Jehovas Zeugen – „Als sei ich von einer anderen Welt“

Sektenanhänger, die den Ausstieg aus ihrer Gemeinschaft wagen und schaffen, sind oft stigmatisiert oder gar traumatisiert. Nach dem Leidensweg in der Sekte folgt der Leidensweg des Ausstiegs. Deshalb fehlt den meisten die Kraft, sich gegen die Sekte zu wehren. In jüngster Zeit wagen es aber immer mehr Aussteiger der Zeugen Jehovas, ihre schmerzlichen Erfahrungen publik zu machen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und aufzuklären. Die Zahl der kritischen Publikationen ist in den letzten Jahren gestiegen.

Neu ist aber, dass es nun auch jüngere Personen die Kraft aufbringen, den Zeugen die Stirn zu bieten. Den Mut dazu aufgebracht hat auch die 23 Jahre alte Sophie Jones aus Leipzig. Sie schildert ihren Weg und den Ausstieg in mehreren bemerkenswerten Videos und Artikeln, die grosse Beachtung finden. Im Interview mit watson beschreibt sie ihre Motivation, sich zu outen und Aufklärungsarbeit zu betreiben.

War die Entfremdung von den Zeugen Jehovas ein langsamer Prozess oder hat ein einschneidendes Erlebnis die Einsicht bewirkt, dass Sie in einer sektenhaften Glaubensgemeinschaft leben?
Nachdem ich im Alter von 17 bei den Zeugen Jehovas getauft worden war, auferlegten mir die Ältesten, also das Führungsgremium, ein Kontaktverbot zu meinem Vater, der früher schon ausgeschlossen worden war. Ich verstand es nicht. Diese schmerzliche Erfahrung öffnete mir nach und nach die Augen.

Wie lang dauerte der Prozess von den ersten Zweifeln bis zur Überzeugung, dass Sie sich aus den Zwängen der Zeugen Jehovas befreien müssen? 
Ich hatte schon immer Zweifel, aber als Kind oder Jugendliche werden diese im Keim erstickt. Es fehlt noch die Kraft, sich aufzulehnen. Wenn man älter wird, kann man alles besser einordnen und sucht automatisch Kontakte zu Menschen ausserhalb der Gemeinschaft. Dann merkte ich langsam, dass vieles falsch dargestellt wurde und ich einem Irrglauben zum Opfer gefallen bin.

Wie haben Ihre Eltern und die Ältesten reagiert, als Sie realisierten, dass Sie der Glaubensgemeinschaft den Rücken gekehrt haben? 
Die Ältesten suchten den Kontakt und wollten Gespräche mit mir führen, was ich vehement abgelehnt habe. Als es meine Mutter erfahren hatte, wollte sie sofort mit mir darüber diskutieren. Da ich noch nie ein enges Verhältnis zu ihr hatte und ausgezogen war, fiel es mir nicht schwer, auch diese Gespräche abzublocken.

Sind Sie beim Loslösungsprozess von Selbstzweifeln geplagt worden, haben Sie Ängste entwickelt, Jehova zu verraten? 
Es gibt immer Momente, in denen man sich nicht sicher ist, ob das, was man tut, die richtige Entscheidung ist. Man verliert das bisherige Leben komplett: Familie, Freunde und den Glauben an alle Heilsversprechen. Am Anfang bricht alles über einem zusammen.

«Es war furchtbar. Alles war neu und unbekannt, ich hatte ständig Schuldgefühle und Angst, beobachtet zu werden. Ich habe mich abnormal gefühlt, als wäre ich von einer anderen Welt.»

Wann haben Sie das erste Mal gespürt, dass der Ausstieg ein Akt der Befreiung ist? 
Als ich den ersten Zeugen Jehovas in meinem Umfeld gesagt habe, dass ich nicht mehr in die Zusammenkünfte komme.

Haben Sie sich rasch in der Aussenwelt zurechtgefunden oder war die Integration in der «satanischen Gesellschaft» ein schmerzhafter Prozess? 
Es war furchtbar. Alles war neu und unbekannt, ich hatte ständig Schuldgefühle und Angst, beobachtet zu werden. Ich habe mich abnormal gefühlt, als wäre ich von einer anderen Welt. Es hat sehr lange gedauert, bis ich das Gefühl hatte, angekommen zu sein.

Hatten Sie das Bedürfnis, sich nach dem Ausstieg auszutoben und alles auszuprobieren, was bei den Zeugen Jehovas verboten oder verpönt war?
Ein bisschen schon. Die ganzen «bösen Dinge» zu tun war sehr aufregend. Ich verspürte diesen Kick, etwas Verbotenes zu tun. Trotzdem waren auch immer Hemmungen und Schuldgefühle da, die mich etwas gebremst haben. Ich musste einen gesunden Mittelweg finden.

Was hat Sie dazu bewogen, Ihren Ausstieg durch Videos öffentlich zu machen? 
Auch nach meinem Ausstieg habe ich mich jahrelang geschämt, für das, was ich war und was ich erlebt habe. Aber ich bin jetzt ein völlig neuer Mensch, und die Vergangenheit ist Teil meines Lebens. Ich möchte mithelfen, den Menschen die Augen zu öffnen. Gleichzeitig hoffe ich, viele Zeugen zu ermuntern, selbst auszusteigen.

Haben Ihre Angehörigen und die Zeugen Jehovas schon auf die Videos reagiert, die Sie veröffentlicht haben? 
Bis jetzt noch nicht, aber ich bin gespannt darauf, was noch kommen wird.

Haben Sie es je bereut, sich zu outen? 
Nein.

Haben Sie schon Rückmeldungen von Zeugen bekommen? Hat schon einer oder eine aufgrund Ihres Videos den Ausstieg gewagt? 
Ich habe einige Nachrichten erhalten von Ex-Zeugen, die vor kurzem ausgestiegen sind. Aber auch von Personen, die sich gerade im Ausstieg befinden. Es bestärkt mich zu sehen, wie ich mit meinen Erfahrungen anderen Mut machen kann. Allein durch meine Videos wird vermutlich keiner aussteigen, aber es freut mich, wenn ich einen Beitrag dazu leisten kann.

Quelle: watson.ch | Hugo Stamm

von |September 17th, 2018|2018|0 Kommentare

Jehovas Zeugen – „Meine Eltern hätten mich sterben lassen“

Viele Jahre war unsere Gastautorin Mitglied der Zeugen Jehovas. Für NEON berichtet sie vom Alltag in der Glaubensgemeinschaft und dem Moment, in dem sie entschied, den Austritt zu wagen.

Ein ziemlich braves Mädchen, so mit langem Rock und hochgeschlossener Bluse, was da an deine Tür klopft und mit dir über das Paradies reden möchte – die Kleine war ich. Denn ich wuchs bei den Zeugen Jehovas auf.

Eigentlich war ich ein normales Kind. Aber wer genauer hinsah, merkte, dass etwas nicht ganz stimmte. Kaum Freizeit mit Klassenkameraden, keine Kinobesuche, keine Rapper oder Rockbands. Stattdessen war ich anders gekleidet, zurückgezogen und unsicher.

Bibelverse konnte ich auswendig und wenn andere Geburtstag oder Weihnachten feierten, betete ich zu Gott und der Tag verlief wie jeder andere.

„Der liebe Gott ist stolz auf dich“

Wenn man klein ist, geht das noch. Ich kannte nichts anderes, bin so aufgewachsen und deshalb dachte ich lange Zeit, die anderen seien komisch und unnormal. Bis ich dann irgendwann gemerkt habe: Ich bin der Außenseiter. Und je älter man wird, umso klarer war der Unterschied.

Mobbing von Schulkameraden? Ist doch nicht schlimm, immerhin erträgt man es für Gott! „Der liebe Gott ist stolz auf dich und sieht das alles“, wurde mir gesagt. Na, danke.

Eine Zeit lang redete ich mir das erfolgreich ein, weinte nachts ins Kopfkissen und bat Gott, das Leid zu beenden. Nichts passierte. Ich hatte zwar „Freunde“ in der Versammlung, das waren aber auch die einzigen. Meine Freizeit war gefüllt mit Predigtdienst und Bibellesen. Wenn ich Zeit mit anderen Teenagern verbringen wollte, die nur leider nicht in der „Wahrheit“ (also Ungläubige) waren, hieß es, sie wären schlechter Umgang für mich. Und gleich danach ein Bibeltext:“Schlechter Umgang verdirbt nützliche Gewohnheiten.“

Sieht Gott wirklich alles?

Da waren sie wieder: Schuldgefühle. Gott will nicht, dass du dich mit Menschen triffst, die nicht an ihn glauben, hieß es immer. Aber ich wollte Freunde haben! Auch normal sein. Einmal eingeladen werden, ins Kino oder auf eine Party und „Ja“ sagen können! Aber das hatte sich bald erledigt: Mit der Zeit wurde ich kaum noch eingeladen und musste mir auch keine Ausreden mehr überlegen.

Dennoch meldete sich die Schuld weiter. Ich sollte dazu stehen, was ich glaubte und es nicht verleugnen. „Jehova wird so enttäuscht sein. Und er sieht ALLES!“ war ein typischer Satz meiner Mutter.

Der Gedanke, dass Gott alles sieht, machte mich wahnsinnig. Als würde er nur darauf warten, dass ich sündige und angekrochen komme, um ihn um Vergebung anzubetteln. Um zu sehen, ob ich einen Ballerfilm gucke, Bier trinke, einen zu kurzen Rock trage, rumknutsche, rauche, fluche, lüge, was auch immer: Er sieht mich!

Aber auch von der anderen Seite kam Druck, der genau so schlimm war: „Warum feierst du keinen Geburtstag? Wo gehst du Donnerstagabend immer hin? Warum darfst du nicht mit uns zu der Party? Was hast du schon wieder für komische Sachen an? Waaaas, du kennst nicht diese neue krasse Band?“

Meine Mitschüler wollten es natürlich genau wissen. Und als sie sich dann über die Zeugen informiert hatten, wurden die Fragen schwieriger: „Du darfst keine Bluttransfusion bekommen, wenn du einen Unfall hattest? Du darfst keinen Sex vor der Ehe haben? Warum hast du zu deinem Vater keinen Kontakt mehr?“

Zeugen Jehovas dürfen keinen Kontakt zu Ausgeschlossenen haben

Auf diese Fragen hatte ich leider selbst keine Antwort. Ich war unglücklich. Mir war klar, dass ich diese ganzen Lehren nicht glauben konnte und nicht danach leben wollte. Ich wusste, dass im Falle eines medizinischen Notfalls meine Eltern für mich entschieden hätten: Kein Blut, auch wenn es den Tod bedeutet. Sie hätten mich im Namen Gottes sterben lassen. Und das Schlimmste: Ich wurde jahrelang so manipuliert, dass ich dem Ganzen noch mit Freuden zugestimmt hätte.

Lange hat es in mir gebrodelt. Mit 17 habe ich mich dennoch taufen lassen. Von da an war mir der Kontakt zu meinem Vater strengstens verboten, denn er war ein Ausgeschlossener. Und Zeugen Jehovas dürfen keinen Kontakt zu Ausgeschlossenen haben, auch wenn es die eigene Familie ist. Das habe ich nicht verkraftet. Ich war hin- und hergerissen, wütend und tieftraurig. Ich konnte einfach nicht glauben, dass ein „Gott der Liebe“ Familien geschaffen hat – und sie dann auseinander reißt.

Ich habe mein Leben zurück

Ungefähr ein Jahr später habe ich mich gelöst und mir ein völlig neues Leben aufgebaut. Ich habe alles hinter mir gelassen, bin umgezogen und habe einen neuen Menschen kreiert: MICH. So wie ich sein will, wie ich glücklich bin.

Jetzt bin ich 23 und lebe so frei und zufrieden wie nie zuvor. Ich muss es niemandem mehr recht machen, gehe meinen eigenen Weg und habe so viele wertvolle Menschen kennengelernt, die mich lieben, ohne Bedingungen zu stellen und immer da sind.

Es war nicht immer leicht, durchzuhalten und mich in einer Welt zurechtzufinden, die mir so oft fremd vorkam. Aber wenn man das Risiko eingeht, etwas hinter sich zu lassen, was einem nicht gut tut, kann man das Wichtigste gewinnen: sein Leben.

Ihre Erfahrungen bei den Zeugen Jehovas teilt Sophie Jones auch auf ihrem Youtube-Kanal. Außerdem hilft sie gemeinsam mit dem Verein JW Opfer Hilfe e.V. Menschen, die den Ausstieg wagen wollen.

Quelle: Stern.de

von |September 12th, 2018|2018|0 Kommentare

An die leitende Körperschaft

Wahrheiten jetzt! ist dankbar dafür, dass die Wachtturm-Gesellschaft der Website so viel Aufmerksamkeit gibt. Die Themen auf dieser Website müssen die Wachtturm-Gesellschaft so sehr stören, dass sie alles daran setzen den Betreiber in Gerichtsprozesse zu ziehen um ihm hohe Geldstrafen (bis zu 250.000€) oder ersatzweise 6 Monate Haft anzudrohen. Liebe leitende Körperschaft, D. H. Splane, A. Morris III., D. M. Sanderson, G. W. Jackson, M. S. Lett. S. F. Herd, G. Lösch und G. H. Pierce:

Die Wahrheit steht von alleine aufrecht, nur die Lüge braucht Gesetzesschutz!

Erwartet Gott und Jesus das von euch? Hätte Jesus so gehandelt? Ihr sagt von euch selbst das ihr vom "Geist geleitet" seid. Ihr sagt selbst das ihr geistgesalbte Christen seid. Ihr sagt selbst das die Bibel über allem steht. Warum macht ihr euch dann selbst, durch Gerichtsprozesse lächerlich? Warum versucht ihr erneut zu richten? Warum wollt ihr nicht in die Fußstapfen Jesu treten, der so mild gesinnt war?

"Nun hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petrus: Steck das Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gegeben hat?" (Johannes 18:10, 11)

Da ihr euch offensichtlich auf dem Weg der Finsternis befindet, wünscht euch Wahrheiten jetzt! sehr baldig, Jesus anzuerkennen und ihm nachzufolgen, um dem Willen des Vaters zu tun!