Die Wachtturmgesellschaft der Zeugen Jehovas hat hohe Geldbeträge aus den Spendeneinnahmen ihrer Gläubigen über einen Hedgefonds im Steuerparadies Cayman Islands angelegt. Sollen Gewinne der Steuer hinterzogen werden?

Was in den Ohren von gläubigen Zeugen Jehovas noch vor nicht allzu langer Zeit als böswillige Verschwörungstheorie geklungen haben mag, hat sich inzwischen als nicht mehr zu leugnender Fakt herausgestellt: Die Wachtturmgesellschaft, ihre von ihnen so hoch angesehene irdische Vertreterin Gottes, hat im Jahr 2007 den Betrag von 40 Mio. USD über den Hedgefonds K2 STB Funds Limited ihres damaligen Betriebskapitals von knapp 500 Mio. USD im Steuerparadies Cayman Islands angelegt.

Diese Daten konnten kürzlich der Mitteilung an die staatliche US-Behörde Securities and Exchange Commissioni entnommen werden.

Bereits früher waren Hinweise bekannt geworden, die darauf hindeuteten, dass die mit dem Status einer steuerbefreiten Religion in den USA tätige und registrierte Wachtturmgesellschaft sich mit Spendengeldern an gewagten Spekulationen auf dem Markt der Risiko-Hedge-Fonds beteiligt hat.

Investorenlisten bei internationalen Zusammenkünften von Hedgefonds in London haben in vergangenen Jahren zweifelsfrei Teilnehmer der Wachtturmgesellschaft ausgewiesen, wobei allerdings bislang noch kein Nachweis über ein konkretes finanzielles Engagement in Erfahrung gebracht werden konnte.

Diese Situation hat sich mit dem Bekanntwerden der Erklärung an die US-Finanzbehörden geändert. Die entsprechende Meldung wurde von der Watchtower Bible and Tract Society of Pennsylvania mit Sitz in Columbia Heights, Brooklyn, New York vorgenommen, so dass an der Richtigkeit der Aussage kein Zweifel mehr besteht.

Warum die Finanzbehörden jedoch trotz Kenntnis darüber, dass die steuerbefreite Religionsgesellschaft, die gehalten ist, ihre finanziellen Überschüsse satzungsgemäß für die als gemeinnützig anerkannten Zwecke zu verwenden, bislang nicht eingeschritten sind, ist eine noch immer offene Frage.

Ihre Beantwortung wird angesichts der jetzt öffentlich bekannt gewordenen Tatsache, dass die Religionsgesellschaft mit Spendengeldern risikofreudige Spekulationen eingeht und hohe Beträge in das Ausland schafft, um die erzielten Gewinne nicht versteuern zu müssen, immer dringlicher.

Zudem hat das Auftreten als Makler in eigener Sache bei dem angestrebten Verkauf von Immobilien in New York den einmal zuerkannten Status der steuerbefreiten Gemeinnützigkeit fragwürdig erscheinen lassen.

Warum ist bislang niemand eingeschritten?

Es kann nur gemutmaßt werden, dass in den USA bislang offenbar noch immer „alte Freund-schaften“ und gute Beziehungen zu Regierungskreisen, die bis in die Zeit des Mitbegründers Charles Taze Russell zurückreichen, für einen gewissen Schutz des Wachtturms sorgen.

Allerdings ändert sich die Lage für die Wachtturmgesellschaft in anderen Teilen der Welt sehr schnell und sehr gravierend zu ihrem Nachteil.

In Großbritannien wird ihre Gemeinnützigkeit derzeit ganz offiziell infrage gestellt und in Australien sieht sie angesichts der aus den zahlreichen Vertuschungsfällen von Kindesmissbrauch resultierenden finanziellen Forderungen schweren Zeiten entgegen.

Es bleibt nur noch abzuwarten, wie lange die Behörden im Mutterland der Wachtturmgesellschaft dem munteren finanziellen Treiben dieser als Religion getarnten Wirtschaftsunternehmung noch länger zuschauen wollen und können, wenn die Empörung in der Öffentlichkeit weiterwächst.