Ein Mann, der beinahe gestorben wäre, nachdem er eine Bluttransfusion verweigert hatte, kritisiert die „schädliche“ Praxis der Religionsgemeinschaft Zeugen Jehovas, welche ihm die Transfusion untersagt hatte. Phil Dunne war ein treuer Zeuge Jehovas, damals vor fünf Jahren, als bei ihm Krebs diagnostiziert wurde. Die Ärzte sagten ihm, dass er sterben würde, wenn er keine Bluttransfusion annehme, um die inneren Blutungen, die durch einen Magentumor verursacht wurden, zu verhindern. Zeugen Jehovas ist es untersagt, Bluttransfusion anzunehmen „auch wenn es um Leben und Tod geht“. Die Gemeinschaft verzeichnet rund 8,3 Millionen Anhänger/innen.

In einem Gespräch mit RTÉ Radio One’s Liveline beschrieb Dunne, wie er damals bereit war, eher zu sterben, als gegen die Lehre der Organisation zu verstossen. „Ich hatte damals meinen letzten Willen für meinen Schwiegervater niedergeschrieben, weil ich zu schwach und bettlägerig war. Ich gab ihm alle Anweisungen, was zu tun sei, und habe mich darauf vorbereitet, sterben zu müssen“. Dunne, der ursprünglich aus County Wicklow (Anm: eine Grafschaft in Irland) stammt und in den Staaten aufwuchs, war damals ein aktives Mitglieder seiner Religionsgemeinschaft und besuchte die Versammlungen der Zeugen Jehovas, seit er sieben war.

Er berichtete, dass er vier Tage im Spital verbracht hatte, bis die Ärzte über alternative Behandlungsmethoden nachdachten, die keine Transfusion beinhalteten. „Ich glaube, sie (die Ärzte) hatten gehofft, ich würde zusammenbrechen und letztendlich die Bluttransfusion akzeptieren. „Sie beschlossen, eine sehr intensive, gezielte Bestrahlung einzusetzen und das Tumorgewerbe so rasch zu verkleinern, dass sie in der Lage sind, die Blutungen zu stoppen. Dann wäre es mir möglich, eine Chemotherapie zu beginnen, um den Krebs wirksam zu kontrollieren, sobald sie mich stabilisiert haben“. Die Ärzte hätten dies als „allerletzte“ Lösung betrachtet. Das Verfahren erwies sich als erfolgreich: Dunne lebt seither ohne Krebs.

Diese Erfahrung führte Dunne aber dazu, sein Engagement in der Gemeinschaft zu überdenken. „Alle um mich herum waren so stolz auf mich, ich wurde ein leuchtendes Beispiel für treuen Glauben. Das war schon schräg, denn innerlich lagen meine Gefühle im Widerstreit. Es fühlte sich so an, wie wenn Du hinaus auf die Strasse trittst und jemand zerrt Dich weg, kurz bevor Dich ein Bus überfahren hätte. Ich fragte mich: Wenn ich damals ohne Grund gestorben wäre, hätte ich tatsächlich an die Lehre geglaubt?“

Allmählich wurde Dunne desillusioniert in Bezug auf seinen Glauben. Zwei Jahre später verliess er die Religionsgemeinschaft. Dies führte zur Scheidung, und er verliess die Gegend, in der er gelebt hatte. „Ich gelangte an einen Punkt, wo ich nicht mehr mit der Heuchelei leben konnte, dass ich etwas predigte, an das ich gar nicht glaubte. Sie versetzen Dich wirklich in Angst und Schrecken, ja niemandem zu , dass Du irgendwelche Zweifel hegst. Also habe ich das vor den anderen über lange Zeit verborgen gehalten. Deswegen bin ich psychisch zusammengebrochen, habe mich jämmerlich verhalten, es ging mich wirklich nicht gut – und das beeinflusste meine Ehe negativ.“

Wenn jemand beschliesst, die Zeugen Jehovas zu verlassen, dann sei er so gut wie „exkommuniziert“, gemäss den Aussagen von Dunne. „Sie können Dich offiziell ächten, sie nennen das Gemeinschaftsentzug (dis-fellowshipping). Es ist im Grunde dasselbe wie Exkommunikation. Niemand sollte mehr mit Dir reden. Du selber sollst auch nicht Hallo sagen, wenn Du sie auf der Strasse antriffst. Wenn die Leute erfahren, dass Du Dich selbst distanzierst, nehmen sie an, dass Du ein sog. Abtrünniger bist. Du bist das, was sie als ‚psychisch kranke Person‘ beschreiben.“

Dunne führte weiter aus, dass er „nichts gegen einzelne Zeugen habe“, er sei aber überzeugt, dass die Lehren der Organisation „schädlich sein können“. Dunne: „Menschen müssen sich der Gefahren, die mit solchen Organisationen verbunden sind, bewusst sein.“

Quelle: independent.ie