Noch nie verzeichnete die in Zürich ansässige Fachstelle Infosekta so viele Anfragen zu den Zeugen Jehovas wie 2015, nämlich 103 Erstkontakte. Das hat nicht nur mit dem erhöhten Druck der Organisation auf die Mitglieder zu tun, wie die Fachstelle schreibt. Die gestiegene Nachfrage nach Beratungen sei auch eine Folge der gezielten Aufklärungsarbeit von Infosekta und anderen Stellen.

Zudem habe die Berichterstattung über grobe Missstände innerhalb der Wachtturm-Gesellschaft die Öffentlichkeit sensibilisiert. Gemäss Jahresbericht ist die Zahl der Kontakte auch 2015 insgesamt gestiegen. Gegenüber 2014 erhöhte sich die Zahl der Beratungen um 11 Prozent, auf 2283. In 23 Prozent der Anfragen waren mit Sicherheit Kinder und Jugendliche involviert. Am zweitmeisten Anfragen erhielt Infosekta zu Scientology, insbesondere zur neuen Scientology Org Basel, zur umstrittenen Kirschblütengemeinschaft von Samuel Widmer in Lüsslingen-Nennigkofen und zur charismatischen Jugend- und Familienkirche International Christian Fellowship (ICF). Wie bereits in den Vorjahren zeigten sich Probleme mit Anbietern, die sich dem Gedankengut des ehemaligen VPM (Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis) verpflichtet fühlen.

Auch das Direktvertriebssystem Forever Living Products, das hauptsächlich junge Menschen über Social Media anspricht, war vermehrt ein Thema. In vielen sektenhaften Gruppen existierten Grundrechte nicht oder nur teilweise, schreibt Infosekta. Ein getaufter 18-Jähriger beispielsweise verliere bei den Zeugen Jehovas seine Familie und sein gesamtes soziales Umfeld, wenn er den Glauben anzweifle und austrete. Kritisiere eine Scientologin die Methoden der Organisation, dürfe sie «vernichtet» werden.

Quelle: nzz