt wenn diese mit der Literatur der Zeugen selbst erfolgt. Weltliche Sichtweisen werden nicht geduldet. Auch die absolute Hingabe ist meiner Meinung nach in Symptom für Sekten. Versteht mich nicht falsch, es geht hier nicht darum den Zeugen sein ganzes Geld oder alle Besitztümer zu überschreiben. Es geht um die psychische Kontrolle und Abhängigkeit. Zeugen Jehovas beobachten sich gegenseitig haarscharf und auch sich selbst. Sie werden so erzogen, dass sie sich selbst für jede Sünde anklagen müssen. Auch die die andere gar nicht sehen weil sie zum Beispiel nur im Kopf stattfinden. Heißt also wenn sie auch nur einen falschen Gedanken haben, gehen sie zu den Ältesten und bitten um Hilfe. Es gibt noch viel mehr Aspekte. Aber ich denke die meisten werden mir bei diesen Aspekten bereits zustimmen. Es sind teilweise Zustände wie im Mittelalter und das mitten in unserer Gesellschaft. Ich wünschte ich könnte jeden vor dieser Sekte warnen. Das mir das nie gelingen wird ist mir klar. Wenn ich jedoch auch nur einem Menschen in irgendeiner Art und Weise mit meiner Geschichte helfen kann, ist das schon viel wert.

von |November 23rd, 2020|2020|1 Kommentar

Jehovas Zeugen – Ganze Versammlung wegen Anstiftung zu Hass und Gewalt vor Gericht

Die belgische Versammlung der Zeugen Jehovas nahm an einer Anhörung vor dem Strafgericht teil, bei der es um den Vorwurf der Diskriminierung aufgrund religiöser Überzeugungen und der Anstiftung zum Hass ging. Es ist das erste Mal, dass Jehovas Zeugen vor einem Strafgericht in der Welt angeklagt werden.

Die in Kraainem ansässige Gemeinde hat mehrere Monate Zeit, ihren Fall vorzubereiten; der Prozess beginnt im kommenden Februar. Der Fall folgt auf eine fünfjährige Untersuchung durch einen Gerichtsrichter in Gent, die auf Beschwerden des ehemaligen Mitglieds Patrick Haeck zurückgeht.

„Es handelt sich um einen wichtigen Präzedenzfall“, sagte Haeck gegenüber der VRT. „Wie ist es möglich, dass eine Religionsgemeinschaft unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit ein Verbrechen begehen kann?“

Haeck war 35 Jahre lang Mitglied der Zeugen Jehovas und ein Älterer – jemand mit beträchtlicher Autorität innerhalb seiner Ortsgemeinde in Gent. Als er einen Fall von sexuellem Missbrauch innerhalb der Gemeinde aufdeckte, wurde er offiziell gemieden.

Meiden

Die Zeugen Jehovas setzen Meidung als Taktik ein, um Mitglieder davon abzuhalten, der Gruppe gegenüber illoyal zu sein, behauptet er. „Es ist schlimmer, als einfach ausgeschlossen zu werden“, sagte Haeck zu Het Nieuwsblad. „Von den höchsten Ebenen der Organisation kommt der Befehl, dass niemand mit Ihnen sprechen darf, nicht einmal Ihre eigene Familie. Sie erklären, dass diese Person gemieden werden muss, weil sie eine psychische Krankheit hat, die ansteckend ist.“

Mehrere weitere ehemalige Zeugen haben sich der Beschwerde angeschlossen.

Cecile Temmerman war 35 Jahre lang Zeugin, als ihr Sohn begann, den Ältesten der Gemeinde kritische Fragen zu stellen.

„Ich kannte Hunderte von Menschen in der Gemeinde; fast jeden Tag kam jemand zu Besuch“, sagte sie zu Het Nieuwsblad. „Von einem Tag auf den anderen kehrten mir alle den Rücken zu.“ Das meint sie wörtlich und im übertragenen Sinne: Zeugen wenden sich physisch von Mitgliedern ab, die gemieden werden.

‚In den Händen Satans‘

Temmerman berichtet: „Bei einem Treffen wurde jeder gewarnt, dass meine Familie in den Händen Satans sei. Ich hatte buchstäblich niemanden mehr in meinem Leben; die Zeugen stellen sicher, dass sie keinen sozialen Kontakt außerhalb der Organisation haben – einschließlich der Familie. Selbst mein allerbester Freund wollte nicht mehr mit mir sprechen. Ich versank in einer Depression.“

Der Staatsanwalt in Gent erhebt erneut vier Anklagepunkte gegen die belgische Gemeinde: Anstiftung zur Diskriminierung einer Person und einer Gruppe aufgrund religiöser Überzeugungen und Anstiftung zu Hass oder Gewalt gegen eine Person und eine Gruppe.

Obwohl die Zeugen Jehovas schon früher Ziel von Zivilprozessen waren, ist dies das erste Mal, dass eine ganze Gemeinde eines Verbrechens angeklagt wird. Haeck hofft, damit einen Präzedenzfall in anderen Ländern zu schaffen.

„Nicht nur für die Zeugen Jehovas, sondern auch für andere religiöse Organisationen“, sagte er. „Es gibt eine strikte Trennung von Kirche und Staat. Jetzt, da dem religiösen Extremismus mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, müssen wir uns fragen, wo wir die Grenze ziehen, an welchem Punkt der Staat eingreifen muss.“

Quelle: thebulletin.be | Lisa Bradshaw, Photo ©Nicolas Maeterlinck/BELGIEN

von |Oktober 16th, 2020|2020|1 Kommentar

Jehovas Zeugen – Gemeinschaftsentzug ist menschenrechtsverletzend

Wegweisendes Urteil zu Zeugen Jehovas in der Schweiz

Das Bezirksgericht Zürich hat eine wegweisende Entscheidung im Blick auf Kritik an bestimmten Praktiken von Jehovas Zeugen getroffen. Die Vereinigung Jehovas Zeugen in der Schweiz hatte eine Mitarbeiterin der Fachstelle „infoSekta“ wegen „übler Nachrede“ angezeigt und verklagt. Ihr wurde vorgeworfen, wahrheitswidrige und ehrverletzende Aussagen in einem Interview gegenüber dem „Tagesanzeiger“ und in einer Medienmitteilung der Fachstelle infoSekta vorgenommen zu haben. Auch wenn dem Urteil das Schweizer Recht zugrunde liegt, ist es doch auch über die Schweiz hinaus von Bedeutung, weil sich das Gericht in einer seltenen Gründlichkeit mit den einzelnen Vorwürfen befasst hat.

Im Einzelnen wurde vorgeworfen, die Äußerungen hätten den Eindruck erweckt, die Zeugen Jehovas würden „eine menschenrechtswidrige Praxis besitzen, gegen Menschenrechte und Verfassung verstoßen, ihren Mitgliedern das Recht auf Gedanken- Gewissens- und Religionsfreiheit verwehren, ihre Mitglieder aufgrund ihres bekannten Standpunktes hinsichtlich des Verbots von Bluttransfusionen nach Verkehrsunfällen oder Geburten sterben lassen, im Falle des Ausschluss von Kindern und Jugendlichen aus der Gemeinschaft diesen gegenüber die familiäre Liebe und Fürsorge verweigern, sowie die Kinder ihrer Gemeinschaft in ständiger Angst leben lassen.“ Weiterhin ging es um die Aussage, das System von Jehovas Zeugen „fördere den sexuellen Missbrauch von Kindern und dass die ganze Gemeinschaft angeblich stattgefundene strafbare Handlungen vorsätzlich vertusche“ und die Einstufung als „eine totalitäre Organisation, die manipulativ auf ihre Mitglieder einwirke und die körperliche, psychische und soziale Integrität ihrer Mitglieder verletze.“ (Urteil, S. 6, Abschnitt 1.2)

Die Beschuldigte bekannte sich vor Gericht zu den Inhalten der Interviews und der Medienmitteilung, an denen sie vollumfänglich festhalte und legte zahlreiche Beweismittel vor um zu belegen, dass die genannten Kritikpunkte zutreffend sind und somit keine wahrheitswidrigen Äußerungen verbreitet wurden.

Tatsachen und Ehre

In der ausführlichen 34-seitigen Urteilsbegründung wird zunächst der Unterschied zwischen Werturteilen und Tatsachenbehauptungen erläutert. Lediglich Tatsachenbehauptungen oder sog. gemischte Werturteile, die einen erkennbaren Bezug zu Tatsachen aufweisen, können ehrverletzende Äußerungen ergeben. Nicht strafbar sind diese, wenn sie den Tatsachen entsprechen („Wahrheitsbeweis“) oder zumindest zum Zeitpunkt der Äußerung mit vernünftigem Rechercheaufwand davon ausgegangen werden konnte, dass sie wahr sind („Gutglaubensbeweis“), sofern die Aussagen nicht einzig zu dem Zweck erfolgten, anderen zu schaden.

Den Begriff der Ehre definiert das Gericht als auf den menschlich-sittlichen Bereich beschränkt und bezieht ihn „auf den Ruf und das Gefühl des Betroffenen, ein ehrbarer Mensch zu sein, das heisst sich so zu benehmen, wie nach allgemeinen Anschauungen ein charakterlich anständiger Mensch sich zu verhalten pflegt.“ (S. 11, 5.1) „Von einem charakterlich anständigen Menschen wird nach allgemeiner Anschauung unter anderem erwartet, seine Pflichten gegenüber dem Staat und seinen Mitmenschen zu erfüllen, keine Straftaten zu begehen, die Menschenrechte aufrechtzuerhalten, die familiäre Liebe und Fürsorge nicht zu verweigern, den sexuellen Missbrauch von Kindern zu stoppen etc.“ (S. 12, 5.2)

Sachaussagen oder ehrverletzend?

Das Gericht hat sich nun die Mühe gemacht, für jede einzelne inkriminierte Äußerung zu prüfen, ob diese tatsächlich ehrverletzend ist. Bei 4 von 10 angeklagten Äußerungen wurde dies vom Gericht verneint. Die Aussage z.B. dass Mitglieder nach Verkehrsunfällen oder bei der Geburt sterben und die Gemeinschaft Bluttransfusionen ablehnt, sind simple Feststellungen zutreffender Tatsachen ohne Werturteil. Auch die Feststellung, dass es kaum eine Zeugen-Jehovas-Familie ohne ausgeschlossene Familienmitglieder gibt, ist an sich nicht ehrverletzend, denn ein Mensch ist nicht ehrbarer, wenn er eine Familie hat, aus der niemand ausgeschlossen wurde. Ähnliches gilt für die Aussage, dass viele Zeugen Jehovas „nur beschränkt Wissen um die Welt [haben], weil weltliche Freunde verboten sind und sie viele gesellschaftliche Erfahrungen nicht machen konnten“. Dies sind reine Tatsachenbeschreibungen.

Bösartige Absicht oder öffentliches Interesse?

Bei 6 weiteren Aussagen kam das Gericht hingegen zu dem Schluss, dass diese in der Tat die Ehre der Gemeinschaft beschädigen. Diese Wirkung war der Beschuldigten durchaus bewusst. Solche Aussagen können, selbst wenn sie wahr sind, strafbar sein, wenn sie ohne begründete Veranlassung vorwiegend in der Absicht gegeben werden, jemandem Übles vorzuwerfen. Das kann das Gericht hier aber nicht erkennen. In seiner Begründung kommt das Gericht zu einer beschreibenden Würdigung der Arbeit der Fachstelle infoSekta: „Die Aufgaben der Fachstelle infoSekta, die Rahmen ihrer Statuten Beratung für Betroffene anbietet und Aufklärung im Sinne des Konsumentenschutzes auf dem Weltanschauungsmarkt betreibt, belegen hinreichend, dass die Äußerungen in Wahrung öffentlicher Interessen erfolgt sind. … Außerdem klärt die Fachstelle InfoSekta nicht nur über die Zeugen Jehovas auf, sondern über verschiedene Organisationen und Glaubensgemeinschaften. Es handelt sich um eine sachlich vorgetragene und argumentative Kritik an Glaubensvorstellungen bzw. -praktiken, sowie an deren Auswirkungen auf Anhänger und deren Umfeld (welche zudem in Ausübung grundrechtlicher Freiheiten erfolgt sind …) … Sie stützt ihre Aussagen auf wissenschaftliche Publikationen, Originaldokumente der Zeugen Jehovas (Wachtturm und Erwachet!) sowie Fachliteratur zum Thema. Sie bezieht ihre Informationen also nicht nur aus Gesprächen mit Aussteigern, die die Gemeinschaft im Streit verlassen haben und bei denen die Gefahr besteht dass sie ein allzu negatives Bild zeichnen. … Es geht der Beschuldigten nicht darum, die Zeugen Jehovas schlecht zu reden, sondern um die Aufklärung über verschiedene Organisationen und Glaubensgemeinschaften.“ (S. 21, Art. 9.5)

Nach diesem weiten Anlauf kommt es nun zum Kern: Der gerichtlichen Prüfung, in wieweit die übrigen 6 ehrverletzenden Aussagen den Tatsachen entsprechen bzw. ernsthafte Gründe hatte, die Aussagen für wahr zu halten. Hier war das Ergebnis – so viel sei bereits vorweggenommen – für Jehovas Zeugen desaströs.

Praxis der Ächtung („Gemeinschaftsentzug“)

Der Begriff der Ächtung meint den Kontaktabbruch zu ausgeschlossenen Personen. Ausgeschlossen kann werden, wer aus Sicht der Religionsgemeinschaft von Jehovas Zeugen eine Sünde begeht wie z.B. das Annehmen einer Bluttransfusion, Sex vor der Ehe, politische Aktivität oder auch nicht all das zu glauben, was die Organisation lehrt. Dazu standen folgende Aussagen von infoSekta vor Gericht:

„Wir machen auf die menschenrechtswidrige Praxis der Ächtung aufmerksam.“ / „Ächtung ist eine Art von oben verordnetem Mobbing. Es verstösst gegen die Menschenrechte und Verfassung.“ / „Jeder Mensch hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit – ein Recht, das die Zeugen Jehovas für sich beanspruchen, ihren Mitgliedern aber nicht gewähren.“

Dazu hielt das Gericht fest, dass Jehovas Zeugen nicht bestreiten, dass sie die Praxis der Ächtung verwenden, sondern lediglich einfach behaupten, diese Praxis sei nicht menschenrechtswidrig. An dem Bestehen dieser intern als „Gemeinschaftsentzug“ bezeichneten Praxis gibt es keinen Zweifel. Sie ist auch schriftlich in diversen Publikationen dokumentiert. Dazu das Gericht: „Die Praxis ist für davon Betroffene sehr schwer zu ertragen und kann schwerwiegende Folgen haben (insbesondere für Opfer von sexuellem Missbrauch, die wählen müssen, ob sie in der Organisation bleiben und dem Täter stets begegnen wollen oder ihr gesamtes soziales Umfeld verlieren)… Es kann durchaus gesagt werden, dass die Organisation der Zeugen Jehovas durch die Anwendung der Praxis der Ächtung darüber entscheidet, wer keinen Kontakt mehr haben darf zu Familie und Freunden, wer isoliert werden soll. Die Organisation hat eine große Kontrolle über ihre Mitglieder. Ein solches Verhalten kann durchaus als „Mobbing“ verstanden werden. … Die Praxis der Ächtung erweist sich deshalb als eine Art von „Mobbing“, das zumindest im Ansatz menschenrechtsverletzend ist, als dass Mobbing eine Verletzung der persönlichen Integrität eines Menschen ist. Diese Art von Mobbing wird auch angewendet, wenn Mitglieder der Zeugen Jehovas nicht mehr glauben oder einen anderen Glauben entwickeln bzw. haben. In so einem Fall werden die entsprechenden Leute ausgeschlossen und geächtet, was sie dazu bewegen soll, wieder in die Gemeinschaft zurückzukehren. … Implizit wird ihnen also die Glaubens- und Gewissensfreiheit innerhalb der Gemeinschaft verwehrt …“. (S. 24, 9.9a)

Umgang mit Kindern

Zum Umgang mit Kindern wurde folgende ehrenrührige Aussage beanstandet: „Etwas Liebes zu sagen, nachfragen, wie der Tag war, oder das Kind in den Arm nehmen – das liegt nicht mehr drin. Kinder erleben eine permanente Angst.“

Auch hier wird von der Religionsgemeinschaft nicht bestritten, dass die Ächtung gelebt wird, sondern lediglich behauptet, Kinder würden dennoch liebevolle Zuwendung erhalten. Das Gericht hingegen fand die Hinweise in den Schriften, man solle das ausgestoßene Kind „unterstützen“ aber nicht sehr liebevoll, wenn es gleich dazu heißt, es aber dann „mit Gottes Wort unterweisen und in Zucht nehmen“ sowie ein „Bibelstudium durchführen“. „Unsere Liebe zu Jehova muss stärker sein als die Liebe zu Familienangehörigen, die ihm untreu werden.“ (Wachtturm, 15.7.2011)

Das Kind werde so „auf körperliche und spirituelle Bedürfnisse reduziert, wobei auf emotionale Bedürfnisse keine Rücksicht genommen wird. Dies wird durch eine Vielzahl von Berichten Angehöriger und Aussteiger belegt (…). Ein solcher Ausstoß führt zu großem Konflikt und kann psychische Schäden hinterlassen, gerade bei Kindern und Jugendlichen. Es ist eine Art emotionale Erpressung, um die abtrünnigen Personen dazu zu bewegen, zur Glaubensgemeinschaft zurückzukehren bzw. sie von einem Ausstieg abzuhalten.“(S. 25, 9.9b) Auch die zentrale Botschaft vom nahen Weltende in Harmagedon mit der blutigen Endschlacht und der Vernichtung aller Ungläubigen könne gerade bei Kindern für Angst sorgen.

Sexueller Missbrauch

Zur Kritik an der Begünstigung von sexuellem Missbrauch bestätigte das Gericht, dass die Zwei-Zeugen-Regel existiert: „Kann also außer dem Opfer selbst niemand den Missbrauch bezeugen und streitet der mutmaßliche Täter die Tat ab, so wird nichts unternommen.“ Es ist lediglich strittig, in welchem Kontext sie eingesetzt wird. Unter Verweis auf gerichtliche Untersuchungen in Australien (Royal Comission, Final Report) durfte den Schilderungen der Betroffenen hier geglaubt werden (Gutglaubensbeweis erbracht).

Psychische Gewalt an Kindern

Das Gericht stellt hierzu fest: „Die Analyse von Wachtturm-Materialien für Kinder verdeutlicht, dass diese auf die Verängstigung der Kinder abzielen: wer nicht gehorcht, wer nicht folgt, wer nicht glaubt, wer nicht genügt, muss mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft und daraufhin mit Vernichtung in Harmagedon rechnen. Das oben thematisierte Ächten kann als Form von psychischer Gewalt angesehen werden. Dies wird durch die Berichte von Aussteigern sowie die Materialen der Wachtturm-Gesellschaft selber deutlich gemacht.“ (S. 29, 9.9e) In der Linie der bisherigen Tatsachenfeststellungen des Gerichtes wurden auch die Einschätzung, dass die Zeugen Jehovas als „hochproblematische Gruppe“ die „körperliche psychische und soziale Integrität ihrer Mitglieder“ verletze und das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit ihren Mitgliedern verwehrt als im wesentlichen zutreffend bewertet. Dabei sind es in erster Linie die Folgen des „Gemeinschaftsentzuges“ als internes Druckmittel, die zu dieser Einschätzung führen.

Langsame Mühlen

Das Urteil hat eine längere Geschichte. Die angeklagten Äußerungen stammten vom Juli 2015. Um die Antragsberechtigung der Beschwerde gab es zunächst juristische Auseinandersetzungen, so dass die Anklage im November 2018 erhoben wurde. Das hier beschriebene Urteil erging am 9. Juli 2019 und wurde erst 2020 rechtskräftig, nachdem die Vereinigung Jehovas Zeugen in der Schweiz die Frist für eine zunächst angekündigte Revision ergebnislos hat verstreichen lassen.

Fazit

Wenn nun all diese vom Gericht als ehrverletzend angesehenen Aussagen sich auf einen wahren Tatsachenkern beziehen, dann ist die Ehre der Organisation der Zeugen Jehovas davon auch tatsächlich erheblich angeschlagen.

Das Gericht hat anhand von umfangreichem Beweismaterial die Aussagen zu den Kritikpunkten geprüft und festgestellt, dass die Kritik berechtigt war: Die Praxis der Vereinigung von Jehovas Zeugen verstößt gegen elementare Rechte der Mitglieder und ihrer Angehörigen. Das Urteil ist zugleich ein Lob für solide recherchierte Aufklärungsarbeit im Bereich des spirituellen Verbraucherschutzes. Es bleibt interessant, welche Folgen sich daraus für den Umgang in Deutschland ergeben.

Quelle: confessio | Dr. Harald Lamprecht

Jehovas Zeugen – Organisatorische Veränderungen zur tieferen Babylonisierung

Seit dem 1.2.2020 ist die Neufassung des Statuts der Religionsgemeinschaft „Jehovas Zeugen in Deutschland, K.d.ö.R. (StRG)“ in Kraft. Die Fassung vom 27.5.2009 tritt damit außer Kraft. Das ursprüngliche Statut wurde im Rahmen einer Revision überarbeitet und deren Inkrafttreten mit Amtsblatt der Jehovas Zeugen in Deutschland Nr. 2, Jahrgang 2020 bekanntgegeben.

Gründe für die Notwendigkeit einer Revision wurden im Amtsblatt nicht genannt. Es lässt sich daher nur anhand der geänderten Passagen spekulieren, welche Gründe mit einer Neufassung verbunden sein könnten.

Im direkten Vergleich beider Fassungen ergeben sich zunächst folgende begriffliche Änderungen:

  • „Gemeinden“ werden nun durchgängig „Versammlungen“ genannt,
  • die „Leitende Körperschaft“ nennt sich nun „ekklesiastische Leitende Körperschaft“,
  • der „Deutsche Zweig von Zeugen Jehovas“ wird nun in „Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen in Deutschland“ geändert,
  • „Rasse“ wird in „ethnische Herkunft“ geändert,
  • der Begriff „Schulen“ wurde um den Begriff „kostenfrei“ ergänzt,
  • In Sachen Datenschutz wurde der Begriff „eigenes Datenschutzgesetz“ gegen „eigenes Datenschutzrecht“ ausgetauscht,
  • die Einsetzung eines Vorstands unter der Leitung des Zweigkomitees,
  • das Revisionsamt, das die Mittelverwendung überprüft,
  • die Stiftung Königreichswerk,
  • das Verwaltungsamt „Christliches Humanitäres Hilfswerk,
  • der vormitgliedschaftliche Status von minderjährigen Kindern,
  • das Austritts- und Rechtskomiteeverfahren,
  • der Austritt bei einer staatlichen Behörde,
  • Predigtdienst als eigenverantwortliches, nicht der Religionsgemeinschaft zurechenbares Handeln.

Es wurden aber nicht nur Begrifflichkeiten revidiert, sondern auch organisatorische Änderungen vorgenommen. Dabei bekennt man sich in Anlehnung an die Anforderungen einer K.d.ö.R. konsequent zum Begriff „Religionsgemeinschaft“ und betont die eigenständige Ausübung im rechtsstaatlichen Gebiet der Bundesrepulik Deutschland, wodurch Passagen, in denen das Wirken der LK zuvor dominierte, durch aufweichende Formulierungen ersetzt wurde, wie z.B. dass das Zweigkomitee nun auch in geistliche Ämter berufen bzw. abberufen kann, nicht mehr nur die LK.

Neu ist, dass die Religionsgemeinschaft sich zur weltweiten Religionsgemeinschaft von Zeugen Jehovas bekennt, statt sich als einen untergeordneten Zweig der amerikanischen Zentrale zu sehn. Neu ist auch die Betonung, dass sie nun ihre Mitglieder in deren persönlichen Glaubensausübung unterstützt. Ebenfalls ist neu, dass es einen Vorstand gibt und dieser die Religionsgemeinschaft, an Stelle des Zweigkomitees, gerichtlich und außergerichtlich vertritt. Neu ist auch, dass die Religionsgemeinschaft nun mit anderen Rechtskörperschaften zusammenarbeiten kann, die das Werk von Jehovas Zeugen – die Verkündigung der guten Botschaft von Gottes Königreich (einschließlich des Errichtens und Erhaltens von Anbetungsstätten) – in anderen Teilen der Welt fördern. Zu diesem Zweck hält sich die Religionsgemeinschaft offen, finanzielle Unterstützung, Leistungen und Hilfen zu erhalten und zu gewähren.

Im Rahmen der Gliederung der Religionsgemeinschaft entfallen Bezirke und Bezirksaufseher und die Stiftung „Königreichswerk Jehovas Zeugen“ kommt hinzu. Es wurde ein Verwaltungsamt „Revisionsamt Jehovas Zeugen“ geschaffen, welches – statt der LK – für die LK die GF und die Verwendung der Mittel prüft und überwacht.

Der Predigtdienst wurde per Definition als persönliche Glaubensausübung der Mitglieder und eigenverantwortliches, der Religionsgemeinschaft nicht zurechenbares Handeln aus den Grundsätzen des Wirkens der Religionsgemeinschaft herausgenommen.

Bei Abberufung aus geistlichen Ämtern wurde die Rückgabe von Unterlagen und Eigentum der Religionsgemeinschaft sowie das Löschen von digitalen Dokumenten geregelt. Älteste werden per Berufung zu Seelsorgen der Religionsgemeinschaft.

Der Status des ungetauften Verkündigers, der zur Erprobung und Prüfung der Mitgliedschaft gedacht ist, wurde nun auf minderjährige Kinder, die sich selbst der Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen ausgedehnt und beide Personengruppen zu einem vormitgliedschaftlichen Status zusammengefasst.

Bei der Ausübung ihrer Pflichten wurden die Verfahrensgrundsätze des Rechtskomitees konkret spezifiziert. Durch die Zuweisung des seelsorgerischen Charakters der Tätigkeit des Rechtskomitees wurde die Anwesenheit eines Rechtsbeistandes ausgeschlossen aber die Möglichkeit zur Berufung eines Rechtskomiteebeschlusses gewährt. Dies beläuft sich auf sieben Tage.

Die Wirkung eines Austritts vor staatlichen Behörden erkennt die Religionsgemeinschaft nicht an, sie hat für sie lediglich Wirkung für die staatliche Rechtsordnung.

Zusammenfassung:

Es tut sich einiges bei den Zeugen Jehovas. Fraglich ist nur in welche Richtung. Der Verdacht liegt nahe, dass die Neufassung vorrangig nicht die Ausübung der Religionsfreiheit und Loyalität zu staatlichen Regeln und Pflichten stärken sollen, sondern dass es denkbar ist, dass es einer Anfechtung des Status der K.d.ö.R. sowie weiteren rechtlichen Auseinandersetzungen im Rahmen von Missbrauchsverdachtsfällen vorbeugen soll.

Auch ist es denkbar, dass durch die Zusammenfassung von ungetauften Verkündigern mit minderjährigen Kindern die Wirkung der seit Jahren rückläufigen bzw. stagnierenden Zahlen durch eine neue Form der zahlenmäßigen Darstellung der Zugehörigkeit zur Religionsgemeinschaft abgemildert werden soll.

Auch ist es denkbar, dass Vermögenswerte und Spendengelder nun besser zwischen den Religionsgemeinschaften hin- und herbewegt werden kann.

Viele der Änderungen werden jedoch nicht nur bzgl. des globalen Kindesmissbrauch vorgenommen, sondern hat sicherlich auch eigennützig-politische Gründe. Der Brexit und das Erstarken des Rechtsdrucks in ganz Europa, könnte dazu führen, dass die einzelnen Länder in Europa in Nahe- und Weiterzukunft die Religionsgemeinschaft verbieten und diese sich von jedem Einfluss aus dem amerikanischen Raum politisch zur Wehr setzen. Auch aus diesem Grund wird das Bethel in Selters (Taunus) wahrscheinlich offiziell aufgelöst, und ein geringer Teil der deutschen Bethelfamilie wird in England (Essex) untergebracht werden, dass durch den Brexit nicht mehr zu der EU gehört und damit geologisch die anglo-amerikanischen Weltmacht ist.

Ob dies alles dazu beiträgt, dass sich die Religionsgemeinschaft in der Auswirkungen wieder einen tadellosen Ruf erarbeiten und sie im Sinne des Wohles ihrer Mitglieder sämtliche Verdachtsfälle und Missbrauchsskandale aufarbeiten und aufklären können, oder sich immer weiter als „Babylon, die Große Hure“ entwickelt, darüber sollte sich jeder organisationsversklavte Zeuge Jehovas selbst ein Urteil bilden.

Quelle: jehovaszeugen.de

von |Februar 4th, 2020|2020|1 Kommentar

JW.Help – Offener Brief über Kindesmissbrauch an Selters (Taunus)

Als Opferschutz- und Hilfsorganisation fordern wir die lückenlose und systematische Aufklärung und Aufarbeitung der im Raum stehenden Vorwürfe, Kindesmissbrauch vertuscht und Opfer nicht adäquat behandelt und geschützt zu haben.

Wir fordern, die Aufarbeitung mit Hilfe externer Experten/innen anhand des Leitfadens der Aufarbeitungskommission der Bundesregierung Deutschlands vorzunehmen und damit den Schutz der Kinder und die Entschädigung für Opfer in den Fokus zu nehmen.

von |Februar 1st, 2020|0 Kommentare

Jehovas Zeugen – Offener Brief über Kindesmissbrauch an Selters (Taunus)

Als Opferschutz- und Hilfsorganisation fordern wir die lückenlose und systematische Aufklärung und Aufarbeitung der im Raum stehenden Vorwürfe, Kindesmissbrauch vertuscht und Opfer nicht adäquat behandelt und geschützt zu haben.

Wir fordern, die Aufarbeitung mit Hilfe externer Experten/innen anhand des Leitfadens der Aufarbeitungskommission der Bundesregierung Deutschlands vorzunehmen und damit den Schutz der Kinder und die Entschädigung für Opfer in den Fokus zu nehmen.

News 2020 Jehovas Zeugen - Offener Brief über Kindesmissbrauch an Selters (Taunus)

 

An
Jehovas Zeugen KdöR / Zweigbüro Zentraleuropa
Vorstand

Am Steinfels 1
65618 Selters/Taunus

Sehr geehrte Herren,

aus Anlass der im Auftrag der Niederländischen Regierung zum Kindesmissbrauch bei Jehovas Zeugen veranlassten Untersuchung wenden wir uns an Sie.

Neben dem bedrückenden Bericht aus den Niederlanden gibt es weitere Untersuchungsergebnisse, wie z.B. von der Royal Commission in Australien, die weltweit auf deutliche Missstände bei Jehovas Zeugen in der Behandlung von Kindesmissbrauch hinweisen. Auch uns liegen 50 Berichte Betroffener zu dieser Problematik vor.

Als Opferschutz- und Hilfsorganisation fordern wir die lückenlose und systematische Aufklärung und Aufarbeitung der im Raum stehenden Vorwürfe, Kindesmissbrauch vertuscht und Opfer nicht adäquat behandelt und geschützt zu haben. Auch wenn in jüngster Zeit einige Verbesserungen in Ihrem Religionsgesetz eingeführt wurden, reichen diese bei weitem nicht aus.

Deshalb fordern wir Sie auf, die Aufarbeitung jetzt mit Hilfe externer Experten/innen anhand des Leitfadens der Aufarbeitungskommission der Bundesregierung Deutschlands vorzunehmen und damit den Schutz der Kinder und die Entschädigung für Opfer in den Fokus zu nehmen. Gerne bieten wir hierzu unsere Hilfe und Expertise an.

Da Sie sich in Ihrem Religionsgesetz vorgeblich auf die Bibel stützen, möchten wir Sie im Sinne der Opfer, die zum Tatzeitpunkt verletzliche Kinder waren, auf folgenden Bibelspruch hinweisen:
„In dem Maße, wie ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan.“ Matth. 25:40 (NWÜ)

Über eine positive Antwort würden wir uns sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Udo Obermayer
Vorstandsvorsitzender
JW Opfer Hilfe e.V.

 

Quelle: jw.help

Jehovas Zeugen – Kindesmissbrauch in Belgien

Zeugen Jehovas: Nach außen wirken die Zeugen wie eine friedliche, sehr gläubige Gemeinschaft. Doch intern herrschen offenbar strikte Machtstrukturen, die Kindesmissbrauch begünstigt haben könnten. Insbesondere die hauseigene „Zwei-Zeugen-Regelung“ führe zum Schutz der Täter innerhalb dieser Gemeinschaft. Zurecht sprechen ehemalige Zeugen Jehovas und Sektenexperten von einer „Täter-Schutz-Organisation“.

von |November 24th, 2019|2019|0 Kommentare

Jehovas Zeugen – Ältester vergewaltigt zwei junge Mädchen über 50 Mal

Reutlingen die Schreckensnachrichten bei den Zeugen Jehovas hören nicht auf. Nachdem unlängst weltweit bekannt wurde, dass Jehovas Zeugen durch ihre interne „Zwei-Zeugen-Regelung“ pädophile Täter schützt, ist jetzt auch wieder in Deutschland ein Fall bekannt geworden und wartet auf den Urteilsspruch des Gerichts. Ein besonders schwerer Fall von Kindesmissbrauch, in der ein Ältester der Zeugen Jehovas zwei junge Mädchen über 50 Mal vergewaltigt haben soll.

Auf SWP können wir nachlesen:

Er war bei den Zeugen Jehovas im Ältestenrat und hat immer wieder Kinder und Jugendliche bei sich und seiner Frau in Reutlingen beherbergt. Von der Staatsanwaltschaft wurde dem 35-Jährigen nun vorgeworfen, dass er im Zeitraum zwischen 2013 und 2016 zwei Mädchen, zu Beginn beide 14 Jahre alt, 57 mal mit sexuellen Übergriffen belästigt hat. Dreimal soll er zudem an einem widerstandsunfähigen Mädchen schweren sexuellen Missbrauch begangen haben, wie Oberstaatsanwalt Dr. Thomas Trück am gestrigen Mittwoch vor dem Landgericht Tübingen verlas.

Der Angeklagte schwieg – und ließ nur eine Aussage vorlesen

Der Angeklagte selbst wollte keine Angaben zu den Vorwürfen machen, hatte aber zusammen mit Rechtsanwalt Achim Unden ein Schreiben verfasst, das der Verteidiger gestern vortrug. Darin gestand der 35-Jährige: Wenn eine der Jugendlichen in seiner Wohnung übernachtete, habe er sich zu ihr gelegt und sie gestreichelt. An Po, Brust und an der Scheide. Er habe auch eine Hand der Mädchen genommen und damit an seinem Penis manipuliert. In die Scheide der Mädchen eingedrungen sei er aber nicht.

Und die große Anzahl an Übergriffen? „Mehr als 50 Mal kommt mir viel zu hoch vor, ich glaube eher, dass es zehn bis 15 Mal war“, lies der Angeklagte in seiner schriftlichen Stellungnahme verlauten.

Dem Mann tue sein Verhalten „sehr leid“, und ja, er habe das „Näheverhältnis ausgenutzt“, gab er zu. Nachdem sich die beiden Mädchen per Chat über ihre Erlebnisse ausgetauscht hatten, sind sie beide zur Polizei gegangen und haben dort über ihre Erlebnisse berichtet. Nach der Aussage der Kriminalhauptkommissarin hätten sie die Übergriffe beide „im Schlaf oder Halbschlaf“ erlebt und sich nach diesen Nächten jeweils gefragt, ob all das nur ein böser Traum gewesen sei.

Beide Opfer dachten, sie hätten die Übergriffe nur geträumt

„Sie hatten beide das Gefühl, dass sie die Geschehnisse nur geträumt hatten“, so die Kommissarin. „Als sie sich dann aber gegenseitig das Erlebte erzählt hatten, waren sie sich sicher, dass all das kein Traum war.“ Ob das für sie als Sachbearbeiterin plausibel geklungen hatte, wollte Richter Ulrich Polachowski wissen. „Ich hatte keinen Grund, den Mädchen nicht zu glauben“, lautete die Antwort. Einmal sei das eine Mädchen auch aufgewacht, während der Mann die sexuellen Handlungen an ihr vorgenommen hatte, sie habe sich aber weiterhin schlafend gestellt. Andere Male, so berichteten die Mädchen, seien sie „wach, aber nicht hellwach gewesen“. Als Folge seiner Taten, wurde der 35-Jährige vom Ältestenrat der Zeugen Jehovas ausgeschlossen – anscheinend ohne dass der genaue Grund erwähnt wurde. „Die anderen Zeugen Jehovas wussten, dass irgendwas vorgefallen war, aber nicht was“, so die Kriminalhauptkommissarin.

In den Jahren 2013 und 2014 sowie 2016 habe eines der Mädchen so gut wie jedes zweite Wochenende bei dem Angeklagten und seiner Frau verbracht – und zwar, um zusammen mit dem Angeklagten oder auch mit anderen Zeugen den „Haus-zu-Haus-Dienst“ für die Mitgliederwerbung zu leisten. Die Jugendliche war sich sicher, dass der Angeklagte in jeder Nacht zu ihr gekommen sei. Die Kommissarin hatte bei der Befragung des Mädchens dann hochgerechnet: „Das muss ja mindestens 50 Mal geschehen sein.“ Das Opfer habe diese Zahl bestätigt.

Für Rechtsanwalt Unden war das Anlass genug, um nachzuhaken: „Warum haben sie nicht ergebnisoffen gefragt, ohne eine Zahl vorzugeben“, fragte der Verteidiger. Die Zeugin zeigte sich überzeugt, dass sie dann keine konkrete Zahl zu hören bekommen hätte.

Geeinigt haben sich die Vertreterin der Nebenklage und der Angeklagte auf einen Schmerzensgeldbetrag von 5000 Euro an eines der Mädchen. Am gestrigen Mittwoch wurden nachmittags die beiden Opfer vernommen, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Am Freitag wird voraussichtlich plädiert und auch ein Urteil gesprochen.

–  Quelle: swp.de | Norbert Leister 

Kindesmissbrauch, JW.ORG, Jehovas Zeugen, Zeugen Jehovas, Älteste

Wenn Jehova seine eigenen Ältesten nicht stoppen kann Kinder zu vergewaltigen, was lässt dich annehmen, dass er sich um dich sorgt?

Jehovas Zeugen geben zu bekennen, dass unter ihnen „wahre Christen“ seien, die von Jehova selbst durch Christus in die Organisation berufen worden sind. Insbesondere bei Ältesten handelt es sich um einen besonders schweren Fall: Die Mitglieder vertrauen diesen Versammlungs-Anführern blind. In der offiziellen Lehre heißt es, dass Älteste durch heiligen Geist in ihrem Amt berufen worden sind. Ebenfalls sind es die Älteste der Versammlung sowie Selters, der Hauptsitz der Zeugen Jehovas in Deutschland, die ihre Zustimmung bei der Ernennung eines neuen Ältesten geben müssen.

Das Perfide – jeder Ältester genießt einen absoluten „Vertrauensanspruch“, da jeder der Mitglieder davon ausgeht, der heilige Geist, und damit Gott persönlich, führe diesen Zeugen Jehovas in seiner Tätigkeit als Versammlungshaupt. Dass die Gemeinde nicht davon in Kenntnis gesetzt wird, dass ein Ältester über 57 Mal zwei Mädchen vergewaltigt hat, bezeugt die fehlende Menschlichkeit und christliche Nächstenliebe auf absolutem Gebiet. Die Wachtturm-Organisation verhält sich eindeutig nicht wie die „wahre Organisation Jehovas“, sondern wie „Babylon, die Hure“, von denen sie selbst lehren, sich frei gemacht zu haben.

Fragen an Jehovas Zeugen: Hat der heilige Geist einen Fehler gemacht? Wird die Versammlung und ihre Ältesten, sowie Selters, nicht auch selbst – gemäß Lehre – durch heiligen Geist in ihren Entscheidungen geleitet? Wieso verhindert es der heilige Geist nicht, dass Älteste in der Versammlung Kinder und Jugendliche vergewaltigen? Wenn Christus das Haupt jeder Zeugen Jehovas Versammlung ist, wieso schaut er weg und reinigt die Gemeinde nicht, bevor es zu solch einer Tat im besonders schweren Fall kommt?

Die Bibel lehrt unmissverständlich:

Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr nicht von einem Teil ihrer Plagen getroffen werden wollt. Denn ihre Sünden haben sich aufgehäuft bis zum Himmel und Gott hat sich ihre Verbrechen in Erinnerung gerufen. Zahlt ihr heim, was sie anderen angetan hat, ja, zahlt ihr das, was sie getan hat, doppelt zurück.“

– Offb. 18:4 – NWÜ, herausgegeben von Jehovas Zeugen

Jehovas Zeugen – Geheimhaltung und Vernichtung von Unterlagen

Kindesmissbrauch: Es wird seitens der Wachtturm-Organisation eine Geheimhaltung auch bei Straftaten und kriminalpolizeiliche Untersuchungen gefordert:

„Aufseher erhalten oft vertrauliche Informationen. Sie müssen sorgfältig darauf achten nie Unbefugten vertrauliche Informationen mitzuteilen.

… Verletzt ein Ältester die Verschwiegenheitspflicht, könnte dies für ihn und die Organisation rechtliche Folgen haben. Älteste könnten zum Beispiel ihr Zeugnisverweigerungsrecht verlieren. Dieses Recht bewahrt einen Ältesten unter bestimmten Umständen davor, mitteilen zu müssen, was er vertraulich mit einem Versammlungsangehörigen, dem Zweigbüro oder einem Anwalt besprochen hat.

Niemand sollte irgendjemandem vertrauliche Informationen weitergeben, es sei denn, die theokratische Verfahrensweise sieht es so vor oder es gibt dazu eine Anweisung vom Zweigbüro. (Personen, die vertrauliche Informationen erhalten möchten, können unter anderem Kriminalbeamte, Anwälte, Polizisten, Strafverfolgungsbeamte, Regierungs- oder Behördenvertreter, … Das bezieht sich sowohl auf schriftliche Unterlagen als auch auf Wissen von Ältesten, das nicht schriftlich niedergelegt wurde.“ (Zitat aus Ältestenbrief zu rechtlichen Angelegenheiten 4/9/2012-X Ge)

 

Vernichtung von Unterlagen und Aufzeichnungen

„Dieser Brief ersetzt die Briefe an alle Ältestenschaften vom 24. Mai 2000 (Luxemburg, in Englisch, Französisch und Spanisch), 24. August 2000 (Luxemburg, in Deutsch und Italienisch), 24. September 2000 (Luxemburg, in Portugiesisch) sowie vom 1. November 2005 (Deutschland, Luxemburg und Österreich). Sie sollten aus der Versammlungsdauerablage der Briefe zu Verfahrensweisen herausgenommen und vernichtet werden. Niemand behält Originale oder Kopien dieser Briefe.“ (Zitat aus Ältestenbrief zu rechtlichen Angelegenheiten 4/9/2012-X Ge)

„Mit diesem Brief werden die Anweisungen in den Briefen an alle Ältestenschaften über Kindesmissbrauch vom 20. September 1995 (Schweiz: 1. August 1995), 7. November 1997 (Luxemburg: 15.Dezember 1997; Österreich: 8.August 1997; Schweiz: 14. März 1997), 20. Juli 1998 (Luxemburg: 20. Oktober 1998), 5. Juni 2006 (Luxemburg: 1. August 2006) und 24. Mai 2010 (Schweiz: 20. November 2010) aktualisiert. Sie sollten aus der Versammlungsdauerablage der Briefe zu Verfahrensweisen entfernt und vernichtet werden. Niemand sollte Originale oder Kopien dieser Briefe behalten.“ (Ältestenbrief zu Kindesmissbrauch 10/1/2012-X Ge)

„Es freut uns euch mitzuteilen, dass es ein neues Buch „Hütet die Herde Gottes“ … Es ersetzt das bisherige „Hütet“-Buch (ks10). Es enthält außer den Informationen im „Hütet“-Buch (ks10) weitgehend alle wesentlichen Anweisungen der bisherigen Briefe an alle Ältestenschaften weltweit. Die meisten zweigspezifischen Anweisungen findet ihr in der Ergänzung zu „Hütet die Herde Gottes“. Der Index der Briefe für Ältestenschaften (S-22) und die darin gelisteten Briefe werden gelöscht. Alle gedruckten oder elektronischen Kopien sollten vernichtet werden.“ (Ältestenbrief zur Freigabe des neuen Ältestenbuchs 2019 S-147-19.02-X Ge)

Alle persönlichen Notizen werden dann vernichtet.“ (Ältestenbuch sfl-X 2019 Kap. 22, Punkt 21)

 

Ältester bestätigt die Vernichtung von Unterlagen unter Eid

 

Dokumenten-Verantwortlicher fordert zur Unterlagenvernichtung auf

In einem organisations-internen Vortrag anläßlich eines Seminars für Älteste fordert der Verantwortliche für die Aufzeichnungspraxis in der Organisation der Zeugen Jehovas zur Vernichtung von Unterlagen auf. Dabei gehe es vorrangig um die Behandlung von Beschwerden im Zusammenhang von Vorwürfen wegen Kindesmissbrauch, wegen derer die Gesellschaft unter Beschuss geraten sei. (Deutsche Übersetzung eines Artikels in philly.com vom 9. Juli 2018)

Quelle: JW Opfer Hilfe e.V.

von |Februar 24th, 2019|2019|0 Kommentare

Jehovas Zeugen – Kindesmissbrauch in Neuseeland

Zeugen Jehovas: In dieser Dokumentation kommen mehrere betroffene Frauen zu Wort, die als Kind missbraucht wurden. Sie schildern, wie es in ihrem Fall zu den Verbrechen kam und wie Jehovas Zeugen als Institution – vertreten durch die Ältesten – damit umgegangen sind. In fast allen Fällen mussten die Kinder vor den Ältesten und dem Täter die sexuellen Handlungen beschreiben und es wurde auch geprüft, ob es ihnen Spaß gemacht hat.

Stritt der Täter den Missbrauch ab, wurde nichts weiter unternommen. Gab der Täter den Missbrauch zu, wurde er zwar vielleicht ausgeschlossen, aber nach einiger Zeit wieder aufgenommen.

In keinem der Fälle wurde die Polizei eingeschaltet und die Versammlung, in der der Täter lebte, informiert, so dass Eltern gewarnt waren.

Das Zweigbüro der Zeugen Jehovas weißt jede Verantwortung zurück und tut so, als ob sie damit nichts zu tun hätten, obwohl bei allen Missbrauchsmeldungen die Rechtsabteilung informiert werden musste.

Jehovas Zeugen – „Als sei ich von einer anderen Welt“

Sektenanhänger, die den Ausstieg aus ihrer Gemeinschaft wagen und schaffen, sind oft stigmatisiert oder gar traumatisiert. Nach dem Leidensweg in der Sekte folgt der Leidensweg des Ausstiegs. Deshalb fehlt den meisten die Kraft, sich gegen die Sekte zu wehren. In jüngster Zeit wagen es aber immer mehr Aussteiger der Zeugen Jehovas, ihre schmerzlichen Erfahrungen publik zu machen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und aufzuklären. Die Zahl der kritischen Publikationen ist in den letzten Jahren gestiegen.

Neu ist aber, dass es nun auch jüngere Personen die Kraft aufbringen, den Zeugen die Stirn zu bieten. Den Mut dazu aufgebracht hat auch die 23 Jahre alte Sophie Jones aus Leipzig. Sie schildert ihren Weg und den Ausstieg in mehreren bemerkenswerten Videos und Artikeln, die grosse Beachtung finden. Im Interview mit watson beschreibt sie ihre Motivation, sich zu outen und Aufklärungsarbeit zu betreiben.

War die Entfremdung von den Zeugen Jehovas ein langsamer Prozess oder hat ein einschneidendes Erlebnis die Einsicht bewirkt, dass Sie in einer sektenhaften Glaubensgemeinschaft leben?
Nachdem ich im Alter von 17 bei den Zeugen Jehovas getauft worden war, auferlegten mir die Ältesten, also das Führungsgremium, ein Kontaktverbot zu meinem Vater, der früher schon ausgeschlossen worden war. Ich verstand es nicht. Diese schmerzliche Erfahrung öffnete mir nach und nach die Augen.

Wie lang dauerte der Prozess von den ersten Zweifeln bis zur Überzeugung, dass Sie sich aus den Zwängen der Zeugen Jehovas befreien müssen? 
Ich hatte schon immer Zweifel, aber als Kind oder Jugendliche werden diese im Keim erstickt. Es fehlt noch die Kraft, sich aufzulehnen. Wenn man älter wird, kann man alles besser einordnen und sucht automatisch Kontakte zu Menschen ausserhalb der Gemeinschaft. Dann merkte ich langsam, dass vieles falsch dargestellt wurde und ich einem Irrglauben zum Opfer gefallen bin.

Wie haben Ihre Eltern und die Ältesten reagiert, als Sie realisierten, dass Sie der Glaubensgemeinschaft den Rücken gekehrt haben? 
Die Ältesten suchten den Kontakt und wollten Gespräche mit mir führen, was ich vehement abgelehnt habe. Als es meine Mutter erfahren hatte, wollte sie sofort mit mir darüber diskutieren. Da ich noch nie ein enges Verhältnis zu ihr hatte und ausgezogen war, fiel es mir nicht schwer, auch diese Gespräche abzublocken.

Sind Sie beim Loslösungsprozess von Selbstzweifeln geplagt worden, haben Sie Ängste entwickelt, Jehova zu verraten? 
Es gibt immer Momente, in denen man sich nicht sicher ist, ob das, was man tut, die richtige Entscheidung ist. Man verliert das bisherige Leben komplett: Familie, Freunde und den Glauben an alle Heilsversprechen. Am Anfang bricht alles über einem zusammen.

«Es war furchtbar. Alles war neu und unbekannt, ich hatte ständig Schuldgefühle und Angst, beobachtet zu werden. Ich habe mich abnormal gefühlt, als wäre ich von einer anderen Welt.»

Wann haben Sie das erste Mal gespürt, dass der Ausstieg ein Akt der Befreiung ist? 
Als ich den ersten Zeugen Jehovas in meinem Umfeld gesagt habe, dass ich nicht mehr in die Zusammenkünfte komme.

Haben Sie sich rasch in der Aussenwelt zurechtgefunden oder war die Integration in der «satanischen Gesellschaft» ein schmerzhafter Prozess? 
Es war furchtbar. Alles war neu und unbekannt, ich hatte ständig Schuldgefühle und Angst, beobachtet zu werden. Ich habe mich abnormal gefühlt, als wäre ich von einer anderen Welt. Es hat sehr lange gedauert, bis ich das Gefühl hatte, angekommen zu sein.

Hatten Sie das Bedürfnis, sich nach dem Ausstieg auszutoben und alles auszuprobieren, was bei den Zeugen Jehovas verboten oder verpönt war?
Ein bisschen schon. Die ganzen «bösen Dinge» zu tun war sehr aufregend. Ich verspürte diesen Kick, etwas Verbotenes zu tun. Trotzdem waren auch immer Hemmungen und Schuldgefühle da, die mich etwas gebremst haben. Ich musste einen gesunden Mittelweg finden.

Was hat Sie dazu bewogen, Ihren Ausstieg durch Videos öffentlich zu machen? 
Auch nach meinem Ausstieg habe ich mich jahrelang geschämt, für das, was ich war und was ich erlebt habe. Aber ich bin jetzt ein völlig neuer Mensch, und die Vergangenheit ist Teil meines Lebens. Ich möchte mithelfen, den Menschen die Augen zu öffnen. Gleichzeitig hoffe ich, viele Zeugen zu ermuntern, selbst auszusteigen.

Haben Ihre Angehörigen und die Zeugen Jehovas schon auf die Videos reagiert, die Sie veröffentlicht haben? 
Bis jetzt noch nicht, aber ich bin gespannt darauf, was noch kommen wird.

Haben Sie es je bereut, sich zu outen? 
Nein.

Haben Sie schon Rückmeldungen von Zeugen bekommen? Hat schon einer oder eine aufgrund Ihres Videos den Ausstieg gewagt? 
Ich habe einige Nachrichten erhalten von Ex-Zeugen, die vor kurzem ausgestiegen sind. Aber auch von Personen, die sich gerade im Ausstieg befinden. Es bestärkt mich zu sehen, wie ich mit meinen Erfahrungen anderen Mut machen kann. Allein durch meine Videos wird vermutlich keiner aussteigen, aber es freut mich, wenn ich einen Beitrag dazu leisten kann.

Quelle: watson.ch | Hugo Stamm

von |September 17th, 2018|2018|0 Kommentare

Jehovas Zeugen – Europäischer Gerichtshof entscheidet dass Zeugen Jehovas EU-Datenschutzrichtlinie einhalten müssen

Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg hat am 10. Juli 2018 entschieden, dass Zeugen Jehovas sich an die EU-Datenschutzrichtlinien halten müssen. Dies betrifft vor allem die Missionierung an den Türen und damit einhergehend das Anfertigen von Notizen, was eine Form der Datenverarbeitung darstellt. Die Religionsgemeinschaft sei, gemeinsam mit ihren als Verkündiger tätigen Mitgliedern für die Verarbeitung der personenbezogenen Daten verantwortlich, heißt es im Urteil.

Im September 2013 entschied die Datenschutzkommission aus Finnland, dass die Zeugen Jehovas personenbezogene Daten von Hausbesuchen nur erheben und verarbeiten dürfen, wenn sie sich an die rechtlichen Bestimmungen halten. Die Zeugen Jehovas klagten gegen diese Auflage, der Fall wurde an den EuGH weitergereicht.

Zeugen Jehovas argumentieren, sie machten zwar Notizen zu Namen, Anschriften und Datum des jeweiligen Besuchs, teilweise auch zum Inhalt der geführten Gespräche. Jedoch soll es sich dabei um rein persönliche Notizen der Mitglieder handeln. Die Gemeinschaft als solche erstelle weder eine Datei im Sinne des Datenschutzgesetzes noch greife sie darauf zu.

Hierzu möchte ich auf einen Artikel des Kölner Express hinweisen, der kürzlich über eine groß angelegte Offensive der Zeugen schrieb. Anwohner berichteten, dass Zeugen Jehovas zuhauf im Kölner Süden ausschwärmten und an den Türen klingelten. Die Wohnungsinhaber beobachteten durch die Türspione, wie die Zeugen etwas auf Zetteln notierten.

Ein Sprecher der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Zeugen Jehovas bestätigte auf EXPRESS-Anfrage, dass es eine groß angelegte Predigt-Aktion im Raum Köln gegeben hat. Warum dabei Namen notiert worden sind, konnte er sich allerdings nicht erklären. Dies sei keine Anordnung der Religionsgemeinschaft, hieß es.
Zeugen Jehovas sorgen für Aufruhr − das sagt die Kölner Polizei

Während der Sprecher der Zeugen Jehovas sich nicht erklären konnte, warum man Namen notierte – immerhin war das neue Datenschutzgesetz bereits in Kraft getreten – führten Zeugen Jehovas vor dem EuGH einen Rechtsstreit, weil sie indirekt gerne weiterhin Namen notieren wollen.

Für einen Zeugen Jehovas ist völlig klar, dass die Missionierung, ohne personenbezogene Daten zu notieren, nur schwer durchführbar ist – speziell was Rückbesuche betrifft. Zeugen Jehovas lassen sich in der Regel ein persönliches Gebiet aushändigen, dass idealerweise innerhalb eines halben Jahres durchgearbeitet werden sollte. Ein Gebiet umfasst meist einen Straßenblock mit ungefähr 80 bis 160 Wohnungen. Ein Gebiet gilt als durchgearbeitet, wenn man jede Person angetroffen hat. Daher versucht man zu unterschiedlichen Zeiten im Gebiet die Wohnungsinhaber anzutreffen. Hat eine Person kein Interesse, wird dies in den Notizen vermerkt, um nicht wieder vorzusprechen.

Gleiches gilt für Personen, die Interesse gezeigt haben, also eine Publikation entgegengenommen oder sich ein Video angeschaut haben. Auch der Hinweis des Wohnungsinhabers, man hätte gerade keine Zeit, versteht der Zeuge meist als Aufforderung erneut vorbeizuschauen. Dies ist ohne Notizen nur schwer durchführbar, daher müsste der Wohnungsinhaber um Erlaubnis gebeten werden, dass man sich für einen Rückbesuch seine Daten notiert.

Auf Twitter lese ich immer wieder von Personen, die dem Namen nach ausländischer Herkunft sind und das Gefühl hatten, dass Zeugen Jehovas gezielt nur sie persönlich aufsuchen wollten. Sie wurden meist auch in der von den Zeugen vermuteten Muttersprache angesprochen. Für mich als Ehemaligen verwundert dies nicht, da es hier seitens der Organisation sogar einen eigenen Vordruck gibt (Formular S-43). Dieser wird verwendet, um Personen, die nicht im eigenen Gebiet wohnen oder eine Fremdsprache sprechen und dem Anschein nach Interesse haben, die bestmögliche Betreuung zukommen zu lassen. Dieses Formular wird, nach den Angaben der Organisation, „dem Sekretär [über]geben. Er wird die Information innerhalb von ein, zwei Tagen an die entsprechende Versammlung weiterleiten oder an das Zweigbüro […] Es ist wichtig, dass Älteste regelmäßig auf der Website nachsehen. Erfahren sie so, dass jemand besucht werden möchte, ist schnell zu handeln.“ Zu meiner Zeit wurde auch gezielt nach ausländisch klingenden Namen gesucht – der sogenannte „Suchdienst“ -, um diese dann an die jeweilige fremdsprachige Gruppe von Zeugen Jehovas über das genannte Formular zu übermitteln.

Jehovas Zeugen News 2018 Jehovas Zeugen Europäischer Gerichtshof entscheidet dass Zeugen Jehovas EU Datenschutzrichtlinie einhalten müssen Matze Twitter Kindesmissbrauch Wahrheiten jetzt! Jehovas Zeugen - Europäischer Gerichtshof entscheidet dass Zeugen Jehovas EU-Datenschutzrichtlinie einhalten müssen

Die WTG hat vor dem EuGH versucht zu begründen, dass es sich um rein persönliche Notizen der Mitglieder handle und die Gemeinschaft als solche erstelle weder eine Datei im Sinne des Datenschutzgesetzes noch greife sie darauf zu. Ein Zeuge Jehovas weiß dagegen sehr genau, dass die Missionierung und die Art und Weise wie man dabei vorgeht, von der WTG empfohlen und vorgegeben wird. Die Notizen werden unter den Mitgliedern auch herumgereicht, beispielsweise wenn in Gruppen innerhalb der Gebiete missioniert wird.

Daher stellte das Gericht fest:

Insbesondere ist diese Tätigkeit keine ausschließlich persönliche oder familiäre Tätigkeit, für die diese Vorschriften nicht gelten. Der Umstand, dass die Verkündigungstätigkeit von Tür zu Tür durch das in Art. 10 Abs. 1 der Charta der Grundrechte der EU verankerte Grundrecht auf Gewissens- und Religionsfreiheit geschützt ist, verleiht ihr keinen ausschließlich persönlichen oder familiären Charakter, da sie über die private Sphäre eines als Verkündiger tätigen Mitglieds einer Religionsgemeinschaft hinausgeht.
Gerichtshof der Europäischen Union, Pressemitteilung Nr. 103/18

Dass es sich bei der Missionierung nicht um eine private Angelegenheit handelt, ist bereits daran zu erkennen, dass die Missionierung ein Erfordernis für die Taufe eines Zeugen Jehovas darstellt. Auch wird über diese Tätigkeit monatlich an die Organisation berichtet, wozu Vordrucke verwendet werden, die ebenfalls von der WTG bereitgestellt werden.

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Der Versuch seitens der WTG, sich am Datenschutzgesetz vorbei zu mogeln, ist aus Sicht der Organisation verständlich, da die Missionierung sich zukünftig deutlich schwieriger durchführen lässt. Hierbei sich aber von den eigenen Anhängern zu distanzieren, in dem man die „Kaltaquise“ lediglich als private und persönliche Ausübung ihres Glaubens hinstellt, ist schon sehr bedenklich, gerade wenn man mit der inneren Struktur der Zeugen Jehovas vertraut ist. Diese Taktik fällt für mich unter den Begriff der „Theokratischen Kriegsführung“ und wurde meiner Meinung nach bereits beim Verfahren zur Anerkennung des Körperschaftsstatus (KdöR) angewandt. Es beruhigt, dass die Richter des EuGH sich in diesem Fall nicht davon beeindrucken ließen und die Vorgehensweise der Zeugen Jehovas erkannt und anscheinend zwischen den Zeilen gelesen haben.

Eine Ausnahme sollte der Christ jedoch stets im Sinn behalten. Als Soldat Christi nimmt er an einem theokratischen Kriegszug teil, und den Feinden Gottes gegenüber muß er größere Vorsicht walten lassen. Die Bibel zeigt deshalb, daß es zum Schutz der Interessen der Sache Gottes angebracht ist, die Wahrheit vor Feinden Gottes zu verdecken.
Wachtturm, 1. August 1960, S. 479-480

Zum Urteil: curia.europa.eu

Quelle: Oliver Wolschke

Jehovas Zeugen: Aktuelle News

Jehovas Zeugen News 2020 Wie ein Kind gezwungen wurde, der Gemeinschaft beizutreten

Warnung: Der Bericht enthält erlebte Schilderungen über körperliche und sexuelle Gewalt. Ein Lebensbericht von *Nadine aus Nordrhein-Westfalen, Deutschland, eingesandt und zur Veröffentlichung freigegeben am 24. Oktober 2020; die Namen wurden aus Datenschutzgründen geändert. Wie alles anfing Als Kleinkind ist man selten unglücklich. Besonders bevor man in den Kindergarten geht oder auch zur Schule. Ich war […]

Jehovas Zeugen Corona Pandemie Werbung Briefe JWORG News 2020

Jehovas Zeugen – Corona-Pandemie: Werbebriefe in der Post. Ein rhetorisches Mittel und der Ersatz der Predigt von der „guten Botschaft“. Zeugen Jehovas haben durch die Pandemie weltweit das Werben für die eigene Religionsgemeinschaft eingestellt. Ein öffentliches von „Haus zu Haus“ gehen, um die interne Botschaft der leitenden Körperschaft zu predigen, die seither über 100 Jahre […]

Kindesmissbrauch Jehovas Zeugen

Der Oberste Gerichtshof von Utah hörte am Montag Argumente in einem Fall, in dem männliche Leiter (Älteste) einer Versammlung der Zeugen Jehovas ein 14-jähriges Mädchen zwangen, sich ein Band anzuhören, auf dem der Täter zu hören war, der sie 2008 vergewaltigt hatte. „Wir sprechen bei diesen Anschuldigungen von der mentalen und emotionalen Entsprechung der Waterboarding-Folter. […]

Jehovas Zeugen News 2020 eine ganze Versammlung wegen Anstiftung zu Hass und Gewalt vor Gericht

Die belgische Versammlung der Zeugen Jehovas nahm an einer Anhörung vor dem Strafgericht teil, bei der es um den Vorwurf der Diskriminierung aufgrund religiöser Überzeugungen und der Anstiftung zum Hass ging. Es ist das erste Mal, dass Jehovas Zeugen vor einem Strafgericht in der Welt angeklagt werden. Die in Kraainem ansässige Gemeinde hat mehrere Monate […]

Jehovas Zeugen News 2020 Gemeinschaftsentzug ist menschenrechtsverletzend Wegweisendes Urteil zu Zeugen Jehovas in der Schweiz

Wegweisendes Urteil zu Zeugen Jehovas in der Schweiz Das Bezirksgericht Zürich hat eine wegweisende Entscheidung im Blick auf Kritik an bestimmten Praktiken von Jehovas Zeugen getroffen. Die Vereinigung Jehovas Zeugen in der Schweiz hatte eine Mitarbeiterin der Fachstelle „infoSekta“ wegen „übler Nachrede“ angezeigt und verklagt. Ihr wurde vorgeworfen, wahrheitswidrige und ehrverletzende Aussagen in einem Interview […]

Jehovas Zeugen News 2020 Wegen Gewalt und Hassverbrechen vor Gericht Ächtung Isolation Ausschluss

BELGIEN, GENT – Die Zeugen Jehovas standen am Dienstag vor dem Strafgericht in Gent, weil sie zum Hass gegen einige ehemalige Mitglieder aufgestachelt hatten. Die verschiedenen Parteien haben nun Zeit, ihre Schriftsätze vorzubereiten. Der Fall wird am 16. Februar 2021 verhandelt. Während eines Zeitraums von fünf Jahren prüfte das Gericht Beschwerden ehemaliger Mitglieder der Zeugen […]

Jehovas Zeugen News 2018 Ich war 16 Jahre bei den Zeugen Jehovas – jetzt habe ich eine Botschaft Kindesmissbrauch

Berlin, 24. Juli 2020. Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (kurz: Kommission) startet ihr nächstes Schwerpunktthema und möchte sich Betroffenen, die sexuellem Kindesmissbrauch bei den Zeugen Jehovas ausgesetzt waren, in einer Online-Informationsveranstaltung vorstellen. Die Kommission möchte ehemalige und aktuelle Mitglieder der Zeugen Jehovas in der Videokonferenz kennenlernen und ihnen die Möglichkeiten der Aufarbeitung im […]

Jehovas Zeugen News 2020 Vergewaltigung einer Fünfjährigen Chessa Manion Stephen Lett Leitende Körperschaft JW ORG

Sie sagt, sie sei 5 Jahre alt gewesen, als ein anderer Zeuge Jehovas sie vergewaltigte. Die Führer der Religion nennen solche Berichte „falsche Geschichten“. Während eines Großteils der letzten zwei Jahrzehnte war Stephen Lett Mitglied des kleinen Leitungsgremiums, dass die Zeugen Jehovas leitet und die Weichen für die Anhänger der Konfession in mehr als einem […]

Jehovas Zeugen News 2018 Jehovas Zeugen die Wachtturm Gesellschaft in der Krise im Bethel wächst die Frustration Kindesmissbrauch Wahrheiten jetzt! Jehovas Zeugen - Anonymer Maulwurf und Kultmitglied gewinnt den Prozess gegen die WTG

Die klagefreudige JW.ORG hat abermals in den USA einen Gerichtsprozess verloren. Der Prozess-Gegenstand war der Versuch zu ermitteln, wer hinter einem anonymen Beitragsschreiber steht, der einen negativen Kommentar über die Sekte geschrieben hat. Muss dass nicht frustrierend für gegenwärtig noch organisationstreue Zeugen Jehovas sein, zu beobachten, wie verantwortungslos die Wachtturm-Gesellschaft Spendengelder aus Prozessgründen immer wieder […]

News 2020 Jehovas Zeugen - Organisatorische Veränderungen zur tieferen Babylonisierung Amtsblatt Selters Warwick JW.ORG

Seit dem 1.2.2020 ist die Neufassung des Statuts der Religionsgemeinschaft „Jehovas Zeugen in Deutschland, K.d.ö.R. (StRG)“ in Kraft. Die Fassung vom 27.5.2009 tritt damit außer Kraft. Das ursprüngliche Statut wurde im Rahmen einer Revision überarbeitet und deren Inkrafttreten mit Amtsblatt der Jehovas Zeugen in Deutschland Nr. 2, Jahrgang 2020 bekanntgegeben. Gründe für die Notwendigkeit einer […]

von |Oktober 21st, 2017|Kommentare deaktiviert für Jehovas Zeugen: Aktuelle News

An alle Älteste – Ausgeschlossene nicht mehr besuchen

„AN ALLE ÄLTESTENSCHAFTEN

Besuche bei Personen, die ausgeschlossen sind oder die Gemeinschaft verlassen haben

Liebe Brüder,

in den vergangenen Jahren sind viele Ausgeschlossene und Personen, die die Gemeinschaft verlassen hatten, zu Jehova zurückgekehrt, nachdem sie Jehovas Zeugen beim Zeugnisgeben in der Öffentlichkeit gesehen hatten. Andere haben die Ältesten angesprochen, nachdem sie die Broschüre Komm zurück zu Jehova gelesen oder sich JW Broadcasting angesehen hatten (Luk. 15:7).

Angesichts dessen hat die leitende Körperschaft beschlossen, in Zukunft auf die förmliche Regelung jährlicher Besuche bei solchen Personen zu verzichten.

Stattdessen werden Älteste einfach mit gutem Urteilsvermögen entscheiden, wann und in welcher Form sie solche Personen kurz kontaktieren. Lässt ein Ausgeschlossener beispielsweise erkennen, dass er in seinem Leben etwas geändert hab könnte ein Ältester ihn daran erinnern, wie er zu Jehova zurückkommen kann. Solch ein kurzer Kontakt könnte erfolgen, während ein Ältester im Haus-zu-Haus-Dienst ist. Vielleicht sieht ein Ältester heim Einkaufen einen Ausgeschlossenen, der mehrere Jahre nicht kontaktiert wurde, und entscheidet, ihn anzusprechen. Ein älterer oder gebrechlicher Ältester zieht es vielleicht vor, per Telefon Kontakt aufzunehmen.

Nach einem solchen Kontakt ist jedes Mal der Koordinator der Ältestenschaft zu informieren. Nicht kontaktiert werden natürlich Personen, die aktive Abtrünnige sind oder andere zur Sünde verleiten wollen oder erklärt haben, dass sie mit der Christenversammlung rechts zu tun haben möchten.

Dieser Hinweis ersetzt das, was im Lehrbuch „Hütet die Herde“, Kapitel 10, Absatz 1 gesagt wird. Jeder Älteste sollte den Absatz streichen und am Rand vermerken: „Siehe Brief an alle Ältestenschaften vom 28. Februar 2017.“

Dieser Brief wurde den Briefen zu Verfahrensweisen hinzugefügt, auf die im Index der Briefe für Ältestenschaften (S-22) verwiesen wird.“

Viele Leser fragen sich:

Wie kann es sein, dass die Wachtturm-Organisation nun keinen Wert mehr darauf legt, ausgeschlossene Zeugen Jehovas zu besuchen? Christus lehrte eindeutig, dass er die 99 Schafe zurück lässt, um das eine Schaf zu suchen, dass gebrechlich ist und nicht mehr zur Gemeinschaft von alleine finden konnte. Wieso drehen Jehovas Zeugen die Lehren von Jesus Christus komplett um, indem sie schön umschmückt letztendlich zu verstehen geben, dass ihnen das Schaf, das verloren gegangen ist, egal ist, weil sie ja noch die anderen 99 Schafe in der Herde besitzen? Wo geht aus dem Gleichnis hervor, dass das gebrochene Schaf selbst und von alleine zur Herde zurück finden musste? Ist dies der christliche Weg, den Jesus vorgegeben hat? Warum handeln Jehovas Zeugen exakt entgegengesetzt dem Beispiel und den Lehren Jesus Christus? Kann dies der Segen YHWH’s sein, und führt diese Lehre wirklich auf den heiligen Geist zurück?

Möchte die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas nicht, dass Älteste von sich aus Ausgeschlossene besuchen gehen, weil diese höchst wahrscheinlich durch das Internet und Aufklärungsseiten, wie z.B. wahrheitenjetzt!, genügend Argumente und Beweise haben, um jeden Ältesten deutlich aufzeigen zu können, dass die Wachtturm-Organisation nicht die Wahrheit besitzt und lehrt? Dass sie keine wahren Christen sind und keinesfalls YHWH’s Segen besitzen können?

von |Februar 28th, 2017|2017|0 Kommentare

Weil die Zeugen Jehovas in der Regel nicht wählen gehen, hat Selters ein Problem

Selters hat ein Demokratieproblem. Finden zumindest die Freien Wähler Selters und die Unabhängigen Wähler Eisenbach. Deshalb haben die Gruppierungen gemeinsam eine Petition an den Hessischen Landtag verfasst. Dessen Antwort ist erstaunlich. Selters-Eisenbach: Georg Horz macht gerne den Mund auf. Seit März sitzt er für die Unabhängigen Wähler Eisenbach (UWE) im Gemeindeparlament. Und die finden, dass Eisenbach, wenn es um Bürgerbeteiligung geht, ein Problem hat.

Denn in Eisenbach wohnen rund 900 Zeugen Jehovas, einer Gemeinschaft, deren Mitglieder in der Regel aus religiösen Gründen nicht zur Wahl gehen. Zwar gab es in Selters noch nie einen Bürgerentscheid. Doch wenn es einen gäbe, würde diese Tatsache ihn deutlich erschweren. Deshalb haben Horz für die UWE und Hans-Willi Ort für die Freien Wähler Selters (FWS) beim Hessischen Landtag eine Petition eingereicht.

 

Das steht in der Petition

Selters hat 6614 Wahlberechtigte. Rund 900 von ihnen, also fast 14 Prozent, gehören den Zeugen Jehovas an. Bei einem möglichen Bürgerentscheid ist das ein Nachteil: Damit er als gewonnen gilt, muss er die Mehrheit der gültigen Stimmen bekommen haben – mindestens aber die Stimmen von 25 Prozent aller Wahlberechtigten. Weil die in Selters schwieriger zu bekommen seien, forderten UWE und FWS die Landesregierung auf, zu überprüfen, ob das Quorum in Gemeinden, in denen Zeugen Jehovas leben, abhängig von deren Zahl gesenkt werden könnte. Sie rechnen sich Chancen aus. „Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, sagt Horz.

 

Das sagen Jehovas Zeugen

„Zeugen Jehovas sind dafür bekannt, dass sie bei persönlichen Entscheidungen biblische Grundsätze berücksichtigen“, sagt Wolfram Slupina, Pressesprecher der Gemeinschaft. Sie berufen sich dabei zum Beispiel auf das Johannesevangelium, in dem Jesus sagt: „Sie (seine Anhänger) sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.“ (Joh 17, 16). Da Politik ein sehr weltliches Geschäft sei, halte man sich von ihr fern.

Weiter verweisen die Zeugen Jehovas auf 1,10 des Korintherbriefs: „Ich ermahne euch aber, Brüder, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn: Seid alle einmütig und duldet keine Spaltungen unter euch; seid ganz eines Sinnes und einer Meinung.“ Auch daraus ergebe sich, dass man für niemanden Partei ergreifen dürfe. Sonst könnte man ja auch nicht mit allen gleichermaßen „über die frohe Botschaft von Gottes Königreich“ reden. Slupina sagt aber auch: „Jeder Zeuge Jehovas handelt eigenverantwortlich. Ob ein Zeuge Jehovas an einer Wahl teilnimmt, ist folglich eine individuelle Entscheidung jedes Einzelnen.“

 

Das sagt der Landtag

Der Landtag lehnt eine Senkung des Quorums ab. Und zwar aus drei Gründen: Erstens gingen auch in anderen Gemeinden aus verschiedenen Gründen Menschen nicht zur Wahl. Das sei ihr Recht, da „bei Bürgerentscheiden nur ein Recht, aber keine Verpflichtung zur Abstimmung besteht“. Die Situation in Selters sei damit also nicht anders zu bewerten als in anderen Gemeinden. Zweitens wäre „nicht sichergestellt“, dass diejenigen Zeugen Jehovas, die doch wählen wollen, sich beteiligen können. Und eine Einschränkung des Stimmrechts aufgrund der Religion widerspreche Artikel 1 der Hessischen Verfassung. Und drittens würde „der Grundsatz der repräsentativen Demokratie abgewertet, wenn es durch eine allzu niedrige Ausgestaltung des Abstimmungsquorums ,Aktivbürgern‘ sehr leicht gemacht werden würde, ihre speziellen Interessen durchzusetzen“.

„Die Begründung ist nachvollziehbar“, sagt Georg Horz. Am Problem ändere das allerdings nichts. „Diejenigen, die in Zukunft ein Bürgerbegehren machen wollen, müssen sich in Selters eben ein bisschen mehr ins Zeug legen als anderswo.“

Quelle: nnp.de

An die leitende Körperschaft

Wahrheiten jetzt! ist dankbar dafür, dass die Wachtturm-Gesellschaft der Website so viel Aufmerksamkeit gibt. Die Themen auf dieser Website müssen die Wachtturm-Gesellschaft so sehr stören, dass sie alles daran setzen den Betreiber in Gerichtsprozesse zu ziehen um ihm hohe Geldstrafen (bis zu 250.000€) oder ersatzweise 6 Monate Haft anzudrohen. Liebe leitende Körperschaft, D. H. Splane, A. Morris III., D. M. Sanderson, G. W. Jackson, M. S. Lett. S. F. Herd, G. Lösch und G. H. Pierce:

Die Wahrheit steht von alleine aufrecht, nur die Lüge braucht Gesetzesschutz!

Erwartet Gott und Jesus das von euch? Hätte Jesus so gehandelt? Ihr sagt von euch selbst das ihr vom "Geist geleitet" seid. Ihr sagt selbst das ihr geistgesalbte Christen seid. Ihr sagt selbst das die Bibel über allem steht. Warum macht ihr euch dann selbst, durch Gerichtsprozesse lächerlich? Warum versucht ihr erneut zu richten? Warum wollt ihr nicht in die Fußstapfen Jesu treten, der so mild gesinnt war?

"Nun hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petrus: Steck das Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gegeben hat?" (Johannes 18:10, 11)

Da ihr euch offensichtlich auf dem Weg der Finsternis befindet, wünscht euch Wahrheiten jetzt! sehr baldig, Jesus anzuerkennen und ihm nachzufolgen, um dem Willen des Vaters zu tun!