Jehovas Zeugen – Wie ein Kind gezwungen wurde, der Gemeinschaft beizutreten

Warnung: Der Bericht enthält erlebte Schilderungen über körperliche und sexuelle Gewalt. Ein Lebensbericht von *Nadine aus Nordrhein-Westfalen, Deutschland, eingesandt und zur Veröffentlichung freigegeben am 24. Oktober 2020; die Namen wurden aus Datenschutzgründen geändert.

Wie alles anfing

Als Kleinkind ist man selten unglücklich. Besonders bevor man in den Kindergarten geht oder auch zur Schule.

Ich war ein fröhliches Kind. Hab gerne gebastelt und war schon von klein an sicher, wenn ich mal groß bin, werde ich Mama. Leider hat sich letzteres nie erfüllt. Es gab viele schöne Dinge. Ich wurde geliebt und gelobt. Man hat mich durchaus wertgeschätzt. Ich hatte Träume und Wünsche wie jedes Kind. Einen kleinen Bruder, den ich über alles geliebt habe. Eine große Familie mit Cousins und Cousinen, die ich auch geliebt habe. Wir haben gespielt und gelacht. Eine typische Kindheit nüchtern und von außen betrachtet. Doch es gab auch eine dunkle Seite in meiner Kindheit. Ja, ich sage wirklich dunkle Seite. Vor allem im Nachhinein wird mir klar wie traumatisierend es eigentlich war. Ich leide bis heute unter den Folgen. Es ähnelt tatsächlich dem Einfluss der Religionen im Mittelalter.

Eltern werden Zeugen Jehova

Meine Eltern haben sich in den späten 80ern kennen gelernt und Anfang der 90er geheiratet. Beide sind Zeugen Jehovas. 1992 wurde ich geboren. Ich wurde also von Geburt an mit den Zeugen Jehovas konfrontiert. Bewusst wahr genommen hab ich dies bereits im Kindergarten. Ich kam erst mit fünf Jahren in den Kindergarten und war dort auch nur ein Jahr. In den ersten fünf Jahren hatte ich also nur mit Familienmitgliedern und anderen Zeugen Jehovas zu tun. Im Kindergarten waren mein Bruder und ich jedoch die einzigen Kinder von Zeugen Jehovas. Dies wurde mir so richtig bewusst, als Geburtstage zur Sprache kamen. Bis dato waren mir Geburtstage fremd und deren Bedeutung auch unbekannt. Ein Geburtstag im Kindergarten war etwas besonderes. Jeden Morgen und Mittag gab es Stuhlkreise. Wenn es ein Geburtstagskind gab, haben die Erzieher Pudding verteilt und es wurde gesungen. Voller Begeisterung hab ich dies zu Hause erzählt. Die Folge war ein Gespräch mit meinen Erziehern. Es wurde ihnen klar gemacht das wir keinen Geburtstag feiern und natürlich auch warum nicht. Mein Vater wollte, dass wir in solchen Situationen nicht anwesend sind und erwartete tatsächlich von meiner Oma, dass sie uns immer wenn ein anderes Kind Geburtstag hatte abholt. Sie verneinte das, da sie dies für vollends bescheuert hielt und diese verschrobene Ansicht auch nicht unterstützen wollte. Danach durften wir tatsächlich den Pudding nicht mehr essen, wenn er anlässlich eines Geburtstages war. Außerhalb von Feiertagen und Geburtstagen dürften wir jeden Pudding essen, solange er natürlich kein Blut enthält.

Meine Schulzeit

In den ersten Schuljahren mussten meine Lehrer mir, für Aufgaben wie Steckbriefe, meinen Geburtstag sagen weil ich ihn selbst nicht wusste.

Weihnachten war tatsächlich erst in der dritten Klasse Thema. Der Grund dafür war ein Disput mit meinen Klassenkameraden. Das mit dem Christkind hab ich nicht ganz verstanden aber ich wusste was ein Weihnachtsmann ist. Eine rote, Opa ähnliche, runde Figur, mit weißem Bart, Schlitten mit Rentieren von Coca Cola erfunden. Ausgedacht. Dumm. Kein Zauber. Eine Lüge die man Kindern erzählt damit sie sich benehmen. Die einzige Waffe die weltliche Eltern haben um ihre Kinder zu kontrollieren. Ja, genau das wurde mir erklärt. Leider habe ich genau das meinen Klassenkameraden gesagt. In der dritten Klasse. Das haben sie nicht so gut aufgenommen. Im Gegenteil. Ich erinnere mich genau, dass ausgerechnet der Junge in den ich verliebt war, mich für total bescheuert erklärt hat. Den Weihnachtsmann gibt es. Ohne Zweifel. Er hatte sogar den Beweis schlechthin. An der Gardine im Bad hat der Weihnachtsmann Schokoladenflecken hinterlassen. Wenn es den gar nicht gäbe, müsste seine Mama diese Schokoladenflecken selbst an die Gardine gemacht haben.

Und so was würde sie niemals machen, denn das muss sie ja dann waschen. Ein Totschlagargument, vor allem für die anderen Schüler. Nach dieser Aussage haben alle Kinder, auch meine Freunde, ihre Etuis und Bücher so aufgestellt, dass ich völlig eingekesselt saß. Ich begann zu schluchzen und zu weinen, was natürlich nicht unbemerkt blieb und kommentiert wurde, auch mit Beleidigungen. Das mag nun harmlos klingen. Das ist es aber für ein achtjähriges Kind nicht. Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen. Selbst meine Freunde haben sich abgewannt, obwohl ich ihnen nur die Wahrheit sagte. Zumal ich doch gelernt habe, ich solle ihnen die Wahrheit sagen und aus der Bibel predigen, denn wenn ich ihnen nicht predige, kommen sie nicht ins Paradies. Das bedeutet deren endgültigen Tod und dann klebt deren Blut an meinen Händen. Dann würde ich auch nicht ins Paradies kommen. Ich meinte es nur gut und wollte sie retten. Das habe ich nicht verstanden. Sie sollten doch dankbar sein, dass ich sie aufgeklärt habe. Doch genau wie ich, glaubten sie daran, dass ihre Eltern ihnen nichts falsches erzählen würden. Das war das erste Mal in meinem Leben an dem ich mir wünschte nie geboren worden zu sein. Ich war auf einmal die Außenseiterin. Die Komische. Die, die anders war. Die anderen haben eine Zeit lang nicht mit mir geredet. Ich war alleine auf dem Schulhof und keiner wollte mit mir spielen.

Dies hielt zwar nicht länger als ein paar Wochen an, aber es wiederholte sich immer wieder. Jedes mal wenn ich eine Einladung zum Geburtstag bekam, war ich wieder die Außenseiterin. Jeder der ein mal erlebt hat wie es ist ein Außenseiter zu sein, kann dieses furchtbare, Markdurchdringende, eklige Gefühl nachvollziehen. Man fühlt sich allein und Wertlos. Und das bereits als Kind. Viel schlimmer jedoch, so empfand ich das damals schon, ist, wenn der Grund warum man ein Außenseiter ist, nicht eine außergewöhnliche Eigenschaft oder Gewohnheit war, sondern der Glaube meiner Eltern. Etwas wofür ich nicht mal was konnte. Ich war so unglücklich. Unglücklich über die Entscheidung die meine Eltern für mich getroffen haben ohne mich zu fragen. Eine Erziehung in einem Glauben dem ich gezwungen wurde mich hinzugeben. Jeder Zeuge würde jetzt an dieser Stelle behaupten es sei kein Zwang. Doch das ist es. Denn ich durfte das andere Leben nicht ausprobieren und selbst entscheiden. Ich musste genau das machen was meine Eltern sagten. Ob ich wollte oder nicht. Ich musste sagen, dass wir keines der Feste feiern. Egal wie sehr ich es auch wollte. Ich durfte nicht. Meiner Meinung nach ist dies Zwang. Ich rede hier nicht von einem Schokoriegel an der Kasse der mir verweigert wurde. Sondern von einem kulturellen Entwicklungsschritt. Etwas das jedes Kind in Deutschland kennen lernt und feiert.

Tatsächlich durfte ich ein Ehepaar kennen lernen, das der Meinung war die Kinder sollten selbst entscheiden. Ein tolles Paar. Vorbildliche Zeugen Jehovas. Er ein Ältester und sie eine Pionierin, das sogar noch in der Schwangerschaft und darüber hinaus. Jedes Mädchen wollte so sein wie sie und einen Mann finden wie ihn. Sie waren die Vorbilder schlechthin. Sie haben drei wunderschöne Mädchen bekommen. Auch ihre Kinder wurden irgendwann mit Geburtstagen konfrontiert. Die Mutter brachte eine ihrer Töchter zu McDonalds. Sie war auf einem Geburtstag eingeladen und die Mutter brachte sie hin. Dies bedeutete den Ausschluss, also die Exkommunikation. Genau so kam es. Weil sie ihre Tochter selbst entscheiden lassen wollte welches Leben sie führen will, wurde sie ausgeschlossen. So etwas muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Eine Mutter die nicht über den Lebensweg des eigenen Kindes entscheiden will, sondern ihm selbst die Entscheidung überlassen will, wird ausgeschlossen aus der Gemeinschaft. Genau das war auch das Argument ihres Mannes gegenüber der Ältestenschaft. Wenn man seine Frau ausschließe weil sie möchte das ihre Kinder ein freies Leben führen können und selbst entscheiden sollen, dann müsse man ihn ebenfalls ausschließen. Denn er steht zu der Entscheidung seiner Frau und wenn die Gemeinschaft dies nicht akzeptier, dann möchte er auch kein Teil mehr dieser sein. Nun soll mir noch mal einer erklären, dass Kinder von Zeugen Jehovas nicht gezwungen werden.

Weihnachten

Es ist als Kind wirklich hart wenn du nach den Weihnachtsferien in der Schule von jedem einzelnen Klassenkameraden hörst wie sie Weihnachten gefeiert haben. Dabei waren oft nicht mal die Geschenke das interessante. Klar, man wollte so etwas auch haben aber wir sind nicht ohne Geschenke bei den Zeugen aufgewachsen. Nur eben nicht anlässlich eines Geburtstages oder eben Weihnachten. Es ging viel mehr um das Drumherum, also die Atmosphäre. Die Dekorationen, Farben und Lichter, das Weihnachtsessen, das Beisammensein der Familie und vieles mehr. Wir hatten durchaus auch Familientreffen aber die waren eben so wie Familientreffen eben sind. Man trifft sich, die Erwachsenen unterhalten sich und die Kinder spielen. Also nichts Weltbewegendes sondern genau das was auch jede andere Familie macht. Weihnachten klang für mich als Kind aber eben ganz anders. Es klang für mich nach Magie. Ich stellte mir das mit bunten Lichtern, tollen Gerüchen wie Marzipan und Zimt, fröhliche Musik aber auch Menschen die beisammen sind und sich lieben und gemeinsam lachen. Sich über jedes Geschenk freuen, egal wie blöd es zu sein scheint. All das wollte ich auch haben. Jedes Weihnachten der selbe Gedanke. Warum? Warum durfte ich das nicht? Warum musste ich in eine Familie geboren werden die einer Sekte angehört? Warum musste ich überhaupt geboren werden?

Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ich wollte oft einfach niemals existiert haben. Es war so. Und das alles noch als Kind. Das hier war nur Weihnachten. Es war nicht besser, dass alle paar Wochen ein Kind in der Klasse Geburtstag hatte.

Ich durfte nicht einmal zu diesen Themen etwas basteln oder malen. Während andere im Werkunterricht Weihnachtsmänner und Weihnachtsbäume bastelten, durfte ich maximal eine Tanne basteln, die keinerlei schmuck haben durfte. Ich durfte sie lediglich grün anmalen.

Als ich in der fünften Klasse war, wollte meine Oma uns eine Freude bereiten und hat unsere Schuhe mit Süßigkeiten und einem Geschenk befüllt. Ich erinnere mich noch an einen Schokonikolaus und ein Freundebuch. Stolz habe ich das Buch in der Schule gezeigt. Meine Freunde und meine Lehrer trugen sich ein. Ich weiß nicht mehr wie meine Eltern erfahren haben, dass wir von unseren Großeltern etwas zu Nikolaus bekommen haben. Was ich noch weiß, ist, ich wurde von meinem Vater angeschrien und geschlagen weil ich das Geschenk angenommen habe. Er verlangte, dass wir das nächste Mal die Geschenke von Oma und Opa anlässlich zu Geburtstagen, Weihnachten, Ostern oder Nikolaus vor ihren Augen in den Müll schmeißen. Immer wieder musste ich mir anhören, dass meine Großeltern von Satan dem Teufel geleitet werden um uns in Versuchung zu führen. Ja, er machte uns wirklich damit Angst, dass unsere Großeltern unter Einfluss des Teufels stehen würden. Aber nicht nur die beiden, nein, auch jeder andere Weltliche steht unter dem Einfluss des Teufels. Dies ist eine Abschreckungstaktik, damit uns die ganze Außenwelt furchteinflößend und böse erscheint. Es wird eine Angst geschürt, damit erst gar kein Interesse an der Außenwelt und ihr schillerndes Inneres entsteht. Blöd nur, dass genau das es erst interessant gemacht hat. Ich beobachtete Mitschüler und Lehrer, Familienmitglieder die keine Zeugen waren und auch Nachbarn. Keiner von ihnen wirkte in irgendeiner Hinsicht böse oder gar unter dem Einfluss eines Teufels. Kurz nach Nikolaus, wurde in der Schule gewichtelt. Meine Oma fand es genau wie ich doof, dass ich da nicht mitmachen durfte. Deswegen gingen wir zwei heimlich los um ein Wichtelgeschenk zu kaufen, welches sie auch bezahlte. Natürlich unter der Voraussetzung dies meinen Eltern nicht zu verraten. Ich besprach dies auch mit meinen jeweiligen Klassenlehrern, die wiederum die Klasse einweihten. So konnte ich wenigstens ein bisschen an Weihnachten teilnehmen. Ein geplanter Komplott gegen meine Eltern.

Da ist auch noch Ostern. Keine Eier färben, so wie andere Familien das machten. Kein Karneval, bei dem sich alle verkleiden, schminken und lustig gelaunt sind.

Teenager

In der Realschule gab es ein mal im Jahr eine Karnevalsfeier. Alle verkleideten sich und trafen sich in der Aula. Es gab ein Bühnenprogramm, Essen und trinken. Es wurde Musik gespielt und dazu getanzt. Da war bestimmt noch mehr. Das war aber das einzige, dass ich sehen konnte da ich einmal durch die Aula musste weil ich einen Kühlakku holen sollte, da sich ein anderer Schüler gestoßen hatte. Ansonsten durfte ich nicht mal anwesend sein bei den Festivitäten. Ich wurde mit anderen Kindern aus anderen Klassen, die das gleiche Schicksal teilten, separiert. Wir waren sogar in einem anderen Gebäude.

Schon wieder war ich die eine, die anders war. Die nicht mal dabei sein durfte.

Das mag nun alles banal klingen, ist es aber nicht. Die Probleme eines Kindes sind für Erwachsene oft keine echten Probleme, jedoch sind diese Probleme für Kinder real und zutiefst verletzend. Diese Probleme wiederholten sich Monat für Monat und Jahr für Jahr. Im prägenden Kindesalter ist es eine andauernde Qual. Eine Folter der man nicht entfliehen kann. Man ist ja nur ein Kind. Was sollte man denn machen? Ich hatte überlegt zur Polizei zu gehen. Da meine Mutter vor der Zeit als Zeugin Polizistin war und Jura studierte, hatten wir Gesetzesbücher zuhause. Ich bin die Inhaltsverzeichnisse durchgegangen. Ich habe leider nichts passendes gefunden. Nicht nur weil ich nicht alles verstanden habe, sondern auch weil es da nichts gibt. Selbst wenn mal was passen könnte, steht man vor dem Problem der Religionsfreiheit. Im Grundgesetz verankert. Und Eltern haben das Recht ihre Kinder so zu erziehen wie sie es für richtig halten, das heißt auch, dass sie ihre Werte vermitteln dürfen, egal wie bescheuert sie zu sein scheinen. Es gibt aber auch Kinderrechte. Zum Beispiel ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Selbst das Recht hatte ich nicht. Im Bibelbuch der Sprüche bei den Zeugen Jehovas gibt es folgende Texte: Kapitel 23 Vers 13 und 14: Halte dich nicht zurück, ein Kind zu erziehen.Wenn du es mit der Rute schlägst, wird es nicht sterben. Du solltest es mit der Rute schlagen, um es vom Grab zu befreien.

Kapitel 13 Vers 24: Wer seine Rute zurückhält, hasst seinen Sohn, doch wer ihn liebt, erzieht ihn mit Sorgfalt.

Kapitel 29 Vers 15: Die Rute und Zurechtweisung vermitteln Weisheit, doch ein Kind, das alles darf, macht seiner Mutter Schande. Diese Bibeltexte erlauben Eltern ihre Kinder zu schlagen. Auch mit Hilfsmittel wie die Rute impliziert. Ich habe Eltern kennen gelernt die diese Verse sinnbildlich sahen und meinten es sei keine Erlaubnis ihre Kinder zu Schlagen. Doch wie alles bei den Zeugen Jehovas, ist es mal wieder nur eine Frage der Interpretation. Denn es gab genauso viele Eltern die es als Einladung sahen, ihre Kinder zu schlagen. So hab auch ich es erlebt. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater Südländer ist. Er hat ebenfalls eine Erziehung genossen, in der man ihn mit Schlägen bestraft hat. Ich möchte ihn damit nicht in Schutz nehmen. Im Gegenteil. Diese Tatsache aber, hat es nur noch schlimmer gemacht. Manchmal hat es gereicht wenn er einen schlechten Tag hatte. Dann hat auch nur ein falscher Ton oder ein Krümel gereicht um Strafe in Form von Schlägen zu bekommen. Manchmal knallte stumm er den Holzlöffel neben sich auf den Tisch, dann wussten wir, ein falscher Ton und er setzt ihn ein. Im Grunde waren das nur Ausreden um seine Wut an uns Kindern auszulassen, genau wie er es von seinem Vater gelernt hat. Einmal habe ich ihm gesagt, dass Gott es bestimmt nicht gut findet, wenn man seine Kinder in Gewalt erzieht. Sein Argument waren dann tatsächlich die zuvor genannten Bibeltexte. Er predigte uns immer wieder Gott bzw Jehova sei der Gott der Liebe. Als ich diese Bibeltexte das erste Mal sah, fragte ich mich wie es einen liebenden Gott geben kann, der Eltern nicht nur erlaubt sondern auffordert deren Kinder mit einer Rute schlagen und das dann noch Erziehung nennt. Dort wurde mir das erste Mal wirklich bewusst, dass die Bibel von Menschen geschrieben wurde. So etwas kann ein Gott nicht erlauben, so dachte ich. Mein Vater ist bis heute der Meinung, er habe uns nie geschlagen, es waren nur mal ein Klaps auf den Po. In Wahrheit zog er an meinen Haaren und bei meinem Bruder an den Ohren wenn ihm was nicht passte. Das auch in der Öffentlichkeit. Meine Oma, mütterlicherseits und nie eine Zeugin Jehovas, erzählte mir, dass sie häufig beobachtete wie mein Vater immer wieder an meinen Haaren zog und mich an meinem Arm hinter sich her zog. Sie sprach ihn zwar darauf an, doch seine Antwort war lediglich, dass sie sich nicht in seine christliche Erziehung einmischen solle.

Dies war nicht das einzig unchristliche, aus meiner Sicht.

Sexueller Missbrauch durch meinen Vater

Als wir jünger waren sind wir oft im Sommer in die Heimat meines Vaters gefahren. Nachdem wir am Strand waren, hat mein Vater darauf bestanden, uns Kinder zu waschen. Erstmal nichts ungewöhnliches. Kleine Kinder waschen sich selten vernünftig den Sand vom Körper. Jedoch fand ich es schon als Kind merkwürdig, dass er mich sowohl anal als auch vaginal sehr intensiv wusch und auch eindrang. Er sagte mir jedes Mal, er müsse dies machen, damit ich auch richtig sauber werde.

Auch so fasste er mir immer wieder an mein Gesäß und sagte auch noch, dass man da gerne drauf haut.

Und dieser Mann soll ein treuer und anständiger Christ sein?! Nun werden sich viele fragen, warum ich so etwas nie gemeldet hab.

Die Erfahrung zeigt, dass das nichts gebracht hätte. Warum? Bei den Zeugen Jehovas gilt die Zwei Zeugen Regel. Dies bedeutet, wenn ein Zeuge einer Sünde beschuldigt wird, muss es zwei (Augen)Zeugen geben, die die Sünde gesehen haben. Heißt also, wenn nur das Opfer die Beschuldigung vorbringen kann und es kein anderer gesehen hat, gibt es keine Sünde. Die Ältesten erwidern dann lediglich, dass sie ohne Zeugen nicht urteilen können und Gott früher oder später urteilen wird. Interessanterweise weiß nach so einer Beschuldigung, trotz Schweigepflicht, jeder in der Versammlung, wer wen beschuldigt hat. Da es aber zu keinem Ausschluss kam oder anderen Maßnahmen für den Täter, verliert das Opfer seinen Ruf und steht als Lügner da. Genau deswegen konnte ich nichts melden. Ich hatte weder Beweise noch Augenzeugen. Dann lernt man solche Erfahrungen zu schlucken. Durch diese Erlebnisse, war mir bereits mit ca. 12 Jahren klar, wenn ich 18 bin, hau ich hier ab. Mir war klar, dass ich vorher nicht aus meiner persönlichen Hölle frei kam. So lernte ich unter Zeugen Jehovas mich zu benehmen wie eine von ihnen und außerhalb war ich einfach ich.

Begin meines Doppelleben

Also führte ich ein Doppelleben. Das war bei weitem nicht einfach. Auf einem Zeugen Jehovas liegt ein enormer Druck. Man muss Gott gefallen, ihm treu und seinen Gesetzen Untertan sein. Wer das mit voller Überzeugung machen kann, fällt dies vielleicht leichter. Jemand der nicht daran glaubt hat es da doch deutlich schwerer.

Zeugen Jehovas sind liebevoll und zuverlässig. Wenn man Probleme oder Sorgen hat sind sie immer für einen da. Sie unterstützen sich gegenseitig wo sie nur können. Aber wehe du machst einen Fehler. Egal wie gut man mit den anderen befreundet ist. Es ist auch egal ob deine Eltern oder Geschwister oder sogar deine eigenen Kinder. Machst du einen Fehler, rennen sie alle sofort zu den Ältesten und petzen. Ja, ich nenne es petzen. Anders kann man es nicht beschreiben.

Damit genau das nicht passiert, musste ich besonders vorsichtig sein.

Umso älter ich wurde, desto häufiger kam die Frage warum ich denn im Glauben keine Fortschritte machen würde. Gerade bei Veranstaltungen wie den Kreiskongress kam diese Fragen häufiger. Kongresse sind Tagungen bei denen sich mehrere Versammlungen in einem wirklich großen Saal zusammen finden und 2-3 Tage hintereinander Stunden lang Vorträgen zuhören. Das war jedes Mal sehr anstrengend. Dem wollte ich entfliehen. Ich hatte schon früher Interesse an Erster Hilfe. An Kongressen gab es einen extra Raum genau dafür und eine Still- und Wickelecke. Es war toll. Dort wurden nicht nur Verletzte versorgt, sondern während des Programms haben sich die Diensthabenden Ersthelfer dort unterhalten. Ein Traum. Genau das wollte ich.

Um an Kongressen bei der Ersten Hilfe zu sein statt im Hauptsaal und allen in der Versammlung vorzuspielen wirklich an einen Gott Namens Jehova zu glauben, wurde ich mit ungefähr 14 Jahren eine ungetaufte Verkünderin. Das war Voraussetzung um an der Ersten Hilfe teilzunehmen. Dies ist die Vorstufe eines getauften Zeugen Jehovas. Das bedeutete, dass ich jeden Monat einen Bericht darüber abgeben musste wie viele Stunden ich im Predigtdienst war und wie viele Zeitschriften und Bücher ich abgegeben habe uvm. Blöd nur, dass direkt danach in allen Versammlungen verkündet wurde, dass man für den Dienst bei der Ersten Hilfe und in der Still- und Wickelecke mindestens 16 Jahre alt sein musste. Das war ernüchternd. Als ich dann 16 Jahre alt war, musste man mindestens 16 und getauft sein. Na toll, ich musste also immer noch beim Kongress die stundenlang im Hauptsaal sitzen, mir die Vorträge anhören. In der Zeit kam erneut die Frage auf warum ich denn keine Fortschritte im Glauben machen würde. Ich begann langsam einen schlechten Ruf zu bekommen. Ich war immerhin schon 16 und noch nicht getauft, also konnte ich nur schlechter Umgang sein. Gleichaltrige wollten immer weniger mit mir zu tun haben. Wenn ich mich taufen lassen würde, hätte ich wenigstens wieder Freunde und könnte an der ersten Hilfe teilnehmen.

Taufe

Leider habe ich dann eine folgenschwere Entscheidung getroffen. Ich habe mich dann taufen lassen. Ja wirklich, ich weiß, es war dumm. Der Grund meiner Taufe war weil ich bei der Ersten Hilfe sitzen wollte und nicht mehr gefragt werden wollte, wann ich mich denn endlich taufen lassen würde. Mein Ruf war wiederhergestellt und man akzeptierte mich. Ich habe aber auch ein wenig geglaubt, wenn ich erst mal getauft bin, kann ich vielleicht doch noch einen Glauben entwickeln. Mir war da schon klar, wenn ich irgendwann doch keine Zeugin sein will verliere ich alle Freunde und auch meine Familie. Meine Mutter, meinen Bruder, meine Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten. Aber vielleicht würde sich alles zum Guten wenden und irgendwie klappen. Dem war nicht so. Ich habe natürlich keinen Glauben entwickelt. Zur Ersten Hilfe durfte ich auch nicht, denn als Frau sollte ich zur Still- und Wickelecke. Meine Freunde waren auch nur solange Freunde wie ich keine Fehler machte. Dies wurde mir in folgender Situation erst richtig klar.

Weiterer Sexueller Missbrauch durch einen Zeugen Jehovas

In der Heimat meines Vaters gab es einen verheirateten Zeugen Jehovas, der mich wiederholt küsste, mir unter den Rock, zwischen die Beine fasste und auch an die Brust. Das war kurz nach meiner Taufe. Ich war also gerade erst 17 Jahre alt. Ich erzählte dies meiner Freundin Sofia. Sie sagte mir ich solle das keinem sagen, man würde es mir eh nicht glauben oder alles verdrehen. Sie hat es selbst schon durchgemacht. Wochen später, noch immer psychisch verletzt, erzählte ich das meinem damals besten Freund, der Bruder meiner Freundin Sofia. Ich erzählte ihm alles, unter Tränen. Als er mir dann sagte, er gäbe mir genau eine Woche Zeit zu den Ältesten zu gehen und mich selbst der Sünde anzuklagen, war ich Fassungslos. Auf die Frage warum welche Sünde ich denn begangen habe, antwortete er tatsächlich mit: „Frauen müssen dafür sorgen, dass die Männer nicht in Versuchung gebracht werden. Wenn sich ein treuer Bruder dieser Sünde hingibt, dann hat die Frau ihn versucht, genau wie Eva Adam dazu verleitet hat von der verbotenen Frucht zu essen.“

Sofia hatte Recht. Man würde es mir anlasten. Ich habe meinen bis dahin besten Freund überzeugt, dass ich ihn nur testen wollte. Ich wollte nur wissen ob er vor Gott richtig handeln würde wenn man ihm so eine Geschichte erzählt. Er könne stolz auf sich sein, denn er hätte alles richtig gemacht und auch sein Argument von Eva und der verbotenen Frucht hätte er absolut richtig angewandt. Voll Stolz über dieses Lob, vergaß er diese Geschichte scheinbar schnell, denn kein Ältester hat mich jemals auf „meine Sünde“ angesprochen.

Veränderung

Da fasste ich den Entschluss mein Versprechen das ich mir mit 12 gegeben hatte, wahr zu machen. Ich wollte kein Teil mehr von dieser scheinheiligen Sekte sein, die Eltern auffordert ihre Kinder zu schlagen und Pädophile schützt, Frauen und Kinder unterdrückt. In der es keine echte Freundschaft oder gar eine echte Familie gibt. Nun musste ich wirklich nur meine restliche Zeit absitzen bis der passende Moment gekommen war und auszutreten. In der Zeit fingierte ich jeden einzelnen Predigtdienstbericht. Ich war zwar zwischendurch im Dienst von Tür zur Tür, aber die meisten Stunden, so log ich, machte ich in der Schule, bei denen ich meinen Mitschülern predigte. Was das betraf, konnte es ja keiner kontrollieren. Ab und zu hab ich eine Zeitschrift angefragt und so getan, als hätte ich sie meinen Mitschülern gegeben. Zugegeben, ich habe gepredigt. Allerdings bestand meine Predigt aus Warnungen vor den Zeugen Jehovas und Erzählungen, wie sehr mich das alles stresst.

Auch das eigene Bibelstudium war nicht was ich vorgab. Da die Themen sich immer wiederholten, reichte es die einzelnen Themen und Fragen durchzulesen. Den Rest konnte man sich zusammen reimen. Das war es dann auch schon. Meine Freunde suchte ich mir nicht mehr in den Versammlungen sondern in der Schule. Alles was bei den Zeugen war, war von meiner Seite aus absolut oberflächlich und mehr Schein als sein.

Die Zeugen Jehovas distanzieren sich von der Außenwelt und nennen, wie auch schon zuvor erwähnt, alle Menschen die keine Zeugen Jehovas sind Weltliche. Damit machen sie die Menschen in der Außenwelt nicht nur schlecht, sondern fühlen sich erhaben, als wären sie etwas besseres. Fast wie Halbgötter, denn sie haben etwas was die Weltlichen nicht haben. Nur sie haben die Wahrheit. Ausgeschlossene, die die exkommuniziert wurden oder freiwillig gegangen sind, werden ignoriert. Naja, ignorieren klingt harmlos. Man wird gemieden und eher als Aussätziger gesehen. Das auch von der eigenen Familie. Ich kannte mehrere Jugendliche die ausgeschlossen wurden, die zu hause nicht mal mehr mit der Familie gemeinsam essen durften. Dementsprechend durften sie auch an keine anderen Familienaktivitäten teilnehmen. Junge Erwachsene mussten ausziehen wenn sie noch bei den Eltern wohnten aber keine Zeugen mehr sein wollten.

Über den Tellerrand

Eine evangelische Pfarrerin aus Bielefeld sagte in ihrer Neujahrspredigt 2020 in der Dresdner Frauenkirche dazu ganz passend:

Wer den christlichen Glauben dazu benutzt sich selbstgewiss auf die Schulter zu klopfen und zu sagen „Ich habe was, was du nicht hast“, verrät den Glauben. Wer den christlichen Glauben dazu missbraucht sich von anderen abzugrenzen und eine Trennlinie zu markieren zu den Ungläubigen, ist nicht wirklich in der Spur Christi unterwegs. Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab auf dass alle die an ihn glauben nicht verloren werden sondern das ewige Leben haben. Dieser Satz aus dem Johannesevangelium spricht von der unbegreiflichen Liebe Gottes von dem barmherzigen Blick mit dem er auch auf unseren Glauben schaut. […]

Niemand, niemand darf hier Bedingungen konstruieren, niemand hat das Recht die weit geöffnete Tür der Liebe Gottes in eine enge Pforte zu verwandeln an der Glaubensprüfungen stattfinden und der Einlass nur ganz Auserwählten gewährt wird. Unglaube kommt übrigens bisweilen gut getarnt daher. Verkleidet sich gern als stolzer Besitz von Wahrheiten, wiederholt richtige Sätze möglichst laut, duldet keine Diskussionen vorsichtshalber, es ist schließlich riskant in Glaubensdingen Fragen zuzulassen und Antworten schuldig zu bleiben. […]

Wie passend doch diese Worte sind. Denn genauso verhalten sich die Zeugen Jehovas.

Mir sind schon früh Ungereimtheiten aufgefallen. Im März 2004 wurde die Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Moskau verboten. Dies wurde in der Zusammenkunft bekannt gegeben mit den Worten, es sei der Beweis dafür das sie die einzig wahre Religion sind, denn wie Jesus schon sagte, so wie sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Das auch andere Religionen unter Verfolgung und Verbot stehen, lassen wir jetzt mal außer acht.

Nur ein Jahr später, im März 2005, wurden die Zeugen Jehovas in Berlin als Religionsgemeinschaft anerkannt. Auch die wurde in einer Zusammenkunft bekannt gegeben. Diesmal hieß es jedoch, dass dies der Beweis dafür ist das sie die einzig wahre Religion ist. Die Welt erkennt dies nun auch, deshalb würden sie nun anerkannt. Diese Sätze wurden nun nicht offiziell von den Zeugen Jehovas publiziert sondern wurden während der Bekanntgabe von dem Bruder gemacht, der auf der Bühne war. Es zeigt jedoch wie stumpf Zeugen Jehovas denken. Denn scheinbar ist niemandem außer mir in dem Moment aufgefallen, dass es sich hier um ein Widerspruch handelt. Ich weiß noch, wie ich mich umgesehen habe, ob noch jemand bemerkt hat, dass doch vor einem Jahr noch das Gegenteil gesagt wurde. Aber nein. Keiner schaute skeptisch. Im Gegenteil. Es wurde zufrieden genickt und einige säuselten ein kleines „Ja, genau, so ist es“. Dass sie das alle so hinnahmen und keiner bemerkte, dass nur ein Jahr zuvor genau das Gegenteil gesagt wurde, schockierte mich.

Hinterfragen

Danach fing ich immer mehr an Sachen in Frage zu stellen. Vor allem wenn mir Mitschüler oder auch meine Großeltern Fragen stellten. Zu Hause fragte ich dann nach. Anfangs stellten mich die Antworten meiner Eltern zufrieden. Doch irgendwann fiel mir auf, dass die Antworten gar nicht zur Frage passten.

Zeugen Jehovas lenken ein Gespräch um, sodass sie eine Antwort haben. Selten beantworten sie aber die gestellte Frage, dafür aber die Gegenfrage die sie selbst gestellt haben. Daraufhin hatte ich meist noch mehr Fragen und dabei war meine Ursprungsfrage nicht ein mal beantwortet.

Sehr häufig werden Veranschaulichungen verwendet um ihre Ideologie verständlich zu machen. Hier zwei Beispiele:

Zeugen Jehovas enthalten sich vom Blut weil dies so im alten Testament steht. Nun war es so, dass in der damaligen Zeit noch keine Bluttransfusionen möglich waren. Also ging es hier um Speis und Trank. Das Blut war demnach ein Genussmittel. Anders war es nicht zu verwenden. Außer vielleicht bei einem Ritual. Jedoch konnte es zu der Zeit nie als lebensrettende Maßnahme verwendet werden. Um aber zu veranschaulichen das man sich auch von Transfusionen enthalten muss, wird im Buch „Was lehrt die Bibel wirklich?“ ein Bild gezeigt, auf dem sich ein Mann seinen Whiskey intravenös, also über die Vene, verabreicht. Dazu der Satz „Wenn der Arzt sagen würde, dass wir auf Alkohol verzichten müssen, würden wir uns dann Alkohol über die Adern zuführen lassen?“ Für jeden Zeugen Jehovas ist dies die perfekte und nicht zu widerlegende Veranschaulichung. Meiner Meinung nach ergibt dies nur bedingt Sinn. Ich meine, wir reden hier von einem medizinischen Notfall. Eine Bluttransfusion die das Leben retten kann. Alkohol ist aber ein Genussmittel. Demnach kann ich nachvollziehen wenn eine Glaubensrichtung gewisse Lebens- oder Genussmittel verbietet. Also wenn es zur damaligen Zeit heißt „enthaltet euch vom Blut“, heißt dies für mich, man soll es nicht essen oder trinken. Wenn es aber um Leben und Tod geht, steht dies in keinem Verhältnis. Kann man die Verweigerung von Bluttransfusionen denn dann nicht als eine Form von Mord oder Selbstmord sehen? Das Leben wird doch dann entehrt wenn man nicht alles zu deren Rettung unter nimmt.

Ein weiteres Beispiel sind Geburtstage. Diese werden nicht gefeiert weil in der Bibel nur von zwei Geburtstagen die Rede ist. Und beide waren keine Diener Jehovas. Einmal wird der Geburtstag von einem König in Ägypten erwähnt, der an seinem Geburtstag einen Mann köpfen und anschließend aufhängen ließ, damit die Vögel ihn fressen. Der andere Geburtstag war von König Herodes Antipas, der viel Schlechtes getan haben soll. Z.B. nahm er sich die Frau (Herodias) seines eigenen Bruders. Nachdem Johannes der Täufer ihn darauf hinwies, dass man so etwas nicht mache, sperrte er ihn ins Gefängnis. Am Tag von Herodes Geburtstag, tanzte Herodias Tochter vor allen Gästen auf der Feier. Das gefiel ihm so gut, dass er ihr einen Wunsch gewährte. Sie fragte ihre Mutter was sie sich wünschen solle, diese antwortete sie solle sich den Kopf von Johannes dem Täufer auf einer Platte wünschen. Genau das trat dann, laut Bibel, ein. Es werden in den Passagen zwar Geburtstage erwähnt, aber nicht das sie deswegen nicht gefeiert werden sollten. Des weiteren steht in der Bibel nicht das Jesus Geburtstag gefeiert hat. Das heißt aber auch nicht das er sie nicht gefeiert hat. Vielleicht hat er Geburtstage gefeiert aber es ist dort nichts außergewöhnliches passiert. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage, vielleicht war er auf Geburtstagen aber keiner der Bibelschreiber war jemals eingeladen und es wurde deshalb nicht von den Feiern berichtet. Wenn Aussagen wie „du sollst nicht töten“ oder „du sollst nicht stehlen“ (usw.) klipp und klar in der Bibel stehen können, warum dann nicht auch so was wie „du sollst keinen Geburtstag feiern“?

Auf diese und andere Fragen bekam ich bis heute keine richtigen Antworten. Mein Vater hatte irgendwann keine Lust mehr mir solche Fragen zu beantworten, zumal er merkte das manche Fragen nicht von mir sondern eher von meinen Großeltern kamen und mich zweifeln ließen. Ich sollte auch nicht mehr fragen denn man stellt Gott nicht in Frage. Wir sind unvollkommen und haben nicht das Recht ihn der vollkommen ist zu hinterfragen. Wenn meinem Vater die Antworten ausgingen und er nicht mehr weiter wusste, drohte er mir mit Schlägen. Ich wolle ihn ja nur auf den Arm nehmen und ich solle respektvoll sein. Wenn ich Schwestern Fragen stellte und sie nicht weiter wussten, verwiesen sie mich an die Ältesten. Wenn diese nicht weiter wussten, kam oft die Antwort ich müsse auf sie hören da sie ja Älteste seien. Vielleicht müsse man mit meinem Vater sprechen und ihn sagen er solle mir noch mal erklären was Respekt sei. Mein Vater sagte mir dann wenn ich noch mal so respektlos mit den Brüdern und Schwestern in der Versammlung umgehen würde, wären seine Antworten nur noch Schläge. Durch mein Verhalten würde er seinen Ruf verlieren. Das waren wirklich die Antworten die ich bekam.

Mein Freund

Mit 18 lernte ich während meiner Ausbildung meinen jetzigen Mann kennen. Nach kürzester Zeit war mir klar, dass er der Mann ist mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Eigentlich wollte ich ihn vor diesem ganzen Mist schützen und ihn nach nur zwei Monaten verlassen. Doch es kam ganz anders. Ich traf mich immer heimlich mit ihm und sagte meinen Eltern ich sei bei meiner besten Freundin Maria (Name geändert). Sie ist keine Zeugin Jehovas. Wir gingen zusammen zur Schule und sind bis heute beste Freunde. Da meine Eltern davon ausgingen, dass ich ihr immer predige und mit ihr die Bibel studiere, sahen sie da kein Problem.

Mein Martyrium

Eines Abends steckten wir mit dem Auto im Schlamm fest, als mein Mann mich nach Hause bringen wollte. Da ich keinen anderen Ausweg sah, rief ich meine Eltern an, damit sie uns helfen. Als meine Eltern ankamen, verprügelte mein Vater erst meinen Mann. Dann half mein Vater ihm das Auto aus dem Schlamm zu ziehen und nahm mich mit nach Hause. Auf dem Weg weinte meine Mutter bitterlich und wimmerte: „Mein Kind wird sterben, mein Kind kommt nicht ins Paradies.“ Mein Vater machte sich um seinen Ruf in der Versammlung sorgen. Er hatte ein Dienstamt innerhalb der Versammlung namens Dienstamtgehilfe. Er schrie während der Fahrt: „Wegen dir verliere ich mein Amt!“

Ich hatte panische Angst denn ich wusste was vor mir lag. Mein Vater sagte uns als Kinder oft, wenn wir mal richtig Mist bauen, würde er uns seine Hand so fest ins Gesicht stempeln, dass ein klarer Abdruck jedes einzelnen Fingers zu sehen wäre. Nun sollte es war werden.

Zu Hause angekommen schlug mein Vater mir ins Gesicht. So stark das ich fiel. Als ich aufstand, schlug er erneut zu. Ich fiel erneut zu Boden. Das immer und immer wieder. Mein Versuch mich in meinem Zimmer einzusperren scheiterte. Durch die starken Schläge in mein Gesicht, konnte ich nicht schnell genug laufen. Ich lief die Treppe hinauf und mein Vater hinterher. Er packte mich an meinem Arm, so fest, dass ich auch davon Tage später noch blaue Flecken hatte. Danach riss er mir meine Hose runter und schlug mich mehrfach auf meinem nackten Gesäß. Meine Mutter weinte nur im Hintergrund. Sie hat alles mitbekommen und nichts dagegen gemacht. Sie wiederholte nur immer wieder: „Mein Kind wird sterben.“

Nachdem er seine ganze Wut an mir ausgelassen hatte, musste ich meinen zu der Zeit noch Nichtehemann anrufen und ihm sagen, dass wir kein Paar mehr sind und er ein großer Fehler war. Dann durfte ich in mein Bett. Ich rief meinen Mann nachts heimlich an und sagte ihm das es mir Leid tut und ich ihn nicht verlieren möchte. Auch er wollte mich nicht verlieren. In der Nacht überlegte ich genau was ich tun werde. Ich wollte meinem Vater genau einen Tag Zeit geben um sich bei mir zu entschuldigen und zu akzeptieren was passiert war. Sollte er sich tatsächlich entschuldigen, würde ich ihm sagen, dass er damit leben muss, das ich keine Zeugin mehr sein möchte. Das war mein Plan. Ab dem Zeitpunkt stand für mich fest, jetzt wird sich alles ändern.

Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Bus zur Schule. Keiner traute sich mit mir zu reden. Ich hatte Tränen in den Augen. Noch im Bus bekam ich einen Anruf meines Vaters. Er weinte und bat mich nach der Schule bitte nach Hause zu kommen um über alles zu reden. Er wusste ganz genau, dass er einen großen Fehler gemacht hat. Ich versprach ihm, nach Hause zu kommen und hatte die Hoffnung, dass mein Plan aufgeht. In der Schule sahen mich meine Freundinnen und waren geschockt. Der erste Satz der fiel war: „Scheiße, es ist passiert.“ Wir gingen ins Bad und sie begutachteten mich. Mein Körper war komplett von blauen Flecken überseht, der Handabdruck noch deutlich in meinem Gesicht zu sehen. Nur für alle Fälle machten sie Fotos von meinen Verletzungen. Auch meinen Lehrern fiel es auf aber ihnen wollte ich mich noch nicht anvertrauen.

Zu Hause wieder angekommen, durfte ich mir nur Vorwürfe anhören. Aus irgendeinem Grund empfand mein Vater sich selbst als Opfer. Er sagte immer wieder, dass wir ihn hintergangen hätten mit unserer heimlichen Beziehung. Bis heute habe ich es nicht verstanden. Unter anderem wollte er wissen warum ich nicht schon viel früher erzählt habe, dass ich mich für einen Weltlichen interessiere. Dann hätte man das Problem früher in Angriff nehmen können und es wäre erst gar nicht dazu gekommen. Gewagt erwiderte ich, dass ich es nicht verhindern wollte. Immer wieder schwiegen wir. Auf dem Weg ins Bett begegnete mir mein Bruder der mir eiskalt ins Gesicht sagte: „Du bist nicht mehr meine Schwester!“ Das tat weh. Mein Bruder war immer mein Ein und Alles. Wir haben uns schon als Kinder nur selten gestritten, immer zusammen gehalten, uns gegenseitig beschützt. Wir waren ein Herz und eine Seele. Man beneidete uns oft für unsere Geschwisterliebe. Und nun das. Von ihm hatte ich das irgendwie nicht erwartet. Als ich zu Bett ging hatte ich noch immer keine Entschuldigung zu hören bekommen. Mein Vater machte mir klar das er das Opfer sei und gab mir das Gefühl die Sünde in Person zu sein. Nun musste ich gehen. Ich konnte nicht mehr bleiben. Noch in der Nacht packte ich all meine Schulsachen und Wechselkleidung ein. Mein Schulrucksack war noch nie so voll und schwer. Am darauffolgenden Tag bat ich eine Freundin mich zur Polizei zu begleiten und sie willigte ein. Bei der Polizei angekommen, beschuldigte ich meinen Vater der Körperverletzung. Sie nahmen eine Anzeige auf und machten Fotos meiner Verletzungen und baten meine Begleitung die Fotos vom Vortag einzureichen. Ich machte dem Polizisten klar, dass ich nicht mehr nach Hause zurückkehren möchte.

Der Polizist kontaktierte umgehend das örtliche Frauenhaus und informierte sie über die Situation. Sie vereinbarten einen Treffpunkt an dem ich vor Ort von den Frauen abgeholt werden sollte. Der Polizist sagte mir, dass ich meinen Eltern Bescheid geben müsse. Wenn ich nicht mehr nach Hause komme und sie nicht Bescheid wissen, könnten sie eine Vermisstenanzeige aufgeben. Davor hatte ich zu viel angst also rief ich meine Großeltern an und erzählte ihnen erstmals was passiert war. Sie willigten ein meine Eltern zu informieren damit ich es nicht machen muss. Kurz darauf bekam ich einen Anruf nach dem anderen von meinem Vater, doch ich ignorierte es. In der Schule angekommen, erklärten wir unserer Lehrerin das wir bei der Polizei waren um eine Anzeige zu machen. Kurz darauf kam die Sekretärin ins Klassenzimmer und bat mich mit zu kommen da mein Vater am Telefon sei und sie verbal „zusammen gefaltet“ hat. Meine Freundinnen neben mir nahmen meine Hände und hielten sie fest. Auch sie hatten nun Angst. Ich sah meine Lehrerin panisch an, meine Augen begannen zu tränen und ich sagte: „Ich will das nicht, nein, ich will nicht mit meinem Vater reden!“. Meine Lehrerin verstand sofort das die Anzeige bei der Polizei mit diesem Anruf meines Vaters zusammen hing. Sie ging mit mir und der Sekretärin vor die Tür und ich klärte beide über die Situation auf. Der ganze Vorfall und auch gegen wen die Anzeige bei der Polizei ging. In der Zeit erklärten meine Freundinnen dem Rest der Klasse was passiert war, da die Verwirrung beim Rest der Klasse groß war.

Meine Lehrerin bat mich in die Klasse zu gehen und ruhig zu bleiben, sie kümmere sich nun um meinen Vater. Als sie wiederkam, sagte sie: „Ich habe Ihrem Vater gesagt das er nun akzeptieren müsse, dass Sie nicht mit ihm reden wollen und er die Schule nicht mehr belästigen soll da wir sonst die Polizei kontaktieren. Meine Angst war größer denn je. Es ist das eine wenn du weißt was passiert. Aber wenn du nicht weißt was vor dir liegt, dann wird dir ganz anders. Bei dem was mein Vater schon gemacht hatte, bekam ich Todesangst. Nicht nur mir ging es so, auch die Klasse fürchtete um mein Leben. In jeder Pause hatte ich immer eine Gruppe von Mitschülern um mich herum. Abwechselnd hielt immer einer meine Hand damit ich ja nicht verloren gehe. Auch auf dem Weg zum Frauenhaus war ich nicht alleine. Ich war die Erste im Frauenhaus die dort war wegen häuslicher Gewalt vom Vater. Tagelang versuchte mein Vater anzurufen, doch ich erwiderte nicht einen. Meine Angst vor dem was mich erwarten würde, war einfach zu groß.

Noch während meines Aufenthalts im Frauenhaus verfasste ich einen Brief an die Ältestenschaft der Versammlung und schrieb alles was passiert war. Ich spezifizierte auch was mein Vater mir und meinem Mann angetan hatte doch es passierte nichts. Er behielt sein Amt und bekam nicht eine Strafe dafür, dass er mich und meinen Mann verprügelte. Es wurde einfach unter den Tisch gekehrt. Ich verbrachte zwei Monate im Frauenhaus. Danach zog ich zu meiner neuen Familie, zu meinem jetzigen Mann und seinen Eltern. Wir hatten so einige Startschwierigkeiten aufgrund meiner Vergangenheit. Aber wir haben uns zusammen gerauft. Mein Ausstieg war ohne meinen Mann, seiner Familie, meinen Freunden in der Schule während der Ausbildung, meiner besten Freundin Maria, die mich auch unterstützt hat, und meinen Großeltern nicht möglich.

Trauma

Bis heute leide ich noch unter den Folgen meiner Vergangenheit. Immer wieder hatte ich Kontaktabbrüche zu meinen Eltern. Oft gingen diese von mir aus, da ich nicht jedes Mal wenn wir miteinander sprachen eine Belehrung hören wollte. Bei jeder sich ihnen bietenden Gelegenheit predigten sie mir. Mein Bruder redet bis heute nur mit mir wenn er es muss. Er ignoriert meine Anrufe und Nachrichten. Ab und zu gelingt es mir durch Zufall mit ihm zu reden. Aber nur dann wenn er nicht weiß das ich anrufe oder vor Ort bin. Der Rest meiner Familie ignoriert mich vollends bis auf einen Cousin der nun auch seit einigen Jahren sich hat ausschließen lassen. Meine restlichen Cousins und Cousinen sehe ich nur auf Beerdigungen. Es gibt tatsächlich noch ein paar Cousins und Cousinen zu denen ich nun wieder etwas Kontakt habe. Auch sie sind keine Zeugen Jehovas aber haben mich gemieden. Der Grund hierfür wurde mir erst vor einiger Zeit bekannt. Einer unserer Onkel, der Zeuge ist, haben besagten Cousins und Cousinen erzählt ich sei eine Hure und wäre drogenabhängig.

Das machte ihnen so sehr Angst, dass sie nicht mal mit mir redeten. Als ich davon erfuhr, erklärte ich ihnen was er damit meinte. Ich sei in seinen Augen eine Hure da ich mit einem Mann zusammen lebte und unehelichen Sex hatte. Drogenabhängig sei ich weil ich Zigaretten konsumierte. Sie waren fassungslos über die verzerrte Sichtweise unseres Onkels. Das waren Sachen die sie selbst machten. Sie wollten wissen warum er so etwas, aus ihrer Sicht harmloses, so drastisch darstellte. Das werden sich nun auch alle die fragen, die das hier lesen. Nun, die Zeugen Jehovas brechen jeglichen Kontakt zu Aussteigern ab, auch die Familien. Selbst wenn sie sich auf der Straße begegnen, werden Aussteiger ignoriert. Diese Art Liebesentzug soll Aussteiger dazu bewegen wieder zurück zu kommen. Damit ich keinen Kontakt zu Nichtzeugenfamilienmitgliedern habe und auch die mich meiden, hat mein Onkel diese Formulierungen gewählt. Aus der Sicht eines Zeugen Jehovas ist diese vollkommen richtig obwohl auch jeder einzelne weiß das dies nur eine Masche ist um andere zu schocken. Immer wieder höre ich Gerüchte über mich. Das ich noch niemanden umgebracht haben soll wundert mich ehrlich gesagt. Inzwischen kann ich drüber lachen. Ich habe nun eine neue Familie und meine Freunde. Auch meine Großeltern sind noch immer für mich da.

Familienfeiern

Nach meinem Ausschluss, kam es immer wieder zu Problemen. Meine Großeltern hatten zu ihrem 55. Hochzeitstag geladen. Nun war ich in der Familie mütterlicherseits die einzige Ausgeschlossene. Für meine Großeltern war dies kein Problem, da sie ja selbst nie Zeugen Jehovas waren. Aber für den Rest war es offensichtlich ein Problem. Mein Opa kam auf mich zu und sagte, dass es vielleicht besser sei wenn ich nicht erscheine, da er kein Stress haben möchte. Meine Oma war damit nicht ganz einverstanden. Ich erklärte ihm, dass dies den Zeugen Jehovas in die Karten spielt und er sie damit bestärkt. Die Rechnung bekam er kurz darauf, als er der Familie eröffnete, dass ich nicht erscheinen würde. Mein Cousin sagte ihm darauf, dass er froh sei denn wie Opa ja wisse, kann, darf und möchte er nicht mit mir an einem Tisch sitzen. Es sei nicht mit seinem Glauben zu vereinbaren. Mein Opa war über diese Aussage erbost und machte meinem Cousin klar, dass dies rein gar nichts mit seinem Glauben zu tun habe.

2017 habe ich geheiratet. Es war eine schöne Hochzeit in sehr kleinem Kreis. Ich wollte keine große Hochzeitsfeier. Eigentlich wollte ich gar keine Feier, da ich wusste wenn meine Eltern nicht erscheinen, wird dies wieder Thema des Abends sein. Die Familie meines Mannes hatte sich aber eine Feier gewünscht, was völlig verständlich ist. Wir haben ihnen den Wunsch gerne erfüllt, uns aber auf einen kleinen Kreis geeinigt. Es würde sonst ziemlich blöd aussehen wenn ich nur meine fünf Gäste bestehend aus meinen Großeltern, meiner besten Freundin und meinem Cousin mit seiner Lebensgefährtin als Gäste hätte, mein Mann dagegen mit seinen Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten einen halben Saal füllen kann. Jeder seiner Gäste würde mich dann ständig fragen warum auf meiner Seite nur so wenig erschienen wären und jedem einzelnen müsste ich dann on Detail erklären warum. Das ist anstrengend. Das war es schon damals in der Schule mit den Feiertagen. An meinem Hochzeitstag wollte ich nicht ständig daran denken müssen. Also waren wir nur 15 Personen inklusive zwei kleiner Kinder. Wir hatten eine Standesamtliche Trauung und dann ein wunderschönes und leckeres Essen in einem Sternerestaurant. Und trotzdem kam im Laufe des Tages dieses Thema auf. Ich hatte ehrlich gesagt weniger ein Problem damit, dass meine Eltern nicht da waren. Wir hatten sie ja nicht einmal eingeladen. Hochzeiten mit Zeugen Jehovas und nicht-Zeugen Jehovas sind anstrengend, da immer mindestens einer von den Zeugen Jehovas den nicht-Zeugen Jehovas predigte. Meistens war dies mein Vater. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Darauf hatte ich wirklich keine Lust wenn sie denn gekommen wären. Allein deswegen gab es schon meinerseits keine Einladung. Außerdem wollte ich niemanden da haben der seine Glaubensrichtung über sein eigen Fleisch und Blut stellt. Und genau das versteht eben keiner. Vor allem nicht meine Schwiegermutter. Sie würde wirklich alles für ihre Kinder und Enkel geben. Auch ihr eigenes Leben. Seit dem wir uns kennen ist dies Thema. Wie kann man nur sein Kind so im Stich lassen. Blut ist doch dicker als Wasser. Nur nicht bei den Zeugen Jehovas.

Familienfeste dieser Art sind nie von diesem Thema verschont, weswegen ich immer mit Freude aber auch leichten Bauchschmerzen zu solchen Festen gehe.

Ein Jahr später heiratete mein Bruder. Er hatte mich nicht eingeladen aber den Anstand mich anzurufen und zu sagen: „ Bitte hab Verständnis, ich hätte dich gerne dabei aber dann würde kaum ein anderer kommen. Das haben mir die anderen Gäste bereits gesagt. Und meine Frau wünscht sich eine große Hochzeit, die will ich ihr auch bieten“

Unter den Umständen wollte ich auch gar nicht zur Hochzeit. Ich hätte mich nur geärgert. Einige Zeit später postete Sofia die Hochzeitsbilder ihres Bruders auf Facebook. Sofia hatte sich inzwischen selbst auch ausgeschlossen und ist nun sogar katholisch getauft. Allerdings war sie auf dieser Hochzeit. Auf den Bildern waren aber auch meine Tante und meine Cousinen zu sehen. Das fand ich merkwürdig. Warum hatten sie kein Problem damit, dass Sofia auf der Hochzeit ist aber keiner würde zur einer Hochzeit kommen wenn ich anwesend wäre. Als ich mit meinen Vater darauf ansprach, schrie er mich an. Wenn ich zur Hochzeit käme würde nicht mal er kommen. Mein Bruder wäre nur höflich gewesen als er sagte, dass er mich gerne dabei hätte. In Wahrheit wolle er selbst auch nicht das ich komme. Ein gutes Verhältnis zu Gott sei wichtiger. Ich entgegnete, dass es hirnrissig sei eine Beziehung zu jemandem aufbauen zu wollen, der einem seine Existenz nie kund getan hat und diese dann auch noch einem Menschen aus Fleisch und Blut vorzieht. Er schrie weiter: „Hör auf jetzt! Du weißt genau was die Wahrheit ist und das Jehova der einzig wahre Gott ist. Du glaubst selber daran…“ Ich unterbrach ihn: „Nein, das glaube ich nicht, im Gegenteil. Ich glaube nicht mal an einen Gott. Die Bibel widerspricht sich mehrfach und einen Beweis für einen Gott gibt es auch nicht. Jede Religion beruht auf Glauben und blindem Folgen von seinen Anhängern!“ Die Diskussion ging weiter. Ob ich nun glaube, die Bibel sich widerspricht und ob es Beweise für einen Gott gibt oder eben nicht. Mir wurde das allmählich zu blöd. Ich sage so etwas doch nicht um jemanden zu ärgern sondern weil es meine persönliche Meinung ist. Da er das aber nicht einsehen wollte und der felsenfesten Überzeugung ist, dass mir das von meinen Großeltern und Schwiegereltern eingeredet wurde, habe ich einfach aufgelegt. Das denkt er übrigens bis heute noch.

Trigger die mich bis heute quälen

Ich leide aber noch unter weiteren Folgen. Sogenannte Trigger. Wenn ich auf Familienfesten seitens der Zeugen Jehovas Familie nicht eingeladen werde, interessiert es mich wenig. Mit Menschen die mich für tot erklären nur weil ich deren Ansichten nicht teile, muss ich auch nichts feiern. Anders jedoch ist es wenn ich auf Familienfesten der Familie meines Mannes bin. Weihnachten habe ich inzwischen gemeistert. Es war mir bis 2018 unangenehm Weihnachten zu feiern. Doch das Jahr darauf war ich auf eigenen Wunsch die Gastgeberin. Ich habe das Weihnachtsfest bei uns zu Hause genau so gemacht wie ich es mir als Kind immer vorgestellt habe. Das war das erste Mal das es mir nicht unangenehm war Weihnachten zu feiern. Im Gegenteil. Ich habe es genossen und hatte auch schon in der Vorweihnachtszeit Spaß. Zum Missfallen meines Mannes, da er ziemlich schnell festgestellt hat, dass ich zumindest von der Menge an Dekorationen 27 Weihnachten nachzuholen hatte. Trotzdem hatten wir ein wunderschönes Weihnachtsfest.

Geburtstage sind noch immer eine Herausforderung. Sie lösen ein Unwohlsein aus, ja, schon fast eine Übelkeit wie bei einer Magendarmgrippe. Geburtstagslieder kann ich nicht mitsingen. Nicht nur weil meine Singstimme an Körperverletzung grenzt. Ich bekomme keinen einzigen Ton raus. Ich fühle mich dann fehl am Platz. Wie damals im Kindergarten. Als dürfte ich nicht da sein. Ich hasse es Geschenke zu meinem Geburtstag zu bekommen. Immer wieder schießt der Gedanke ein „du darfst das doch gar nicht annehmen“. Ich will mich nicht so fühlen. Ich will mich wie meine kleinen Neffen über Geschenke freuen können. Stattdessen immer dieses Gefühl man dürfe so etwas nicht. Und das noch nach 9 Jahren. Umgekehrt beschenke ich andere gerne. Ich finde es toll wenn sich die Beschenkten freuen. Ich gebe mir immer wieder die größte Mühe ein schönes Geschenk zu finden oder auch zu basteln. Allerdings habe ich ein Problem damit es ihnen selbst zu überreichen. Das lasse ich meinen Mann machen. Denn auch da kommt immer wieder der Gedanke „das darfst du nicht“. Die Beschenkten wissen oft gar nicht wie sehr ich mir den Kopf zerbreche und wie viel Zeit ich dafür gebraucht habe. Auch nicht was ich mir für eine Mühe gebe das Richtige zu finden. Sie sehen nur meinen Mann der ihnen das Geschenk überreicht und das obwohl er meist nicht einen Gedanken daran verschwendet hat. Seit dem wir uns kennen, suche ich zwar die Geschenke aus, aber er überreicht sie. Versteht mich nicht falsch. Es geht mir nicht darum das jeder weiß, dass das Geschenk von mir ausgesucht wurde. Ich möchte nur dieses eklige Gefühl loswerden. Es geht auch nicht weg wenn mein Mann die Geschenke übergibt. Aber es gibt mir innerlich die Möglichkeit mich zu verstecken. Nun stellt euch das mal vor, das passiert nur beim beschenken an Geburtstagen. Das ist ein Trigger von Vielen. Es gibt immer wieder Dinge im Alltag die mich triggern. Die kleinsten Kleinigkeiten über die ein normaler Mensch keinen bewussten Gedanken verschwendet, löst in mir Übelkeit oder auch Angst aus. Bis heute bekomme ich Herzrasen wenn es gewittert. Als Kind dachte ich dann immer Harmageddon kommt.

Folgen meiner Schmalspur-Ausbildung

Eine weitere Folge ist meine Karriere. Als Kind legten meine Eltern wenig Wert auf Hausaufgaben. Es war wichtiger das ich die Bibel und den Wachtturm lese. Meine Eltern haben mich nicht dazu angehalten keine Hausaufgaben zu machen aber sie legten eben auch keinen Wert drauf das ich sie mache. Das ist für ein Kind natürlich toll. Also hab ich einfach keine Hausaufgaben gemacht. Leider führte dies zu schlechten Noten und dann auch zu einem schlechten Schulabschluss. Ich habe meinen Realschulabschluss mit einem Schnitt von 4,0 gemacht. Dementsprechend habe ich auch nur eine zweijährige Helferausbildung die mir oft nur den Mindestlohn bringt und auch nur selten unbefristete Arbeitsverträge. Wenn meine Eltern sich wie andere Eltern wirklich um meine Schulbildung gekümmert hätten, hätte ich eine bessere Ausbildung machen können. Ich bin noch jung und habe mich nun um eine neue Ausbildung beworben. Ob ich die bekomme ist jedoch ungewiss denn ich musste auch mein Abschlusszeugnis vorzeigen. Das hatte keinen guten Eindruck hinterlassen.

Im Großen und Ganzen gelingt es mir immer besser das Leben ohne Zeugen Jehovas und meine Familie zu meistern. Es ist dennoch erstaunlich wie lange das Verarbeiten dauert. Eine Sache die mir hilft, ist jede Entscheidung die ich treffe und jedes Gefühl zu hinterfragen. Wie es nun genau dazu kommt und was der Auslöser ist. Wenn ich mir darüber im Klaren bin ist es einfacher dies zu verarbeiten.

Mein Resümier

Abschließend möchte ich noch einmal klar stellen warum Zeugen Jehovas für mich eine Sekte sind. Sie selbst sagen, dass sie Gott mit ganzen Herzen, ganzer Seele und ganzem Sinn dienen so wie es in der Bibel steht. Tatsächlich dienen sie eine kleinen Gruppe von Menschen die ihnen die Regeln vorgibt ähnlich wie der Papst in der katholischen Kirche. Diese Gruppe nennt sich die leitende Körperschaft und sie erfinden immer wieder neue Sachen um ihre Mitglieder zu drangsalieren. Ich empfand es zumindest immer so.

Eine Sekte ist der Definition von Google nach eine Gemeinschaft, die radikal und einseitig eigene Ideologien oder religionsähnliche Grundsätze vertritt, die nicht immer ethischen Grundwerten der Gesellschaft entsprechen. Genau das ist der Fall bei den Zeugen Jehovas. Es wird absolute Treue vorausgesetzt und das ohne wenn und aber. Man darf keine vorgegeben Regeln hinterfragen und keine Entscheidung der leitenden Körperschaft oder der Ältestenschaft in Frage stellen. Dies kann eine Exkommunikation zu Folge haben. Eigene Nachforschungen sind nur erlaubt wenn diese mit der Literatur der Zeugen selbst erfolgt. Weltliche Sichtweisen werden nicht geduldet. Auch die absolute Hingabe ist meiner Meinung nach in Symptom für Sekten. Versteht mich nicht falsch, es geht hier nicht darum den Zeugen sein ganzes Geld oder alle Besitztümer zu überschreiben. Es geht um die psychische Kontrolle und Abhängigkeit. Zeugen Jehovas beobachten sich gegenseitig haarscharf und auch sich selbst. Sie werden so erzogen, dass sie sich selbst für jede Sünde anklagen müssen. Auch die die andere gar nicht sehen weil sie zum Beispiel nur im Kopf stattfinden. Heißt also wenn sie auch nur einen falschen Gedanken haben, gehen sie zu den Ältesten und bitten um Hilfe. Es gibt noch viel mehr Aspekte. Aber ich denke die meisten werden mir bei diesen Aspekten bereits zustimmen. Es sind teilweise Zustände wie im Mittelalter und das mitten in unserer Gesellschaft. Ich wünschte ich könnte jeden vor dieser Sekte warnen. Das mir das nie gelingen wird ist mir klar. Wenn ich jedoch auch nur einem Menschen in irgendeiner Art und Weise mit meiner Geschichte helfen kann, ist das schon viel wert.

von |November 23rd, 2020|2020|1 Kommentar

Jehovas Zeugen – Ganze Versammlung wegen Anstiftung zu Hass und Gewalt vor Gericht

Die belgische Versammlung der Zeugen Jehovas nahm an einer Anhörung vor dem Strafgericht teil, bei der es um den Vorwurf der Diskriminierung aufgrund religiöser Überzeugungen und der Anstiftung zum Hass ging. Es ist das erste Mal, dass Jehovas Zeugen vor einem Strafgericht in der Welt angeklagt werden.

Die in Kraainem ansässige Gemeinde hat mehrere Monate Zeit, ihren Fall vorzubereiten; der Prozess beginnt im kommenden Februar. Der Fall folgt auf eine fünfjährige Untersuchung durch einen Gerichtsrichter in Gent, die auf Beschwerden des ehemaligen Mitglieds Patrick Haeck zurückgeht.

„Es handelt sich um einen wichtigen Präzedenzfall“, sagte Haeck gegenüber der VRT. „Wie ist es möglich, dass eine Religionsgemeinschaft unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit ein Verbrechen begehen kann?“

Haeck war 35 Jahre lang Mitglied der Zeugen Jehovas und ein Älterer – jemand mit beträchtlicher Autorität innerhalb seiner Ortsgemeinde in Gent. Als er einen Fall von sexuellem Missbrauch innerhalb der Gemeinde aufdeckte, wurde er offiziell gemieden.

Meiden

Die Zeugen Jehovas setzen Meidung als Taktik ein, um Mitglieder davon abzuhalten, der Gruppe gegenüber illoyal zu sein, behauptet er. „Es ist schlimmer, als einfach ausgeschlossen zu werden“, sagte Haeck zu Het Nieuwsblad. „Von den höchsten Ebenen der Organisation kommt der Befehl, dass niemand mit Ihnen sprechen darf, nicht einmal Ihre eigene Familie. Sie erklären, dass diese Person gemieden werden muss, weil sie eine psychische Krankheit hat, die ansteckend ist.“

Mehrere weitere ehemalige Zeugen haben sich der Beschwerde angeschlossen.

Cecile Temmerman war 35 Jahre lang Zeugin, als ihr Sohn begann, den Ältesten der Gemeinde kritische Fragen zu stellen.

„Ich kannte Hunderte von Menschen in der Gemeinde; fast jeden Tag kam jemand zu Besuch“, sagte sie zu Het Nieuwsblad. „Von einem Tag auf den anderen kehrten mir alle den Rücken zu.“ Das meint sie wörtlich und im übertragenen Sinne: Zeugen wenden sich physisch von Mitgliedern ab, die gemieden werden.

‚In den Händen Satans‘

Temmerman berichtet: „Bei einem Treffen wurde jeder gewarnt, dass meine Familie in den Händen Satans sei. Ich hatte buchstäblich niemanden mehr in meinem Leben; die Zeugen stellen sicher, dass sie keinen sozialen Kontakt außerhalb der Organisation haben – einschließlich der Familie. Selbst mein allerbester Freund wollte nicht mehr mit mir sprechen. Ich versank in einer Depression.“

Der Staatsanwalt in Gent erhebt erneut vier Anklagepunkte gegen die belgische Gemeinde: Anstiftung zur Diskriminierung einer Person und einer Gruppe aufgrund religiöser Überzeugungen und Anstiftung zu Hass oder Gewalt gegen eine Person und eine Gruppe.

Obwohl die Zeugen Jehovas schon früher Ziel von Zivilprozessen waren, ist dies das erste Mal, dass eine ganze Gemeinde eines Verbrechens angeklagt wird. Haeck hofft, damit einen Präzedenzfall in anderen Ländern zu schaffen.

„Nicht nur für die Zeugen Jehovas, sondern auch für andere religiöse Organisationen“, sagte er. „Es gibt eine strikte Trennung von Kirche und Staat. Jetzt, da dem religiösen Extremismus mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, müssen wir uns fragen, wo wir die Grenze ziehen, an welchem Punkt der Staat eingreifen muss.“

Quelle: thebulletin.be | Lisa Bradshaw, Photo ©Nicolas Maeterlinck/BELGIEN

von |Oktober 16th, 2020|2020|1 Kommentar

Jehovas Zeugen – Wegen Gewalt und Hassverbrechen vor Gericht

BELGIEN, GENT – Die Zeugen Jehovas standen am Dienstag vor dem Strafgericht in Gent, weil sie zum Hass gegen einige ehemalige Mitglieder aufgestachelt hatten. Die verschiedenen Parteien haben nun Zeit, ihre Schriftsätze vorzubereiten. Der Fall wird am 16. Februar 2021 verhandelt.

Während eines Zeitraums von fünf Jahren prüfte das Gericht Beschwerden ehemaliger Mitglieder der Zeugen Jehovas. Sie sagten darüber aus, wie sie auf Anordnung der Organisation (Wachtturm-Gesellschaft) ausgeschlossen und sozial völlig isoliert wurden.

Die Staatsanwaltschaft in Gent hatte die Zeugen Jehovas bereits im Juni vorgeladen, aber der Fall wurde verschoben. Am Dienstag wurde das Verfahren gegen die Zeugen Jehovas wieder aufgenommen. Die Frist für den Abschluss des Verfahrens wurde festgelegt, und die Schriftsätze werden am 16. Februar 2021 eingereicht. Etwa ein Dutzend Menschen gaben sich bereits als geschädigte Parteien aus. Nach Angaben der Verteidigung der Ex-Mitglieder wird sich diese Zahl nur noch erhöhen.

Der gemeinnützige Verein ist mit vier Fällen betraut. Zunächst einmal die Anstiftung zur Diskriminierung einer Person und einer Gruppe aus Gründen der Religion. Darüber hinaus Anstiftung zu Hass oder Gewalt gegen eine Person und gegen eine Gruppe.

Quelle: nieuwsblad.be

von |September 15th, 2020|2020|1 Kommentar

Jehovas Zeugen – Zu 111 Jahren wegen Kindesmissbrauch verurteilt

Der Zeuge Jehovas und Ältester Sánchez Escuder wurde in Valencia zu 111 Jahren lebenslänglich verurteilt.

Die Staatsanwaltschaft macht 111 Jahre für Christian Sánchez Escuder geltend, der wegen der Vergewaltigung von sieben Kindern, dem jüngsten von acht Jahren und dem ältesten von 14 Jahren, beschuldigt wurde, dessen Missbrauch zwischen 2009 und 2016 in Sagunto (Valencia) innerhalb der Versammlung der Zeugen Jehovas stattgefunden hat. Die Kinds-Opfer litten unter Autismus-Spektrum-Störung. Der Prozess hat an diesem Montag vor dem Gericht in Valencia begonnen.

Auf den 15 Seiten des Strafverfolgungsberichts der Staatsanwaltschaft wird Sanchez als sexuelles Raubtier beschrieben, dass die Probleme, die Kinder im Studium und in der Schule hatten, ausnutzte, um ihren Familien zu helfen, ihren Status als Lehrschüler zu überprüfen und sie anzuleiten. Nachdem er sich sein Vertrauen verdient hatte, lud er die Kinder ein, ihn auf Reisen, Exkursionen und in Lagern zu begleiten, wo er arbeitete.

Der mutmaßliche Vergewaltiger griff manchmal zu Gewalt, um die Kinder zu vergewaltigen, aber er schüchterte sie häufiger mit Drohungen ein, schrie, schlug auf Gegenstände, nahm einen Stock und machte die Geste, sie zu schlagen und wie verrückt zu fahren, wenn er sie im Auto transportierte. All dies, sagt die Staatsanwaltschaft, habe die Minderjährigen gelähmt und ihnen eine tiefe Angst eingeimpft, die sich mit der Schande vermischte, die die Aussicht auf eine Aufdeckung ihres Leidens erst überhaupt eröffnete.

Die angeblichen sexuellen Übergriffe dauerten teilweise drei Jahre. Und sie hatten mehrere Szenarien: die Häuser der Opfer, das Haus des mutmaßlichen Vergewaltigers, Hotels, Bahnhofsbäder, die Umkleidekabinen eines Schwimmbades, Campingplätze, Sánchez ‚Auto und ein Aparthotel in Benidorm, wo sich Mitglieder des religiösen Bekenntnisses trafen.

Zwei Kinder verurteilten Sanchez schließlich an die Polizei und das dritte Opfer enthüllte einem Pädagogen aus seiner Schule das Leiden, dem es über die Jahre ausgesetzt war. Die Staatsanwaltschaft schrieb Sanchez sieben sexuelle Übergriffe zu, von denen drei immer wieder fortgesetzt wurden.

Quelle: elpais.com

von |November 18th, 2019|2019|0 Kommentare

Jehovas Zeugen – Freispruch für Sektenspezialistin in Zürich

Das Bezirksgericht Zürich sprach am Dienstag eine ehemalige Mitarbeiterin der Sektenberatungsstelle Infosekta vom Vorwurf der mehrfachen üblen Nachrede frei. Angezeigt hatten sie die Zeugen Jehovas wegen kritischer Äusserungen in den Medien.

Tatsächlich habe die Beschuldigte mehrere ehrverletzende Äusserungen gemacht, sagte der Einzelrichter bei der mündlichen Urteilseröffnung. Sie habe sich damit aber nicht automatisch strafbar gemacht. Für ihre Aussagen habe sie den Wahrheits- oder Gutglaubensbeweis erbracht.

Die Sektenberatungsstelle habe eine öffentliche Aufgabe und erhalte öffentliche Gelder. Sie sei gesellschaftlich breit anerkannt. Ihre Aufgabe sei es, die Gesellschaft zu informieren über die Zeugen Jehovas und über verschiedenste andere Gemeinschaften. Dies habe die Beschuldigte getan. Es sei ihr nicht primär darum gegangen, die Zeugen Jehovas schlecht zu machen.

Entschädigung zugesprochen

Das Gericht sprach der Beschuldigten eine Prozessentschädigung und eine persönliche Umtriebsentschädigung von insgesamt knapp 25’000 Franken zu. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Es kann ans Obergericht weitergezogen werden. Der Staatsanwalt hatte eine bedingte Geldstrafe gefordert. Die Zeugen Jehovas als Privatklägerin hatten keine Zivilforderungen gestellt.

Die Vorwürfe bezogen sich auf Äusserungen der 48-jährigen Infosekta-Mitarbeiterin im Sommer 2015 in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» und in einer im Internet aufgeschalteten Medienmitteilung. Unter anderem bezeichnete sie die Gemeinschaft als «hochproblematische Gruppe» mit menschenverachtendem Verhalten.

Glaubens- und Religionsfreiheit fordere die Gemeinschaft zwar für sich, gewähre sie aber ihren Mitgliedern nicht. Das gegen aussen abgeschlossene System und gewisse Regeln förderten die Gefahr von sexuellem Missbrauch. Die Ablehnung von Bluttransfusionen gefährde Menschenleben.

Frage der Wahrnehmung

Manche der aufgeführten Kritikpunkte seien eine Frage der Wahrnehmung, sagte der Richter. Die Infosekta-Mitarbeiterin habe sich für ihre Äusserungen «auf alle Dokumente gestützt, die greifbar waren», darunter auch Originaldokumente der Zeugen Jehovas. Aber auch hunderte Berichte von Aussteigern habe sie berücksichtigt.

Diese stimmten in gewissen Punkten alle überein: Die ehemaligen Mitglieder «fühlten sich subjektiv unter Druck». Sie «hielten die Dogmatik und Kontrolle nicht mehr aus.»

 

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Zwei-Zeugen-Prinzip

Die Beschuldigte habe die Gemeinschaft nicht des Kindesmissbrauchs beschuldigt, sagte der Richter. Sie habe bloss festgehalten, die Gefahr dafür sei grösser, weil die soziale Kontrolle fehle.

In diesem Zusammenhang hatte die Frau das «Zwei-Zeugen-Prinzip» der Zeugen Jehovas genannt. Dieses legt fest, dass es mindestens zwei Zeugen eines Vorfalls geben müsse, damit intern einer erhobenen Beschuldigung nachgegangen wird. Die Privatkläger hatten geltend gemacht, diese Regelung gebe es nicht mehr.

Für den Richter war allerdings «nach eingehender Auseinandersetzung damit» klar: «Sie ist in Kraft und wird praktiziert.» Und wenn intern eine Beschuldigung nicht ernst genommen werde, würden sich Betroffene oder deren Eltern kaum an die externen Behörden wenden.

«Deftige Vorwürfe»

Dass die Zeugen Jehovas Anzeige erstattet hätten, sei an sich nicht erstaunlich, sagte der Richter: «Die Vorwürfe waren deftig», betroffen seien heikle Themen.

Insgesamt aber habe die damalige Infosekta-Mitarbeiterin – sie hat inzwischen die Stelle gewechselt – nur ihre Aufgabe erfüllt, nämlich nach bestem Wissen und Gewissen über die Glaubensgemeinschaft aufgeklärt. (fal/sda)

Quelle: tagesanzeiger.ch | bluewin.ch

Jehovas Zeugen – Tagesschau: Hunderte Kindesmissbrauchsfälle in den Niederlanden

Die Zeugen Jehovas stehen in den Niederlanden unter dem Tatbestand von über hunderten Fällen von Kindesmissbrauch. Die Tagesschau berichtet im deutschen Fernsehen darüber in einem kleinen Bericht. Es ist ein erster Sieg für die Opfer, dass jetzt nun auch darauf hingewiesen wird in aller Öffentlichkeit.

Zurecht darf man sich die Fragen stellen, ob die weltweiten Fälle des Kindesmissbrauchs besonders darauf zurück zu führen sind, weil durch die interne „Zwei-Zeugen-Regelung“ der Zeugen Jehovas Täter in Schutz genommen werden? Welches Kind kann zwei Zeugen der Tat nennen und dieses auch noch vor einem Rechtskomitee bestätigen, in der ebenfalls der Täter sitzt?

Sollten die weltweiten Missbrauchsskandale nicht jedem vernunftbegabten Menschen deutlich zeigen, dass diese Organisation weder den Geist Gottes hat, noch Jehovas Zeugen das „auserwählte Volk Gottes“ sind, so wie es von sich selbst immer gepriesen wird?

„Sie wurde depressiv, als ich aus der Sekte austrat“

Francisco Ahumada war fast 30 Jahre lang Zeuge Jehovas. Als er austrat, wurde die Beziehung zu seiner Mutter schlechter. Sein Leben verbesserte sich jedoch sehr.

Wie viele Kinder mit ihren Eltern brechen, ist nicht untersucht – doch es kommt offenbar häufig vor. So gibt es inzwischen in Bern, Luzern, Winterthur oder St. Gallen Selbsthilfegruppen für Eltern oder Kinder, die unter der Funkstille leiden. Doch was bewegt Menschen zu einem so radikalen Schritt? Unzählige Leser sind unserem Aufruf gefolgt und haben erzählt, warum sie mit ihren Eltern gebrochen haben. 20 Minuten stellt drei von ihnen in einer Porträtserie vor – dies ist Teil drei, Teil zwei finden Sie hier.

Seit etwa fünf Jahren herrscht zwischen Francisco Ahumada und seiner Mutter endgültig Funkstille: «Als meine Schwester sich scheiden liess, sagte meine Mutter, dass sie nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Da habe ich den Kontakt abgebrochen», sagt der 42-jährige Zürcher.

Die Scheidung machte Franciscos Mutter wütend, weil sich die Schwester von einem Zeugen Jehovas scheiden liess. «Meine Mutter ist als Zeugin aufgewachsen und ist bis heute in der Sekte.» Francisco begann mit 28 Jahren, sich von seiner Mutter und den Zeugen loszulösen. «Ich begann, vieles zu hinterfragen, besonders das Verbot von Bluttransfusionen. Wenn mein Kind eine Transfusion braucht, wieso ist es dann richtig, es sterben zu lassen?», fragt er.

 

Prügeln war Männersache, die Mutter hat nur gelacht

Schon zuvor, mit 17, hatte Francisco begonnen, in der Schule und Lehre Freundschaften ausserhalb der Sekte zu schliessen. «Bei den Zeugen gelten alle ausserhalb der Sekte als böse und meine Mutter billigte meine Freunde nicht.» Francisco genoss aber mit 17 etwas mehr Freiheit, nachdem sein strenger Vater Suizid begangen hatte. «Ich war nicht allzu traurig über seinen Tod, eher erleichtert. Mein Vater war ein Tyrann», sagt Francisco.

«Die Zeugen nehmen die Bibel wortwörtlich. Das heisst, es gab sehr viel Prügel vom Vater, wenn wir Kinder nicht gehorchten», erklärt er. «Als ich sieben Jahre alt war, begrüsste ich einmal nach der ‹Versammlung› eine ‹Schwester› nicht. Da gab es zu Hause fürchterliche Prügel mit dem Gürtel, ich hatte überall blaue Streifen und Flecken.» Ein weiteres Mal habe sich Francisco heftige Prügel eingefangen, weil er ein Stück fettiges Fleisch nicht essen wollte. Die Mutter sei nie handgreiflich geworden. «Prügeln war Männersache, meine Mutter stand aber daneben und lachte.»

 

Entweder Austritt oder Selbstmord

Auch sonst hat Francisco keine guten Erinnerungen an sein Leben als Zeuge Jehovas: «Wir mussten jede Woche fünf Stunden in die Bibellektion und dazu auch noch bei den Leuten missionieren.» Irgendwann stand Francisco selbst an der Schwelle zum Suizid. «Ich stand vor der Entscheidung: Entweder Austritt oder Selbstmord. Als ich offiziell ausgetreten bin, fiel meine Mutter in eine Depression.»

Francisco fühlt sich heute freier und glücklicher. «Ich verspüre zwar keinen Hass gegenüber meiner Mutter, aber ich vermisse sie auch nicht. Elterliche Liebe bekomme ich von meinen Schwiegereltern.» Francisco ist inzwischen verheiratet und hat selbst drei Kinder. «Ich habe mich mit 18 in eine ‹weltliche, böse, vom Teufel geschickte›, wunderschöne Frau verliebt. Fast zehn Jahre später, als ich mich von der Sekte löste, haben wir geheiratet und sind bis heute zusammen», sagt Francisco.

Nach einem Unfall konnte er nicht mehr in seinem Beruf als Fahrer im Behinderten-Transport arbeiten und ist jetzt Hausmann. Er hat durch andere Formen der Spiritualität seinen inneren Frieden gefunden. «Ich glaube zwar weiter an eine höhere Macht, aber ich werde meine Kinder nicht religiös erziehen. In meinem Haus ist keine Bibel zu finden.»

Quelle: 20min.ch

Zeugen Jehovas: Aussteiger üben heftige Kritik

ERLÖSUNG: Kein Sex vor der Ehe, kein Rauchen, kein übermäßiger Alkoholkonsum, keine Feste und keine Freundschaften außerhalb der Zeugen Jehovas – nur ein kleiner Auszug der Liste an Entbehrungen, die das junge Ehepaar Schwarz bei den Zeugen Jehovas erlebte. Seit August ist Schluss. Daniel Schwarz möchte nun die staatliche Anerkennung der Zeugen fallen sehen.

Ex-Mitglieder berichten von menschenverachtenden Praktiken bei den Zeugen Jehovas. Sie wollen deren staatliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft kippen.

Früher trottete Sarah Schwarz pflichtbewusst von Tür zu Tür, um neue Mitglieder zu rekrutieren. Sie kann sich noch gut an die Abneigung in den Gesichtern der Menschen erinnern. „Ich wollte das eigentlich nicht machen, es war immer ein innerer Zwang“, erzählt sie. Die 25-Jährige war Zeugin Jehovas, fast ihr ganzes bisheriges Leben lang.

Schwarz sitzt auf der Couch ihrer kleinen Wohnung im niederösterreichischen Wilhelmsburg und blickt auf eine Zeit voller Entbehrungen zurück. Kein Sex vor der Ehe, keine Zigaretten, kein übermäßiger Alkoholkonsum. Keine Filme, Bücher und Videospiele, in denen Zauberei oder Gewalt vorkommen. Keinerlei Teilnahme am politischen Geschehen. Und vor allem: keine Freundschaften außerhalb der Zeugen Jehovas.

Im August des Vorjahres sagte sich Sarah Schwarz endlich von der erzkonservativen Organisation los, gemeinsam mit ihrem Mann Daniel. „Ich gehe jetzt nicht mehr jeden Tag mit dem schlechten Gewissen ins Bett, dass Gott enttäuscht ist, weil ich wieder einmal nicht gebetet oder in der Bibel gelesen habe“, sagt die junge Frau. Die Abkehr von den Zeugen Jehovas brachte Schwarz bisher ungekannte Freiheiten: Bei der Bundespräsidentenwahl setzte sie zum ersten Mal einen Schritt in ein Wahllokal, Wochen später feierte sie ihr erstes Weihnachts- und im Jänner das erste Geburtstagsfest. „Bist du dir wirklich sicher, dass du die Zeugen Jehovas verlassen willst?“, fragte ein enger Verwandter sie im August per SMS. Der Mann ist nach wie vor Zeuge. Auf die Antwort von Schwarz erwiderte er nichts mehr. Seither gibt es keinen Kontakt – obwohl er nur ein paar Straßen weiter wohnt. Auch andere Verwandte, die noch bei den Zeugen sind, meiden sie. Die familiäre Ächtung ist nur konsequent: Zeugen Jehovas „können ihre grundsatztreue Liebe zum Ausdruck bringen, indem sie sich weder mit dem Ausgeschlossenen unterhalten noch mit ihm Umgang haben“, war in der „Wachtturm“-Ausgabe vom April 2015 zu lesen.

 

Unbedingte Loyalität gefordert

Die Zeitschrift der Religionsgruppe vermittelt den Gläubigen die richtige Auslegung der Bibel. In der Praxis heißt das: unbedingte Loyalität gegenüber der Gemeinschaft, im Extremfall auch zulasten der engsten Verwandten. Wie viele Aussteiger musste sich das Ehepaar Schwarz mühsam aus der sozialen Isolation herauskämpfen und einen neuen Freundeskreis aufbauen.

Wegen menschenverachtender Praktiken wie dieser sind die Zeugen Jehovas umstritten. Ende des 19. Jahrhunderts in den USA gegründet, ist die bibeltreue Bewegung inzwischen weltweit aktiv. Die christliche Organisation zählt in Österreich gut 21.000 Mitglieder und ist seit 2009 anerkannte Religionsgesellschaft. Geht es nach Sarah und Daniel Schwarz, soll sich das ändern. Denn die Gemeinschaft lehnt nicht nur Bluttransfusionen kategorisch ab und verfährt äußerst rigoros mit Ex-Gläubigen, sie hält ihre Mitglieder indirekt auch dazu an, demokratischen Wahlen fernzubleiben.

Gerade dieser Punkt birgt Brisanz: Das Gesetz für Religionsgemeinschaften schreibt ausdrücklich eine „positive Grundeinstellung gegenüber Gesellschaft und Staat“ vor. Wer Wahlen ablehnt, riskiert die Aufhebung des Anerkennungsstatus und damit den Verlust zahlreicher Rechte -von der Grundsteuerbefreiung bis zu konfessionellen Religionslehrern.

Zwei Mal die Woche besuchten Sarah und Daniel Schwarz Bibelkurs und Predigt im Königreichssaal in der Kleinstadt Traisen in Niederösterreich. Dort lernten sie die ausgeprägte Gottesfürchtigkeit der Zeugen Jehovas und deren eigenwillige Auslegung der Bibel kennen: Die Gemeinschaft glaubt an die Apokalypse, an die endzeitliche Schlacht bei Harmagedon. Jesus, so die Erwartung, wird in naher Zukunft eine Engelsarmee befehligen und die irdische Herrschaft Satans auslöschen – und mit ihr alle, die gegen Gott sind. Wer nicht vernichtet werden will, fügt sich Gottes Wort, also den Zeugen Jehovas.

Nach gängiger Lehrmeinung gilt der Krieg auch allen weltlichen Regierungen. „Die Zeugen Jehovas erwarten eine Gottesherrschaft. Das bedingt natürlich eine gewisse Distanz zu säkularen Staaten“, erklärt Religionswissenschafter Gerald Hödl, der an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Wien lehrt. Zwar sind Zeugen Jehovas laut ihrem Selbstverständnis gute Bürger, die ihre Steuern zahlen und die Obrigkeit achten. Die Distanz zum Staat ist dennoch offenkundig: „Ich kenne keinen aktiven Zeugen Jehovas, der je zur Wahl gegangen wäre – und wenn, hätte er sich nie getraut, das offen zuzugeben“, sagt Aussteiger Daniel Schwarz. Offiziell wird die Wahlverweigerung subtil formuliert: „Wahre Christen respektieren, dass andere von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Sie unternehmen nichts gegen Wahlen und halten sich an das, was die gewählte Volksvertretung entscheidet. Sie selbst bleiben jedoch in politischen Angelegenheiten streng neutral“, steht in der Online-Bibliothek der Zeugen Jehovas.

 

Gebot politischer Abstinenz

Ihre politische Untätigkeit leiten die Zeugen aus dem Johannesevangelium ab. Jesus sagt dort: „Sie (seine Anhänger, Anm.) sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.“ Die Schlussfolgerung der Zeugen: Politik und Wahlen sind irdisch, Zeugen Jehovas haben sich nicht dafür zu interessieren. In der Ausgabe vom November 1999 wurde der „Wachtturm“ noch deutlicher: „Diejenigen, die jemand in ein Amt wählen, können dafür verantwortlich gemacht werden, was er tut.“ Gegenüber profil rechtfertigt die Pressestelle der Zeugen Jehovas das Gebot politischer Abstinenz einigermaßen kryptisch: Es entspreche „dem Wesen moderner Demokratien, die Freiheit, wählen zu gehen oder nicht, zu respektieren“. Mehrere Aussteiger erklären übereinstimmend, wie diese Haltung im geschlossenen Kreis argumentiert wird: „Man hat uns gesagt, weil wir bereits Gottes Königsreich gewählt haben, brauchen wir nicht wählen gehen.“

Im sogenannten „Ältestetenbuch“ der Zeugen Jehovas, einer 142 Seiten umfassenden Handlungsanleitung für die Leiter von Jehovas-Gemeinden, wird unmissverständlich klargestellt: „Wer sich einer nicht neutralen Organisation anschließt, hat die Gemeinschaft (der Zeugen Jehovas, Anm.) zu verlassen.“ Engagement in Parteien und NGOs wird nicht geduldet. Andererseits hat „die Distanz zum Staat nicht nur eine negative Seite“, sagt Religionswissenschafter Hödl: „Die Zeugen Jehovas sind geschlossen dem Nationalsozialismus entgegengetreten.“ René Peknic, 52, sitzt am Esstisch seines Einfamilienhauses in Tiefenthal nahe Wien. „Es ist mir wie Schuppen von den Augen gefallen“, erinnert er sich an jenen Tag, der sein Leben verändern sollte. Es war im Dezember 2012, nach 33 Jahren bei den Zeugen Jehovas. Seine Bankbetreuerin erzählte ihm, sie mache sich selbstständig und werde in Zukunft Hygieneartikel über Direktvertrieb an Bekannte verkaufen. Das Geschäftsmodell der Bankangestellten erinnerte Peknic frappant an die Praktiken der Zeugen Jehovas. Er begann zu zweifeln und tat etwas, was innerhalb der Glaubensgemeinschaft höchst verpönt ist: Er recherchierte kritische Standpunkte im Internet und las das Buch eines hochrangigen Aussteigers. „Ich habe mein Leben einem Konzern mit religiösem Mantel geopfert“, sagt er heute.

 

„Konzern“ mit Sitz in New York

Der Begriff „Konzern“ ist durchaus angebracht. Hinter den Zeugen Jehovas steht die amerikanische „Wachtturm“-Gesellschaft mit Sitz in New York, die sich über Spenden ihrer Mitglieder finanziert – und durch Immobilienerlöse. Derzeit verlegt die Gemeinschaft ihren Standort von Brooklyn aufs Land. Das alte Grundstück in einem angesagten Stadtteil New Yorks soll verkauft werden – kolportierter Wert: eine Milliarde Dollar. Das neue Zentrum wird von freiwilligen Helfern aufgebaut.

Peknic, der immer nur Teilzeit arbeitete, um genug Zeit für die Religionsgemeinschaft zu haben, betrachtete seinen Brotberuf stets als zweitrangig: Wer glaubt, dass das Ende der Welt unmittelbar bevorsteht, kann sich solche Anstrengungen ersparen. In den 33 Jahren bei den Zeugen brachte es Peknic bis zur Funktion des Ältesten seiner Gemeinde.

Auch er nahm in all den Jahren nie an einer demokratischen Wahl teil. „Die Zeugen Jehovas formulieren das sehr geschickt und sagen: ‚Wir sind neutral.‘ Das zeigt nur die Janusköpfigkeit dieser Organisation.“

Peknic und die Familie Schwarz sind nicht die ersten Aussteiger, die ihr Schweigen brechen. Die Zeugen Jehovas haben für solche Fälle eine Standard-Argumentation parat: „Sogenannten Aussteigern“ könne „ein objektiver Aussagegehalt in der Regel nicht zuerkannt werden“. Denn ehemalige Zeugen kompensierten ihr „individuelles Versagen und persönliche Probleme“ dadurch, „dass der ehemaligen Religionsgemeinschaft die Schuld dafür gegeben wird“, so ein Sprecher der Gemeinschaft gegenüber profil.

Persönliche Probleme hat Daniel Schwarz keine mehr. Er mag seinen Job, genießt die neuen Freiheiten mit seiner Frau Sarah und will demnächst in eine größere Wohnung ziehen. „Ich blicke jetzt wieder positiv in die Zukunft.“ Das genügt ihm aber nicht: Er will die staatliche Anerkennung der Zeugen Jehovas fallen sehen. Kurz vor Weihnachten schrieb er ein Mail an das zuständige Kultusamt. Er listete seine persönlichen Erlebnisse mit der Religionsgemeinschaft auf und hofft, dass er bald angehört wird.

Kein leichtes Unterfangen: Die Zeugen Jehovas kämpften seit den 1970er-Jahren um ihre offizielle Anerkennung in Österreich und zogen bis zum Europäischen Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg, der ihnen 2008 schließlich Recht gab.

Daniel Schwarz erzählt von seinem Rausschmiss bei den Zeugen Jehovas. Er löcherte die Ältesteten seiner Gemeinde mit kritischen Fragen, bis es ihnen zu bunt wurde: Sie luden den Zweifler vor ein konfessionelles Rechtskomitee. Dort wurde Daniel Schwarz drei Stunden lang von drei Ältesteten verhört. Am Ende sollen sie gesagt haben: „Wir betrachten dich nicht als Abtrünnigen. Du bist ein verlorener Sohn für uns. Wir müssen dich ausschließen, damit du die anderen nicht mit deinem vergifteten Geist infizierst.“ Im biblischen Gleichnis kehrt der verlorene Sohn zurück. Im Fall von Schwarz darf das getrost bezweifelt werden.

Quelle: profil.at

von |Februar 23rd, 2017|2017|1 Kommentar

„Gott züchtigt seine Söhne“

Lächelnd ziehen sie von Haus zu Haus und werben neue Jünger. Doch üben die Zeugen Jehovas Tugendterror und bespitzeln ihre Mitglieder. Der Sektenkonzern macht Milliardenumsätze. Jetzt will er in Deutschland offiziell als Kirche anerkannt werden, gleichgestellt mit Katholiken und Protestanten.

Das Kinderzimmer ist leer, die Regale sind ausgeräumt, die beiden Betten wurden seit Monaten nicht mehr benutzt. Nur eine neonbunte Schultasche liegt noch auf dem Boden.

Vor einiger Zeit waren die Brüder Alexander, 18, und Sorian, 15, in den Dunstkreis der Zeugen Jehovas geraten. In diesem Sommer, so beobachtete eine Bekannte in der Nachbarschaft, kam ein Abgesandter der Sekte mit seinem Mercedes und holte die beiden ab. „Sie sind mit dem ganzen Gepäck weg“, sagt der verlassene Vater Ljubomir Petkow, 38. Wo sie jetzt sind, weiß der Exil-Bulgare nicht.

Beim Jugendamt in Friedrichshafen fand Petkow, geschiedener Zahnarzt aus Überlingen, keine Hilfe. Der zuständige Sozialarbeiter Volkmar Blenn, 56, wollte sich nicht einmischen. Schließlich seien die Zeugen Jehovas eine „anerkannte Religionsgemeinschaft“.

Derartige Schicksale häufen sich. Die Sekte wirbt vermehrt um Entwurzelte und Randständige der deutschen Gesellschaft. In Asylbewerberheimen wird der Wachtturm, das Zentralorgan der Zeugen Jehovas, in der Muttersprache der Ankömmlinge durch den Zaun geschoben. In Aussiedlerunterkünften werden Insassen auf den Zimmern umworben.

Jetzt wollen die Zeugen Jehovas per Gerichtsentscheid die Anerkennung als Körperschaft des Öffentlichen Rechts erwirken; sie wären damit der evangelischen und katholischen Kirche gleichgestellt und könnten Kirchensteuern erheben, Seelsorger in Gefängnisse schicken und Vertreter in Rundfunkräte entsenden.

Weltweit bekennen sich 4,7 Millionen Menschen zu den Zeugen Jehovas, die Verkündiger der Sektenbotschaft sind in 231 Ländern aktiv – von Bolivien bis Bosnien-Herzegowina. In Deutschland zählen die Zeugen 166 500 Anhänger, davon 35 000 in den neuen Bundesländern. Vielen hilft der Glaube der Sekte. Labile finden Halt, Drogensüchtige werden entwöhnt. Die Religion der Zeugen verspricht „ewiges Leben im Paradies auf Erden“, ohne Hunger und Kriege, ohne Verbrechen. „Und selbst der Löwe wird Stroh fressen so wie der Stier“, zitiert eine Jehova-Schrift die Bibel (Jesaja 11:7).

Vorher droht allerdings der – terminlich nach mehreren Fehlschlägen nicht mehr exakt festgelegte – Weltuntergang („Harmagedon“). Den werden nur die überleben, die den Versuchungen des Satans widerstehen und den „Richtlinien und Gesetzen Gottes gehorchen“.
Das Berliner Verwaltungsgericht hat einen „Rechtsanspruch“ der Zeugen Jehovas auf Gleichstellung mit anderen Kirchen in Deutschland festgestellt. Der Berliner Senat legte jedoch Berufung beim Oberverwaltungsgericht ein. Die Zeugen Jehovas, begründet Senats-Justitiar Dietrich Reupke, 38, den Widerstand der Landesregierung, wiesen „Merkmale einer totalitären Sekte“ auf.

Ein internes Handbuch für Führungskräfte belegt, daß der Tugendterror in der weltweit operierenden Gemeinschaft tatsächlich bestens organisiert ist: Psychischer Druck, ein Spitzelsystem und ein ausgefeilter Strafenkatalog halten die „Herde“ beisammen. Die Mitglieder müssen sich strengen Regeln unterwerfen und werden rigoros überwacht.

Bis heute sind den Sektenmitgliedern unter Berufung auf die Bibel („Niemand unter euch darf Blut genießen“) Bluttransfusionen untersagt. Als im September 1993 in Neufundland und Kalifornien zwei Kinder, 12 und 15 Jahre alt, an Leukämie starben, weil sie Blutübertragungen verweigert hatten, pries das Sektenmagazin Erwachet die beiden als „Jugendliche, die Gott den Vorrang geben“. Zuletzt starben im September in Spanien zwei Kinder an Hirnhautentzündung und Leukämie, weil ihre Eltern Transfusionen verboten hatten.

Um die Sektenmoral zu sichern, lassen die Sektenführer kranke Mitglieder beaufsichtigen. Damit der todkranke Patient nicht im letzten Moment schwach oder gegen seinen Willen von Ärzten mit Blut versorgt werde, sei es in Einzelfällen „erforderlich, daß rund um die Uhr jemand Wache hält“, heißt es in einem Schulungsbuch für Sektenfunktionäre – Titel: „Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde“.

Das Brevier belegt die straffe Aufsicht über das gesamte Leben der Jehova-Jünger. An fünf Tagen pro Woche sollen sie an „Versammlungszusammenkünften“ teilnehmen, dazu kommen regelmäßige Kreis-Treffen, Bezirkskongresse und die Jehova-typische Akquisition neuer Anhänger, das „Jüngermachen“ an den Haustüren.

„Spornt die Brüder zu regelmäßiger, geplanter Tätigkeit im Evangelisierungswerk an“, fordert das Schulungsbuch. Fast 20 Stunden wöchentlich arbeitet der Durchschnitts-Zeuge im Sektendienst, oft neben dem bürgerlichen Beruf. Sogenannte Sonderpioniere arbeiten 117 Stunden im Monat.

Das Regelwerk bestimmt, gestrenger noch als jeder katholische Sündenkatalog zur Sexualmoral, wie sich die Brüder und Schwestern im Bett zu benehmen haben. _(* Beim Druck der russischen ) _(Wachtturm-Ausgabe. ) Als „zügelloser Wandel“ strafbar ist etwa „vorsätzliches und gewohnheitsmäßiges leidenschaftliches Petting sowie vorsätzliches und gewohnheitsmäßiges Streicheln der Brüste“.

Schlimmer noch sei „Hurerei“, wozu nach Zeugen-Regeln „Homosexualität und Lesbianismus“ zählen, aber auch „oraler und analer Geschlechtsverkehr oder gegenseitige Masturbation unter Personen, die nicht miteinander verheiratet sind“.

Geburtstagsfeiern sind gläubigen Zeugen genauso untersagt wie ein Flirt ohne Heiratsabsicht oder das Ausfüllen eines Lottoscheins. Sporttreiben ist verpönt, ein Hochschulstudium gilt zumeist als Zeitvergeudung. Neue Mitglieder sind, so das Führer-Handbuch, besonders zu umsorgen: „Dadurch wird das Vakuum ausgefüllt, das entsteht, wenn sie frühere Bekanntschaften und weltliche Unterhaltung aufgeben.“

Fehltritte verfolgen die Sektenoberen in einem eigenen „Rechtsverfahren“. Ein Norweger, 102 Jahre alt, wurde ausgeschlossen, weil er beim Genuß von Schnupftabak erwischt worden war. Der Pop-Sänger Michael Jackson zog, so seine Schwester La Toya, als Sektenmitglied, getarnt mit aufblasbarem Gummianzug, der ihn dicker aussehen ließ, durch Los Angeles und verteilte den Wachtturm. Trotz dieses Eifers mußte er Abbitte leisten wegen satanistischer Anklänge in seinem Video-Clip „Thriller“ („Ich würde so etwas nie wieder tun“). 1987 trat er aus.

Beim Prozeß vor dem sogenannten Rechtskomitee dürfen dem Beschuldigten laut Sektenanweisung „keinerlei Briefe gesandt werden“, die ihn zuvor über den Tatvorwurf ins Bild setzen. Während der Verhandlung sind „keinerlei Tonbandaufnahmen“ zulässig. Auch „Beobachter“ dürfen „nicht zugegen sein“.

Missetätern droht „Zurechtweisung vor den Augen aller“ oder, schlimmer, „Gemeinschaftsentzug“. Die Folge solchen Gruppenzwangs ist, so wollen Psychiater in Schweden, in der Schweiz und den USA herausgefunden haben, daß Zeugen Jehovas überdurchschnittlich oft psychisch erkranken. Typische Diagnosen: Depression und Verfolgungswahn. Schizophrenie komme bei den Sektenanhängern, so eine australische Studie, dreimal so häufig vor wie unter Ungläubigen.
Der norwegische Ex-Funktionär Joseph Wilting, 62, behauptet, daß in vielen Gemeinden in seiner Heimat 40 bis 50 Prozent aller Zeugen Jehovas Neuroleptika oder Anti-Depressiva nehmen. Eine wachsende Zahl von Selbstmorden konstatiert eine Studie des US-Psychologen Jerry R. Bergman.

Um die Gläubigen trotz seelischer Nöte bei der Stange zu halten, kontrolliert ein weltweites Aufsichtssystem das Privatleben der Mitglieder. Ärzte, Krankenschwestern, Rechtsanwälte müssen gemäß internen Sektenrichtlinien („Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“) ihre Schweigepflicht brechen und ernste Sünden melden, Kinder ihre Eltern denunzieren. „Die haben überall ihre Spione“, sagt ein Aussteiger.

Sünden von Jüngern werden protokolliert, Erkenntnisse über Abtrünnige gespeichert und bei Bedarf an die Weltzentrale der Sekte in New York übermittelt. Die „Leitende Körperschaft“, im New Yorker Stadtteil Brooklyn ansässig, steuert die weltweite Überwachung. „Selbst wenn ein Sünder sich im brasilianischen Urwald verstecken würde, wäre er für den internationalen Apparat der Gesellschaft nicht verschwunden“, sagt ein Aufseher.

Die Zentrale der Zeugen in New York betreibt einen immensen Aufwand: 30 Hochhäuser gehören zur Schaltstelle der Religionsgemeinschaft, außerdem Hotels, eine gigantische Computeranlage sowie eine sekteneigene Farm mit 688 Hektar Land.
Als Machtzentrum des 1881 gegründeten Konzerns gilt die Firma Watchtower Bible and Tract Society of Pennsylvania. Der Watchtower Bible and Tract Society of New York Inc., einer Aktiengesellschaft, gehört das Vermögen. Die Bank Watchtower Treasures steuert die Finanzströme, ein Großteil der Spenden geht an die International Bible Students Association, die Firma Watchtower Properties verwaltet die Immobilien.

Insgesamt setzt der Bibel-Konzern nach Schätzungen verschiedener Sektenkenner jährlich weltweit etwa vier Milliarden Mark um. Die Bilanzen sind geheim. Nur eine Zahl wurde dieses Jahr bekanntgegeben: 48 857 112,38 Dollar (84 Millionen Mark) gab die Watchtower Society 1993 für ihre reisenden Vollzeit-Prediger aus.

Offiziell speist sich die Sekte einzig aus Spenden („Gott liebt einen fröhlichen Geber“). Doch einiges kommt auch durch profane Geschäfte herein: Das eigens entwickelte Computerprogramm Meps, das es erlaubt, den Wachtturm simultan in 66 Sprachen zu setzen, wurde an IBM verkauft. In Kanada mehrten millionenschwere Investment-Erträge das Sektenvermögen.

Geschickt nutzt der Konzern sein weltweites Filialnetz für Finanztransfers: Die frommen Brüder treten, wie Tenniscracks und Formel-1-Piloten, als Steuerflüchtlinge auf – allerdings jonglieren sie mit ungleich höheren Summen.

So gelang es in der Schweiz letztes Jahr, den Gewinn mit null Franken zu deklarieren. Dort gelten die Zeugen Jehovas als steuerpflichtiger Kommerzbetrieb mit einem Kapital von 10,37 Millionen Franken. In Luxemburg hingegen lag der – dort steuerfreie – Gewinn letztes Jahr bei 6,1 Millionen Francs (300 000 Mark), trotz üppiger Überweisungen nach Brooklyn.

Die einfachen Jehova-Gläubigen machen sich beim weltweiten Geschäft vor allem als schlechtbezahlte Werktätige nützlich. In der Deutschlandzentrale der Wachtturm-Gesellschaft im hessischen Selters beispielsweise wird jeder der rund 1000 Beschäftigten gerade mal mit 100 Mark Taschengeld im Monat abgespeist.

Den Wert des Anwesens schätzen Experten auf 150 Millionen Mark: Die weitläufige Anlage erstreckt sich über rund 30 Hektar, mit Teichen und Springbrunnen. Eine Druckerei produziert _(* Im schleswig-holsteinischen ) _(Trappenkamp bei Neumünster. ) dort pro Jahr 96 Millionen Zeitschriftenexemplare für 58 Länder von Tahiti bis Tadschikistan, von Grönland bis zum Kongo. 15 000 Ferienhelfer haben die protzige Sektenzentrale gebaut – ehrenamtlich. Der Betrieb braucht weder Steuern noch Sozialabgaben zu zahlen, auch keine Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung.

Der Berliner Senat will die Wachtturm-Gesellschaft nicht als Kirche anerkennen, weil sie sich „regelmäßig und vorsätzlich über geltendes Recht hinweggesetzt hat“. Die Zeugen hätten jahrzehntelang gegen die Sozialversicherungspflicht verstoßen – ausgeschiedene Mitarbeiter standen im Alter plötzlich ohne Rentenanspruch da.

In Ungarn verweigerte die Regierung im vergangenen Jahr den Zeugen jede finanzielle Unterstützung, weil die Sekte als „destruktiv“ gilt. In Frankreich untersagte der Staatsrat eine Adoption durch Zeugen Jehovas, weil das Leben des Kindes gefährdet sei, sollte bei einer Operation eine Bluttransfusion nötig werden.

Auch deutsche Gerichte entscheiden immer häufiger gegen die Zeugen. Im Mai hat das Amtsgericht Hagen einer Jehova-Mutter das Sorgerecht für ihren vierjährigen Sohn entzogen.

Das Amtsgericht Passau entschied letzten Dezember, eine Mutter habe „grob gegen die Erziehungspflicht verstoßen“, weil sie ihren heute siebenjährigen Sohn eingedenk der Sektenmaximen („Gott züchtigt seine Söhne“) mit einem Kochlöffel „wiederholt schwer mißhandelt“ und durch Zwangsunterricht mit Zeugen-Ideologie malträtiert habe. Dem Jungen, befanden die Richter, drohe „lebenslanger Dauerschaden“, wenn er unter der Fuchtel seiner Mutter bleibe.

Die Beschäftigten der Sekte werden mit Taschengeld abgespeist

Quelle: spiegel.de

Jehovas Zeugen – Okkulte Musik im Paradies Video

Zeugen Jehovas verwendeten auf ihren Kongress-Video 2016, das ein Vorgeschmack auf das Paradies geben soll, Musik von okkultistischem Ursprung. Der Soundtrack der im Hintergrund zu hören ist, stammt von dem Label Audiomachine, die für viele Filme, die die Werke des Fleisches verherrlichen, die Musik produzieren. Eternal Flame – nie endende Flamme – aus dem Album Epica ist ein Track von vielen anderen Meisterwerken, die in folgenden Kinofilmen verwendet wurden: „Harry Potter“, „The Hobbit“, „X-Men“, „Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street“, „Prometheus – Dunkle Zeichen“, „Hellboy“, „Helloween“, oder auch „Angels and Demons“. Außerdem finden sich Titel in Video-Games wieder wie dem bekannten Ego-Shooter „Call of Duty: Advanced Warfare“ und „Modern Warfare“.

von |September 8th, 2016|2016|0 Kommentare

Messer-Attacke unter Jehovas Zeugen in Günzburg

Wenige Stunden vor der Tat war der 29-Jährige von seiner Frau verlassen worden. Diese zog mit den eineinhalb und drei Jahre alten Kindern aus, um bei ihrer Mutter in Ellzee im Kreis Günzburg Unterschlupf zu finden.

Als seine Schwiegermutter sich in den Weg stellte und ihm zu verstehen gab, dass er seine beiden Kinder nicht mitnehmen dürfe, sei die Situation eskaliert.

Die 54-Jährige soll dem Schwiegersohn unter anderem vorgeworfen haben, Grundsätze ihrer gemeinsamen Religionsgemeinschaft, den Zeugen Jehovas, verletzt zu haben. Am Anfang sei alles gut gewesen. „Er war uns anfangs willkommen.“ Doch dann habe das Verhältnis Risse bekommen, auch weil das junge Paar „sexuellen Kontakt“ noch vor ihrer Hochzeit hatte. Die Ehe aber sei heilig, Sex davor nicht erlaubt. Die Absicht ihrer Tochter, den heute 29-Jährigen zu heiraten, sei in ihrer Familie nicht auf allzu große Gegenliebe gestoßen. Die beiden hätten demnach warten sollen, bis sie „geistig reifer“ seien.

Die familiären Meinungsverschiedenheiten gingen bis zum Abbruch des Kontakts durch Tochter und Schwiegersohn. Die Schwiegermutter jedoch konnte dies offensichtlich nicht akzeptieren, schickte häufig SMS-Nachrichten oder fuhr immer wieder mit dem Auto zur Wohnung des jungen Paares, obwohl ihre Besuche nicht erwünscht waren und meistens nicht geöffnet wurde.

Quelle: Südwest Presse

Die Märtyrer des 21. Jahrhunderts: Tony Morris lobpreist totes Kind von Zeugen Jehovas

Wieder einmal ist ein Kind einer Zeugen Jehovas Familie gestorben, weil es die Annahme einer lebensrettenden Bluttransfusion verweigerte. Diese Haltung wurde von Anthony Morris, einem Mitglied der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas, als vorbildlich gepriesen. Anthony Morris, genannt auch Tony Morris III., ist nach einem Bericht von Lloyd Evans mit dieser Aussage bei einer Kongressansprache gefilmt worden.

Die dreitägigen Kongressveranstaltungen der Zeugen Jehovas werden jährlichen unter wechselnden Leitthemen abgehalten. Das Thema dieses Jahres lautet „Bleibe Jehova gegenüber loyal“.

Es spiegelt vermutlich erstmals die steigende Befürchtung der leitenden Körperschaft vor einem ansteigenden Schwund von Mitgliedern wider, die sich ihrer Indoktrination entziehen.

Diese Tendenz ist neu, aber es gibt auch einige Punkte, die bei allen Jahreskongressen gleichbleiben und sich konstant wiederholen. So erfolgt am Ende eines jeden Kongresses eine längere Ansprache, die von einem der in der Wachtturmhierarchie höherstehenden Mitglied gehalten wird.

Dieser Vortrag beinhaltet in der Regel eine Reihe von vorgeblich positiven Erfahrungen aus der Organisation, mit denen die Zeugen in ihrem Glauben gestärkt oder bestärkt werden sollen.

Nun scheint es jedoch, als sei mit dem diesjährigen Kongress in Knoxville, Tennessee, und dem Vortrag von Morris ein neuer Höhepunkt bei den verstörendsten und geschmacklosesten Sonntagsnachmittagsansprachen erreicht worden.

Morris war dieses Mal der hochrangige Vortragende dieses Programmteils. Zu ihm kann man sagen, dass kein anderer im Gremium der leitenden Körperschaft für seine kontroversen Ansichten so bekannt ist, wie ihr Mitglied Anthony Morris III.

Zum Programmablauf: Ein Video zeigt Morris, wie er in seiner Darbietung eine herzergreifende Geschichte vorträgt:

Ein als Zeuge Jehovas aufgewachsener Junge mit Namen Josh, dessen Alter unerwähnt bleibt, bezahlt mit seinem Leben den höchsten Preis für seine Glaubensüberzeugung. Entgegen dem sanften, aber eindringlichen Rat seiner Ärzte, sich einer Blutübertragung zu unterziehen, während seine Eltern im Hintergrund bleiben und sich von dem Geschehen abwenden, bleibt Josh standhaft. Er verweigert die möglicherweise lebensrettende Transfusion.

Morris stellt diesen Fall in seiner Rede als beispielhaft dar. Josh habe sich damit entgegen „der Glaubensverfolgung“ durch seine behandelnden Ärzte als „Märtyrer“ erwiesen. Er beschließt seine Darstellung mit den Worten „Und wenn er eines Tages auferstanden sein wird, werden wir mehr von ihm hören, weil Jehova diesen kleinen Bruder liebt.“

Daraufhin erfolgt ein brausender Applaus der tausenden Teilnehmer des Kongresses. Damit wollen sie ihre Zustimmung zu dem Gesagten ausdrücken. Und dies entgegen der Tatsache, dass ein Junge, der letztendlich nur als Produkt der religiösen Indoktrination gesehen werden kann, sein Leben aufgrund eines fragwürdigen Verbots einer medizinischen Behandlung durch die leitende Körperschaft verloren hat, während die Bibel dazu tatsächlich keine Festlegung trifft.

Wie könnte dies auch sein, dass etwas durch die Schreiber der Bibel verboten wird, was erst Jahrhunderte später entdeckt, bzw. erfunden wurde?

Wie viele Opfer es bereits gegeben hat, deren Leben auf die gleiche tragische Weise verkürzt worden ist, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass diese frag- und kritikwürdige Lehre der Wachtturmgesellschaft erst seit 1945 gilt.

Gleichwohl die Vertreter der Gesellschaft sich mit der Schilderung derartiger tragischer Begebenheiten vor dem Publikum Gleichgesinnter gern hervortun und brüsten, sind sie mit der Bekanntgabe der weltweiten Todesopfer ihrer Lehre auf statistischer Grundlage sehr zurückhaltend.

So leicht es auch sein mag, mit dem Finger nur auf die Opfer eines Todeskults im 21. Jahrhundert zu zeigen, mit dem eine Sekte ihre ureigensten Interessen vor die ihrer Mitglieder stellt, kann man doch darüber, dass die Ärzte von Josh nicht stark genug waren, ihn am Leben zu halten, nur traurig sein.

Es gibt in Großbritannien, Australien und Neuseeland Beispiele dafür, wie Richter eingeschritten sind um zu verhüten, dass Minderjährige den höchsten Preis für den Fanatismus ihrer Eltern bezahlen müssen.

Wieder einmal wird deutlich, dass die Kinder von Zeugen Jehovas den Schutz des Staates in derartigen Fällen benötigen, und dies unabhängig von ihrer eigenen glaubensmäßigen Überzeugung.

In manchen Fällen, in denen das Gericht eingeschritten ist und ihnen die Entscheidung aus der Hand genommen wurde, hat es bei einigen Eltern sogar den Anschein gegeben, als ob sie darüber erleichtert waren. Schließlich mussten sie sich deswegen nicht mehr vor den Ältesten ihrer Versammlung verantworten …

Warum war das im Fall von Josh anders? Warum ist ihm erlaubt worden, sein kostbares Leben auf dem Altar der fragwürdigen Loyalität einer leitenden Körperschaft zu opfern, ohne dass der Staat eingeschritten ist, während andere Minderjährige in vergleichbarer Lage gerettet worden sind?

Einzelheiten bleiben in dem Vortrag von Morris (absichtlich?) ausgespart und wir werden die ganze Geschichte wohl niemals erfahren.

Was wir aber wissen, und dies schon seit einiger Zeit, ist, dass es entgegen aller vollmundigen Rufe einer Verfolgung durch das System Satans, es letztendlich die Wachtturmgesellschaft selbst ist, die für mehr Todesopfer in den eigenen Reihen verantwortlich ist, als wahrscheinlich selbst dem Diktator Adolf Hitler zugerechnet werden können.

Kindesmissbrauch – Zeugen Jehovas droht Millionenzahlung in Großbritannien

Die Zeugen Jehovas sehen sich in Großbritannien in einem Fall von sexuellem Kindesmissbrauch einer Forderung von Gerichtskosten und Opferentschädigung von insgesamt mehr 1 Mio. £ (GBP) umgerechnet ca. 1.19 Mio. Euro gegenüber. Das Opfer, nunmehr in ihrem dritten Lebensjahrzehnt, war als kleines Mädchen in der Ortschaft Loughborough von dem damaligen Dienstamtgehilfen Peter Stewart über einen Zeitraum von fünf Jahren sexuell missbraucht worden. Die Taten seien in den 80er und 90er Jahren verübt worden. So der Vortrag des Klägers vor dem High Court in London.  Im vergangenen Jahr hatte das Gericht bereits festgelegt, dass die Organisation der Zeugen Jehovas eine finanzielle Schadensersatzleistung von 275.000 £ für ihr Versäumnis, das Opfer zu schützen oder andere Eltern vor Stewart zu warnen, zu zahlen habe. Gegen dieses Urteil hatte die Gesellschaft Einspruch eingelegt.

In der vergangenen Woche wurde dieser Einspruch jedoch von dem Berufungsgericht zurückgewiesen. Das Gericht entschied, dass die Organisation sowohl dem Opfer von Stewart die Entschädigung von 275,000 £ als auch die gesamten aufgelaufenen Gerichtskosten von geschätzten 1 Mio. £ zu zahlen habe.

Stewart, der in seiner Eigenschaft als Zeuge Jehovas Bibelstudien mit Interessierten durchführte und im sogenannten Haus-zu-Haus-Predigtdienst tätig war, hatte das Mädchen, dessen Name aus rechtlichen Gründen nicht genannt wird, in einem wöchentlichen Zeitabstand über fünf Jahre missbraucht.

Das Mädchen war dadurch so sehr traumatisiert worden, dass ihre Ausbildung und ihre spätere Laufbahn massiv beeinträchtigt waren. Sie litt unter Alpträumen und plagte sich sogar wiederholt mit dem Gedanken an Selbstmord.

Als ihr Ehemann sie während eines Urlaubs „ohnmächtig in ihrem Bett neben einem Stapel von Paracetamol Tabletten fand“, hatte die Angelegenheit einen Höhepunkt erreicht. Sie hatte im Jahr 2000 erfahren, dass Stewart vor einer Entlassung aus der Haft stand. Daraufhin berichtete sie ihrer Mutter von seinen Taten.

Nunmehr wurde im Folgejahr auch die Polizei eingeschaltet, die jedoch nicht mehr gegen Stewart vorgehen konnte, da dieser im gleichen Jahr im Alter von 72 Jahren verstorben war. Er war bereits im Jahr 1995 wegen des Missbrauchs von einem jungen Schulmädchen und einem Jungen, einem Zeugen Jehovas, verurteilt worden.

In dem neuen Fall wies die Organisation der Zeugen jede Verantwortung für die Taten ihres Dienstamtgehilfen zurück. Ihren Anwälten zufolge war Stewart in dieser Eigenschaft kein Angestellter der Kirche, sondern handelte nach den Zusammenkünften eher aus freien Stücken, „etwas mehr als ein reguläres Mitglied, eher so etwas wie ein Ordner.“ Verantwortung für das Wohlergehen von Kindern sei ihm keinesfalls übertragen worden.

Mit der Begründung, dass es sich nicht einfach um einen Fall von Gelegenheitsmissbrauch gehandelt habe, wies der vorsitzführende Richter Floyd diesen Einwand jedoch zurück.

Die Position von Stewart als Dienstamtgehilfe sei mit einem „Beschäftigungsverhältnis durchaus vergleichbar“ und habe ihm den Status einer Vertrauensperson verliehen. Mit diesem offiziellen Status „habe er eine Autorität inngehabt, die ihm den Zugang zu unbegleiteten Kindern überhaupt erst ermöglichte.“ Wäre das nicht so gewesen, hätte die Mutter seines Opfers ihm niemals Zugang zu ihrem Haus gewährt.

Älteste der Glaubensgemeinschaft hätten es zudem in den 90er Jahren versäumt, angemessene Schritte zum Schutz von Kindern einzuleiten, nachdem Verdächtigungen laut geworden waren, dass Stewart sich an einem anderen Mädchen vergriffen haben soll.

Aus diesen Gründen sei es „fair und angebracht“, dass die Leitung der Glaubensgemeinschaft für die Entschädigung des Opfers aufkomme, so Richter Floyd.

Quelle: leicestermercury

Doch kein Unfall? Abschiedsbrief von dem 57-Jährigen Zeugen Jehovas Prince gefunden

Sein Tod schockte Millionen. Für den Gerichtsmediziner war Princes („Purple Rain“) Überdosis an dem Opioid-haltigen Schmerzmittel Fentanyl ein „Unfall“.

Doch jetzt schockt ein Bericht im Magazin „InTouch“ die Fans mit der vermeintlichen Enthüllung, dass der Musiker sein Ende nicht nur kommen gesehen sondern sogar einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte.

Ein enger Freund verriet demnach, dass der 57-Jährige diesen mit Druckbuchstaben auf einen herausgerissenen Notizblock-Zettel gekritzelt hatte: „Als ich es las, ist mir das Blut in den Adern gefroren.“ Warum das denn? „Da stand: ,Ich brauche etwas, was die Schmerzen stoppt, selbst wenn das heißt, dass alles irgendwie vorbei ist. Es ist Zeit zu gehen, ich wollte aber noch nicht so früh weg… Ich wollte noch nicht jetzt gehen. Love, Love, Love.“

Das Schreiben wurde von den Behörden übersehen und von einem Bekannten zwischen Princes Notizbüchern entdeckt. Der wollte nicht, dass es an die Öffentlichkeit kommt.

Quelle: express

Ein 47-Jähriger Zeuge Jehovas hat eine 15-Jährige gestalkt und dadurch zu Suizidversuchen getrieben. Wegen Nachstellung, sexuellem Missbrauch, Nötigung und Körperverletzung muss er sich vor dem Amtsgericht Esslingen verantworten

Esslingen – Die Vorwürfe wiegen schwer. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft wirft dem 47-jährigen Angeklagten Nachstellung, sexuellen Missbrauch, Nötigung und Körperverletzung vor. Der verheiratete Vater zweier Kinder soll von Herbst 2012 bis zum Herbst 2014 eine anfangs 15-Jährige derart massiv bedrängt, bedroht und verfolgt haben, dass diese zweimal versucht habe, sich umzubringen. Der Mann habe die Jugendliche mit seinem Stalking der „Todes- oder Gesundheitsgefahr“ ausgesetzt, heißt es in der Anklage.

Der 47-Jährige streitet die Anschuldigungen vor dem Amtsgericht Esslingen ab. Wohl habe es eine einvernehmliche Liebelei gegeben, doch die Initiative sei von ihr ausgegangen. Die Verhandlung gibt nicht nur Einblicke in das Seelenleben zweier psychisch angeschlagener Menschen, sondern auch in die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas, über die sich der Mann und das Mädchen kennengelernt hatten. Von da an soll er sie der Anklage zufolge mit Anrufen, E-Mails sowie mit Whatsapp- und SMS-Nachrichten regelrecht bombardiert haben. Zu jeder Tages- und Nachtzeit habe er dem Teenager seine Liebe bekundet. In den Akten befinden sich laut der Anklage „mehrere tausend“ solcher Nachrichten. Das Mädchen soll acht Mal die Mobilfunknummer gewechselt haben, um die Belästigungen ins Leere laufen zu lassen – vergeblich.

In psychiatrischer Klinik als Onkel ausgegeben

Allein bei fernmündlichen Liebesschwüren und Annäherungsversuchen soll es zudem nicht geblieben sein. Mehrfach habe der Mann seinem mutmaßlichen Opfer aufgelauert, es beobachtet, verfolgt, ausspioniert, gestreichelt, umarmt, geküsst und unsittlich berührt. Der von ihm ausgehende Psychoterror habe die Jugendliche krank gemacht, sie habe sich geritzt und zwei Suizidversuche – einen Ende Oktober 2014 – unternommen. Selbst dann noch, als sie teilstationär in einem psychiatrischen Krankenhaus behandelt worden sei, habe der Angeklagte den Kontakt zu ihr gesucht, indem er sich für ihren Onkel ausgegeben habe, heißt es in der Anklage. Tatsächlich erhielt er dann dort ein Hausverbot.

Der 47-Jährige auf der Anklagebank hat akribisch aufgeschrieben, was ihn seiner Ansicht nach entlastet. Sein Pflichtverteidiger überschreibt die Einlassung seines Mandanten mit den Worten: „Die Vorwürfe stimmen so nicht ganz.“ Der Angeklagte bestreitet nicht, mit dem Mädchen regen Kontakt mit gegenseitigen Liebesschwüren gepflegt zu haben. Aber es sei nie zu einer körperlichen Annäherung gekommen. Seine Frau habe von alldem nichts mitbekommen, das Verhältnis zu ihr habe sich in einem „Frostzustand“ befunden.

Die Initiative sei von ihr ausgegangen

Er gebe zu, es sei „komisch, sich in meinem Alter mit einem Teenager abzugeben“. Doch die treibende Kraft sei das Mädchen gewesen, das er in seiner Aussage in kein gutes Licht rückt. Die heute 18-Jährige habe in ihm damals ihre große Liebe gesehen. Sie habe zuerst Kontakt zu ihm aufgenommen, ihm Avancen gemacht und mit ihm „durchbrennen“ wollen. Wenn er versucht habe, sich von ihr zu distanzieren, habe sie gedroht, sich umzubringen. „Sie hat ständig sehen wollen, wie weit ich für sie gehen würde.“ Zudem habe sie ihm immer wieder erzählt, von älteren Männern begehrt und geliebt zu werden. Das sei eine regelrechte Obsession von ihr gewesen. Auch habe sie behauptet, ihre Mutter zwinge sie zu einer Beziehung mit einem zu ihrem Alter passenden Jungen.

Der 47-Jährige stellt sich vor Gericht selbst als Opfer dar. Schon als Kind sei er von seiner Mutter mit den Zeugen Jehovas in Kontakt gebracht worden. Unter den Repressalien der Religionsgemeinschaft habe er fortan sehr gelitten. Er habe keinen Geburtstag feiern und keine Freundin haben dürfen, Sex und Küssen seien absolut verboten gewesen. Im Alter von 40 Jahren sei er an Krebs erkrankt und dem Tod näher als dem Leben gewesen. Dass er im Krankenhaus auf keinen Fall Bluttransfusionen erhalte, sei von den Zeugen Jehovas – gemäß ihrer Überzeugung – kontrolliert worden. Zudem hätten ihn Berichte über Prügel und Bedrohungen innerhalb der von ihm als „gefährlich“ bezeichneten Religionsgemeinschaft belastet, sagt er.

Angeklagter bezeichnet sich als „schwer depressiv“

Er sei gezwungen worden, seinen eigenen Sohn während der „Versammlungen“ genannten Treffen zu verprügeln, weil der nicht ruhig habe sitzen können. Der Junge leide bis heute darunter, „ich war froh, mit meiner Familie da rauszukommen“. Die Zeugen Jehovas seien seinem Austritt letztlich mit einem Rausschmiss zuvor gekommen. Das alles habe ihn „schwer depressiv“ werden lassen, und dass er nun wegen der aus seiner Sicht ungerechtfertigten Vorwürfe „vor Gericht antanzen“ müsse, belaste ihn unheimlich.

Das mutmaßliche Opfer wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehört. Die Verhandlung wird fortgesetzt.

Quelle: Stuttgarter Zeitung

An die leitende Körperschaft

Wahrheiten jetzt! ist dankbar dafür, dass die Wachtturm-Gesellschaft der Website so viel Aufmerksamkeit gibt. Die Themen auf dieser Website müssen die Wachtturm-Gesellschaft so sehr stören, dass sie alles daran setzen den Betreiber in Gerichtsprozesse zu ziehen um ihm hohe Geldstrafen (bis zu 250.000€) oder ersatzweise 6 Monate Haft anzudrohen. Liebe leitende Körperschaft, D. H. Splane, A. Morris III., D. M. Sanderson, G. W. Jackson, M. S. Lett. S. F. Herd, G. Lösch und G. H. Pierce:

Die Wahrheit steht von alleine aufrecht, nur die Lüge braucht Gesetzesschutz!

Erwartet Gott und Jesus das von euch? Hätte Jesus so gehandelt? Ihr sagt von euch selbst das ihr vom "Geist geleitet" seid. Ihr sagt selbst das ihr geistgesalbte Christen seid. Ihr sagt selbst das die Bibel über allem steht. Warum macht ihr euch dann selbst, durch Gerichtsprozesse lächerlich? Warum versucht ihr erneut zu richten? Warum wollt ihr nicht in die Fußstapfen Jesu treten, der so mild gesinnt war?

"Nun hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petrus: Steck das Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gegeben hat?" (Johannes 18:10, 11)

Da ihr euch offensichtlich auf dem Weg der Finsternis befindet, wünscht euch Wahrheiten jetzt! sehr baldig, Jesus anzuerkennen und ihm nachzufolgen, um dem Willen des Vaters zu tun!